Swamp Thing vs. Man-Thing

Seit es Comics gibt, sind Plagiatsvorwürfe, Ideenklau und Abzocke ein großes Thema. Ein früh bekannt gewordener Fall betrifft Marvels „Man-Thing” und DCs „Swamp Thing”. Beide Verlage kopierten dabei allerdings dieselbe Figur aus dem Goldenen Zeitalter. Marvel und DC sind bereits seit den 1940er Jahren Rivalen, doch erst im Silbernen Zeitalter verschärfte sich ihre Konkurrenz zunehmend. In den 1960er Jahren überholte Marvel dank Kreationen wie X-Men, Fantastic Four und Spider-Man DC und wurde Amerikas führender Comicverlag. Diese Vorreiterrolle hielt Marvel über Jahrzehnte, wobei beide Unternehmen immer wieder sehr ähnliche Figuren zur gleichen Zeit herausbrachten. Ein prägnantes Beispiel dafür ist das Erscheinen der sumpfartigen Kreaturen Man-Thing und Swamp Thing, die nur wenige Monate voneinander entfernt debütierten. Dies führte zu Anschuldigungen gegenseitiger Absprachen und Plagiatsvorwürfen. Tatsächlich aber wurden beide Monsterhelden von der Figur des Heap aus dem Goldenen Zeitalter inspiriert.
Wer hat wen inspiriert?
Das Goldene Zeitalter hat den Superhelden der späteren Jahrzehnte stark beeinflusst. Ein gutes Beispiel ist Will Eisners „Spirit”, der den klassischen Fedora-tragenden Privatdetektiv einführte und damit Helden wie Rorschach, Mr. A, Das Schemen und sogar Howard the Duck beeinflusste. Auch die Einbindung von Doc Savage in Supermans Geschichte zeigt, wie ungeniert Schöpfer bei klassischen Comics Anleihen nahmen. Viele Zeichner haben diesen Figuren ihren eigenen Stempel aufgedrückt, wobei einige Kreationen bis auf den Namen identisch blieben. Egal, ob Fans das als schmeichelhafte Nachahmung oder als unoriginelles Kopieren sehen, es ist üblich, dass Schöpfer ältere Figuren in ihren Werken überarbeiten. Jede Generation von Autoren wurde von den Comics ihrer Kindheit beeinflusst, was ganz normal ist. Marvel und DC zeigen eine hohe Bereitschaft, unoriginelle, gemeinfreie Figuren wie Dracula, Frankensteins Monster, Sherlock Holmes und Jekyll & Hyde zu nutzen und zu bearbeiten. Bei neueren Figuren mit gemeinsamer Inspiration verteidigen viele schnell einen davon als „originell” und unterstützen oft ihren bevorzugten Verlag. So auch bei Man-Thing und Swamp Thing, wo einige meinen, Marvel habe DCs Swamp Thing kopiert, und andere das Gegenteil. Beides ist jedoch falsch, da beide Figuren auf dem Heap basieren, ähnlich wie George, der aus dem Dschungel kam, und Ka-Zar sich eindeutig auf Tarzan berufen.
Vermächtnis und Fortführung
Als DCSwamp Thingin „House of Secrets #92” (von Len Wein und Bernie Wrightson) erstmals vorstellte, erkannten viele schnell die Ähnlichkeiten zu Marvels Man-Thing. Marvel überlegte sogar rechtliche Schritte gegen DC wegen der Überschneidungen in Konzept und Design einzuleiten. Die Entstehungsgeschichte der beiden Helden – beide wurden durch eine wissenschaftliche Formel in Monster verwandelt – untermauerte den Vorwurf, dass DC von Marvel abgekupfert hatte. Heap, 1942 von Harry Stein und Mort Leav für den Comic „Air Fighters #3” erschaffen, weist viele Gemeinsamkeiten mit Swamp Thing und Man-Thing auf: Er ist mit einem Sumpf verbunden, Teil der „Greenworld” und hat eine bestimmte Gesichtsform. Roy Thomas und Len Wein drückten dem beliebten Heap ihrer Jugend dann ihren eigenen Stempel auf.

