Archiv der Kategorie: Timeline

Was hier “Timeline” genannt wird, hat mit einer wirklichen Zeit gar nichts zu tun. Viel mehr sind hier die Beteilungen an Blogrunden ebenso zu finden wie generell eher persönliche Reflexionen.

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Das Hören neu lernen

Es ist die Beschäftigung mit dem Jazz, die mich am ehesten meinen eigenen Rhythmus verstehen lässt. Aber nichts bringt mich im Augenblick zu einer weiteren Improvisation, ich muss das Hören neu lernen. Zum ersten Mal inspiriert wurde ich von Ted Gioia, aber ich habe mir erst jetzt ein Buch von ihm bestellt. Den eigentlichen Anstoß aber gab mir Andy Edwards, dessen YT-Kanal ich mit äußerstem Gewinn studiere. In jungen Jahren war er der Live-Schlagzeuger von Robert Plant, spielte bei der Neo-Prog-Band IQ und ebenso bei Frost. Jetzt, so scheint es, bringt er mich ohne sein Wissen in wichtige und für mich wertvolle Gefilde.

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Rekonstruktion

Vielleicht ist das mein größtes Manko in Bezug auf die Gestaltung: der völlige Mangel an Konsequenz, Disziplin und (durchaus) Weitblick. Ich habe mir die Mühe gemacht in den Internet Archiven den Status der Veranda seit 2010 anzusehen. Ich glaube, dass kaum einmal zwei Monate vergingen, bevor ich nicht wieder etwas löschte, umbaute oder völlig herausnahm. Dazu kommen noch zahlreiche Umzüge. Andererseits sehe ich auch, wie viel Ballast dadurch verloren ging. Das kann man bedauern (wer sollte das bedauern?), am Ende aber bleiben die mir wichtigen Dinge, Fragmente, die längst in einen größeren Text eingezogen sind. Ich bin bemüht, zu rekonstruieren, was einst hier stand, und heute ist zumindest der Guckkasten wieder komplett vorhanden.

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Pichen und Dichten

Interessanterweise ist das Leben ein Privatvergnügen. Das neue Jahr steckt noch in den Windeln, aber meine eigentliche Verwirrtheit, die genau genommen eine dynamische Stille ist, treibt ihre Blüten aus. Ich gestehe es mir schon ein: mit dem Schreiben hört man nicht ungestraft auf. Vielleicht ist die Verwirrtheit also ein Phantomschmerz, schließlich sind das Pichen und Dichten ebenfalls Extremitäten.

An der Rose, Kempten

Kemptener Hintergestade (1)

An der Rose, Kempten
An der Rose, Kempten

Ein terra=poltriger Spaziergang führte an die Rose. Und die Erholung tat etwas Not. Noch ist die geplante Schlingelei ein uterales Projekt, aber Kempten drängt sich mit jeder Bewegung auf. In jeder Gasse, in jedem Winkel steckt mehr als ein gehetzter Geist erahnen könnte.

Bilder: Albera Anders.

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Nichts ruht auf einem offenen Kamin

Auch jetzt wieder bin ich von den Viren nicht betroffen. Es ist der zweite Monat in dieser famosen Umgebung, aber der mentale Prozess schein sich nicht verändert zu haben. Da klaffen große Lücken in meinem Dasein, manches wollte einfach nur gelebt und nicht durchdacht werden.

Da ich es jetzt seit 2004 mache, könnte man durchaus behaupten, ich sei Blogger.

Es scheint mir gegeben, Kempten ganz allgemein in meine Dichtung einfließen zu lassen, nachdem es vordem immer schon das Fichtelgebirge war. Doch anders: Bereits vor zehn Jahren probierte ich mir 100 Orte in und um Kempten vorzustellen, an denen ich jeweils 1 Text las. Nach etwas mehr Erfahrung könnte es mir diesmal gelingen.

Gedankenmätzchen

Gedankenmätzchen (nicht das erste)

Ich käme an mit einer Tasche ohne Gold und würde mir das Weibchen abspenstig machen, so mit zwanzig mich besuchen, um mich nicht mich mögend wieder in die Vergangenheit zu verziehen.

Die Vergangenheit sah so aus: Ich schrieb Gedichte auf meinen Körper (so weit die Stifte trugen) und präsentierte sie der Fotolinse. Wir sprechen von 1991 und mein erster Buch kotete gerade die Stufen voll.

Couch

Das Wachstum der eigenen Wonnen

Das Wachstum der eigenen Wonnen wird nicht selten auf einer Chaiselongue gefeiert. Es ist nicht viel notwendig, wenn man die richtige Hand auf die richtige Schulter legt. Die Zeugnisse der Vergangenheit leuchten auch im Herbst, die Geschehnisse werden leichtfertig erzählt.

Manchmal wecken uns die Briefe, die den Postschlitz geworfen werden.

Malefiz

Räume und Warte

Zweitens: Es bleiben viele Möglichkeiten übrig. Man hat gesehen, dass sie alle im Wald verschwanden. Die Gerüche hamstern auch hier irdenen Speck. Jetzt sind wir auf die Sonne angewiesen, und sie kommt in Wellenkernunterfederung und hochwertiger Polsterung. Außerdem hat es sich das Malefiz-Spiel eingerichtet, auch genannt “Räume und Warte” und “Sperrknacker”.

