Archiv der Kategorie: Hundertprosa

Der Solomensch von Java

Ein Ort, in Länge und Breite begrenzt, nach oben unendlich. Die Abende schossen aufs Dach, also setzten sich die Schindeln auf die Fensterbank, um Goldvögel zu beobachten, von oben nach unten.

Auf diesen Straßen führen die Löcher an einen Platz, der verborgen im Herzen des Wahrnehmenden liegt, ums Bezaubernde, Zaubern, um Allmagie um uns herum.

Movemento: bewegt im Raum, Zeitketten anorganisch, Urgesichter, Uhrengesichter, Wildwechselmimik, die schönsten Regenschauer auf einen Blick. Ich bin jetzt niemand mehr und das ist die Knute der Vergeltung.
Aufgepelltes Rosenrot, die tonnenschwere Last des unbeachteten Geschirrs, die molesten Stufen; kein Stock wird mich führen, kein Geländer mich hangeln.

Auf und Ab ekstatischer seelischer Zustände, Gleichnisse, Traumgesichte in einem absoluten Tanz.
Aussehen: wie der Solomensch von Java.

Die Schnitt’ die Zunge leidet

 

Welcher Sinn lag hinter dem Murmeln,
das Bäche simulieren wollte?
Das Erbrechen hochangesehener Wörter
ist beinahe moderne Literatur.
In der Hoffnung, jemand verstünde also doch;
dann die Theorie: Du musst dich getäuscht haben,
das Verstehen bist nur du.

Tänzer in Glasbehältern in der Stadt
tanzen rund um die Uhr, sie pausieren nie.
Es ist die Freiheit, die Welt zum ersten Mal zu erblicken.
Da ist zunächst keine Welt, die man sich ansehen könnte.
Bunte Zikaden die Stimmen, Augen, die ihre selbstgefällige Freude spiegeln,
Münder, hinter denen Töne lauern, wie sie
von Schwachsinnigen gebrabbelt werden.
So empfängt uns die Welt. Von der Mutter
sieht man nichts, schmeckt nur unendliche Milch,
die Unendlichkeit des warmen Körpers (Cula, Cali –
original orgies since 37).

Ist auch alles noch so sehr zersplittert,
so sage ich es doch in mein eigenes Zimmer hinein:
wie Scherben, die im hellen Schein erstrahlen,
mir unterschiedliche Geschmäcker bieten,
die nur ein Traum in der Morgendämmerung sind gewesen;

wie Bilder mir ein Wunder sind,
wenn sie niemand sonst beachtet;
an wie vielen Schnitten die Zunge leidet,
sie lispelt, sie zischt unentwegt;
mal verharrt sie zwischen Gaumen und dem eigenen Bett,
das sich mit Speichel füllt.

Ertrunken ist im Nachtgewand
noch nie ein Träumer, der ein Eiland weiß.

Monstra sunt

Was soll’s : ich hab’ Mönschen gesehn, die konnten fliegen;
weil sie aber nicht wussten, wie sie’s gemacht, sind sie
wie die Lemminge in Gruben gestürzt oder haben sich
anderweitig den Schenkelhals ruiniert. Vielleicht waren sie ja
innen hohl; der Wind findet seine Pforte auch in einem Schlüsselloch,
warum denn also nicht in einem aufgesperrten Maul?
Die also habe ich gesehen : Heilige Säufer,
Schlangenmenschen habe ich gesehen, aufgestandene Tote.
Um die großen Meere herum ist Monsterland,
die Meere selbst sind das ›monere‹, deshalb ja wohl die Stürme,
von Riesenmaulhaien aufgetürmte Wellen, die nicht wollen,
dass wir zu Wundervölkern und phantastischen Kreaturen durchdringen.
Wir könnten sonst erkennen … warte, wo hab’ ich nur
wieder schnell den Zettel … monstra sunt in genere humano!

Anton Reisers Auffinden

Es spukt in manchen Häusern mit einer ganz besonderen Kraft.

Ich weiß nicht, welche Meinung ich hatte als der französische Germanist Robert Mindler ein Exemplar des Anton Reiser im Pferdekarren eines Antiquariats fand. In die Seite des Polsters gerutscht.

Im Dorf fanden Beschneidungsrituale statt, Hochzeitsfeste, die Erste Nacht, Götzenanbetung. Die Saftpresse musste ihre Arbeit streng verrichten. Anstelle einer Citrusfrucht wurde dort ein Mensch gemalmt.