Dass Wein erst ein Jahr nach der Veröffentlichung auf den Ursprung von Swamp Thing einging, verstärkte die Behauptungen, DC habe die Entstehungsgeschichte von Man-Thing kopiert. Angesichts der Ähnlichkeiten zwischen beiden Figuren und dem Heap verzichtete Marvel jedoch dann doch auf rechtliche Schritte.
Das Vermächtnis und die Fortführung von Geschichten sind ein Eckpfeiler der Comicbranche. Kein Wunder, dass sich viele Schöpfer auf die Vergangenheit besinnen. Die Schöpfer des Bronze-Zeitalters wie Len Wein und Roy Thomas, die mit den Comics des Goldenen Zeitalters aufwuchsen, ließen sich davon inspirieren. Beide Autoren hatten eine Vorliebe für Monstercomics, und so war es nur eine Frage der Zeit, bis sie ihre eigenen schufen. Roy Thomas, der Miterschaffer von Man-Thing, schrieb 2012 einen 5000 Wörter langen Essay für die Sammelausgabe der Heap-Comics, was seine Bewunderung für die Figur beweist. Eine Version von Heap tauchte sogar in der Spawn-Serie von Image Comics auf. Da einige von Heaps Geschichten 1971 nachgedruckt wurden, im selben Jahr, in dem Man-Thing und Swamp Thing entstanden, wird deutlich, dass sowohl Wein als auch Thomas von dieser Neuauflage Wind bekamen und die Idee eines naturbasierten Monsterhelden aufgriffen. Das erklärt am besten, wie beide Firmen zur gleichen Zeit ähnliche Figuren herausbringen konnten. Wie heutige Autoren auf Trends und Nostalgie setzen, taten dies natürlich auch die früheren Generationen.
Der Champion

Bei einem Vergleich zwischen Heap, Man-Thing und Swamp Thing wird deutlich, dass DCs Held der einzigartigere ist, besonders da Man-Thing tatsächlich fast mit Heap identisch ist. Swamp Thing, ein moosiger Mann mit menschlichem Verstand, unterscheidet sich von den animalischeren Designs von Man-Thing und Heap. DC gelang es, Swamp Thing immer weiter zu entwickeln, vor allem durch Alan Moores Einfluss, der die Figur von einer Hommage an die Monster der Universal-Studios zu einer übernatürlichen Ikone und Fast-Gottheit machte. Während Man-Thing und Swamp Thing einen gemeinsamen Ursprung haben, entwickelten beide im Laufe der Jahre dann aber ihre eigenen Identitäten.
Um Anschuldigungen wegen Diebstahls zu vermeiden oder aufgrund unterschiedlicher kreativer Visionen, entfernten sich Man-Thing und Swamp Thing immer weiter voneinander. Beide blieben im Horrorgenre verwurzelt, doch Man-Thing entwickelte sich zu einem obskuren Fantasy-Helden, während Swamp Thing tiefer in den gotischen Horror und das Übernatürliche eintauchte, oft mit einem Hauch von Science Fiction. Alan Moore prägte Swamp Thing mit einer Geschichte voller Tragik und Romantik, die Man-Thing in den Schatten stellte. Heap erreichte aufgrund seines goldenen Zeitalter-Stils nie eine so fesselnde Hintergrundgeschichte. Swamp Thing übertraf Man-Thing und Heap als erzählerische Ressource und erlangte große Beliebtheit bei den Lesern. Seine Menschlichkeit und sein Verstand ermöglichten die fesselndsten und glaubwürdigsten Geschichten.
Léo Malet / Tardi – 120, Rue de la Gare
„120, Rue de la Gare“ ist ein Roman von Léo Malet aus dem Jahr 1943. Hier stellt uns der Autor seine Figur Nestor Burma vor, die aus dem Wunsch entstand, einen hartgesottenen Detektiv nach amerikanischem Vorbild mit einem Hauch englischer Detektivgeschichten zu schaffen. Malet hatte nämlich unter dem englischen Pseudonym Frank Harding mit amerikanischen Figuren und Schauplätzen in den USA zu schreiben begonnen, bevor er auf die Idee kam, einen französischen Roman zu schreiben, der in Frankreich spielt und in dem französische Figuren auftreten.

