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Die Wölfe wortostwärts

Last updated on 22. Juni 2024

Geschrieben von A. Anders

Weißbärtig und mit langen, sich zuspitzenden Zähnen setzte sich der Frost nur eine Mannshöhe über dem Boden an jenen Stellen der Stadt fest, an denen sich noch immer vergangene Morde leibten, die von niemandem, so hatte es sich herausgestellt, wegzukarren waren.

Ihr Haus, das in den blutenden Wäldern lag, war von diesem Geschehen in der Stadt gerade soweit entfernt, dass es genügte, sich Geschichten über sie zu berichten, die man sich gegenseitig des Nachts in dunklen Gassen in die Taschen steckte. Fern der Tage, an denen die alten zahnlosen Weiber der Stadt mit ihren zerbrochen Krügen versuchten, den Bildermost aufzufangen, der aus den dunklen Augenhöhlen der gestürzten Statuen rann.

Vielleicht hatte sie in den roten Forsten, die die Stadt umgaben, tatsächlich Tag für Tag Wölfe aus Dörrobst geformt. Jedenfalls war dies die lohnenswerteste Erzählung, die sie in seinen Augen zu finden glaubten, als er zu ihnen in die Stadt zurückkehrte, um ihnen mitzuteilen, dass es nicht notwendig sei, die geschicktesten Frauen an den Webstühlen zu beauftragen, die Stadt mit ihren Mauern von dem loszuweben, was außerhalb von ihnen lag.

Oh doch, gab man ihm zur Antwort. Denn nur so sei man sicher, dass die Wölfe nicht in die Stadt kommen könnten, um aus den Krügen den eingesammelten Bildermost ihre Kehlen hinunterlaufen zu lassen.

Doch was er ihnen von ihr, die in den Wäldern lebt, berichtete, war etwas anderes. Aber es hörte ihm niemand zu. Und er fragte sich, ob sie, die man verbannt hatte, ihn nicht auch Kassandra gerufen hatte, als er sie wieder verließ und sie sich von ihm verabschiedete. Genau wusste er es nicht mehr. Und obwohl er verstand, wie ihm geschah, flüsterte er noch ein letztes Mal zu sich:

Sie formt die Bilder wortostwärts.

Unendlich müde und verloren ließ er sich unter dem kalten klammen thronenden Bartmassiv des Frostes niedersinken, der seine soeben ausgehauchten Worte klar vernommen hatte, und dessen Augen sich nun blitzend öffneten, und bemerkte nicht, wie er sich in der Kälte mit dem Gesicht zum Himmel gewandt niederlegte, und sich bereits wie ein Bogen dem eiskristallnen Thron entgegen von seinem Nabel aus zu wölben begann.

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