Es gab Musik, denn der Zauber der Musik ist, wie der Zauber der Liebe, voller Wunder und Symbole. Wer das eine nicht hat, kann das andere nicht finden. Der Nachhall der Töne ging noch säuselnd durch die Herzen der Versammelten. John Wilmot Earl Of Rochester krönt einen Affen zum Dichter. Es ist doch eine so aufrecht versoffene und verhurte Zeit wie man sich nur wünschen kann.

Ich bin nur dann, wenn du mich betrachtest, gehe ich aus dem Zimmer, habe ich nie existiert.

Am Entsetzlichsten ist, was sich durch Masse definiert. Wir sind so viele Wege gegangen, dass sie sich durch unser Gehen auflösten, im Gras verschwanden. Ich habe dann dein Blumenkleid betrachtet, ich gestehe, ich habe es auch angehoben, aber es war zu spät, ließ mich nicht ein, deutete auf die Nacht. Es ist schon sehr spät, nicht wahr? So gingst du zu den anderen, und ich konnte das Kleid nicht mit dir teilen; sagtest, es müsse allein an dir haften, bis das Fest sich niederlegt, die Gesellschaft in alle Winde zerstoben ist.

Ob mit oder ohne Pferde, Kutschen, Windjammer, Taschentuch, good bye, zum Tränen schütteln. Ein Windhund benetzt die Stiefel, die Spuren. Da sind Pfützen entstanden. Regen stürzt nach oben. Andauernd tropft es aus der Erde, die Pferde trinken wie Narren sich Durst an.

Stenographia und Pneumatologische Schriften

Die Erinnerung ist der Kern der Muschel, der zur Perle wird, durch Verletzung des tiefen Mantelgewebes verursacht, als gäbe es ein Seelen-Aragonit, aus dem die spitzpyramiden Kristalle ihre Form dem häufigsten Traum angleichen, an den man sich gerade aufgrund seiner Häufigkeit nicht erinnern wird. So verwoben ist nämlich dieser Traum mit dem ehemals gespeicherten Eindrücken, dass bald nicht mehr klar erscheint, wer da ins Becken griff, um das darin sichtbare Bild zu fassen. Oder ob nicht umgekehrt aus dem Teich eine Hand sich streckte, sein Ebenbild zu berühren, das dann unter der Berührung Wellen warf, und ob es sich nicht auch bei dem Wasserwesen nur um den Traum des Wasserwesens handelte, an den es sich, weil häufig geträumt, nicht erinnert.

Die Erinnerung ist also nur (mag sein) die Komposition verschiedener Inhalte, die man auch zu denken fähig ist. Denn so wie die Klänge der Musik aus dem Nirgendwo zu kommen scheinen – was wiederum nicht sein kann, da das Nichts kein Musik-Molekül besitzt – sind es die schönen Schattierungen jener Episoden, die man sich wünscht, die sich zu einem Reigen auf die Gedankenäste setzen, um von dort gepflückt und neu angeordnet zu werden. Und ich frage mich, wie man sich an Dinge erinnern kann, die nie geschehen sind, und ob man das Innere der Erinnerung je wirklich wahrgenommen hat, als man die Empfindung speicherte, oder ob das Geschehen sich nicht durch meine Erinnerung überhaupt ereignete. Und ich beantworte mir die Frage mit: Ja, so ähnlich, aber anders.

Haus der 1000 Köpfe

Das junge Ding erblüht wie eine Rose und stinkt etwas nach Fischmehl.
Ein Feuer für den Witchfinder Hopkins, samt peinlicher Befragung.
Die Welt wird ja nicht mitgenommen; im Sande Mord und Totschlag. Das
ästhetische Spiel wirft Sand wie Fragen auf, hübsche Glieder
peitschen tintenfischartig unter einem groben Korpus hervor,
noch ein Strumpf am Zeh (was will man sagen,
sie wedelt, bekommt ihn nicht ab), die Hand auf ihren lauten Worten
brennt so heiß wie frischer Kaffee auf der Zunge.