Nestor Burmas kritische, ironische und mit Sarkasmus gespickte Äußerungen über Institutionen, Profiteure, Wohlhabende und die gesamte französische Gesellschaft der zweiten Nachkriegszeit decken sich zwar mit den säuerlichen, zynischen und desillusionierten Aussagen der großen Ermittler des amerikanischen Noir-Krimis. Burma ist jedoch nicht einfach ein französisierter Klon seiner Vorbilder(etwa von Sam Spade). Es ließ sich nicht vermeiden, dass viel von Malets eigener Persönlichkeit in die Figur Burmas einfloss (seine Unabhängigkeit, sein freies Reden, seine finanziellen Schwierigkeiten und seine Pfeife).
Aus diesem Grund nimmt „Nestor Burma einen privilegierten Platz in Léo Malets Werk ein: Was Malet selbst erlebt hat, hat er auf seinen Helden übertragen; was er selbst nicht erleben konnte oder wagte, hat er ihm ebenfalls zugestanden, wodurch die Figur zu seinem wahren Doppelgänger wurde. Obwohl er die Figur unsympathisch machen wollte, gibt Malet zu, dass ihm das nicht gelungen ist:
„Da ich, ohne es zu wollen, ein wenig von mir selbst einbringen musste, erschien er trotzdem sympathischer, als ich gedacht hätte.“
Es dauerte übrigens eine Weile, bis sich der Krimi seines innovativen Charakters bewusst wurde. Während der Besatzungszeit wurde das aus den USA importierte Genre im besetzten Frankreich zur Persona non grata. So wie der angelsächsische Film die Kinos nicht mehr füllte, verschwanden die amerikanischen Romane einfach aus den Schaufenstern der Buchhandlungen. Die deutsche Zensur griff durch und beendete die Sehnsucht nach den Ländern jenseits von Kanal und Atlantik. Aber die Leser, die diese Art von populärer Literatur gierig verfolgten, waren nicht mit dem Krieg verschwunden. Sie verlangten stillschweigend nach den Stereotypen des Genres: tropfnasse Trenchcoats mit Umlegekragen, dunkle Gesichter unter zerknitterten Stetsons, Zigaretten, Kaugummi und Femmes fatales in Seidenstrümpfen, Whisky on the rocks, Handfeuerwaffen, schweinische Charaktere und Heldentum in Ich-Form, Slang, sarkastischer und desillusionierter Humor … Action und Drama im Überfluss.
Malet eliminiert jedoch die englischen und amerikanischen Zutaten seiner Geschichte und konzentriert sich thematisch auf das besetzte Frankreich (der Weg Burmas in „120, Rue de la Gare“ beginnt in einem deutschen Stalag, geht weiter in die Freie Zone in Lyon und endet im besetzten Frankreich in Paris). Weniger angelsächsisch geht nicht.

Nestor Burma wird als der berühmte Detektiv vorgestellt, der die Agentur „Fiat Lux“ leitet. Der Leser hat also nicht unbedingt das Gefühl, das erste Abenteuer dieses Helden zu erleben, obwohl dies tatsächlich der Fall ist. Im Stalag lernt Nestor Burma einen seltsamen Mann kennen, der sein Gedächtnis verloren hat. Der Mann wurde während des Krieges mit verbrannten Füßen im Wald gefunden. Seitdem weiß er nicht mehr, wer er ist. Umso erstaunlicher ist es, dass er Burma seine letzten Worte in völliger Klarheit zuruft: „Sag Hélène, 120, Rue de la Gare!
Nach seiner Entlassung aus dem Stammlager will Nestor Burma nach Paris zurückkehren, doch als sein Zug in der Gare de Lyon hält, steht Colomer, ein ehemaliger Mitarbeiter seiner Detektei, auf dem Bahnsteig. Nestor ruft ihm aus dem Zugfenster zu, und Colomer eilt zu Burma, kann aber nur noch „120, Rue de la Gare“ rufen, bevor er erschossen wird, ohne dass man weiß, von wem.
Nestor Burma ist alles andere als ein Idiot. Zwei Menschen, die in ihrem Verhalten und ihrem Lebensort so weit voneinander entfernt sind wie der seltsame Gefangene und sein ehemaliger Partner, die sterben, nachdem sie die Adresse „120, Rue de la Gare“ ausgesprochen haben, das kann kein Zufall sein.
