Voluntas

Großer Wille, Du hast Dich verfangen in vieler Worte Schalen.
Und hast Dich, wie ein stürzendes Kind, selbst aufgefangen.
Trotz und Trutz zeugen noch von Deiner Abkunft
es stehen dort die Truhen offen, und in den Räumen der Miniatur
passt kaum der Rest Deines Scheins,
zurückgelassen vor Jahrhunderten,
um Stille zu zeugen und um alle hohen Lichter zu verschwenden.

Es sollten Tage werden, doch es wurden Ställe;
es sollten Tropfen werden, doch es wurde nur
der Keim einer neuen Generation,
eingefasst in die wilden Knochenröhren
der Unausweichlichkeit, der samtenen Stoffe,
die von Deinen Schultern fallen.

Das Orakel spricht mit Nebel in den Lungen:
Die Hochzeit des Gewesenen
in Reim und Seim – ein Laut nur
verändert Dich auf deinen Wegen,
Verkünder einer neuen Liebe, die tief
in dunkle Höhlen führt; verkommen
sind längst die letzten Ruhestätten, dort
siehst Du Dich nicht mehr, du siehst
nur aufgetürmt den Schutt,
den die Erde nicht verspeiste.

Ich stürze von den Klippen und begegne Dir,
doch nichts wird mich daran erinnern,
wie es wirklich war.

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Dichters im Dreigroscheneck / Wir waren Dreiländer-weg

Dichters im Bahnhof Monnem, am 24.12.2019
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In Heidelberg

Deutschlands berühmteste Ruine
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Heute morgen noch schnell ein Stück meines Fingers abgeschnitten

Heute morgen noch schnell ein Stück meines Fingers abgeschnitten und Heißa, bald ist Weihnacht da. Gestern schon gepackt, Destination: Pfalz. Das Problem wird nachher wieder sein, mit dem miesesten Unternehmen der Welt konfrontiert zu werden: der Bahn. Könnte ich es mir aussuchen, würde ich lieber einen Bus im Kongo wählen, aber diese Wahl haben wir zum Leidwesen nicht. Unglücklicherweise ist es meine Schreibhand, die verletzt ist, und so muss mir Albera nicht nur beim Kochen, sondern auch beim Schreiben assistieren, so kann ich mich gleich im Diktat üben.

Wer es sich wünscht, von uns bewünscht zu werden, dem sei eine vollendete Weihnacht!

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Mir ist das Weihnachtsfest noch immer das liebste

Reishi-Ling-Zhi. Erster Tag. Pilze sind coole Kumpels.


Gestern noch The Witcher auf Netflix durchgesehen. Eine sehr durchwachsene Angelegenheit, die mehr aus den Sapkowski-Büchern hätte machen müssen.


Mir ist das Weihnachtsfest noch immer das liebste, aber es ist ein Weihnachtsfest des Erinnerns an eine höchst persönliche Zeit, die dann auf die ganze Welt ausgeweitet wird, weil man die ganze Welt ja selbst beschreibt und dirigiert. Dabei ist das religiöse Gefühl unerheblich, denn vieles mag ich schon gewesen sein, aber ein Atheist niemals; nun muss ich hinzufügen, dass mich die Möglichkeit einer wie auch immer gearteten Göttlichkeit innerhalb menschlicher Religionsformen nie interessiert hat. Ich mag ein Heide sein, aber ich weiß durchaus, dass der Katholizismus das Heidentum aufgesaugt hat, und wer die Codierung lesen kann, der findet darin alles konserviert vor. Um aber auf das Weihnachtsfest zurückzukommen: es ist in sich weder ein heidnisches noch ein christliches Fest, sondern ein romantisches, und wenn man etwas weiter ausholen möchte, sogar ein römisches, denn es ist das Datum der Saturnalien. Während Halloween das unheimliche Fest ist (wenn man den westlichen Karneval herausnimmt), ist Weihnachten das heimliche Fest jeglicher Erinnerung, eine Rückkehr in die Kindphase der Seele.

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Der Mond

Wild kam der Mond um die Ecke gerudert, eine farbige Wolkenbank dazu nutzend, nicht in die schattigen Giebel der Häuser zu donnern. Er war eindeutig zu schnell, das Himmelzelt glatt um diese Zeit. Dann aber fing er sich, zunächst in den Ästen der alten Ulme, die, unsichtbar, weil unter der Erde, mit ihrem Wurzelwerk den Fluss vorwärts trieb, und trat dann, Halt gefunden habend, seinen abendlichen Dienst an. Der gute Nachtwächter, ein verlässlicher Kumpan der leeren Räume da oben, entdeckt so manch frivoles Geschehen, aber er schweigt als Lampe und als Geheimnisträger. Cornelius dient er als Grund dafür, wach zu liegen.

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Wismutoxyd

Der Meister Vollpferd mochte hochgebildete Damen sehr gerne, obdoch es eine ungewöhnliche Hürde zu seiner Gunst gab: Die Mistressen mußten kahlköpfig sein. Seitdem er sich in Erna, die er für die Wiedergeburt eines Perlhuhns aus dem 16. Jahrhundert hielt, verliebt hatte, sprach er von ihr als von seiner ›Universal-Gescherten‹. Aber warum dann doch nichts daraus wurde, beschrieb der Meister wie folgt : »Sie trug große Hüftrollen, mit Taschen rundherum. In jeder von ihnen steckte sie eine Schachtel, in der sich das Herz einer ihrer Liebhaber befand, die einbalsamiert waren. Diese Hüftrollen hängte man jeden Abend an einen Haken hinter dem Kopfteil ihres Bettes. Sie wurde frühzeitig dick und – eben kahlköpfig – und hielt sich blonde Lakaien, die sie scheren ließ. Diese Haare trug sie.«
»Ist das denn das natürliche Verhalten von Perlhühnern?« Cornelius kannte diese Tiere ja nur aus dem Gehege hinter dem Schloß.
»In der Tat!« Der Meister Vollpferd, dessen Haare nun nicht mehr blond waren, sah zur großen Steinuhr, über die noch zu reden sein wird.
»Das Wismutoxyd ist fertig!«

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