Noch habe ich nicht die Farben erkannt, bleiche Tochter,
grüngelb die Farben, oder das ausgebeinte Husarenstück,
Kamm des Gestern,
schön weit hoch
von ungerühmter Abstinenz der Klänge,
außerhalb der verbotenen Zone steht die mobile Maniküre bereit,
Trommelwirbel!
zuerst leise, dann immer lauter,
jung, schön, mit prächtigem Blondhaar. Irgendwann
hatte es immer einen Anlass gegeben,
war etwas Unerklärliches geschehen, so dass die Sonne
mit ihrer Kraft aufscheinen konnte. Am Waldrand
bewegte sich etwas, wo das Haus mit den 1000 Köpfen stand.
Er bekam Antwort vor Holzdächern und hölzernen Pfannen
von einem Mädchen mit langen blonden Zöpfen,
mit dem Finger nach rechts schlug sie einen Kreis.
Ein heilloses Durcheinander
durch die trübe Tasse erspechtet,
verzerrt spuckend die Eckkneipe,
da trampelt sie schon herein, schreit:
»Alle mal herhörn! Wer!?«

Aber das wusste keiner, niemand wusste es,
dem Hydranten zum Trotz, von Feuerbowle genaschter Falt=Tropfen,
Abfall abgefallen, außerhalb.
links Sonnenschein, noch im Eckenerkerfenster.

Als die Sache aufflog
mit einem Marsch in den Süden,
sündige Beine rasiert und voller Autobahn. Die Klinke war
gebogen und aus Metall, eine kühle Halle mit Rauhputz und Kahlheit:
die Reden der Königin in Ausschnitten, ein halbes Büro,
einfach nur Halluzination, auf den Tischen traten kleine Lampen auf,
du kennst sicherlich die Geschichte dieses kleinen Landes,
die verurteilten Todesmasken, Freibier und auch
kostenlosen Wein. Weiter vorn brannte kein Licht,
die Lichter des Dorfes; wo er hinschaute, nur Gesichter –
und kein Gesicht hatte der Zahn der Zeit zerstört.
Das Haar schimmerte fast golden, ein Stirnband hielt
die Flut zusammen. Schattenhaft die Umrisse, Dunkelheit
nur ihr Schatten. Ich musste vorsichtiger sein,
der breite Strom trennte beide Gebirge, wir rollten ins Dorf,
in den Fenster steckte natürlich kein Glas mehr, abgehauen auch:
das Personal. Weißgrüner Schimmel bedeckte die Wände,
die alten Holzbänke, es gab noch den Tresen. Hier unten
roch es muffiger und feuchter,
vor unseren Fußspitzen lag ein quadratisches Loch.

