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Sweeney Todd (Der teuflische Barbier)

Basiert Sweeney Todd auf einer wahren Geschichte oder ist er nur eine Figur, die sich ein Schriftsteller ausgedacht hat? Mit dieser Frage begrüße ich euch zum diesjährigen Halloween-Special, nachdem wir im letzten Jahr bereits die Legende des kopflosen Reiters und die Herkunft des herbstlichen Festes Halloween im Programm hatten.

Ich bin sicher, ihr habt alle schon einmal von ihm gehört. Sweeney Todd, der teuflische Barbier der Fleet Street. Sein Friseurstuhl war auf geniale Weise präpariert, denn nachdem Todd einem Kunden die Kehle durchgeschnitten hatte, bediente er einen Bolzen, der die Leiche rückwärts durch eine Falltür schickte, die in den Keller führte. Dort wurden die Opfer zu Fleischpastete verarbeitet, die in der angrenzenden Konditorei verkauft werden sollte. Geleitet wurde das Geschäft von einer Mrs Lovett, deren Vorname – je nachdem, wer die Geschichte erzählt – variiert.

Seinen ersten Auftritt hatte Sweeney Todd in “The String of Pearls” im Jahre 1846. Autor und Herausgeber: Edward Lloyd, auch wenn man hier und da etwas anderes liest. Etwa zur gleichen Zeit war bereits ein Bühnenstück aufgeführt worden, und das mit großem Erfolg. Die Bühnenversion hatte Dibdin Pitt verfasst und im Britannia Theatre in London aufgeführt. Seit der Konzeption von Sweeney Todd gibt es jedoch Stimmen, die behaupten, dass der Mann auf die ein oder andere Weise tatsächlich gelebt haben könnte. Einige sagen, dass die Figur auf einem historischen Psychokiller basiert, und wieder andere behaupten, dass er genau unter diesem Namen existiert hat. All diese Menschen betrachten Sweeney Todd als die Geschichte wahrer Begebenheiten. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Heute werden wir also versuchen, alle Beweise, die es da draußen gibt, zu präsentieren und so viel wie möglich über die Wahrheit herauszufinden.

Zu Beginn wollen wir Folgendes klarstellen: Es gibt keinen einzigen Beleg dafür, dass es jemals einen Menschen namens Sweeney Todd gab, der Verbrechen in der ihm zugeschriebenen Weise begangen hat. Die urbane Legende von Todd wurde schon in der viktorianischen Ära erzählt und ausgeschmückt. So wie man die Geschichte kennt, ist sie jedoch falsch, zumindest so lange, bis Historiker einen Anhaltspunkt dafür finden. Was sehr unwahrscheinlich ist. Es besteht jedoch immer noch die Möglichkeit, dass Sweeney Todd nach dem Vorbild eines echten Mörders, eines Verbrechers oder einer Legende geschaffen wurde; und genau das werden wir in dieser Folge untersuchen.

Aber bevor wir zu den interessanteren Dingen kommen, lasst uns kurz ein paar einfache Optionen besprechen. Die erste ist sehr prosaisch und wird von Michael Anglo in seinem Buch über Penny Dreadfuls – den viktorianischen Horror-Groschenheften – erwähnt, das heute etwas schwer zu finden ist. Er behauptet, dass ein Forscher nach einer gründlichen Suche in den Londoner Verzeichnissen von 1768 – 1850 entdeckte – es ist bezeichnend, dass der Name des Forschers nicht genannt wird – dass ein gewisser Samuel Todd, dessen Geschäft die Herstellung von Perlenketten war, in den 1830er Jahren in der Nähe der Fleet Street lebte. Anglo kommt zu dem Schluss, dass der Autor, während er über die Handlung einer neuen Penny Dreadful-Geschichte nachdachte, von diesem Namen inspiriert wurde und ihn einfach benutzte.

Die zweite Variante ist noch alltäglicher. Sie bezieht sich auf ein Fragment aus Charles Dickens Roman “Leben und Abenteuer des Martin Chuzzlewit”, der zwischen 1843 und 1844, also kurz bevor “The String Of Pearls” veröffentlicht wurde, in Fortsetzungen erschien. Es lautet so:

“Toms böses Genie führte ihn allerdings nicht in die Buden eines jener Hersteller von Kannibalengebäck, das in vielen gängigen ländlichen Legenden als gutgehendes Einzelhandelsgeschäft in der Großstadt dargestellt wird.”

Das soll nicht heißen, dass der Autor von “The String Of Pearls” genau dieses Fragment gelesen und als Grundlage für seine Geschichte verwendet hat, obwohl es eine interessante Hypothese ist, da eine große Anzahl von Dickens Werken sofort nach ihrer Veröffentlichung von Autoren der Groschenromane plagiiert wurde. Vielmehr war es im damaligen London eine ziemlich bekannte urbane Legende.

Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Geschichte über Sweeney Todd auf einen echten Mörder zurückzuführen ist, oder zumindest auf einen bestimmten Fall, der in den Zeitungen erwähnt wurde. Besagter Vorfall, der im Jahresregister gefunden wurde, weist einige Ähnlichkeiten mit der Legende auf. Hier der betreffende Ausschnitt vom Dezember 1784, Seite 208:

“Ein bemerkenswerter Mord wurde auf folgende Weise von einem Barbiergesellen begangen, der in der Nähe der Hyde Park Corner lebt. Lange Zeit war er Eifersüchtig auf seine Frau gewesen, aber es gelang ihm doch nie, ihr eine Verfehlung nachzuweisen. Zufällig kam ein junger Herr in den Salon seines Meisters, um sich rasieren und kleiden zu lassen, und als er redselig wurde, erwähnte er, einem feinen Mädchen in der Hamilton Street wiederbegegnet zu sein, von der er in der Nacht zuvor gewisse Gefälligkeiten erhalten hatte, und beschrieb gleichzeitig ihre Person. Der Friseur, der sie als seine Frau erkannte, schnitt dem Herrn, völlig wahnsinnig geworden, die Kehle von einem Ohr zum anderen auf und entwischte.”

Einige Verbinden die Geschichte von Sweeney Todd auch mit dem schrecklichen Fall von Sawney Bean, eines berüchtigten schottischen Kannibalen aus dem 16ten Jahrhundert. Meiner Meinung nach gibt es nichts, was Bean überzeugend mit unserem Barbier verbindet, außer vielleicht einer leichten Ähnlichkeit der Vornamen. Wenn Bean also tatsächlich der Mörder war, auf dem unsere Geschichte basiert, könnten wir Sweeney Todd überhaupt nicht als wahre Geschichte betrachten. Historiker haben die Legende von Sawney Bean längst entlarvt – was wir uns allerdings in einer anderen Folge etwas genauer ansehen werden.

War Sweeney Todd vielleicht ein Franzose?

Dies ist eine der Hypothesen, die aus mehreren Quellen gespeist wird. Es wurde vermutet, dass der Schriftsteller, der die Figur geschaffen hat, die Idee dazu bekam, als er mehrere ältere Ausgaben des Tell-Tale von 1824 durchging, wo er eine Geschichte über mehrere Verbrechen fand, die in der Rue de la Harpe (arp) in Paris begangen wurden. Diese Geschichte basiert auf einem früheren Bericht, der im Archiv der Pariser Polizei abgelegt wurde. Ich recherchierte selbst und ich fand tatsächlich ein Buch mit dem Namen “The Terrific Register: Or, Record of Crimes, Judgments, Providences, and Calamities”, das die gleiche Geschichte enthält wie das Tell-Tale, sozusagen Wort für Wort. Sie wurde 1925 veröffentlicht und enthält eine vollständige Darstellung der Verbrechen in der Rue de la Harpe, die ich im Folgenden zusammenfasse:

Zwei opulente Männer, begleitet von einem Hund, gingen in die Rue de la Harpe und betraten den Laden eines Frisörs, um sich rasieren zu lassen. Sie waren in Eile, also trennten sie sich, nachdem der erste Mann fertig war, der daraufhin einige Geschäfte in der Nachbarschaft erledigte, und danach zurückkommen wollte, bevor der Frisör mit seinem Freund fertig war. Als er jedoch zurückkam, informierte ihn der Frisör, dass sein Freund bereits gegangen sei. Dennoch blieb der Hund vor der Tür sitzen, also dachte der Mann, dass sein Freund nur für einen Moment weggegangen sein musste und bald zurückkehren würde. Das tat er nicht. Dann fing der Hund an zu jaulen und der Frisör bat den Mann, ihn zu entfernen. Er versuchte es, der Hund aber blieb hartnäckig. Mittlerweile hatte sich eine kleine Menge vor dem Laden versammelt und die Leute schlugen vor, hineinzugehen und nach dem verschwundenen Mann zu suchen. Als sie schließlich hineinstürmten, fanden sie niemanden. Der Frisör behauptete, er sei unschuldig, und in diesem Moment sprang ihm der Hund an die Kehle. Der Frisör wurde ohnmächtig, und er wäre gestorben, wenn man den Hund nicht angeleint hätte. Jemand schlug vor, das Tier freizulassen, um zu sehen, ob es seinen Besitzer finden könnte. Der Hund stürmte in den Keller. Bei näherer Untersuchung wurde eine Öffnung zum Nachbarhaus entdeckt, wo eine Konditorei lag. Und dort fanden sie die Leiche des vermissten Mannes. Während des Prozesses, bei dem auch die Besitzerin der Konditorei angeklagt wurde, gab der Barbier zu, dass er seine reichsten Kunden ermordete, um sie auszurauben. Die schreckliche Wahrheit wurde enthüllt.

Die Besitzerin der Konditorei, deren Laden so berühmt für herzhafte Pasteten war, dass die Leute aus den entferntesten Teilen von Paris in die Rue de la Harpe strömten, war die Komplizin dieses Halsabschneiders, und diejenigen, die vom Rasiermesser des einen ermordet wurden, wurden durch das Messer der anderen zu diesen Pasteten verarbeitet, mit denen sie – unabhängig von diesen Raubmorden – ein Vermögen verdient hatte.

Diese Geschichte wurde fast zwanzig Jahre vor der angeblich ersten Version von “The String of Pearls” auf englisch veröffentlicht. Daher müssen wir aufgrund der auffallenden Ähnlichkeit zu dem Schluss kommen, dass die Geschichte des teuflischen Barbiers aus der Fleet Street auf diesem oder einem ähnlichen Bericht basiert. Wenn die Fakten aus diesem Buch korrekt sind, hätten wir eine starke Basis, um Sweeney Todd als eine wahre Geschichte zu betrachten.

Aber – sind die Ereignisse in der Rue de la Harpe wirklich passiert? Ist Sweeney Todd eine wahre Geschichte, die zumindest teilweise auf diesen Verbrechen beruht? Es ist unwahrscheinlich, und ich habe noch keinen endgültigen Beweis dafür gefunden. Manche haben die Wahrhaftigkeit der Geschichte verteidigt, weil sie in den Memoiren aus den Archiven der Pariser Polizei von Fouché erschien, dem ersten Polizeipräsidenten der Stadt. Aber das Problem ist, dass kein anderes Dokument oder Register existiert, was angesichts der Art des Falles verdächtig erscheint.

Einige Quellen behaupten sogar, dass die Darstellung der Rue de la Harpe einer alten französischen Volkserzählung sehr ähnlich ist, die als “Geschichte des Barbiers und der blutigen Pastetenverkäuferin” aus dem Mittelalter bekannt ist. Theoretisch ist die Geschichte in einer alten Ballade nachweisbar, die folgendermaßen lautet:

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts, das wissen wir,
da lebte dieser teuflische Barbier,
an einer Ecke in der Rue de Marmosette.
Er führte dieses schreckliche Handwerk fort
und niemand hielt ihn auf bei seinem Mord.
In seinem Keller machte er sie dann
bereit für die Arbeit nebenan.

Chor. Mit einem Kuchen, mit einem Wein, mit einem Gesang,
mit einem Kuchen, Wein, Gesang – Haha!

Die Geschichte erzählt uns auch genau
von seiner Komplizin, einer üblen Frau,
Kaltherziger als der schlimmste Landvogt.
Und all die armen Teufel, die er getötet hat
verwandelte sie in Fleischpasteten.

Und er sagte von seinen Kunden, als sie tot darniederlagen:
“Fort sind nun diese Schweinekreaturen”.

Obwohl viele Artikel im Internet sich auf diese Übersetzung beziehen, konnte ich die originale französische Ballade nirgendwo finden und niemand bietet eine seriöse Quelle dafür. Mir erscheint es auch seltsam, dass der Begriff “teuflischer Barbier” bereits in einer so frühen Version verwendet wird, und auch der Stil der Ballade ist mehr als ungewöhnlich.

In einem der Kapitel von Paul Févals “Le Vampire” wird die Rue de Marmosette vom Schriftsteller kurz erwähnt:

Paris hat schon immer Märchen geliebt, die ihr das köstliche Gefühl von Gänsehaut geben konnten. Als Paris noch sehr jung war, hatte es bereits viele Geschichten zu erzählen; von der schuldhaften Komplizenschaft zwischen dem Frisör in der Rue de Marmosette, vom Blutstrom der feinen Herren bis hin zu der galanten Metzgerei des Hauses in der Sackgasse Saint-Bernard, dessen abgerissene Mauern mehr menschliche Knochen als Steine beinhalten.

Le Vampire stammt jedoch aus dem Jahre 1865, als der Bericht über die Verbrechen in der Rue de la Harpe bereits veröffentlicht war, und hilft uns daher nicht viel.

Einer Quelle am nächsten kommt das, was in einem Buch über Sweeney Todd von Peter Haining enthalten ist. Dort heißt es, dass er ein Lied in einem Buch mit alten französischen Balladen, das 1845 veröffentlicht wurde, gefunden hat. Er nennt sogar den Namen des Herausgebers, einen gewissen M. Lurin, aber ich konnte keine Notiz über ihn oder über sein Werk finden. Angesicht der Kritik, die Hainings Buch – zumindest teilweise – für eine Erfindung ohne historische Fakten hält, ziehe ich es vor, vorsichtig zu bleiben.

