Andockbare Ziele

In vielen Textformen spüre ich nach der Essenz des Andockens. Man spricht so oft von dem, was zwischen den Zeilen steht, nur steht da nichts (ich habe nachgeschaut). Der wahre Autor weiss nicht, was er tut und kann deshalb auch nichts zwischen die Zeilen schreiben. Völlig absichtslos aber widerfahren ihm andockbare Ziele.

Die wahre Sprache besteht nicht aus dem, was gesagt wird und auch nicht aus einer rhetorischen Figur. Das alles ist Augenwischerei. Ob jemand trivial oder literarisch schreibt ist unerheblich. Ein Text ist immer nur ein Text. Unser Grunzen, das wir in Zeichen gießen, bedeutet gar nichts. Wir können uns damit nicht einmal mit einer anderen Spezies unterhalten. Ich las meinem Hund und meinen Katzen jene Passagen vor, zu denen ich gerne ihre Meinung gehabt hätte, aber erst, als ich mich mit ihnen um einen Trog versammelte, um auch mein weiches Flotzmaul in den weichen Matsch zu pressen, zeigten sie eine andere Reaktion als aufmerksame Langeweile. Entsetzt waren sie nicht, denn sie hatten mich ja noch nie etwas – nach ihren Maßstäben – auf vernünftige Weise essen sehen. Immer saß ich an einem Tisch und bröselte zu ihnen hinunter. Mit Literatur war ihnen nicht geholfen. Und bei meinen Pflanzen bin ich mir auch nicht sicher. Ich hatte es mit Lovecraft, Antonin Artaud, Friederike Mayröcker und Stephen King versucht (ich glaube, bei Mayröcker schlugen ihre grünen Schuppen leicht aus).

Ich frage mich also, was das sein soll, wenn man sich in seinem Leben ausschließlich mit Literatur beschäftigt (abgesehen von einigen Ausflügen in die Klangschalen der Musik, die ich jedoch noch nie abseits der Poesie verortet habe, auch nicht, wenn es richtig kracht und scheppert. Ich höre mir eine Band, die klingt, als hätte man sie zusammen mit ihren Instrumenten die Kellertreppe hinuntergetreten, ebenso an wie den göttlich-gestörten Schumann. Berührungsängste habe ich nur bei Idioten, also bei Idioten, die mit jeder Äußerung ihres Gemüts danach schreien, Idioten genannt zu werden. Demnach bei fast allen.) Gestern habe ich mir den zweiten Brenner-Film angeschaut, weil ich vor lauter Müdigkeit und Kopfschmerzen nicht lesen konnte. Fast täglich kommen die noch fehlenden Kanonbücher herein, Jonathan Lethem, Egon Loesers, Edward Carey.

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