Léo Malet legt uns einen Roman vor, bei dem die Handlung nicht die Hauptqualität darstellt. Die eigentliche Stärke des Buches ist unbestreitbar das Charisma von Nestor Burma, und es ist verständlich, dass der Autor ihn viele Abenteuer erleben lassen wollte. Dennoch darf man im Laufe der Seiten nicht den Faden verlieren, muss sich an die Hinweise halten, die die falschen Fährten bis zur endgültigen Enthüllung nähren, muss sich an die anderen erinnern, an das, was sie tun, sagen oder nicht sagen. Hier spürt man den englischen Kriminalroman, der von den verschachtelten Details der laufenden Ermittlungen lebt. Gute Arbeit beim Aufbau des Puzzles, auch wenn die Zufälle manchmal nicht ganz glaubwürdig sind.
1988 adaptierte Tardi das Werk von Léo Malet in einem meisterhaften Comic von 190 Seiten. Wie nicht anders zu erwarten, lehnt sich seine Sicht des Werkes eng an die des Romans an. Wenn ein Zeichner eine bereits existierende literarische Vorlage auf dem Zeichenbrett hat, versucht er in der Regel, das Szenario, das er umsetzen will, so getreu wie möglich wiederzugeben. Es ist fast eine Frage der Ehre, eine Hommage an denjenigen, der alles geschaffen hat. Der von Malet entlehnte Text ertränkt die Panels in einer unumgänglichen Prosa. Tardi behält jedoch die Kontrolle über das Geschehen, indem er ein angemessenes Schwarzweiß, eine Palette von Grautönen und einen charakteristischen Strich vorgibt, der die Strenge des architektonischen Hintergrunds mit der heiteren Art kontrastiert, in der Gesichter und Mimiken in schnellen Strichen dargestellt werden, sowie mit der Sorgfalt, mit der die architektonische Wiedergabe der Gebäude von Lyon und Paris ausgeführt wird… Der Roman ist das Rohmaterial, aus dem der Zeichner schöpft und das er auf ein Minimum reduziert. Man hat den Eindruck von schwarz-weißen Postkarten der Epoche, in die sich imaginäre Figuren einfügen. Das ist großartig, das bewundert man.
Walden
Die Idylle in Puddingfarben. Hier leben die, die sich die Hände mit Schnaps waschen, den Kuhstall abschwemmen, das Spiel beobachten, Lust gewinnen, begehren, was sie sehen, sprechen : »Komm rein und bring die Wäsche mit!«; als ob ein Hammer auf die Bergkämme schlägt, ein Meister der Skulpturen, dieser trampelnde Gott; doch wer hat so ein Antlitz je mit eigenen Augen gesehen, vom Feuerrot umzingelt wie die wunderliche Walküre, die dem Einen harrt? Der Wind bläst die Laken vom Gestänge, das Hanfseil pfeift polyphon auf allen Flöten des Pan das Lied einer Begegnung, die Mädchen holen Wäsche ein und decken Töpfe zu, die Gärten werden abgesperrt, die Läden schon geschlossen.
Eingepfercht in die Freiheit mit Balkon, ausgesetzt der Stadt und deren ameisenartigen Bewohnern, observiert durch die Klänge dünner Wände, hingegeben der Evolution, Vielfalt der Skelette, atemlose Wunderwelt, Wirtschaftsertragsanimationen, Honigkerzen.
Etwas ungeplant macht sich das Dorf lang und länger, wird, von Thierstein kommend, zu nahezu vier Ortsteilen, wird zweimal von der Autobahn gestreift, was für so ein kleines Idyll eine große Schweinerei ist; man hört das Rauschen der Blechlawinen bis zum Rondell, die Vögel überlagern nicht mehr den entsetzlichen Wirbel, die Zeit reißt auf, aus einer Welt, die vorher nicht existierte, quillt Blut, das ziemlich nach Eiter stinkt.