Und zusammengefasst kommen wir zu dem Schluss, dass jedes Argument, das für Sweeney Todd als eine wahre Geschichte sprechen könnte, keine Berechtigung hat. Festzustellen ist, dass seit der viktorianischen Ära eine Tradition existiert, die dieses Geheimnis gerne lüften möchte. Ich schätze, dass viele Webseiten, die sich mit diesem Thema befassen, nur auf den Zug aufspringen möchten. Doch wer weiß, ob eines Tages nicht neue Beweise auftauchen werden. In der Zwischenzeit können wir noch das Penny-Dreadful-Original “The String of Pearls” und das Musical über Sweeney Todd von Steven Sondheim genießen, auf dem der Film von Tim Burton basiert. Schließlich ist jede einzelne Geschichte auf eine bestimmte Weise wahr.

Jim Butcher: Wolfsjagd (Die dunklen Fälle des Harry Dresden Nr. 2)

Dieser Artikel ist Teil 2 von 2 der Reihe Dresden-Files

Hallo Freunde draußen an den Radiogeräten. Wir kommen heute zum zweiten Teil der beliebtesten und wahrscheinlich besten Urban Fantasy-Serie der Welt. Es geht um die dunklen Fälle des Harry Dresden, im Original Dresden-Files. Der Titel: Full Moon, bei uns: Wolfsjagd. Blanvalet legt die Bände, die bei uns nie vollständig erschienen, wieder neu auf – und das ist ein echter Glücksfall. Auch wenn man ganz leicht in die Serie reinkommt, empfiehlt es sich doch, am Anfang anzufangen. Und wer sich dafür interessiert, der kann sich hier im Phantastikon bereits die Sendung zu Sturmfront anhören.

Bevor wir ins Geschehen hüpfen – möglichst Spoilerfrei, obwohl sich das nicht gänzlich vermeiden lässt – noch ein kleiner Nachtrag zum Autor selbst. Wer ist Jim Butcher überhaupt?

Am 26. Oktober 1971 in Missouri geboren, wurde sein Interesse an Science Fiction und Fantasy schon früh geweckt, als er sich nämlich von einer Halsentzündung erholen musste. Seine ältere Schwester versorgte ihn während seiner Genesung mit J.R.R. Tolkiens “Herr der Ringe” und Brian Daleys “Han Solos Abenteuer”. Das beflügelte seine Fantasie und er begann nach Geschichten zu suchen, die keiner zu dieser Zeit schrieb. Also machte er es selbst.

1995 machte Butcher seinen Abschluss an der University of Oklahoma in den Fächern Englisch und kreatives Schreiben. Außerdem absolvierte er ein Journalismus-Studium. Laut Butcher wurde das Schreibprogramm dort von bereits etablierten Autoren unterrichtet. Deborah Chester, die in den Genres Science Fiction und Liebesromane schrieb, war dort seine Lehrerin und wurde schließlich zu seiner Mentorin. Während dieses Journalismus-Studiums schuf Butcher also Harry Dresden. Jahrelang hatte seine Mentorin versucht, ihm beizubringen, wie man ein professioneller Schriftsteller wird, aber Jim, der immerhin einen Abschluss in Englisch hatte, hörte ihr einfach nicht zu. Um ihr zu beweisen, dass ihre Ideen Mist sind, entschloss er sich allerdings dazu, all das zu tun, was sie ihm sagte. Und zu seiner Verblüffung hatte sie völlig recht gehabt.

Butcher schrieb das, was schließlich Storm Front, das erste Buch der Dresden Files, werden sollte, aber er hatte größere Pläne. Statt mit dem Entwurf des restlichen Buches, kam er mit einem Entwurf für eine zwanzigbändige Serie.

Das Publikum jedoch mochte die Idee einer langfristig angelegten Geschichte. Bei der Erschaffung von Dresden hat Butcher die klassischen Zauberer Merlin und Gandalf aus Herr der Ringe (LOTR) und Privatdetektive wie Sam Spade von Dashiell Hammett “zerhackt” und zu Harry Dresden “zusammengeschustert”. Auch Spider-Man hatte einen Einfluss. Tatsächlich schrieb Butcher 2006 den Spider-Man-Roman The Darkest Hours.

Ursprünglich wollte Butcher die Dresden Files in Kansas City spielen lassen, aber Chester riet ihm davon ab und sagte ihm, er würde damit Laurell K. Hamilton auf die Füße treten. Zur Erinnerung: Hamilton ist die Autorin der Anita-Blake-Serie, die bei uns leider im Bastei-Verlag erschien, ein Verlag, der dafür bekannt ist, Serien einfach mittendrin abzubrechen.

Die titelgebende Protagonistin ist Nekromantin und Vampirjägerin. Und auch diese Serie verbindet hartgesottene Krimis mit Elementen des Übernatürlichen; die Ähnlichkeit liegt zwar auf der Hand, aber Anita Blake ist mehr eine Erotik-Thriller-Serie als irgendetwas anderes, Vampire hin oder her.

Für Butcher kamen vier andere amerikanische Großstädte infrage. Da war einmal Washington DC. Allerdings wollte er Harry nicht dort spielen lassen, weil die Hauptstadt der Nation ein Synonym für Politik ist und wenn man über Politik schreibt, verliert man unweigerlich einen Teil seines Publikums.

Das nächste Ziel war New York City. Aber auch das schied aus, weil alle Redakteure in New York leben. Und dann war da noch Los Angeles. Das schied wiederum aus, weil alle Geschichten im Fernsehen und im Film dort spielen. Und dann war da noch Chicago, eine Gangsterstadt.

Laut Butcher stellte sich diese Wahl als großes Glück heraus, als er anfing, sich mit der Geschichte und der Folklore von Chicago zu beschäftigen, mit den Geistern, die Spukgeschichten, die Serienmörder und die großen Tragödien. Ganz offensichtlich war das die richtige Entscheidung, wie immer sie auch zustande gekommen sein mag.

Urban Fantasy (3) – Die Chronik der urbanen Fantasy

Dieser Artikel ist Teil 13 von 17 der Reihe Fantasy-Literatur

Dies ist die dritte Sendung zum Thema Urban Fantasy. Die anderen finden sich hier, hier und hier. Außerdem ist diese Trilogie ein Teil der weitaus größeren Artikel-Reihe mit dem Titel “Die Geschichte der Fantasy“.

Im vorherigen Beitrag sprachen wir über die ersten Autoren, die sich in den 80er und 90er Jahren in das Neuland der urbanen Fantasy wagten: Charles de Lint, Emma Bull, Laurell K. Hamilton, Neil Gaiman und andere. Nun wollen wir sehen, wie sich die urbane Fantasy im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts entwickelt hat.

Kinderbücher, Jugendbücher und neue Belletristik für Erwachsene

In den 90er Jahren wurden urbane Fantasy-Bücher hauptsächlich für Erwachsene geschrieben. J.K. Rowling änderte das, indem sie urbane Fantasy-Themen in ihre Harry-Potter-Serie integrierte. Die Grundidee der Serie ähnelt derjenigen, mit der Neil Gaiman in Niemalsland gespielt hat, nämlich der Koexistenz zweier Realitätsebenen, einer technologischen und einer magischen . Man kann sogar sagen, dass Harry Potter und der Stein der Weisen (1997) ein Niemalsland für Kinder und Jugendliche ist.

Jugendliteratur (auch „Young Adult“ genannt) hat sich in den 2000er Jahren massiv mit urbaner Fantasy auseinandergesetzt. Twilight (2005) von Stephenie Meyer war ein großer kommerzieller Erfolg, trotz der erheblichen Schwächen des Romans (oder vielleicht wegen dieser Schwächen). Kurz darauf startete Cassandra Clare ihre Chroniken der Unterwelt mit City of Bones (2007). Seitdem hat sich die Urban Fantasy für Kinder u. Jugendliche in den Regalen jeder Buchhandlung festgesetzt und sich zu einem der kommerziell erfolgreichsten Genres der Geschichte entwickelt.

Die neueste Entwicklung ist die Entstehung der sogenannten „New Adult“-Literatur, die sich an Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren richtet. Dieses Genre ähnelt der Jugendbelletristik, enthält aber etwas ältere Protagonisten (Ende der Pubertät und Anfang der Zwanziger) und manchmal auch erwachsenes Material, aber nicht immer. Mit Lev Grossmans Fillroy – Die Zauberer startete 2009 eine neue erwachsene Urban Fantasy, und dieses Subgenre gewannt schnell an Dynamik. Die Zauberer wurde als der Harry Potter für Erwachsene beworben, aber dieser Roman ist nicht nur ein Harry Potter-Abklatsch. Dennoch besteht der Hauptunterschied darin, dass dieser Roman nicht vor erwachsenen Themen zurückschreckt.

Detektive des Übersinnlichen: Wenn Hardboiled auf Fantasy trifft

Detektive und Privatdetektive, die sich mit unerklärlichen, paranormalen Ereignissen beschäftigen, sind kein neues Thema in der Literatur. Eigentlich waren die allerersten Bücher, die sich mit diesem Thema befassten, keine Belletristik, sondern Hexenjägerhandbücher. Das berühmteste von ihnen war der „Hexenhammer“ Malleus Maleficarum, der 1486 von Heinrich Kramer, einem deutschen Geistlichen, geschrieben wurde. Auch das Thema der Detektive, die mit Hilfe von Magie Verbrechen aufklären, ist nicht neu. Als Subgenre der Kriminalliteratur lässt sich die okkulte Detektivliteratur bis in das 19. Jahrhundert zurückverfolgen.

Fitz James O’Briens Harry Escott in „A Pot of Tulips“ (1855)
Sheridan Le Fanus Dr. Martin Hesselius in “Grüner Tee” (1869) und “In a Glass Darkly” (1872)
Bram Stokers Dr. Abraham Van Helsing in Dracula (1897).
In den 1990er Jahren waren Fantasy und hartgesottene (Hardboiled) Noir-Detektivgeschichten völlig unterschiedliche Genres und schienen nichts gemeinsam zu haben. Fantasy-Geschichten wurden in sekundären, vorindustriellen Welten angesiedelt, in denen Magie zum Alltag gehörte. Noir-Detektivgeschichten spielten in modernen Metropolen und waren mit den sozialen Brennpunkten der Großstädte verwurzelt. Versuche, diese beiden Genres zu verschmelzen, wurden manchmal mit Erfolg unternommen, wie das Beispiel der Hellblazer-Comics zeigt. Das fantastische Noir blieb jedoch ein relativ kleines Genre, bis Jim Butcher es neu erfand.

Könnt ihr euch eine Kreuzung zwischen Sam Spade und Gandalf vorstellen?

„Harry Dresden – Magier. Suche verlorene Gegenstände. Paranormale Ermittlungen. Beratung und Ratschläge. Erschwingliche Honorare. Keine Liebestränke, keine unerschöpflichen Geldbörsen, keine Partys, keine sonstigen Unterhaltungsveranstaltungen.“

Jim Butcher ist der MacGyver der Fantasy. In „Sturmnacht“ (2000) kombinierte er zwei unterschiedliche Genres zu etwas Neuem und Funktionalem: Die Detektivgeschichten verbindet sich mit Sword & Sorcery. Im Gegensatz zu MacGyver setzte Butcher seine Fähigkeiten jedoch nicht dazu ein, um für Gerechtigkeit zu sorgen, sondern um eine kommerziell erfolgreiche Serie urbaner Fantasy zu schreiben: “Die dunklen Fälle des Harry Dresden”. Wie die meisten Bestseller werden seine Bücher niemanden auf intellektueller Ebene herausfordern, aber sie werden jeden gründlich unterhalten. Meines Wissens ist Butcher der kommerziell erfolgreichste Autor im Genre der urbanen Fantasy. Fünf seiner Bücher belegten den ersten Platz der New York Times Bestsellerliste. Nur wenige Schriftsteller schafften so etwas.

Die Dresden-Files weisen viele Ähnlichkeiten mit Anita Blake auf, es gibt aber auch einige signifikante Unterschiede. Insbesondere die fiktiven Universen sind ganz anders aufgebaut. Die Dresden-Files beziehen sich stärker auf den Hardboiled-Kriminalroman, aber auch auf Sword & Sorcery. In der Serie Anita Blake drehen sich die Geschichten oft um Vampire und andere Untote und ihren Machtkampf. Der andere wichtige Unterschied ist die Entwicklung der Serie, da Anita Blake sich in Richtung paranormaler Romantik und Erotik bewegt, während die Dresden-Files fest im übernatürlichen Detektiv-Genre verwurzelt blieben.

Findest du es lustig, gegen Dämonen zu kämpfen?

Urbane Fantasy-Romane haben oft einen leichten, lässigen Ton. Humor ist omnipräsent, unabhängig davon, wie düster und dramatisch die Geschichte ist. Wir sehen es bereits in Moonheart (1984) von Charles de Lint, sowie in anderen frühe Beispielen urbaner Fantasy. Bittersüße Tode (1993) von Laurell K. Hamilton beginnt so:

Willie McCoy war ein Idiot, bevor er starb. Dass er tot war, hatte daran nichts geändert.

Während einige Urban Fantasy-Autoren einen relativ ernsten Ton anlegten (z.B. Kelley Armstrong in Die Nacht der Wölfin, Patricia Briggs in Moon Called), zögerten andere nicht, ihren Geschichten eine gute Portion Humor hinzuzufügen. Einige Passagen aus Sturmnacht kommen mir in den Sinn, z.B. wenn Harry Dresden mit Bob, einem Geist reinen Intellekts, der einen menschlichen Schädel bewohnt, diskutiert. Auch Neil Gaiman verfolgt in seinen Büchern einen augenzwinkernden Ansatz. “Ein gutes Omen” (Good Omens: The Nice and Accurate Prophecies of Agnes Nutter, Witch), 1990 zusammen mit Terry Pratchett geschrieben, ist eine Komödie des Übersinnlichen, die den Glauben an die biblische Apokalypse verspottet. Niemalsland (1996) strotzt ebenfalls vor humorvoller Dialoge, und die Bösewichte der Geschichte sind ebenso urkomisch wie finster.

