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Der Unsinn der Buchpreisbindung

Last updated on 20. Juni 2024

Meiner Ansicht nach gibt es kein Argument für das Beibehalten der Buchpreisbindung, das nicht leicht zu widerlegen wäre. Wie es oft bei uns so üblich ist, geht es mehr um Leidenschaft als um Fakten.

Über den Sinn und Unsinn der Buchpreisbindung kann man sich lange und herzhaft streiten, vor allem deshalb, weil die Idee aus einem Jahrhundert stammt, in dem das Buch tatsächlich noch ein Kulturgut war, das es zu schützen galt. Die Zeiten (und vor allem die Kultur – ein heute schwammiger Begriff) haben sich selbstredend geändert. Im Grunde soll diese Preisbindung die Vielfalt und Qualität stärken; ob sie das wirklich tut, ist wieder einmal Ansichtssache. Man darf dabei nämlich nicht vergessen, dass ein Verlag die Preisbindung ohnehin schon nach achtzehn Monaten aufheben darf. Eine weitere Ausnahme betrifft das Mängelexemplar, und man erkennt leicht – und weiß als Buchkäufer sogar – dass hier der Hase im Pfeffer liegt. Ich habe zum Beispiel völlig einwandfreie Exemplare in meiner Bibliothek, die künstlich remittiert wurden. Das bedeutet, sie tragen den allseits bekannten Stempel am Buchblock. Wen das nicht stört, der kann tatsächlich nagelneue Bücher zu einem günstigeren Preis finden. Das ist zwar illegal, aber seien wir ehrlich: wer kann das je prüfen? Man könnte jetzt so tun, als wären das Ausnahmen, aber das sind sie nicht.

Es wird immer wieder damit argumentiert, dass das Ende der Buchpreisbindung vor allem den großen Ketten nutzen würde und kleine Verlage verschwinden würden, aber warum sollte das so sein? Ich sehe eher das Gegenteil: Die Buchpreisbindung schützt Thalia und Co. vor der Konkurrenz, die Bücher günstiger anbieten könnte. Es wird oft vergessen, dass die Einführung der Buchpreisbindung nichts mit dem Kunden zu tun hatte, sondern damit, die Läden gegen den aggressiven Versandhandel zu schützen.

Blicken wir in Länder, die keine Preisbindung mehr haben, können wir leicht erkennen, dass die Argumente gegen eine Aufhebung schlicht nicht eintreten. Weder gibt es weniger Verlage, noch lässt die Vielfalt nach. Es ist doch eher so, dass hier ein völlig unsinniges Gesetzt die dicken Verlage davor schützt, sich in irgendeiner Form bewegen zu müssen. Ein gutes Beispiel hier ist der Sektor des eBooks (das ist zwar wieder ein anderes Kapitel, aber hier zeigt sich, wie träge und unverschämt deutsche Verlage eigentlich sind, in dem sie entweder kaum auf diesen Service setzen oder aber völlig überzogene Preise dafür aufrufen), der garantiert ebenfalls vom Verschwinden eines albernen Gesetzes profitieren dürfte.

Aber ich muss gestehen: Ich bin kein Krämer und habe für den Buchhandel gar nicht so viel übrig, vor allem deshalb, weil sich Modelle ändern. Klagt man über das Verschwinden des einen, ergibt es keinen Sinn, nicht auch das Verschwinden des anderen zu beklagen. Das genau aber passiert. Hier wird ein Modell besonders geschützt, das eigentlich schon längst ausgelaufen ist. Bücher werden immer teurer und sind im Vergleich zu früher bereits nahe am Luxusgut. Das gilt auch für das Taschenbuch, das gegen das Hardcover ordentlich aufgeholt hat. Außerdem bekomme ich seit Jahrzehnten in keinem Buchladen das, was ich lesen möchte.

Kurz: Buchpreisbindung ist Lobbyismus in Reinkultur. Weg damit, erst dann geht es wieder um den Leser und nicht um die Platzhirschen in der Verlagsbranche.

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