Aber damals, wenn er mit Carlos zum Rondell ging, um dort vielleicht zu rasten, um dann womöglich noch ein Stück weiter in einem obskuren Gasthaus zu verschwinden (wenn es zum Beispiel Milchbrätlinge und Steinpilze gab), vergaß er nie, zu den Ameisen hinüberzuschlendern, die hier ihre Version von einem Tal der Könige hingestellt hatten, um sie zu grüßen und eine Weile beobachtend im Duft des Waldes zu stehen; die Lupinen reckten in die Höhe und Adam ertrank beinahe in ihrem Violett, weil er nicht größer war als die aufgeschossensten der Blumen. Da war nichts, was die Stille störte, die Vogelstille; die alte Bundesstraße hatte nichts von einer verfluchten Naht (zwei Welten, die sich niemals friedlich begegnen werden); Pandoras Büchse ist geladen : sie hat Scheiße und Verrecken mitgebracht (etwas ungeplant), aber sie ist schön und würde lieber Anesidora sein, denn mit ihrem Bauhelm sieht sie wirklich etwas lächerlich aus.
Stell dir vor, du gingst spazieren und sähest dich selber mit angstverzerrtem Gesicht auf dich zulaufen.
In all den Nächten gab es keine ausgelassene Stimmung, nicht die Heiterkeit, wie eine Sau durchs Dorf getrieben, in den zynischen Ursprung des Gelächters hinein. Die Zeit schrumpfte zu einer festen Kapsel zusammen. Ein Meuchelmorgen lässt uns waten in finsterem Gemäuer.
Der Solomensch von Java
Ein Ort, in Länge und Breite begrenzt, nach oben unendlich. Die Abende schossen aufs Dach, also setzten sich die Schindeln auf die Fensterbank, um Goldvögel zu beobachten, von oben nach unten.
Auf diesen Straßen führen die Löcher an einen Platz, der verborgen im Herzen des Wahrnehmenden liegt, ums Bezaubernde, Zaubern, um Allmagie um uns herum.
Movemento: bewegt im Raum, Zeitketten anorganisch, Urgesichter, Uhrengesichter, Wildwechselmimik, die schönsten Regenschauer auf einen Blick. Ich bin jetzt niemand mehr und das ist die Knute der Vergeltung.
Aufgepelltes Rosenrot, die tonnenschwere Last des unbeachteten Geschirrs, die molesten Stufen; kein Stock wird mich führen, kein Geländer mich hangeln.
Auf und Ab ekstatischer seelischer Zustände, Gleichnisse, Traumgesichte in einem absoluten Tanz.
Aussehen: wie der Solomensch von Java.
The Solo Man Of Java
A place, limited in length and width, infinite upwards. The evenings shot up to the roof, so the shingles sat on the windowsill to watch golden birds, from top to bottom.
On these streets, the holes lead to a place hidden in the heart of the perceiver, around enchantment, sorcery, all-magic around us.
Movemento: moving in space, inorganic time chains, primordial faces, clock faces, changing facial expressions, the most beautiful rain showers at a glance. I am nobody now and this is the rod of retribution.
Peeled rose-red, the heavy weight of the unheeded crockery, the molest steps; no stick will guide me, no railing will shimmy me.
Up and down of ecstatic mental states, parables, dream visions in an absolute dance.
Appearance: like the solo man of Java.
Die Boten
Immer dann, wenn die Luft einen Hauch von Johannisbeermarmelade über dem Dorf verströmte, ahnten wir, dass sich die Schatten bald wieder zeigen würden. Sie tauchten hinter den Stämmen starker Bäume auf, an den Fenstern leerstehender Häuser, an denen der Farn und der Efeu emporrankten. Sogar unter den Arkaden mancher Hauseingänge standen sie, unentdeckt, weil ja die Sonne ohnehin allerlei dunkle Gespinste produzierte, die jedermann kannte und für alltäglich erachtete. Diese Schatten aber, von denen hier die Rede ist, waren in strengem Sinne gar keine. Sie besaßen kein Objekt, zu dem sie einen unmissverständlichen Teil beitragen hätten können, wenn sie das Licht streifte. Wir nannten sie bald ›Die Boten‹, obwohl sie keine Nachricht überbrachten und auch nicht anzeigten, was sie eigentlich wollten. Das mussten wir selbst herausfinden. Allein deshalb nannten wir sie so. Sie boten uns die Möglichkeit, die merkwürdigsten Ereignisse aufzuspüren. dass wir damit etymologisch sogar auf der richtigen Fährte waren, wussten wir natürlich nicht; dass nur wir sie sehen konnten? Durchaus.