Starke Frauen als Heldinnen

Die überwiegende Mehrheit der urbanen Fantasy-Romane zeigt willensstarke weibliche Protagonistinnen. Die einzigen Ausnahmen, die ich kenne, sind die Dresden-Files und Fillroy – Die Zauberer, beide von männlichen Autoren geschrieben, was nicht gerade überraschend ist.

Anita Blake ist eine ikonenhafte Figur, der Prototyp einer knallharten Heldin (siehe meinen vorherigen Beitrag zur Geschichte der urbanen Fantasy). Sie ist unabhängig, zielstrebig, mutig und in der Lage, sich zu verteidigen. Um das Ganze noch zu toppen, ist sie eine risikofreudige und adrenalinsüchtige Frau. Sie lässt sich von niemandem etwas gefallen und gerät wegen ihrer trotzigen Haltung oft in Schwierigkeiten. Unzählige urbane Fantasy-Heldinnen würden in dieses Profil passen: Elena Michaels (in der Otherworld-Serie von Kelley Armstrong), Mercy Thompson von Patricia Briggs), Rachel Morgan von Kim Harrison, Kate Daniels von Ilona Andrews), Selene (in der Underworld-Filmreihe) und so weiter.

Einige weibliche Protagonistinnen sind femininer und verletzlicher, aber auch sie haben eine starke Persönlichkeit, zum Beispiel Sookie Stackhouse (Buchreihe von Charlaine Harris und TV-Serie True Blood) oder MacKayla Lane, genannt Mac (Fever-Serie von Karen Marie Moning). Sie können aussehen wie Barbie-Puppen, aber sie wissen, was sie wollen, und sie bekommen, was sie wollen. In Im Bann des Vampirs gibt die 22-jährige Mac ihre verschwenderische Lebensweise in Ashford, Georgia, auf und reist nach Dublin, um den Mord an ihrer Schwester zu untersuchen. Ohne Detektivausbildung und ohne Hilfe der Polizei ist es nicht verwunderlich, dass sie schnell in Schwierigkeiten gerät. Doch sie weigert sich, nachzugeben. Einige würden sagen, sie sei mutig und entschlossen, andere würden sie als stur oder hitzköpfig bezeichnen. Wie immer man das sieht.

Das Thema weiblicher Emanzipation ist in der Literatur nicht neu. Die frühesten Beispiele, die ich kenne, sind Schauerromane vom Ende des 18. Jahrhunderts (siehe Ursprünge der Urban Fantasy). Interessanterweise erschien im selben Zeitraum (1792) Verteidigung der Frauenrechte von Mary Wollstonecraft, eines der frühesten Werke feministischer Philosophie. Wie ich bereits in meinem vorherigen Beitrag dargelegt habe, ist die urbane Fantasy das Äquivalent der Gothic Novel des 21. Jahrhunderts, in dem Sinne nämlich, dass diese beiden Genres viel gemeinsam haben. Die urbane Fantasy erlaubt es uns jedoch, das Problem der Frauenrechte aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten.

Werwolf-Geschichten sind in diesem Zusammenhang interessant, zum Beispiel Bitten von Kelley Armstrong, Moon Called von Patricia Briggs oder Kitty and the Midnight Hour von Carrie Vaughn. Sie zeigen weibliche Werwölfe oder Gestaltwandlerinnen und stellen ihre komplexen Beziehungen zu den Werwolf-Clans dar, zu denen sie gehören. Geschlechterrollen, Emanzipation, Homophobie, Autorität und Autoritätskonflikte – es gibt viel zu sagen über Werwolf-Geschichten.

Geht es nur um Sex?

Urban Fantasy hat den Ruf, attraktive Protagonisten, denen sinnliche Genüsse nicht fremd sind, mit ebenso attraktiven Partnern des anderen Geschlechts zu präsentieren. Der Grund dafür ist einfach. Von Anfang an wurde urbane Fantasy eng mit paranormaler Romantik verbunden, obwohl nicht alle urbanen Fantasy-Geschichten Romantik enthalten. Die meisten von ihnen tun das, und ich sehe das nicht als Problem. Wer genießt nicht eine gute Liebesgeschichte?

Das Problem ist, dass sich Romantik in manchen urbanen Fantasy-Geschichten erzwungen anfühlt. Eine alte Vampirin verliebt sich plötzlich in einen Menschen. Warum? Weil es praktisch ist, das ist alles. Ich denke zum Beispiel an die Underworld-Serie. Im ersten Film verliebt sich Selene in Michael Corvin. Warum fühlt sie sich zu ihm hingezogen? Was macht ihn so besonders?

Dreiecksbeziehungen sind auch in der zeitgenössischen Fantasy weit verbreitet. Das kann eine mächtige Erzählstrategie sein, wenn das Thema intelligent eingesetzt wird. In Bitten von Kelley Armstrong enthüllt die Dreiecksbeziehung zwischen Elena, den Protagonisten Phillip (einem Menschen) und Clay (einem Werwolf), die Dualität von Elenas Persönlichkeit. Sie ist ein Werwolf, der versucht, ein normales, menschliches Leben zu führen. Ihr Freund Philip weiß nicht, wer sie wirklich ist. Ihre Liebe zu Phillip rührt von ihrer Verbundenheit mit der Menschheit her und ihrem Wunsch, sich von ihrem Rudel zu emanzipieren. Ihre Sehnsucht nach Clay hingegen kommt von ihren fleischlichen, tierischen Instinkten. Mit anderen Worten, der Mensch in ihr liebt Phillip, während der Wolf in ihr Clay liebt. Welche Seite ihrer Persönlichkeit wird gewinnen? Lesen Sie das Buch, um es herauszufinden!

Eskapismus oder eine andere Sichtweise auf die Realität?

Urbane Fantasy – wie die meisten Fantasy-Subgenres – betont Heldentum und persönliche Leistung. In urbanen Fantasy-Geschichten werden gewöhnliche Menschen jedoch oft in übernatürlichen Machenschaften gefangen gehalten. Wie ich in meinem vorherigen Beitrag schrieb, mag die urbane Fantasy ein eskapistisches Genre sein, aber dies ist ein zweideutiger Eskapismus, der uns immer wieder in die Realität zurückbringt.

Für mich ist der interessanteste Aspekt der urbanen Fantasie, wie dieses Genre mit dem Thema Dualität umgeht. Realität versus Fantasie, Modernität versus Tradition, Technologie versus Magie, Intellekt versus Instinkt. Dualität scheint der Kern jeder urbanen Fantasy-Geschichte zu sein. Die Gegensätze konkurrieren miteinander, um sich besser zu ergänzen. Ein gutes Beispiel für die Yin-Yang-Theorie, oder etwa nicht?

Die Sprache der Fantasy

Dieser Artikel ist Teil 15 von 17 der Reihe Fantasy-Literatur

Quenya, Tsolyáni, Láadan, Klingonisch, Kesh, Na’vi, Dothraki … das ist weder ein Zauber noch eine Litanei aus einem alten Gebetbuch, sondern nur einige wenige Beispiele erfundener Sprachen, die es in Büchern oder in Filmen gibt. Wir leben im Zeitalter der konstruierten Sprachen. Da die Fantasy in Büchern, TV und Film immer mehr zum Mittelpunkt geworden ist, hat sich die Vorstellung durchgesetzt, dass jede richtige Fantasy-Welt ihre eigene Sprache benötigt – oder vielleicht mehrere!

Heutzutage sind erfundene Sprachen allgegenwärtig. Organisationen wie die Language Creation Society und Ressourcen wie FrathWiki und das Conlanger Bulletin Board dienen dazu, die Talente derjenigen zusammenzuführen, die daran interessiert sind, ihre eigene Sprache zu entwickeln. Gleichzeitig haben viele Filmfranchises das Konzept der erfundenen, fiktiven Sprachen in den Alltag gebracht: Marc Okrands Klingonisch wurde durch das Star Trek Film- und TV-Franchise bekannt, und Paul Frommers Na’vi wurde für den Film Avatar erfunden.

Die Fantasy zieht durch ihre Darstellung von Welten an, die vertraut genug sind, um den Leser zu orientieren, aber fremd genug, damit sie ihn ständig überraschen. Die Fremdheit der Fantasywelt kann durch Kunst, Musik, Kostüme, Architektur, Artefakte und Magie zum Ausdruck gebracht werden. Aber der einfachste Weg über das geschriebene Wort macht den Leser auf die Fremdheit der Welt durch die Sprache aufmerksam: die Namen, unter denen Menschen und Orte und ungewöhnliche Dinge bekannt sind, die Sätze und Poesie, mit denen sich ein fremdes Bewusstsein ausdrückt. Nichts ist so fremd wie eine Fremdsprache.

Die grundlegendsten Fantasy-Sprachen

Bereits 1726 wusste Jonathan Swift, der die Geschichte des Reisenden in Gullivers Reisen auf satirische Weise porträtierte, die Fähigkeit einer fiktiven Sprache zu schätzen, um seinem imaginären Königreich Liliput Echtheit zu verleihen. Wenn Gulliver die Worte hekinah degul und tolgo phonac hört, ist er sich sofort ganz sicher, dass er sich außerhalb der sicheren, gewöhnlichen und verständlichen Welt befindet.

Swifts Erfindung ist nach modernen Maßstäben schlampig und einfallslos; seine Worte enthalten keine Laute, die im Englischen nicht vorkommen, und die meisten seiner zitierten Sätze sind unübersetzt. Es gibt wenig, was auf eine konsistente Morphologie oder Grammatik in der liliputanischen Sprache hindeutet, da fast jedes Wort eine zufällige, unabhängige Erfindung ist, die nichts mit allen anderen Wörtern zu tun hat. Aber trotz Swifts Naivität des Sprachaufbaus können wir in seiner Arbeit ein Verständnis dafür erkennen, dass die Ausstattung einer fiktiven Nation mit einer eigenen Sprache der schnellste Weg ist, um sie mit einer plausiblen Andersartigkeit zu versehen.

Die Sprache muss natürlich keine echte sein oder gar einer realen Sprache ähneln (obwohl solche Ähnlichkeiten fast unmöglich zu vermeiden sind). Lord Dunsany, dem irischen Schriftsteller von Fantasy-Kurzgeschichten, ist es gelungen, eine Atmosphäre orientalischer Dekadenz durch die Namen Thuba Mleen und Utnar Véhi hervorzurufen, obwohl die Namen keiner Sprache ähneln, die tatsächlich im Nahen Osten gesprochen wird, weder jetzt noch in der Vergangenheit, und die an sich nichts bedeuten.

Ein höherer Detailreichtum

Autoren und die Liebhaber ihrer Werke können viel mehr Freude an einer Sprache finden, die mit einem höheren Detailreichtum erstellt wird. Im Gegensatz zu fiktiven Gebäuden und Büchern und Rüstungen und anderen Artefakten, die nur durch ihre Beschreibung suggeriert werden, kann eine vollständig realisierte Sprache in der realen Welt tatsächlich existieren. Durch das Erlernen und Verwenden der geschaffenen Sprache, oder so viel wie vorhanden, kann ein Leser an der Fiktion teilnehmen und die Lücke zwischen Fantasie und Realität schließen.

In einer ausgefeilten Fantasywelt kann eine Sprache viel mehr sein als ein Hintergrunddetail, das die Glaubwürdigkeit erhöht. Es kann das Vehikel der Magie und des Geheimnisses sein, durch das Kernwahrheiten über die Struktur der Welt vermittelt werden. Diese Vorstellung von der Macht und Heiligkeit der Worte ist oft in der Fantasy verwendet worden. So dient in J. R. R. Tolkiens Der Herr der Ringe die elfischen Sprachen als Medium der Magie, und in Ursula K. Le Guins Erdsee-Büchern definiert und erschafft die alte Sprache der Drachen die Welt. In der Welt der Erdsee ist Magie eine angeborene Fähigkeit, die aber nur durch das Studium der Sprache gelenkt werden kann. Das Wissen um den wahren Namen eines Objekts, den in der Alten Sprache verwendeten Namen, gibt dem Sprecher die Macht über dieses Objekt. Ein Stein, Tolch in der Alten Sprache, kann, wenn er so genannt wird, nichts anderes sein, auch wenn er verzaubert wurde, um etwas anderem zu ähneln. Um sein Wesen zu ändern, muss auch sein Name geändert werden., und das kann nur von Zauberern vollbracht werden. Je genauer und spezifischer eine Sache oder eine Person benannt werden kann, desto größer ist die Macht, die ein Zauberer darüber haben kann, und deshalb beschützen die Menschen auf Erdsee ihre wahren Namen sorgfältig. Dies widerspiegelt die christliche Mythologie, die besagt, dass das Wissen um den Namen eines Dämons dem Besitzer die Macht gibt, ihn zu befehlen. Die Vorstellung von Namen als Macht und Sprache als Magie ist alt.

Das neunzehnte Jahrhundert brachte große Fortschritte in der wissenschaftlichen Erforschung der Sprachen, und gegen Ende dieses Jahrhunderts wurden diese Verbesserungen in Projekte zur Schaffung vollwertiger Sprachen umgesetzt, die den Eindruck der persönlichen Vorlieben und Abneigungen ihrer Schöpfer tragen sollten. Die ersten dieser Versuche hatten zum Ziel, “internationale Sprachen” zu erschaffen, die die Vielfalt der Sprachen in der Welt ergänzen oder sogar ersetzen könnten, so dass alle Menschen unabhängig von ihrer Nationalität kommunizieren könnten. Schleyers Volapük und Zamenhofs Esperanto gehörten zu den ersten Beispielen dieser Art.

In diesem Milieu begann J. R. R. R. Tolkien, ein Sprachwissenschaftler und Mythenmacher, Geschichten zu schreiben, in denen die Namen von Orten und Personen aus seinen Sprachen Qenya und Goldogrin abgeleitet wurden. Als die Legenden zu dem anwuchsen, was dann das Silmarillion wurde, wuchsen auch die Sprachen an, beeinflusst von den Bedürfnissen der fiktiven Umgebung, und schließlich wurden die reifen Sprachen Quenya und Sindarin zu den Sprachen zweier Elfenclans.