Haggenmüllerstraße

Straßenbau im Neunzehnten Jahrhundert

Haggenmüllerstraße, Kempen (Foto: Albera Anders)

Die Bagger werden zwar nicht mehr mit Dampf betrieben, weil die Kessel, in denen er produziert werden kann, mittlerweile kaum noch auf einem Flohmarkt zu finden sind und die Beschaffungskosten astrale Höhen zeitigen, aber das trübt das Gesamtbild nur marginal. Die Zeitreisenden freut es sicherlich zu erfahren, dass Kempten in diesem Jahr damit begonnen hat, sämtliche Straßen und Bürgersteige abzureißen, damit die Bevölkerung sich wieder am Matsch und am naturbelassenen Schlagloch erfreuen kann. Kinder werden ihre Papierschiffe wieder mitten auf der Straße kentern lassen können und auch Pferdescheiße wird bald wieder die glückliche Luft um uns herum erfüllen. Gegenwärtig ist das Pilotprojekt in der Haggenmüllerstraße zu bewundern, und ich kenne niemanden, der nicht vor Aufregung zittert, weil es endlich wieder in ein Jahrhundert voller Sonnenschein und Muse geht. Brechen wir gemeinsam auf.

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Der Unsinn der Buchpreisbindung

Meiner Ansicht nach gibt es kein Argument für das Beibehalten der Buchpreisbindung, das nicht leicht zu widerlegen wäre. Wie es oft bei uns so üblich ist, geht es mehr um Leidenschaft als um Fakten.

Über den Sinn und Unsinn der Buchpreisbindung kann man sich lange und herzhaft streiten, vor allem deshalb, weil die Idee aus einem Jahrhundert stammt, in dem das Buch tatsächlich noch ein Kulturgut war, das es zu schützen galt. Die Zeiten (und vor allem die Kultur – ein heute schwammiger Begriff) haben sich selbstredend geändert. Im Grunde soll diese Preisbindung die Vielfalt und Qualität stärken; ob sie das wirklich tut, ist wieder einmal Ansichtssache. Man darf dabei nämlich nicht vergessen, dass ein Verlag die Preisbindung ohnehin schon nach achtzehn Monaten aufheben darf. Eine weitere Ausnahme betrifft das Mängelexemplar, und man erkennt leicht – und weiß als Buchkäufer sogar – dass hier der Hase im Pfeffer liegt. Ich habe zum Beispiel völlig einwandfreie Exemplare in meiner Bibliothek, die künstlich remittiert wurden. Das bedeutet, sie tragen den allseits bekannten Stempel am Buchblock. Wen das nicht stört, der kann tatsächlich nagelneue Bücher zu einem günstigeren Preis finden. Das ist zwar illegal, aber seien wir ehrlich: wer kann das je prüfen? Man könnte jetzt so tun, als wären das Ausnahmen, aber das sind sie nicht.

Es wird immer wieder damit argumentiert, dass das Ende der Buchpreisbindung vor allem den großen Ketten nutzen würde und kleine Verlage verschwinden würden, aber warum sollte das so sein? Ich sehe eher das Gegenteil: Die Buchpreisbindung schützt Thalia und Co. vor der Konkurrenz, die Bücher günstiger anbieten könnte. Es wird oft vergessen, dass die Einführung der Buchpreisbindung nichts mit dem Kunden zu tun hatte, sondern damit, die Läden gegen den aggressiven Versandhandel zu schützen.

Blicken wir in Länder, die keine Preisbindung mehr haben, können wir leicht erkennen, dass die Argumente gegen eine Aufhebung schlicht nicht eintreten. Weder gibt es weniger Verlage, noch lässt die Vielfalt nach. Es ist doch eher so, dass hier ein völlig unsinniges Gesetzt die dicken Verlage davor schützt, sich in irgendeiner Form bewegen zu müssen. Ein gutes Beispiel hier ist der Sektor des eBooks (das ist zwar wieder ein anderes Kapitel, aber hier zeigt sich, wie träge und unverschämt deutsche Verlage eigentlich sind, in dem sie entweder kaum auf diesen Service setzen oder aber völlig überzogene Preise dafür aufrufen), der garantiert ebenfalls vom Verschwinden eines albernen Gesetzes profitieren dürfte.

Aber ich muss gestehen: Ich bin kein Krämer und habe für den Buchhandel gar nicht so viel übrig, vor allem deshalb, weil sich Modelle ändern. Klagt man über das Verschwinden des einen, ergibt es keinen Sinn, nicht auch das Verschwinden des anderen zu beklagen. Das genau aber passiert. Hier wird ein Modell besonders geschützt, das eigentlich schon längst ausgelaufen ist. Bücher werden immer teurer und sind im Vergleich zu früher bereits nahe am Luxusgut. Das gilt auch für das Taschenbuch, das gegen das Hardcover ordentlich aufgeholt hat. Außerdem bekomme ich seit Jahrzehnten in keinem Buchladen das, was ich lesen möchte.

Kurz: Buchpreisbindung ist Lobbyismus in Reinkultur. Weg damit, erst dann geht es wieder um den Leser und nicht um die Platzhirschen in der Verlagsbranche.