Paradies aus Schwefel

Ich kann mich auf alles anwenden. Auf dich, auf mich,
sogar auf alle Tiere, schleichende Schleichen, also Anguidae,
Flügel faltende Falter, also Lepidoptera.
Manche davon bin ich in Bernstein-Quadern,
manche bin ich in den Lüften.
Ob ich ein Ich bin, ist nicht mit Sicherheit zu sagen.
Kein adäquater Ausdruck beschreibt den Zeitenkelch,
der mich mottig anzieht, nichts kleidet mich mehr in ein Wunder
als die Erinnerung, das erinnerte Ich. Als hätte ich erlebt,
was ich zu erinnern fähig bin. Ich kenne keine andere Nähe
als die Berührung zweier Oberflächen. Die Hand – was sind wir davon,
was bist du davon? Ich spüre nur mich, du bist mein Widerstand.
Gib mir deine Hand, ich habe nichts von dir an meinen Händen.
Bevor ich dich ansehen kann, bist du verschwunden.
Wir sind nur Kinder im Vorgarten der Hölle,
unser Paradies aus Schwefel.

Ich strecke die Hände aus, auch im Geiste, die Hände aus nach dir.
Du windest dich, ich halte es für einen Tanz. Manchmal tanzt du,
windest dich nicht, ergibst dich dir selbst,
und ich mache mich über dich her, beuge mich nach vorne,
zu dir hin, in dich hinein, durch dich hindurch.
Ein Ort, an dem deine Kräuter wachsen. Ich bin verloren.
Wie ich mich in deinen Gewittern winde, Blitzfinder im Regen.
Ich gehe den Weg unaufhörlich, finde mich auf mich selbst wartend vor,
nur um mir zu sagen, geh weiter, wer immer du auch bist.

»Wer bist du?«, rufe ich und sitze bereits in dir,
halte Kräuter in der Hand. Du wirst mich finden, die Orakel
werden meinen Namen nennen, die Wurzeln werden
nach dir greifen, die Vögel werden deine Ohrentrommel bersten lassen
durch Lieder, Lieder, Lieder, die meinen Namen singen,
die meinen Namen kreischen, die meinen Namen kennen.

Stets du die Biene, der geöffnete Kelch, der von der Sonne trinkt.
Stets ich das Aufflattern der Pollen, stets wir der Honig des Leibes,
golden flüsternd die Unendlichkeit zweier Körper bedeckend,
gliederlose Schweißperlen rinnenden Harzes, das überbordende Weltenall,
das sich selbst erblickt. Auf Stufensteinen hinauf zum Mond,
in den Tann, in rätselhafte Momente, in Staub, ewigen Staub,
des Leibes Durst, der Kehle Durst, der Kehlen Durst.
die goldenen Eier des Widders. In den hinteren Auen, am Tanzplatz dort,
an dir, nah an dir dran, dir dran. Ich komme aus allen Trögen, Flaschen, Fässern.
O sprich mir in den Mund die Lieder, höre mir das Herz heraus!