Erst mit der Veröffentlichung von Der Herr der Ringe bekam die Öffentlichkeit eine Vorstellung vom Umfang der Erfindung Tolkiens. Hinter der Galaxie der erfundenen Nomenklatur, die der Leser fand (und über die er manchmal auch stolperte), befand sich eine bemerkenswert subtile und detaillierte Konstruktion, nicht nur einer einzigen Sprache, sondern einer ganzen Sprachfamilie mit ihrer eigenen inneren Geschichte. Das “Primitive Quendian”, sein weiter entwickelter Nachfolger “Common Eldarin”, und verschiedenen daraus resultierende Sprachen, darunter Quenya, Telerin, Sindarin, Ossiriandic und Silvan, teilen sich ein großes Grundvokabular, das aus den Wurzeln des Quendian stammt, aber die Aussprache der Wörter variiert von Sprache zu Sprache auf vorhersehbare Weise, ebenso wie die Grammatik. So lauten die Worte für “Silber” und “Elfen” in Quenya tyelpë und eldar, aber in Telerin lauten sie sie telepë und elloi, und in Sindarin lauten sie celeb und edhil. Die historische Entwicklung jeder dieser Sprachen lässt sich heute mit großer Präzision verfolgen.

Quenya war die früheste Elfensprache im Mythos Herr der Ringe, und auch die früheste Elfensprache, die von J. R. R. R. Tolkien erfunden wurde. Er begann mit dem Bau zwischen 1910 und 1920, Jahrzehnte bevor das Buch veröffentlicht wurde. Sie begann, wie die Erdseesprache, damit, dass die Elfen bei der Benennung von Dingen Kraft und Identität fanden. Im Laufe der Zeit entwickelten sich mehrere Dialekte, die von jedem der Elfenclans angewandt wurden. Zur Zeit des Herrn der Ringe wurde Quenya von den Charakteren des Buches als die alte und formale Sprache angesehen, die von den Elfen verwendet wurde, die die Erde verlassen hatten. Sindarin war eher wie Küchenelbisch. Es wurde 1944 von Tolkien erfunden, obwohl es stark von einer “gnomischen” Sprache beeinflusst wurde, die er jahrelang entwickelt hatte. Beleriandisches Sindarin, ein Dialekt, der von umherziehenden Gruppen von Elfen verwendet wird, war eine gemeinsame Sprache, die von allen Elfengruppen verwendet wurde, um verstanden zu werden. Es war die praktische Sprache der reisenden Mittelerdes , die von einigen Menschen und Zauberern geteilt wurde.

Nicht alle Autoren sind in ihrer Sprachentwicklung so umfassend. George R. R. Martin, der Autor der Serie Das Lied von Eis und Feuer, schuf eine Welt, in der es viele Sprachen gab, darunter Dothraki und Valyrisch. Er sagte den Fans : “Ich habe so etwa acht Worte Valyrisch. Wenn ich ein neuntes brauche, erfinde ich es.” Dothraki wurde von David Peterson von der Language Creation Society für die Fernsehadaption von A Game of Thrones ausgearbeitet. Peterson wurde von den Produzenten nach einem Wettbewerb ausgewählt, der von der LCS zwischen mehreren erfahrenen Sprachschaffenden veranstaltet wurde. Dothraki selbst ist noch in Arbeit; der verfügbare Korpus ist noch recht klein, mit bisher weniger als 500 Wörtern, aber es ist zu erwarten, dass er noch komplexer und detaillierter wird.

Aus Fans werden Detektive

Andererseits behielten Tolkiens Sprachen ein gewisses Maß an Skizzenhaftigkeit bei. Quenya, die aufwändigste der Sprachen, hat ein Vokabular, das vielleicht ein Zehntel der Größe der Alltagssprache der meisten Sprecher hat. Einige Aspekte der Grammatik wurden nie schriftlich fixiert oder nur auf widersprüchliche Weise beschrieben; jeder, der heute Quenya schreiben möchte, muss sich mit Rätseln und Vermutungen beschäftigen und einige Konstruktionen vermeiden, für die das Quenya-Äquivalent unbekannt sind.

Das bedeutet nicht, dass Quenya keine “echte Sprache” ist, aber es bedeutet, dass es – wie viele alte Sprachen, die nur durch einen begrenzten Korpus von bröckelnden Denkmälern und Tontafeln belegt sind – unvollständig und unvollkommen bekannt ist.

Die meisten Fantasy-Sprachen arbeiten mit den gleichen Einschränkungen. Selbst wenn sich der Erfinder die Mühe gemacht hat, eine Grundgrammatik und ein umfangreiches Lexikon für diejenigen zu verfassen, die die Sprache verwenden wollen, ist die Sprache selten so ausgereift, dass sie für alle Zwecke einer natürlichen Sprache vollständig nützlich ist. Wenn das Ziel jedoch nicht so sehr darin besteht, eine völlig neue Art der Kommunikation zu ermöglichen (wie bei Esperanto), sondern den Hauch einer fremden Kultur zu vermitteln – aus einer anderen Zeit, einem anderen Ort, einer anderen Welt oder einer anderen Dimension – dann sind sie oft recht erfolgreich.

James Bond (Die Lizenz zum Erfolg)

Jede Epoche hat ihren Bond

Ian Flemings James Bond ist eine der bekanntesten und erfolgreichsten Ikonen der modernen Populärkultur. Die Romane haben sich über 100 Millionen Mal verkauft, und das Film-Franchise ist das zweiterfolgreichste der Geschichte, nachdem es durch die Harry Potter-Reihe abgelöst wurde. Für die meisten Leser und Zuschauer ist 007 nur eine westliche Pop-Ikone. In den Romanen und Filmen gibt es jedoch tiefere Unterströmungen, Themen, Symbole und Botschaften, die als psychologische Kriegsführung und Propaganda in eingehenden semiotischen Analysen bestätigt wurden und die vor allem der Semiologe und Autor Umberto Eco akribisch untersuchte. Erst ab diesem Zeitpunkt wurde Bond zum Gegenstand des akademischen Interesses und der literarischen Seriosität.

Die meisten kennen Bond nicht gerade als Feinschmecker. Aber in den Büchern ist der Superspion ein regelrechter Gourmet. Luxuriöse Mahlzeiten, die bis ins kleinste Detail beschrieben wurden, gehörten für die britische Öffentlichkeit ebenso zu Bond wie Sex und Spionage.

Casino Royale bei Penguin

Fleming wusste, dass merkwürdige Speisen die Leser an die exotischen Orte brachte, die er in den Romanen beschrieb. Er gab Bond einen extravaganten Geschmack und ließ den Doppelagenten Steinkrebse und ein Fleischgericht namens “Brazzola” schlemmen (das es nicht wirklich gibt). Dennoch wird schnell klar, warum man Bonds gastronomische Zwänge in den Filmen weg ließ. Zu hören, dass Bond von Schalentieren besessen ist, ist nicht ganz so cool wie zu sehen, wie er seine Martinis auf die allen bekannte Weise bestellt.

Laut Adam Howard von der National Broadcasting Company ist jeder Bond ein interessanter Spiegel seiner Zeit. So spiegelte Sean Connery zum Beispiel die sanfte Kraft wider, die die Kultur während des Kalten Krieges benötigte. Wer hat schon Angst vor Kommunisten, wenn es so elegante Operateure wie Bond gibt? Nach Watergate war jedoch Roger Moores pingeliger Bond ein großer Gegenpol zur Ernüchterung der damaligen Zeit.

Was Timothy Dalton betrifft, so tauchte sein weniger sexualisierter 007 auf der Leinwand etwa zur gleichen Zeit auf, als Amerika anfing, sich mit der zunehmenden AIDS-Krise auseinanderzusetzen. Und mit seinem Schwerpunkt auf Gadgets und extravaganten Stunts repräsentierte Pierce Brosnan den Tech-Boom der 90er Jahre. Heutzutage hat Daniel Craig uns eine Post-9/11-Version gegeben.

Aufmerksamkeit um jeden Preis

Bevor es die Filme gab, gab es die Romane. Die 14 Bond-Bücher, die von Ian Fleming geschrieben wurden, waren eine Art Fantasy-Version von Flemings realen Erfahrungen als Mitglied des britischen Marinegeheimdienstes. Der Autor war jedoch völlig unbekannt, als “Casino Royale” Veröffentlicht wurde, aber er war entschlossen, das Buch zu einem Erfolg werden zu lassen. Das will im Grunde zwar jeder, aber Fleming hatte die nötige Durchsetzungskraft. Zunächst schrieb er Briefe an Zeitungsredakteure und legte jedem Schreiben ein signiertes Buch bei. Er wandte sich sogar an den angesehenen Autor Somerset Maughan, der ihm mitteilte, dass ihm das Buch sehr gefallen habe. Als Fleming fragte, ob er seine freundlichen Worte verwenden dürfte, antwortete Maugham mit einem schlichten Nein.

Dennoch war Fleming kein Mann, der aufgab, und als das Buch einen Verlagsvertrag in Amerika bekam, erhöhte Fleming den Druck. Er schrieb an jeden Freund, den er kannte und versuchte, in die Vogue oder Time zu kommen, kurz: er meldete sich bei allem und jedem, der ihn in irgendeiner Weise bekannt machen könnte. Trotzdem verkauften sich seine Bücher weiterhin schlecht. Das änderte sich aber, als Fleming den gesundheitlich bereits sehr angeschlagenen Raymond Chandler traf. Natürlich bat Fleming den Todkranken, seinen Roman zu promoten.

Und Fleming ging noch weiter. Als Anthony Eden, der britische Premierminister von der Belastung der Suez-Krise krank wurde, bot Fleming dem Politiker eifrig einen Ort zum entspannen an: ein abgelegenes Haus in Jamaika, das ihm gehörte und das Fleming “Goldeneye” nannte. Der Ort verfügte jedoch weder über ein Telefon, heißes Wasser oder ein Badezimmer. Schlimmer noch, es liefen Ratten auf dem Dach herum. Es war nicht gerade ein großartiger Ort für einen kranken Mann, aber Fleming war begeistert von dem Besuch, in der Hoffnung, dass Edens Aufenthalt in Goldeneye seinen “amerikanischen Umsatz” steigern würde. Und ob Sie es glauben oder nicht, das verrückte PR-Wagnis funktionierte und Fleming wurde in der Öffentlichkeit wahrgenommen.

Doch der eigentliche Bond-Kult begann 1963, als der amerikanische Präsident John F. Kennedy erklärte, dass Flemings Bücher seine Bettlektüre seien. Kennedy hatte Fleming 1960 auf einer Dinnerparty kennengelernt und ihn gefragt, wie man Fidel Castro stürzen könnte. Fleming erfand für Kennedy eine bizarre Handlung, in der es darum ging, dass man Castro davon überzeugen müsse, dass sein Bart Strahlung auf sich zog, damit er sich den Bart abrasiere, was dazu führen würde, dass Castro sein Glück völlig verlassen würde.

Dunkelschnee

Samuel Bjørk: Dunkelschnee (Munch & Krüger #0)

Der vierte Roman der norwegischen Munch-Reihe, der mit “Wolf” übersetzt werden kann, bei uns aber “Dunkelschnee” genannt wird, ist eigentlich ein Prequel zu den laufenden drei Romanen, oder besser: es ist der Roman, der erzählt, wie Mia Krüger zum Team von Holger Munch stieß, und damit eigentlich der erste Band der Reihe.

Der 2015 veröffentlichte und bei uns 2018 erschienene Debüt-Thriller “Engelskalt” von Samuel Bjørk (ein Pseudonym für Frode Sander Øien), war ein sofortiger Erfolg und markierte seinen internationalen Durchbruch als Autor, nachdem er als Musiker mehrere Alben veröffentlich hatte.

Inzwischen ist die laufende Serie in mehr als 20 Ländern erschienen und wird gegenwärtig auch verfilmt.

“Dunkelschnee” erschien jetzt mit einem Jahr Verspätung im Juli bei Goldmann und stellt die Vorgeschichte zu den drei vorherigen Büchern dar.

In einem Vorort von Oslo sind zwei 11-jährige Jungen ermordet worden, und neben den beiden Leichen wurde ein toter Rotfuchs gefunden. Der Fall ähnelt einem anderen ungelösten Fall aus Schweden.

Holger Munch ist Leiter einer neuen Ermittlungseinheit und hat ein Team der besten Detektive zur Verfügung. Dann erhält er einen Anruf von der Polizeischule. Sie haben eine außergewöhnlich begabte Schülerin, die in ihren Tests die besten Ergebnisse erzielt hat: Mia Krüger. Munch zeigt der jungen Mia Krüger Fotos von beiden Tatorten. Innerhalb weniger Minuten sieht sie Dinge, an die sein Team nicht einmal gedacht hat.

Trotzdem ist es nicht einfach, die Identität des Mörders zügig zu ermitteln.

Der Leser hat Holger Munch und Mia Krüger bereits in drei vorangegangenen Krimis kennengelernt, aber in diesem Prequel liefert Bjørk noch viel mehr Hintergrundinformationen über sie. Man erfährt unter anderem, warum Krüger in Munchs neu gebildetes Team aufgenommen wurde. Auch Fredrik Riis, einem der Ermittler der Einheit, wird relativ viel Aufmerksamkeit zuteil. Daher kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass eine ausführliche Einführung der Charaktere hier das eigentliche Hauptziel des Autors ist. Das Verbrechen, das natürlich trotzdem gelöst werden muss, ist demgegenüber etwas untergeordnet, was die ganze Angelegenheit aber reizvoll macht.

“Dunkelschnee” beginnt mit einem kurzen Prolog, der sich wie der zusammenfassende Bericht über den Tod von zwei 11-jährigen schwedischen Jungen acht Jahre zuvor liest.