Eines Tages werden wir Knochen in der Grube sein, Asche in einer Vase. Die Pflanzen, die auf deinem Balkon die Schönheit des Augenblicks bezeugen, warm von der Sonne betastet, die es dir mit stehender Blüte danken, sind dann längst graues Gehölz. Wer erinnert sich daran, wie es war, als wir dort saßen, lachten? Wer erinnert sich an die Laute, den Geruch, an die in der Luft hängenden Fetzen anderer Leben? Die Momente sind nur Momente, weil sie einen Pakt mit der Vergänglichkeit geschlossen haben. Die Erinnerung ist nur der furchtbare Augenblick der Wiederkehr der Geschehnisse als Abklatsch. Kein Blut pumpt in ihren Adern, und selbst intensivste Ereignisse locken nur verworren aus einem Jenseits.
Hüfthoch im Korngarten; je länger du stehst, wird auch die Erde weich. Wie lange es braucht, zeigt das verhangene Gesicht. Viele letzte Male. Das Haus hinter dir verkleinert sich und darf nur noch die Größe eines Daumennagels haben, schwer zu erkennen durch Ähren und dieses Etwas, das wir Raum nennen. Zwischen dir und diesem Haus liegt nun die Ewigkeit. Du kannst nie wieder zum Haus zurück, kannst Ewigkeit nicht überbrücken. Versuchst du es, gelangst du zu Ruinen. Aber hier, hüfthoch im Korngarten, kannst du die Fassade betrachten, solange du willst. Dafür sorgen die Schatten, die Boten.
The Messengers
Whenever the air exuded a hint of blackcurrant jam over the village, we suspected that the shadows would soon appear again. They appeared behind the trunks of strong trees, on the windows of empty houses, where the ferns and ivy were climbing up. They even stood under the arcades of some house entrances, undetected, because the sun produced all kinds of dark webs that everyone knew and considered commonplace.
But these shadows we are talking about here were, in a strict sense, not shadows at all. They had no object to which they could have made an unmistakable contribution when the light touched them. We soon called them ‚the messengers‘, even though they did not deliver a message or indicate what they actually wanted. We had to find that out for ourselves. That was the only reason we called them that. They gave us the opportunity to track down the strangest events. Of course, we didn’t realise that we were on the right track etymologically; that only we could see them? Absolutely.
One day we will be bones in a pit, ashes in a vase. The plants on your balcony that bear witness to the beauty of the moment, warmly touched by the sun, that thank you with standing blossom, will long since be grey wood. Who remembers what it was like when we sat there and laughed? Who remembers the sounds, the smell, the scraps of other lives hanging in the air? The moments are only moments because they have made a pact with transience. The memory is only the terrible moment of the return of the events as a copy. No blood pumps in their veins, and even the most intense events only lure them confusedly from an afterlife.
Waist-high in the corn garden; the longer you stand, the softer the earth becomes. The cloudy face shows how long it takes. Many last times. The house behind you is shrinking and may only be the size of a thumbnail, difficult to recognise through ears of corn and this something we call space. Eternity now lies between you and this house. You can never go back to the house, you cannot bridge eternity. If you try, you will end up in ruins. But here, waist-high in the corn garden, you can look at the facade for as long as you want. The shadows, the messengers, make sure of that.
Vom Verschwinden
Das Verschwinden um uns herum ist bizarr. Es beginnt mit Kleinigkeiten: ein Café wird aufgegeben, die Adresse eines Freundes stimmt nicht mehr, oder die Erinnerung verblasst und reiht sich ein in die Prozession toter Clowns, die von der anderen Seite winken. Sie tun das nur in einer Stadt mit Fluss, wo sich das Rechts vom Links trennt, oder das Nord vom Süd. Gemeinhin nennt man das Verschwinden auch Veränderung. Die Worte sind jedoch nicht dasselbe; die Veränderung kann ohne Verschwinden auskommen, auch wenn trotzdem ein bestimmter Teil nicht mehr vorhanden ist, das Verschwinden aber hat etwas Geisterhaftes in seiner veränderten Form und bedeutet einen völligen Verlust. Ich kenne das Verschwinden sehr gut, es widerfährt mir in so vielen Gesichtern.