Die Engelmacherin

Oben am Kriegerdenkmal; erste Liaison mit einer, die im Damensattel ritt. Aufgespartes Pfläumchen, Wald und Pavillon zum tratschen, Hirsche zum schießen, alles kräftig begatten, jedes zweite Kind stirbt, alle Damen ran an den Halm, den Born aufgesperrt! Das kleine Ding durchlaucht.
»Ich sehe, Ihr seid gekommen!«
(Ja, was sonst, der einzige Spaß, etwas Verpothenes & Empörendes zu tun!) Wie würde das edle Ding auf eine Tüte Gummibären reagieren?
»Ich habe Euch Blumen mitgebracht!«
Dafür gibt sie nicht ihre Hand.
Das ungewaschene Bein hinaufschnuppern, mit der Nase in den Röcken verheddert verenden –
(Der Galan sieht aus wie ein Räuber!)
»Euch wächst noch nicht einmal Gesichtshaar!« Aber er hat einen feisten Händedruck, man merkt’s, wenn er rund herum die abgebundenen Taille tastet. Die Romanze beginnt mit der Neugier, das Aufsatteln ist ein Akt der Wonne, bei dem sie schreit wie ein abgestochenes Ferkel. (Wer braucht schon Hände!) Die Blumen fest in der Hand, Knöchel blank, der Rohling hechelt den Gestank des rohen Fleisches in ihr rosafarbenes Loch, garniert mit kleinen weißen Zähnchen, und zwischen den Beinen brennt der Scheiterhaufen und riecht auch noch nach Brandbeschleuniger.
Da geht sie : Au!, den Hain und Au!, das Pferd, flennt wie ein Rohrspatz, wie mit dem Kleid, den Röcken einen Stallboden aufgewischt. Die Kloaken der Jungstuten, das werden die urbanen Verhältnisse später notwendig machen, müssten betreut werden, hier ist nicht jeder Edelmann, da wird sich schon mal bedient, da wird sich hergegeben, wer soll’s denn richten, wenn nicht der Pfiffikus des Waldes?
»Ich habe Euch nun ein für allemal durchlaucht!«
(Das büßt er, der Knecht!)
Am Heuschuppen schnuppern; getraut er sich denn zurück nach dieser Szenerie? Das Hubertusrudel wird’s verbreiten, flüsternd : Das kleinste Dämelchen ist vom Pferd gefallen, hat sich an seltener Stelle verwundet, wie der Zufall es will. Rumtreiben, rumtreiben; da sind doch nur Holzfäller und kaiserliche Pilzpflücker am Werk! (– und Pferde Auf- und Absattler!)
Gar nicht so wie in den getürkten Geschichtsbüchern, wer von wem abstammt, Blickwinkel der Heraldik, so manch einer unter schöner Ornamentik dahingerafft, Blutleer, aber die Zeit war wer im Gegensatz zu allen Blödeleien der Moderne. Sowas wie Hosenbeine kaufen, keinen Rock tragen, etepeteten (anstatt trompeten), höfeln oder dienern, kratzbuckeln, und dann im Heu die dreckigen Gedanken der Mahlzeit der Pferde beigemischt!
»Das will ich jetzt aber genau wissen, dir läuft die Ehre die Beine runter, versickert in Fetzen! Im Grunde müsste man dich ersäufen oder alles verschweigen; doch das würfe Fragen auf, wenn du mit gespreizten Beinen die Decke anstarrtest, die Hecksen dir die Frucht aus dem Leib pellten. Da soll jemand auf den Umfang achten, die Zofen alles abschnüren!« – das enge Ding noch enger, die Libertines am gaffen, die Engelmacherin mit der brüllenden Kutsche eingefahren und begastet, als wäre sie nicht die, die dann ihre Tränke aus dem Tuch pult, von Welt gewandet, wie eine Schirmherrin schwarzer Künste.
Ersäufen oder verschweigen!
Während sie tatsächlich Risse und Speckflecke zählt, Stricknadeln in ihr pfuschen. Die berechtigte Frage, »Wieso denn?«, auf den bebenden Lippen. Hubertuston!
Der Hirsch, der ihr zwinkert, tot oder anderweitig beschäftigt, die Leber in einem Zwack herausgedampft und redlich getilgt, je nach Stand, frisches Blut, Organ aus dem Leib, die Frucht in der Kälte ein Klumpen blutiger Dotter, dampfend der Geist an der Speckdecke haftet, Formen choreografiert. Jemand betritt den Raum und ahnt es nicht, da kniet doch tatsächlich eine Vettel?
»Ich habe Euch Blumen mitgebracht!« (– oder allerlei Beeren, die ich fand.)
»Stellen Sie’s ab, und sagen Sie mal, tickt die Uhr da?«

Mitternacht in einer perfekten Welt

Fassung von 2021
Fassung von 2017
Am 18. März 1856 löste eine Magd, die einen Brief, der ihr zu Boden gekullert war, suchte und dabei die Kerze verlor, den › Selber Brand‹ in ihrer Stube aus. Dabei dachte sie nicht an die ›Pudding Lane‹, Herrschaften, sondern an ihren Goich, den man auch ›Höllengoich‹ – Freier der Mägde – nannte.

Mitternacht in einer perfekten Welt. 

Durch kreischjauchzende Feuervorhänge, unter Glutstrahlen geschwärzter Fensteröffnungen eines brennenden Hauses; und noch viel höher, und noch viel mehr. 

Mitternacht in einer perfekten Welt. 

Vom Ramschladen ausgespiene Torheit, in den Keller-Rinden feststeckend, angebacken, rücksichtslos Schlieren ziehend aus dem Vakuum 

(dem Inhalt der blonden Fee, die einer Tasse Kaffee ähnlich sieht); 

und noch viel höher, über den beringten Streifen letzten Tageslichts, der ein weiteres, ein letztes Mal auf sich aufmerksam machen möchte: 
	
– Hierher!
	
(denn ›dorthin‹ ist keine Option).

Die spinn-tappichten Beine fingerdürr, lang wie Lulatsch, taktil, forsch, unangenehm schaudernd, klaglos pochend, schuhlos staubraffend, lochkrabbelnd tiefer schwitzen   

(Wasserhöhlenornamentik in einem Sesamsemmelteig), 

und schöne ranzige Blumen, so fett, so schleimglänzend angelustert, langbetrachtet, handgewalgt 

(die Fregatte draußen in der Bucht streift tonnenweise Netz aus), 

unter einer Kopfhautschwarte leuchten Blutbilder hervor für einemillionundsexundsechzich, eine billige Bronzekordel ist dabei zu ziehen, von zwei Schrauben gehalten 

(der Spuk-Napf in der Wand). 