Abgesehen davon, dass diese Einleitung so geschrieben ist, dass es so aussieht, als hätten die Morde tatsächlich stattgefunden, weckt sie die Neugier darüber, was dieser Vorfall mit dem Rest der Handlung zu tun hat. Das wird schnell klar, denn der norwegische und der schwedische Fall haben viele Gemeinsamkeiten. Die polizeilichen Ermittlungen kommen in Gang, und eine Vielzahl von Figuren und Handlungssträngen werden eingeführt. Bei manchen weiß man erst nicht so recht, was sie denn mit der Geschichte zu tun haben, aber schließlich fügen sie sich in die Handlung ein und der Leser versteht ihre Logik und ihren Zweck.

Trotz einiger unerwarteter Entwicklungen, die im Laufe der Geschichte auftreten und die einen manchmal auf eine falsche Fährte führen, ist die Spannung hier nicht ganz so hochgedreht wie man das vielleicht von einem nordischen Thriller erwartet, wobei es sich hier doch eher um einen Krimi der Abteilung Police Procedural handelt, zumindest zu einem großen Teil.

Man kann hier bereits erkennen, dass der Roman auf den Film schielt, der ganz sicher eines Tages folgen wird, sollte die geplante TV-Serie funktionieren. Wie bei allen Romanen, die das tun, bleibt hier natürlich die Sprache auf der Strecke. Das ist nicht Samuel Bjørks Versagen, sondern ist dem Genre ganz allgemein geschuldet. Angepasst an die “Echt-jetzt-whatever-Generation” versuchen solche Geschichten natürlich eine Realitätsnähe aufzubauen, die man nachvollziehen kann. Aber bereits hier ist zu sehen, dass es sich wahrscheinlich mehr lohnt zuzuschauen als zu lesen.

Obwohl sich das jetzt nicht gerade positiv anhört, ist die Reihe und auch dieses Buch durchaus zu empfehlen. Man darf nur nicht vergessen, dass man einige Abstriche machen muss.

Erschienen bei Goldmann.

Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs

Originaltitel: Ulven

Paperback , Klappenbroschur, 560 Seiten, 13,5 x 20,6 cm

ISBN: 978-3-442-49285-5

14 ästhetisch herausragende Horrorfilme

Die Kameratechnik ist eines der wichtigsten Elemente eines Horrorfilms. Mit ihren wegweisenden technischen Innovationen, surrealen Bildern und der Kraft der Subjektivität veränderten diese 14 Meisterwerke den Lauf der Filmgestaltung – und das Horrorgenre für immer. Warum diese Filme einen ästhetischen Mehrwert bieten, ist nicht Teil dieses Artikels, für Ästheten aber nicht schwer zu verstehen.

1. Der Fuhrmann des Todes (Victor Sjöström, 1921)

Dieser schwedische Film hat alle nachfolgenden Regisseure stark beeinflusst – vor allem Ingmar Bergman, dessen Film Das siebte Siegel eine direkte Hommage an Der Fuhrmann des Todes darstellt, und Stanley Kubricks Shining, der zahlreiche thematische und visuelle Ähnlichkeiten (wie z.B. die berühmte Axt-Szene) aufweist. Um die Geschichte eines geisterhaften Kutschers zu erzählen, der nach Mitternacht die Seelen der Toten stiehlt, verwendeten Regisseur Victor Sjöström und DP Julius Jaenzon Doppelbelichtungen, damals ein hochinnovativer Spezialeffekt. Diese Doppelbelichtungen wurden bis zu viermal übereinander gelegt, was die Illusion erweckt, dass Geister durch die aufwändigen Sets des Films wandern. Jeder “Geist” wurde mit einem Filter unterschiedlich beleuchtet. Jaenzon folgte ihnen mit einer Handkamera, die in der Lage war, außergewöhnlich tief zu fokussieren – höchst ungewöhnlich für diese Zeit.

Der Film zeigt auch komplexe narrative Strukturelemente, wie Meta-Flashbacks (oder Rückblenden innerhalb von Rückblenden), die vom linearen Erzählen abweichen, und damit Vergangenheit und Gegenwart zu einer ätherischen Realität verschmelzen.

2. Das Kabinett des Dr. Caligari (Robert Wiene, 1920)

©Deutsches Institut für Filmkunde DIF

Das Kabinett von Dr. Caligari gilt als das Kernwerk des deutschen Expressionismus und ist die Geschichte eines gestörten Hypnotiseurs, der einen Schlafwandler dazu benutzt, Morde zu begehen. Der Kameramann Willy Hameister setzte mit schnörkellosen Kamerafahrten die aufwändigen, handgemalten Bühnenbilder des Films mit verdrehten Stadtlandschaften, spiralförmigen Straßen und alptraumhaften Formen in Szene. Die Sets wurden in verzerrten Perspektiven gestaltet – sie haben keinen einzigen rechten Winkel -, um eine desorientierte und verwirrende Welt zu schaffen. Vollständig in einem kleinen Studio aufgenommen, war jedes Bühnenbild auf 20 Meter in Breite und Tiefe begrenzt.

Neben der phantastischen Nutzung des Bühnenbildes hat Robert Wienes Film eine große historische Bedeutung; Dr. Caligari repräsentiert das brutale deutsche Kriegsregime, während der Schlafwandler für den einfachen Mann eintritt, der sich vor einer mörderischen Autorität zu hüten versucht.

3. Nosferatu (F. W. Murnau, 1922)

Nosferatu ist nicht nur ein bahnbrechender Horrorfilm, sondern auch einer der einflussreichsten Filme der Stummfilmzeit – und einer der ersten großen Rechtsfälle geistigen Eigentums. Da der Film auf Bram Stokers Dracula-Roman basiert (obwohl sich Charakternamen, Einstellung und Plotdetails geändert hatten), reichten Stokers Nachlassverwalter Klage wegen Urheberrechtsverletzung ein. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass Nosferatu tatsächlich ein abgeleitetes Werk sei und ordnete an, alle Kopien des Films zu vernichten, aber die Kopien waren bereits weltweit verbreitet worden; Nosferatu wurde anschließend durch eine massive Anhängergerschaft wiederbelebt.

©Transit-Film GmbH

Im Gegensatz zu den expressionistischen Techniken, die im Kabinett des Dr. Caligari durch Studiobeleuchtung und aufwändige Bühnenbilder angewandt wurden, drehte man Nosferatu fast ausschließlich vor Ort; die natürliche Umgebung des Schlosses, der Landschaften und der Stadt wurde mit verfremdeter Beleuchtung kontrastiert. Der Kameramann Fritz Arno Wagner führte einige neue Kameratricks wie die innere Montage ein – einige Aufnahmen wurden im Negativ-Modus entwickelt, während andere Szenen unterbelichtet wurden, und wieder andere nutzten die Stop-Motion-Fotografie, wie in der berühmtesten Aufnahme des Films, in der Graf Orlock aus einem Sarg springt.

“Nosferatu von F.W. Murnau zu sehen”, schrieb der Filmkritiker Roger Ebert 1997, “bedeutet, den Vampirfilm zu sehen, bevor er sich seiner selbst überhaupt bewusst wurde …. der Film zeigt die Ehrfurcht vor seinem Material. Er scheint wirklich an Vampire zu glauben.”

4. Vampyr (Carl Theodor Dreyer, 1932)

©Star Film GmbH

Mit viel Dunst und wallendem Nebel geschmückt, hinterlässt Carl Theodor Dreyers hypnotischer Film Vampyr ein überwältigendes Gefühl der Beklemmung. Der verwaschene Weichzeichner von Rudolph Matés Kamera unterstreicht die eindrucksvollen Bilder, die alle im Morgengrauen aufgenommen wurden. Aber die größte ästhetische Leistung in diesem Film geschah durch Zufall. Zu Beginn der Produktion, als Dreyer zum ersten Mal die Einstellungen einer Szene sichtete, bemerkte er einen grauen Glanz bei einer der Aufnahmen. Bei weiteren Untersuchungen stellten er und Maté fest, dass ein falsches Licht auf das Objektiv projiziert worden war. Sie mochten den Look so sehr, dass sie dieses Licht bewusst nachahmten, indem sie einen Scheinwerfer so einstellten, dass er gemeinsam mit einem Schwarzlicht auf die Linse einwirkte.

5. Psycho (Alfred Hitchcock, 1960)

©Paramount Pictures

Hitchcocks berühmte Duschszene war so kompliziert zu drehen, dass 78 Kameraeinstellungen und sieben Tage für die Ausführung erforderlich waren. Das Badezimmer wurde aus zusammenklappbaren Wänden gebaut, um die nutzbaren Kamerawinkel zu maximieren; im letzten Schnitt erzeugen 90 Schnitte in Sekundenbruchteilen aus verschiedenen Winkeln den nervtötenden Effekt in dieser Szene. Der Kameramann John L. Russell verwendete einen schnellen Rückwärtslauf, um den Eindruck zu erwecken, dass das Messer in Lilas Bauch drang. Er nutzte im gesamten Film auch eine Vielzahl von subjektiven Nahaufnahmen, wie z.B. Lilas Hand, die eine Tür öffnet, um das Gefühl unmittelbarer Gefahr zu verstärken.

6. Kwaidan (Masaki Kobayashi, 1964)

©Columbus

Kwaidan, was übersetzt “Geistergeschichten” bedeutet, ist ein Kompendium von vier klassischen japanischen Geistergeschichten, die mehr wie ein Fiebertraum wirken als wie ein Horrorfilm. Regisseur Masaki Kobayashi und Kameramann Yoshio Miyajima verpassten jeder Geschichte ein eigenes handgemaltes und aufwändig gestaltetes Bühnenbild, um die wechselnde Stimmung und den narrativen Bogen jeder Aufnahme widerzuspiegeln. In einem Flugzeughangar gebaut (der einzige Raum, der groß genug war, um alles unterzubringen), sind die Bühnenbilder selbst Werke der expressionistischen Kunst. Kobayashis Akribie zeigt sich in jedem Detail. In Verbindung mit Miyajimas kreativen Beleuchtungstechniken (wie z.B. Hintergrundbeleuchtungen aller Farben) erscheint der Film wie eine unheimliche alternative Realität.

7. Ekel (Roman Polanski, 1965)

©Alive Vertrieb und Marketing

Roman Polanskis Horror-Meisterwerk wurde mit einem Budget von 300.000 Dollar gedreht. Begeistert von der Aussicht, die Ästhetik von seinem Erstling Das Messer im Wasser verbessern zu können, von dem er der Meinung war, dass er “absolut schrecklich aussah …. wischi-waschi, ohne echte Schwarzfärbung”, lehnte der Kameramann Gilbert Taylor sogar einen Bond-Film ab, um Polanskis Zweitfilm zu drehen.

Ekel ist in der Tat durch extrem kontrastreiches Schwarz-Weiß gekennzeichnet. Der Film nimmt zunehmend die Perspektive seiner gestörten Protagonistin ein; als sie einen massiven psychotischen Einbruch erleidet, wechselt Taylor die Kamera. Er drehte den Großteil des Films mit einer tragbaren Arriflex mit einer sehr weiten Linse und: “einer winzigen Tabakdose auf der Vorderseite, die mit einer kleinen Glühbirne ausgestattet war, um ein wenig Leuchtkraft hinzuzufügen – gerade genug, um Catherine Deneuves Haut im Schatten zu sehen, bevor ich alles in einer Nahaufnahme auflöste”. Polanski erinnert sich, dass Taylor hauptsächlich reflektiertes Licht verwendete, das von der Decke oder den Wänden abprallte, ohne einen Lichtmesser in Anspruch zu nehmen.

8. Blutgericht in Texas (Tobe Hooper, 1974)

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Eine weitere bemerkenswerte Low-Budget-Sensation. The Texas Chain Saw Massacre wurde mit 300.000 Dollar und größtenteils unbekannten Schauspielern aus dem Großraum von Texas gedreht, wo er auch spielt. Der Kameramann Daniel Pearl verwendete dabei einen feinkörnigen Film, der viermal mehr Licht benötigte als moderne Digitalkameras, und drehte mit niedriger Geschwindigkeit. Die letzte Aufnahme des Films, in der Leatherface seine Motorsäge im ersten Morgenlicht mit urwüchsiger Wut schwingt, ist zu einer der ikonischsten Momente der Kinogeschichte geworden.

9. Shining (Stanley Kubrick, 1980)

©Warner Bros.

John Alcotts Kamera betont Isolation und Paranoia durch beunruhigend kalte, symmetrische Bilder. Das ist durchweg atemberaubend, aber in die Geschichte der Kameratechnik ging der Film augrund des innovativen Einsatzes von Garrett Browns Steadicam ein, für den Kubrick Brown selbst engagiert hatte. Brown fuhr in einem Rollstuhl, um Dannys Blickwinkel einzufangen, als der auf einem Dreirad durch die Hallen des Overlook Hotels fuhr, und verfeinerte seine Einstellungen durch permanente Wiederholung. Die Technik wurde vor allem für die Szene im Heckenlabyrinth verwendet, für die er eine Vielzahl von Spezialhalterungen baute.

10. Suspiria (Dario Argento, 1977)

©Gloria

Dario Argentos surrealer Giallo-Film, der vor allem für seine Verwendung von satten Farben mit psychedelischem Effekt bekannt ist, spielt sich wie ein gewalttätiger Neonalptraum ab. “Ein[Horror-]Film bringt einige unserer Urängste ans Tageslicht, die wir tief in uns verbergen”, sagte der Kameramann Luciano Tovoli, “und Suspiria hätte nicht die gleiche kathartische Funktion gehabt, wenn ich die Fülle und tröstende Süße des Vollfarbenspektrums genutzt hätte.” (Er hatte jede Grundfarbe mit Gelb “verunreinigt”.)

Argento bat Tovoli mit einem veralteten IB-Bestand von Kodak mit einer hohen Gelschicht bei 30/40 ASA zu filmen. Um die Schauspieler zu beleuchten, benutzte Tovoli eine große Bogenleuchte und platzierte Gestelle mit Tissue- und Velourspapier sehr nah an den Gesichtern der Schauspieler. Um die aufwändigen Sets und Orte zu beleuchten, reflektierte er Licht durch einen Spiegel. Das machte die Bilder schärfer, als wenn sie direkt beleuchtet würden.

Nachdem der Film fertig gedreht war, gab Argento den Negativabzug an Technicolor weiter, die das Farbnegativ dann in drei getrennte Schwarzweißfarben aufteilten: eines für Rot, eines für Blau und eines für Grün. Die Entwicklung einer Farbe auf einer anderen gab dem Film einen schimmernden Look mit lebendiger Farbdefinition, der den Druck auf Emulsionsbasis bei weitem übertraf.

11. Halloween (John Carpenter, 1978)

©Warner-Columbia

Um eine der gruseligsten Eröffnungsszenen aller Zeiten zu schaffen, nutzten John Carpenter und der Kameramann Dean Cundey die Chance auf die zu dieser Zeit neueste Technologie: die Steadicam. Die Vorrichtung, die dann Panaglide genannt wurde, ermöglichte es, die Kamera an den Kameramann zu montieren, um weitreichende und ununterbrochene Aufnahmen zu gewährleisten. Die Eröffnungsszene, die von drei Seiten als eine einzige flüssige Aufnahme gefilmt wurde, musste aufgrund des Budgetmangels an einem Drehtag fertig werden.

“Wir hätten es ohne die Steadicam nicht geschafft”, sagte Cundey. “Es gab kein anderes Gerät, das in der Lage gewesen wäre, damit über die Straße zu gehen, ins Haus zu schauen, die Küche zu betreten, die Treppe hoch, in ein Schlafzimmer und wieder runter.”

Die markante POV-Aufnahme aus der Halloween-Maske des Killers heraus wurde in der Postproduktion optisch ergänzt. Der eingeschränkte Blick schafft die unerträgliche Spannung dieser Szene.

12. Blair Witch Project (Daniel Myrick und Eduardo Sánchez, 1999)

©Arthaus

Obwohl Nackt und zerfleischt technisch gesehen der erste Film war, der die Found Footage-Technik einsetzte, baute das Blair Witch Projekt diese Grundlage in einem erschreckenden Ausmaß aus. Der Co-Regisseur und Kameramann Neal Fredericks, der im Alter von 35 Jahren bei einem Flugzeugabsturz tragisch ums Leben kam, entschied sich für Found Footage, weil diese Technik der pseudodokumentarischen Erzählung des Films am besten diente und eine radikale Erste-Person-Perspektive ermöglichte. Die Kameraführung ist wackelig und komplett handgehalten; oft schauen die Schauspieler direkt in die Kamera. Obwohl die Dreharbeiten nur acht Tage dauerten, brauchte der Film mehr als acht Monate bis zum Schnitt. Mit einem Budget gegen Null, spielter er schließlich mehr als 250 Millionen Dollar ein, und ist somit einer der größten Independent-Kassenerfolge aller Zeiten.

13. Silent House (Laura Lau, Chris Kentis, 2011)

Silent House wurde in einer scheinbar einzigen Aufnahme gedreht und ist eigentlich das Produkt von 12-minütigen Sequenzen, die in der Postproduktion zusammengefügt wurden. Die Aufnahmen waren auf 12 Minuten begrenzt, da sich das Team für die Canon EOS 5D Mark II entschied, die ein 12-minütiges Dateiaufzeichnungslimit hat. Aber das “In-einem-Take-Gimmick”, inspiriert von Hitchcocks 1948er Cocktail für eine Leiche, ist praktisch nahtlos.

Die Co-Regisseure und Kameramann Igor Martinovic perfektionierten die Illusion, indem sie zwei Wochen lang in dem verlassenen Haus probten, das sie nur mit Taschenlampen, Laternen und Kerzen beleuchteten.

“Das Konzept hier war, die Kamera in einen so subjektiven Winkel wie möglich zu bringen, um wirklich in die Perspektive der Hauptfigur zu kommen”, sagte Martinovic. “Als wir den Film drehten, war die 5D Mark II die einzige Kamera, die uns das geben konnte, was wir brauchten. Sie ist sehr klein, hochwertig, erschwinglich, und wir konnten sie auf engstem Raum platzieren, uns leicht damit bewegen, sie bei Bedarf von einem Bediener auf einen anderen übertragen – sie gab uns die nötige Flexibilität.”

14. Under the Skin (Jonathan Glazer, 2013)

©Senator

Vieles von Under the Skin wurde mit einer versteckten Kamera namens OneCam aufgenommen, die Jonathan Glazer speziell für den Film gebaut hatte. “Wir brauchten eine Kamera, die klein genug war, um sie zu verstecken”, sagte Glazer, “aber sie sollte eine gute Qualität haben. Sie existierte nicht, also haben wir sie gebaut.” Tatsächlich ließen Glazer und der Kameramann Daniel Landin insgesamt 10 Kameras bauen; manchmal benutzten sie zwei, manchmal sogar alle 10.

Die OneCam ist ein CCD in Streichholzschachtelgröße, auf die 16mm-Objektive aufgebracht werden konnten. “Wir haben einen Großteil des Films so gedreht, dass wir die Kameras in das Armaturenbrett ihres Autos einbauen oder in Straßeneinrichtungen verstecken konnten, um sie beim Gehen auf der Straße zu beobachten und die Öffentlichkeit nicht darüber informieren zu müssen, dass überhaupt Filmaufnahmen gemacht wurden”, fuhr Glazer fort. “Ein Großteil des Films wurde heimlich so gedreht.”

Fuchsmädchen

Maria Grund: Fuchsmädchen

Das mit Spannung erwartete Debüt Fuchsmädchen von Maria Grund ist im Januar bei Random House erschienen. Die Autorin, die ursprünglich aus Stockholm stammt, derzeit aber auf Gotland lebt, ist vor allem Drehbuchautorin und hat zuvor hauptsächlich in der Film- und Medienbranche gearbeitet, unter anderem viele Jahre als Redakteurin für das britische Medienunternehmen The Smalls, bevor sie nach Schweden zurückkehrte. Von der Swedish Academy of Crime Fiction als bestes Debüt des Jahres 2020 ausgezeichnet, standen die Türen für die Autorin offen und das internationale Interesse an der Übersetzung war ungewöhnlich hoch. Für alle NordicNoir-Begeisterten dürfte Fuchsmädchen durchaus ein Leckerbissen sein, und auch wenn die Zutaten nicht in eine neue Richtung ausschlagen, sondern ein handelsübliches Setting beherbergen, macht Maria Grund ein paar entscheidende Dinge anders, die dann auch für klassische Krimiliebhaber interessant sein könnten.

Die Geschichte in Fuchsmädchen basiert auf dem Selbstmord eines vierzehnjährigen Mädchens, deren Leiche in einem mit Wasser gefüllten Kalksteinbruch auf einer vertrauten und doch namenlosen Insel vor der Ostküste Schwedens, die Gotland sehr ähnlich ist, gefunden wird. Ihre Pulsadern sind aufgeschnitten und eine grobe Schnur hat sich in ihrem Haar verheddert, wo sie bei ihrem Tod eine Fuchsmaske befestigt hatte. Die Ermittlerin Sanna Berling will untersuchen, ob es sich tatsächlich um einen Selbstmord oder doch vielleicht um einen Mord handelt.

Schon bald wird klar, dass das nur der Anfang einer ganzen Serie von brutalen Morden ist. Es beginnt ein Kampf gegen die Zeit, bei dem sich herausstellt, dass sieben Kinder den Schlüssel zu der schrecklichen Wahrheit in Händen halten – und der für Sanna Berling selbst viel persönlicher wird, als es ihr zunächst klar ist.

Sanna will bei den zu untersuchenden Morden  immer wieder eine Verbindung zu dem vierzehnjährigen Mädchen im Kalksteinbruch herstellen, während ein sehr unfähiges Dezernat sie auf eine andere Fährte ansetzen will. Aber Sanna und Eir finden diesen Zusammenhang  zu den Kindern, die vor einigen Jahren an einem von der Kirche organisierten Camp teilgenommen haben. Sie finden ein makabres Foto, auf dem die Kinder Tiermasken tragen. Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass diese die sieben Todsünden symbolisieren sollen.

Ähnlich wie die Autorin (was sie in einem Interview gestand) wird Sanna von  Albträumen geplagt, schläft in einem Zeltbett in einer Garage und schluckt  nicht näher benannte Tabletten, um ihren Alltag und ihre Arbeit bewältigen zu können.

Zunächst fällt auf, wie straff die Handlung des Romans gehalten wird. Da gibt es keine unnötigen Abschweifungen; die Autorin behält in jeder Sequenz das Zepter in den Hand, die Überlappungen sitzen ebenso wie die schließliche Lösung des Falls. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass Maria Grund bei ihrem Debüt lieber auf Nummer Sicher geht. Dazu ist ihr dann auch jedes Klischee recht. Aber das macht nichts, denn manchmal entsprechen Klischees einfach dem, was der Wahrheit am nächsten kommt.

Maria Grund schreibt über den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Die Protagonistin dieses Dramas ist eine Ermittlerin, die bereits persönlich gelitten hat, als ihr Mann und ihr Sohn bei einem gelegten Brand ausgelöscht wurden. Sie weiß, wer das Feuer gelegt hat, denn sie hat seine Adresse immer in ihrer Tasche. Sie weiß, dass sie ihn eines Tages töten wird. Rache an demjenigen nehmen, der ihr die Familie genommen hat.

Auch handelt das Buch von den schrecklichen Folgen für diejenigen, die sich blind auf falsche Propheten und ihre Taten verlassen, und von den heftigen persönlichen Konsequenzen für die betroffenen Kinder und Erwachsenen, die in diesem Drama leiden.

Maria Grund hat mit Fuchsmädchen einen Roman über eine angegriffene Heldin vorgelegt, die leidenschaftlich nach der Wahrheit sucht und nicht locker lässt, bis die Hintergründe der Todesfälle endlich ans Licht kommen. Unterstützt wird sie dabei von ihrer neuen Kollegin Eir Pedersen. Auch sie hat ihre Dämonen in Form einer jüngere Schwester, die stark drogenabhängig war. Eir ist jetzt für sie verantwortlich und sie leben zusammen in einer Wohnung. Während sie Sanna möglichst gut unterstützen will, macht sie sich gleichzeitig Sorgen um ihre kleine Schwester. Eir war früher bei der NOA (National Operations Department) tätig, wurde aber in Sannas Gruppe Strafversetzt, und wir bekommen gleich zwei traumatisierte Frauen, die versuchen, zusammenzuarbeiten.

Vielleicht merkt man dem Buch an manchen Stellen zu sehr an, dass es sich hier zunächst um eine Drehbuchidee handelte, aus der erst später eine Romanidee wurde, aber wie man hört, wird es mindestens noch einen weiteren Teil geben, und die Autorin wäre nicht die erste, die sich im Laufe der Zeit gesteigert hätte.

Samuel Bjørk: Engelskalt (Munch & Krüger #1)

Das Krimi-Debüt von Samuel Bjørk erschien 2018 bei Goldmann unter dem Namen “Engelskalt”, das norwegische Original 2015. Insgesamt gibt es derzeit 4 Romane, wobei das Prequel “Dunkelschnee” in diesem Jahr erschien. Ich habe in diesem Podcast bereits davon berichtet.

Goldmann

Es ist heutzutage schwer, eim skandinavischen Bereich ein Debüt vorzulegen, weil das Niveau des NordicNoir himmelhoch ist und deshalb auch die Erwartungen der Leser enorm sind. Das mag ein Grund dafür sein, warum Frode Sander Øien diesen Roman unter einem Pseudonym veröffentlichte, und eine gewisse Zeit lang klappte das auch. Niemand wusste, wer sich hinter Samuel Bjørk verbarg. das Buch wurde zunächst in Norwegen und dann in ganz Europa ein Bestseller und manche vermuteten hinter dem Pseudonym einen bereits etablierten Autor und keineswegs einen Debütanten. Nachdem Øiens Identität aufgedeckt worden war, fühlte es sich für ihn dann völlig natürlich an, unter Samuel Bjørk weiterzuschreiben.

Eine Serie hatte er zu Beginn nicht geplant, allerdings ging es ihm so wie wohl nicht wenigen Autoren. Er fand seine Figuren faszinierend und beschloss, weiterzumachen. So viel wir wissen gibt es mittlerweile Pläne für sechs Bände. Man darf also gespannt sein, wohin die Reise noch führt.

Titel und Cover gehören zu den wichtigsten Dingen, die eine Marketingabteilung in einem Verlag berücksichtigen muss. Das sind die beiden Dinge, die am Anfang die Aufmerksamkeit der Leser auf sich ziehen. Ich bin stets erstaunt, mit welcher Einfallslosigleit deutsche Verlage regelmäßig auf Ein-Wort-Titel und nicht ganz so gelungene Cover setzten, aber das ist wohl eine Eigenheit, die ganz gut anzukommen scheint, mich mal ausgenommen.

Die Geschichte selbst ist unheimlich. Sie ist dunkel und schmerzhaft, aber gleichzeitig auch aufregend und interessant. Bjørk versteht sein Handwerk. Er benutzt so ziemlich jeden Trick, um jenen Horror zu erschaffen, der ihm vorschwebt. Er weiß, wo er drücken muss, um den Leser, aus dem Gleichgewicht zu bringen. Und der Horror besteht natürlich darin, dass hier tote sechsjährige Mädchen als Engel verkleidet mit dem Schild “Ich reise allein” um den Hals in Bäume gehängt werden.

Mit Mia Krüger hat der Autor eine reichlich interessante Protagonistin vorzuweisen. Eine birillante junge Ermittlerin mit einem erstaunlichen Riecher für Zusammenhänge, wo andere nur Chaos sehen. Gleichzeitig wird sie von starken Selbstmordgedanken und großen psychischen Problemen geplagt. Zusammen mit dem alten kettenrauchenden Leiter der Sondereinheit, Holger Munch, werden sie zu einem ungleichen Paar, das sich trotz aller Unterschiede unterstützt und gut versteht. Die Stärke der Geschichte liegt daher im Mysterium selbst, in den schrecklichen Handlungen und in einem starken Protagonistenpaar.