Schon taucht das orientalische Zirkuszelt aus der Grünkohlsuppe und räuspert sich gelungen, fugendicht; im Takt graphischer Disposition korrespondieren die einzelnen Stimmen, wartend auf die Parusie 

(das Planetenwalzwerk dünnt die Zeitbänder aus dieser scharfsinnigen Dummheit). 

Der Schlängelgraben ist jetzt besser denn je zu sehen, die Legeröhre, den sich verwölbenden sprungreifen Follikel im Schlepp 

(komm nur näher ohne Eile, kommnurkomm). 

Bei den Augenornamenten liegen geflochtene Hüte im Staub, geraffte Decken aus Bergziegenwolle und Hundehaar verraten die Behausungen aus Zedernbrettern, zerschlagene Kupferplatten, kaltgehämmert, verteilt 

(Mitternacht); 

oder eine binnenländliche Flusskultur 

(kristallene Oktaeder zerbersten in der Biozönose).
	
– Welch schöner Schlankbär!

Und tritt mit deinem Bundschuh Flammen aus, wir müssen noch das Nischelwerk zum Vorgarn runden.

Kenorland

Träne um Träne, eingeteilt in große und dicke und zarte Wasserperlen.
Man nannte sie Namen wie Elfuhrdreißigtränen
oder auch Vierzehnuhrtränen, Abendtränen, Nachttränen.
Schmachtende Wasserfälle waren das,
die infantile Verwandlung eines einfachen Kissens
in ein zu huldigendes Herz. Hingebeugt in den Herd der Unruhe:
gutes Kind, hast nie vergessen, wie man den Wahnsinn kultiviert.
Ich aber gleite weiter, ich bin bereits nicht mehr einzuholen.
Niemand, der ein Wort an mich richtet,
da draußen ist keine Welt, wir alle sind Gespenster.

Es überlebt kein Wetterfrosch,
wenn Asche niederfällt; die Nüstern der Stuten
wittern das Feuer, das nicht mehr existiert. Filigran
der Beischlaf heute Nacht, das geöffnete Fenster. Ich blicke hinaus,
der Unsterblichkeit ins Gesicht. Ist aber der Mythos
voller ewig gültiger Wahrheit, bleiben unsere Aussagen Hypothesen,
die sich ständig erneut vor der Empirie zu bewähren haben,
doch der Mythos (im Gegensatz
zu den sich ständig verändernden Aussagen der Wissenschaft)
hat nichts von seiner Kraft eingebüßt, seine Motive
sind konservierend und nicht expansiv.

Unter den Gehörnten will ich speicheln wie ein Gott.
Da draußen ist keine Welt, wir sehen die Gespenster der Gaslaternen,
der Strommasten, der Kraftwerke, der Windmühlen. Wir sehen
einen Stall, in dem abgetragene Schuhe stehen.

Auf die Tische, ihr barocken Engel!
In unserem Herzen lebt ein Wurm;
wir kaufen ihm die Trauben ab.

Vor unseren Türen tobt ein Sturm,
es gehen Schatten auf und ab
und über das gespreizte Feld von Annas Flügel
fegt ein wolkenreicher Himmel. Die Asche ist kühl,
das Porzellan hat Flecke. Komm, setz’ dich!
Komm, setz’ dich ins kalte Neon, ins geflutete Tal!

Wir ließen Berge schwimmen.
Die Schattenrose blüht.
»Sie sind doch noch ganz Ohr?«
Ich bestehe aus nichts anderem.

Die festliche Umrandung nur gehauchter Worte,
das Brausen des Ozeans, Mirovia um Kenorland,
gischtende Syntax, Bilder im semantischen Kreislauf,
Autopoiesis. Siehe : ich schmettere felswärts,
reinige mich der Lieder, sehe mir Bilder von ihr an,
den Stuhl, auf dem sie saß.

Dinge verwandeln sich stets vollständig mit ihrer ganzen Form,
aus dem Haus ging ich, um eine Salatgurke zu kaufen,
unterwegs dachte ich daran, noch Orangensaft dazuzupacken,
aus dem Orangensaft wurde ein Fass Wein,
aus der Salatgurke Toast und Ananas
und Schinken und Käse
und man kann es auch nicht ändern,
die Gegenstände zerfließen förmlich.