Allerdings gibt es auch hinreichend Schwächen, obwohl das Buch ein echter Pageturner ist. Es sind ziemlich viele Krimiklischees vorhanden. Hier haben wir einen Computerhacker, der natürlich einen Job bei der Polizei bekommt; eine “Spezialabteilung” innerhalb der Polizei, in der Leute mit Spezialwissen agieren, was sehr an Criminal Minds erinnert; Alkoholiker und Drogenabhängige (am besten beides gleichzeitig), die nach ein paar Stunden der Rekonvaleszenz aufstehen und einfach zur Arbeit gehen. Und auch wenn beschrieben wird, wie fertig Mia zeitweise aufgrund ihrer Drogen- und Saufeskapaden ist, steht das in keinem Verhältnis zu dem, was sie trotzdem zu leisten vermag. Es wird interessant sein zu sehen, wie damit im Film, der in Planung ist, umgegangen wird. Weiter habe wir den unvermeidlichen Angriff auf die eigenen Familien der Protagonisten, denn tatsächlich hat Holger Munch eine sechsjährige Enkelin, die in Gefahr gerät.

Wir haben unheimliche christliche Sekte, dumme Polizeichefs und einen Serienmörder mit einer Vorliebe dafür, Rätsel und Hinweise zu hinterlassen, um ein echtes Katz und Mausspiel mit der Polizei zu veranstalten.

Dennoch ist das Buch äußerst spannend und hält die Geschwindigkeit ziemlich hoch. Demgegenüber fällt das Ende dann allerdings wiederum etwas flach aus und die Lösung ist hauchdünn, die Auflösung um die christliche Sekte jedoch ist noch wesentlich schlimmer. Man möchte fast meinen, der Autor hätte keine Zeit mehr gehabt, darüber nachzudenken und das Motto des Verlegers war: “Setzen Sie das Ganze einfach in Brand und machen Sie dort einen Punkt …”

Auch hier – wie bereits bei “Dunkelschnee” sollten die kritischen Punkte niemanden davon abhalten, diese furiose Reihe zu lesen, denn sie ist mehr als einfach nur ein weiteres Police Procedural, ein Subgenre, mit dem ich grundsätzlich nicht viel anfangen kann. Es ist die meiste Zeit über ein komplexes Rätsel und eine Geschichte über Liebe und Verlust, die unter die Haut geht.

Erschienen bei Goldmann.

Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs

Originaltitel: Det henger en engel alene i skogen

Originalverlag: Vigmostad & Bjørke

Paperback , Klappenbroschur, 576 Seiten, 13,5 x 20,6 cm

ISBN: 978-3-442-48225-2

The Crow

The Crow (Liebe, die zu Wut wurde)

Stell dir vor, du bist verliebt, und es ist diese alles verzehrende Liebe, die dich völlig durchdringt. Stell dir die Freiheit vor, die damit einhergeht, dass es jemanden gibt, der dich vollständig kennt, und die damit verbundene erstaunliche Offenbarung, dass dein Gegenüber dich für all die Dinge liebt, die dich ausmachen.

Nun stell dir vor, dass diese Liebe im Nu gewaltsam von dir genommen wurde. Du hast von einem Augenblick auf den nächsten alles verloren. Was würdest du tun? Würdest du verzweifeln? Drogen und Selbstzerstörung über dich stülpen? Jeden, den du triffst, deinen Hass spüren lassen? Oder würdest du etwas anderes machen? Dich etwa in Kunst ausdrücken?

Sein Name ist James, und ihr Name war Bethany. 1978 wurde sie von einem Fahrzeug erfasst und getötet. Laut dem Archiv einer James O’Barr / The Crow-Fanseite war “Beth allein auf einem Bürgersteig in Detroit unterwegs, als ein betrunkener Fahrer in einem Lieferwagen sie erfasste und sie durch mehrere Vorgärten schleifte.” Dieses Ereignis prägte James O’Barr so gewaltig, dass das Ergebnis Comicgeschichte geschrieben hat und bei all jenen auf Widerhall stieß, die ein Exemplar des Comics The Crow von 1989 besitzen oder den gleichnamigen Film von 1994 sahen oder, wenn alles gut läuft, dem Neustart des Films in naher Zukunft entgegenfiebern. Über all die Jahre hat es fünf Filme über The Crow gegeben, und lange schon kursieren Gerüchte über einen weiteren. Das Projekt, das jetzt von Regisseur Corin Hardy (Hallow) geleitet wird, sichtete für die Rolle der zentralen Figur Eric Draven bereits eine Menge möglicher Darsteller.

Bild von ARIELAkris

Nachdem O’Barrs Welt zerbrochen war, wechselte er in die Welt des Militärdienstes, trat den Marines bei und wurde in Deutschland stationiert, wo er begann, Kampfhandbücher zu illustrieren. Tagsüber zeichnete er fleißig für sein Land, aber abends suchte er sich heftige Konfrontationen. Die oben genannte Fanseite bemerkt, dass er sich „während des Feierabends kopfüber in Schlägereien stürzte. Im Nachhinein war sein Verhalten offensichtlich selbstzerstörerisch, und es ist es ein Wunder, dass er noch am Leben ist.”

O’Barr erreichte seine frühe Entlassung aus seinem Militärdienst und entschied sich, nach seiner Heimkehr, die Person zu suchen, die für den Tod der Frau verantwortlich war, die er liebte, und sich zu rächen. Stattdessen erfuhr er, dass der Fahrer bereits gestorben war, angeblich unter natürlichen Umständen.

James O’Barrs Geburtstag wird am 1. Januar gefeiert, aber er selbst ist sich nicht sicher, ob es wirklich sein Geburtsdatum ist. Er kam in einem Wohnwagen zur Welt und wurde erst etwa eine Woche später in ein Krankenhaus gebracht. Sein Vater war, während er das Licht der Welt erblickte, betrunken, und weder er noch seine Mutter konnten sich an das tatsächliche Datum seiner Geburt erinnern. Von diesem Zeitpunkt an drehte sich für O’Barr das Karussell der Pflegefamilien bis er ungefähr sieben Jahre alt war.

Zu zeichnen begann er schon früh; desinteressiert an den Illustrationen, die er in seinen Bilderbüchern vorfand, kreierte er seine eigenen. Er zeigte sie niemanden, wollte die negative Aufmerksamkeit seiner Pflegefamilie nicht auf sich ziehen. Trotz des Trostes, den er beim Zeichnen fand, behielt er seine Arbeiten für sich und isolierte sich sozial.

Durch das Zeichnen entdeckte er jedoch einen Weg, seine Gedanken und Gefühle auszudrücken.

Ohne sich jemals einer Kunstschule angeschlossen zu haben lernte O’Barr, instinktiv Bilder zu schaffen, die von Emotionen durchtränkt waren. Die Charaktere, die seine Geschichten bevölkern, scheinen aus echtem Fleisch und Blut zu bestehen und rufen tiefe Reaktionen des Publikums hervor. Durch seinen künstlerischen Ausdruck entfernte sich O’Barr von den typischen Figuren der meisten Comic-Bücher und wandte sich der Renaissance-Skulptur, lebenden Modellen und der Stillleben-Fotografien zu. Statt einer übertriebenen Helden- und Schurkenanatomie nahm sich O’Barr die Formen von Michelangelos Kunst vor, und dieser Realismus zeigt sich in jedem Bildstrich, besonders aber in The Crow.

O’Barr erhält im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern kein Drehbuch und bringt es dann als Bild auf Papier. Stattdessen hat er sein gesamtes künstlerisches Leben als Schöpfer und Illustrator verbracht und wird nur dann in Projekte involviert, wenn er einen persönlichen Bezug dazu hat. Jede Linie in jedem Bild rührt von einer tiefen Emotion, sei es Liebe, Hass, Wut oder Trauer. Jedes Bild hat eine Lebenskraft, die auch das Publikum betrifft. Für O’Barr ist Zeichnen Therapie. The Crow, sowohl die Graphic Novel als auch der Film, drücken den rohen Schmerz von Liebe und Verlust aus, wie ein kaltes Rasiermesser, das über einen Nerv gezogen wird, inklusive der zerstörenden Wut, die daraus folgen kann. Hier wird der Schmerz in das Licht gedrängt und das Publikum wird gezwungen, ihn als das zu betrachten, was er ist: ein Lehrer. In seinem ersten Auftritt wird The Crow auf die Straße gestoßen, registriert den Schmerz aber kaum und sagt: “Ich kenne den Schmerz auf molekularer Ebene. Er zieht an meinen Atomen und singt in einem Alphabet der Angst zu mir.” The Crow illustriert all denen Gerechtigkeit, die Mut brauchen, um ins Angesicht der Angst zu blicken. In den Köpfen des Publikums wird die Idee des Antihelden als jemand verfestigt, dessen Handlungen gerechtfertigt sind, der aber genauso viel Angst und Schrecken erzeugen kann wie die Schurken der Geschichte selbst.

The Crow verkörpert Liebe, die zur Wut geworden ist, Verzweiflung, die sich zum Wahnsinn wandelte. Mit krass-weißer Haut, einem schwarzen Haarschopf und dem verräterischen Schwarz über seinen Augen und seinem Mund, das ein nie endendes Grinsen erzeugt, war The Crow eine neue Art von Held der unerbittlichen Rache und äußersten Brutalität, jene Art von Held, die Batman wäre, wenn er ganz seiner Dunkelheit nachgeben würde. Das soll nicht heißen, dass The Crow einfach ein hirnloser Killer ist, der auf Rache sinnt. Weit davon entfernt. Eric Draven ist trotz der Verwandlung immer noch derjenige, der er einst war. Wir erhaschen einen flüchtigen Blick auf ihn, wenn er sich an die schönen Dinge erinnert, die er mit seiner verlorenen Liebe teilte. Obwohl die Geschichte einen düsteren, unbeugsamen Blick auf den sintflutartigen Einbruch der Tragödie bietet, zeigt sie auch, was Gerechtigkeit und Erlösung leisten können. In den Worten von The Crow im Film von 1994:

“Es kann nicht die ganze Zeit regnen.”

Eine Dame verschwindet von Ethel Lina White / Alfred Hitchcock

Wikimedia Commons: Szene aus “Eine Dame verschwindet”

Heute begrüße ich euch zu einer Buchbesprechung, die auch gleichzeitig eine Filmbesprechung ist. Das Interessante an Alfred Hitchcock nämlich ist, dass er einer der wenigen Regisseure war, die mit literarischen Vorlagen umgehen konnten, und diese sogar oft besser machte als das, was im Buch zu finden war. Ein solches Beispiel schauen wir uns heute näher an. Eine Dame verschwindet.

Hitchcock und die Eisenbahn

Hitchcock und Eisenbahnen gehören zusammen wie eine Lokomotive und ihr Tender. Er liebte sie, sie sind prominent in seinem Werk vorhanden, am wichtigsten jedoch in Eine Dame verschwindet. Vieles von dem, was hier passiert, kann nur auf einer Eisenbahnfahrt passieren – Passagiere, die gemeinsam durch einen Lawinensturz aufgehalten werden, unterschiedliche Klassen, die voneinander getrennt sind, Fremde, die sich begegnen, während sie unterwegs sind, ein Lokführer, der im Kreuzfeuer stirbt, ein Waggon, der auf einen Nebengleis geleitet wird, ein unerschrockener Held, der sich außerhalb eines schnell fahrenden Zugs von einem Wagen zum anderen kämpft, während andere Lokomotiven an ihm vorbeirasen, Hinweise in Form eines Namens, der durch den Dampf auf einem Fenster sichtbar wird, und ein Etikett auf einer Teepackung, das kurz an einem anderen Fenster kleben bleibt, und vor allem die erzwungene Intimität auf dieser rhythmischen Reise, die sich in ihrer eigenen Welt abspielt, unabhängig von der sich verändernden Landschaft draußen.

Der Film ist einer der wenigen Beispiele dafür, dass ein Film besser sein kann als das Buch, das im Original von Ethel Lina White stammt und “The Wheel Spins” heißt. Bei Hitchcock ist das nicht gerade selten der Fall, in der heutigen Zeit kommt das eher nicht mehr vor. Das bedeutet aber nicht, dass das Buch schlecht ist, es ist nur etwas anders gestaltet und viele Elemente, die den Film so großartig machen, kommen darin gar nicht vor.

Der Roman  beginnt mit Iris Carr, einer jungen Engländerin, die sich in einem kleinen Hotel in einem nicht näher bezeichneten Land irgendwo in Europa aufhält. Ihre Freunde sind bereits abgereist, aber Iris hat beschlossen, noch ein paar Tage allein im Hotel zu bleiben. An dem Tag, an dem sie den Zug nach Hause nehmen soll, verliert sie am Bahnhof kurz das Bewusstsein und vermutet einen Sonnenstich. Sie schafft es gerade noch rechtzeitig, in den überfüllten Zug einzusteigen und teilt sich einen Waggon mit mehreren Personen, darunter Miss Froy, einer englischen Gouvernante, die ebenfalls auf dem Heimweg ist. Iris begleitet Miss Froy zum Tee in den Speisewagen, wo sie ihrer neuen Freundin von ihren jüngsten Lehrtätigkeiten erzählt. Nachdem sie zu ihren Sitzen zurückgekehrt sind, schläft Iris ein. Als sie wieder aufwacht, ist Miss Froy verschwunden. Die anderen Fahrgäste leugnen, dass Miss Froy jemals existiert hat, und Iris gerät in Panik: Hat der Sonnenstich ihr mehr zugesetzt, als sie ahnt, oder steckt etwas viel Schlimmeres dahinter?

Nach einem langsamen Beginn, bei dem sich die Autorin Zeit nimmt, Iris und die anderen Hotelgäste vorzustellen, die alle im selben Zug nach Hause fahren, nimmt die Geschichte mit dem Verschwinden von Miss Froy und den Bemühungen von Iris, herauszufinden, was mit ihr geschehen ist, bald Fahrt auf. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder hat Iris sich alles nur eingebildet oder alle im Zug lügen – und wenn sie lügen, warum? An dieser Stelle wird die Bedeutung der frühen Kapitel deutlich, denn Iris ist nicht gerade der angenehmste Mensch und macht sich bei ihren Mitreisenden so unbeliebt, dass es leicht verständlich ist, warum sie ihr nicht helfen wollen. Einige von ihnen haben natürlich auch andere Gründe, und obwohl der Film das besser gelöst hat, vermittelt das Buch doch ein Gefühl dafür, wie beunruhigend das alles für Iris ist und wie sie an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln beginnt.

Ein Film aus der goldenen Ära

Eine Dame verschwindet (The Lady Vanishes) ist einer der größten Zugfilme aus der goldenen Ära des Genres, der nur von dem Meisterwerk “Der unsichtbare Dritte” herausgefordert wird, wenn es darum geht, den besten Comedy-Thriller, der je gedreht wurde, zu bestimmen. Mit Ausnahme der Eröffnungssequenz in einem Gasthaus in einem mitteleuropäischen Dorf findet die ganze Handlung in einem Schnellzug statt, der auf seiner Reise durch das autoritäre mitteleuropäische Land Banrika nur zwei offizielle Stationen hat. Während dieser spannenden Reise wird eine britische Spionin mittleren Alters, die sich als Miss Froy – eine exzentrische Gouvernante – ausgibt und die den MacGuffin des Films trägt, von ausländischen Agenten entführt, und ihr Verschwinden wird vertuscht. Mit einem bescheidenen Budget hauptsächlich im kleinen Gainsborough-Studio in Islington gedreht, wirkt der Film nie eng oder kantig und wird mit der gleichen Geschwindigkeit vorwärtsgetrieben wie der Eurostar. In seinem Buch “Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?” von 1966, sagte Truffaut dem Meister, dass er jedes Mal, wenn er den Film sah, die Bewegung des Zuges, den Schnitt und die Spezialeffekte studieren wollte,

“aber jedes Mal hatte ich mich so sehr in die Geschichte vertieft, dass ich die Mechanik dieses Films noch immer nicht verstanden hatte.”

Die Geburt eines Comedy-Duos

Zunächst sollte Eine Dame verschwindet von Roy William Neill inszeniert werden, einem amerikanischen B-Movie-Spezialisten, der heute nur noch für die Sherlock Holmes-Serie mit Basil Rathbone und Nigel Bruce bekannt ist, weil diese Kultstatus besitzt. Aber die zweite Unit des Films geriet bei der Aufnahme von Hintergrundmaterial mit der jugoslawischen Polizei in Schwierigkeiten und der Film wurde auf Eis gelegt. Als das Projekt wiederbelebt wurde und Hitchcock die Leitung übernahm, war das Drehbuch, das – wie gesagt – deutlich besser war als der Roman, ziemlich gut ausgearbeitet. Die Drehbuchautoren Frank Launder und Sidney Gilliat, beide stark von Hitchcock beeinflusst, hatten die Handlung und die Figuren radikal überarbeitet und vor allem die harmlosen cricketliebenden Engländer Charters und Caldicott erfunden. Von Basil Radford und Naunton Wayne gespielt, sollten sie das größte Comedy-Duo werden, das je aus dem britischen Kino kam, nationale Archetypen, die sich bei mehreren Generationen von Kinobesuchern durchsetzen konnten.

Das Casting, an dem Hitchcock eng beteiligt war, kann man nur als perfekt bezeichnen, vor allem das von Margaret Lockwood und Michael Redgrave als Iris und Gilbert, dem attraktiven romantischen Paar, das sich wunderbar zankt und einen herrlich britischen Sinn für Humor teilt. Beide wurden zu Stars in diesem Film und bewiesen sich auf der gleichen Höhe wie so anspruchsvolle Hollywood-Paare wie Powell und Loy, Grant und Hepburn, Lombard und Gable. Aber obwohl Eine Dame verschwindet immer wieder erfrischend anzusehen ist, ist das ein Film, der seine Tiefe und Eindringlichkeit aus den schwierigen Zeiten bezieht, in denen er entstanden ist. Iris und Gilbert sind dann auch Passagiere auf einem Narrenschiff, einem Abteil britischer Clowns, die in einem feindlichen Europa treiben, umgeben von feindlichen Fremden in einer Welt am Rande des Krieges.

Gilbert ist ein politisch naiver Musikwissenschaftler, der Volkslieder auf dem Balkan sammelt. Iris ist eine verwöhnte Erbin, die nach England zurückkehrt, um einen kinnlosen Aristokraten wegen seines Titels zu heiraten. In den angrenzenden Abteilen befinden sich ein aufgeblasener Anwalt (Cecil Parker) und seine Geliebte (Linden Travers), die beide ihre Ehepartner betrügen und sich mehr um ihren sozialen Status und ihre berufliche Zukunft sorgen als um ihre moralische und bürgerliche Verantwortung.

Ebenso werden die engstirnigen Charters und Caldicott nicht zulassen, dass es irgendetwas gibt, das sie zu spät zu ihrem Cricketspiel in Old Trafford kommen lässt. Nur Miss Froy (Dame May Whitty), die mutige kleine alte Dame, ist da, um die Fackel für Großbritannien zu tragen und den lebenswichtigen MacGuffin (in Form eines Staatsgeheimnisses, das in einem Stück Volksmusik kodiert ist) zu tragen, der die Nation retten kann.

Eine Dame verschwindet war Hitchcocks vorletzter Film, der in der Vorkriegszeit in Großbritannien gedreht wurde und bis dahin sein größter Kassenerfolg.

Die Figur Sherlock Holmes

Sherlock Holmes ist neben Dracula jene fiktive Figur, die in der Popkultur am meisten adaptiert und inszeniert wurde. Dass der Detektiv auf der ganzen Welt bekannt ist, liegt aber nicht an den kongenialen Originalgeschichten, sondern an den unzähligen Filmen, Theaterstücken, Musicals und Comics. Fast alle Symbole und Sätze, die aus den vielen Fernseh-, Film-, Theater- und anderen grafischen Reproduktionen stammen und die heute scheinbar zum Kanon gehören – wie etwa der Deerstalker-Hut – kommen in den Texten überhaupt nicht vor. Aber während diese dazu neigen, mit der Mode zu wechseln, scheinen die Originalgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle, die immer wieder bearbeitet werden, sich in unserem kollektiven Bewusstsein festzuhalten wie nichts vor oder nach ihnen.

Der Reichenbach-Schock

1893 stieß der Autor Sir Arthur Conan Doyle den Detektiv Sherlock Holmes von einer Klippe. Die Klippe befand sich in der Schweiz. Es sind die berühmten Reichenbachfälle, die unter ihr dahinbrausen. Aber Conan Doyle war gar nicht vor Ort, er erledigte die Drecksarbeit von seinem Haus in London aus, in dem er schrieb.

“Ich nehme schweren Herzens meine Feder in die Hand, um diese letzten Worte zu schreiben, mit denen ich die einzigartigen Gaben festhalten werde, mit denen mein Freund Sherlock Holmes ausgezeichnet wurde”,

sagt der Erzähler Dr. John Watson in Conan Doyles Geschichte Das letzte Problem, die im Dezember 1893 im Magazin “The Strand” erschien.

Conan Doyle selbst wirkte etwas weniger emotional. “Tötete Holmes”, schrieb er in sein Tagebuch. Man kann sich Conan Doyle vorstellen, sein glattes Haar, das im Kerzenschein schimmert, wie er seinen üppigen Schnurrbart vor Freude dreht. Später sagte er von seiner berühmten Figur: “Ich hatte eine solche Überdosis von ihm, dass ich mich ihm gegenüber fühlte wie gegenüber der Leberpastete, von der ich einmal zu viel gegessen hatte, so dass allein der Name mir bis heute ein kränkliches Gefühl gibt.”

Conan Doyle mag zu diesem Zeitpunkt noch gedacht haben, dass er sich seiner Figur damit entledigt hätte, aber damit unterschätzte er die Fans. Die öffentliche Reaktion auf Holmes’ Tod war anders als alles, was die Welt der Fiktion jemals vorher erlebt hatte. Mehr als 20.000 Strand-Leser kündigten ihre Abonnements, empört über Holmes’ vorzeitigen Tod. Das Magazin überlebte kaum. Selbst die Mitarbeiter bezeichneten Holmes’ Tod als ein “absolut schreckliches Ereignis”.

Der Legende nach trugen junge Männer in ganz London schwarzes Trauerflor. Leser schrieben wütende Briefe an die Redaktion, es wurden Clubs gegründet, in denen es ausschließlich um die Rettung von Holmes’ Leben ging.

Das erste Fandom

Und Conan Doyle war schockiert über das Verhalten der Fans. Das hatte es vorher noch nicht gegeben. (Sie wurden zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal als “Fans” bezeichnet. Der Begriff – eine Kurzform für “Fanatiker” – wurde erst vor kurzem für amerikanische Baseballbegeisterte verwendet). In der Regel akzeptierten die Leser, was in ihren Büchern geschah. Jetzt begannen sie, ihre Lektüre persönlich zu nehmen und zu erwarten, dass ihre Lieblingswerke bestimmten Erwartungen entspräche.

Die begeisterten Leser von Sherlock Holmes waren es, die das moderne Fandom erschufen. Interessanterweise setzt sich Holmes’ intensive Fangemeinde bis heute fort und läutet endlose Neuerungen ein, wie etwa die US-Serie Elementary und BBCs Sherlock. (Es darf angemerkt werden, dass das bekannte Zitat: “Elementar, mein lieber Watson!”, nachdem die Elementary-Serie benannt ist, gar nicht in den Originaltexten auftaucht).

1887 erschien die erste Novelle mit dem Detektiv: Eine Studie in Scharlachrot. Von Beginn an war er so beliebt, dass Conan Doyle bald darauf bereits zu bereuen begann, ihn überhaupt erschaffen zu haben. Denn diese Geschichten überschatteten alles, was Doyle für sein “ernsthaftes Werk” hielt, etwa seine historischen Romane.

An Veröffentlichungstagen standen die Leser an den Kiosken Schlange, sobald eine neue Holmes-Geschichte in The Strand erschien. Wegen Holmes war Conan Doyle, wie ein Historiker schrieb, “so bekannt wie Queen Victoria”.

Die Nachfrage nach Holmes-Geschichten schien endlos. Aber obwohl The Strand Conan Doyle gut für seine Geschichten bezahlte, hatte dieser nicht vor, den Rest seines Lebens mit Sherlock Holmes zu verbringen. Als er 34 Jahre alt war, hatte er genug. Also ließ er Professor Moriarty Holmes die Wasserfälle hinunterstoßen. Acht lange Jahre widerstand Conan Doyle dem Druck, der allerdings mit der Zeit so groß wurde, dass er 1901 eine neue Geschichte schrieb: Der Hund von Baskerville. Aber an diesem Fall arbeitete Holmes noch vor dem verhängnisvollen Sturz. Erst 1903, in Das leere Haus ließ er Sherlock Holmes mit der Begründung auferstehen, nur Moriarty sei in diesem besagten Herbst gestorben, während Holmes seinen Tod nur vorgetäuscht habe. Die Fans waren zufrieden.

Sherlock – Ein Leben nach dem Tode

Seitdem sind die Fans allerdings noch wesentlich obsessiver geworden. Der Unterschied zu damals besteht ledigich darin, dass wir uns an ein starkes Fandom gewöhnt haben. Maßgeblich beteiligt an der Glut der Leidenschaft ist die BBC-Serie Sherlock, die von 2010 – 2017 in 180 Ländern ausgestrahlt wurde. Hier spielt Benedict Cumberbatch in einer atemberaubenden Performance den zwar modernen, aber besten Holmes, den es je zu sehen gab, begleitet von Martin Freeman als Watson. Seitdem pilgern unfassbare Scharen in den von Holmes und Watson bevorzugten Londoner Sandwich-Shop, oder in Speedy’s Café. Während der Produktion der Serie kam es sogar zu Problemen, weil sich Tausende Fans am Set tummelten, die dann in die Baker Street weiter zogen, die in Wirklichkeit die Gower Street ist.

Bemerkenswert ist, dass sich die Fans von Sherlock Holmes seit mehr als 120 Jahren intensiv mit dem fiktiven Detektiv beschäftigen, unabhängig davon, in welches Medium er übertragen wurde (es dürfte kein einziges fehlen).

Mark Gatiss, der Mitgestalter der Sherlock-Reihe, hat darauf hingewiesen, dass Holmes einer der ursprünglichen fiktiven Detektive ist – die meisten anderen danach geschaffenen Ermittler waren Kopien oder eine direkte Reaktion auf ihn:

“Alles in allem ziehen die Leute eine Linie unter Sherlock und Watson. Agatha Christie kann ihren Poirot nur klein und rundlich machen – im Gegensatz zu groß und schlank. Auch er braucht einen Watson, also erschafft sie Captain Hastings. Wenn man sich umsieht, ist das immer das gleiche Modell. Es ist unverwüstlich.”

Nun, selbst Sherlock Holmes hatte einen Vorgänger, und der stammt aus der Feder von Edgar Allan Poe. Dessen Auguste Dupin trat erstmals 1841 in der Erzählung Der Doppelmord in der Rue Morgue und dann in zwei weiteren Erzählungen auf. Conan Doyle hat ihm Refernz erwiesen, indem er ihn in Eine Studie in Scharlachrot auftreten lässt. Dass er sich bei Poe bediente, bedeutet aber nicht, dass sich Sherlock Holmes nicht in eine völlig eigene Richtung entwickelte. Hier wurde der Detektiv in eine definitive Form gegossen.

Sherlock-Mitgestalter Steven Moffat sollte nun das Schlusswort haben:

“Sherlock Holmes ist ein Genie, deshalb ist er ein bisschen seltsam. Ich weiß nicht, wie oft das im wirklichen Leben vorkommt, aber in der Fiktion kommt es doch oft vor. Und das haben wir Sherlock zu verdanken”

Weiterführende Sendungen:

Arthur Conan Doyle – Spiritist und Gentleman

Musik von Kevin MacLeod.