Im Wald von Ypern

Blau in Samt, beturtelt, den Weg hinauf gerumpelt worden, weil der Schlaf so besser kann. Der schöne Mittag sonnenbestrahlt, das holde Rauschen zweigbespielt. Ich kenne mich von Bildern dieser Zeit. Die Mütter pumpen Milch mit ihren Händen aus den Brüsten, stehen um den großen Bottich barbebust, daneben Barbecue, daneben bar die Flaschen, geschützt in eisigen Würfeln, in Plastikeimer (schon Plastikeimer!), pumpen Milch, baden dann die Kinderchen darin herum. Genügt das schwere Nass noch nicht, wird Buttermilch geholt vom Bauern rechts ums Eck, der hält der Kühe viele, mit Butter seifen sie die Haut, ein Geist des Fleisches zitiert der Nüstern Lust herbei, der Speichel lost und weckt die Zungen, bald der Zähne Speisʼ ist Brei. Kanönchen=Böhnchen, Schlacht um Schlacht, noch sind die nicht satt, noch flutschen sie auf Mutter-Butter und grinsen alle Welt herbei.
Seht, seht, das ist doch sehenswert, wie sie ihr Badewasser schlürfen und wie sie dann (kommt ein Schrapnell) nicht ganz zerschnitten werden.

Es riecht so duft, es riecht so sanft nach Senf: und Gas ist unsere Erde auch.

Das direkte Streuen der Herzen war grundlos

Andere originelle Teile schwebten herbei; choreografiert
(hohes Maß an Step 1, Step 2) aufgemalte Schritte, Gold=Step Silber=Step
(Vaslav Nijinsky tanzt einen Faun, übergibt sich erst später hinter der Bühne 
in das Costume der ihm schwanenden Kollegin, Pirouettchen Pinimini. 
Während die Kotze zu einer Giraffe verläuft, züngelt ihr Sopran heroisch

– Ich nehme alles

erhebt sich und hüpft gen Umkleide;  setzt sich centimeter tiefer auf einen Stein, 
seine Wanderschaft ebenfalls ein Geheimnis, wie sein Schall, sein Alter; 
Bergfüße ragen oben seitwärts heraus, dieses verblüffende Gaze, seine Formwandlungen. 
Noch habe ich nicht die Farben erkannt, bleiche Tochter, grüngelb die Farben
(oder das ausgebeinte Husarenstück)

Kamm des Gestern, schön weit hoch von ungerühmter Abstinenz der Klänge, 
außerhalb der verbotenen Zone steht die mobile Maniküre bereit; 
Tromm frrrr elwirbel : Ovatter, könntest Dich 
mit dem Rappen=Punzel messen : 
die Landsknecht=Trommeln sonoren langkammrig, 
die Schnarre verunglimpft Stille, zunächst leise, dann immer lauter, 
jung, schön, mit prächtigem Blondhaar. Es wird 
später gewesen sein eine vollkommene Hinrichtung mit eigenem Herd
(Siedwasser sprudelt & sproint munter für den Tee nachher, 
der hat ein wenig was von jedem und jeder darf mal munden mündeln müffeln)
die Ilias liegt auf dem Tüsch, 
sanftes Schwertklirren entweicht dem liebenswerten Taschenbuch, 
fantastischer Morast, wenn man die Seiten blättert)

sie trat aus dem Haus, konnte frei sprechen im lodernden Gras, 
Farbklatsch stand unter den Bänken mit dem Horn, kümmerte 
sich um den Rest. Irgendwann hatte es immer einen Anlass gegeben, 
war etwas Unerklärliches geschehen, so dass die Sonne mit ihrer Kraft 
aufscheinen konnte. Am Waldrand bewegte sich etwas, 
wo das Haus mit den 100 Köpfen stand.
	Sie 
	(die früher eine Serviette war)
	trug ihre Schuhe in den Händen, eigentlich elegant an den Fingern, 
zu klein ihr Ring, zu klein auch das Kettchen mit einem Bild von morgen, 
leuchtend im Thorbogen, gemeißelt aus Ardennenstein. Allerdings 
gab es eine Eigenschaft, die verschwiegen bleiben musste, 
aufzusuchen mit geringer Qualität.