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Rote Arbeit

Last updated on 22. Juni 2024

Geschrieben von A. Anders

M: Sie sagten, Sie hätten rote Arbeit an ihm verrichtet. Wie meinen Sie das?

F: An seinem Körper.
Ich habe ihm die Kehle aufgeschnitten.
Habe meine Hände in sein noch warmes Blut getaucht.
Nur ins Blut, nicht in dich. Immer nur ins Blut, niemals in dich,
habe ich mir immer wieder gesagt, um es auszuhalten.

M: Sie sehen es gerade vor sich?

F: Ja.

M: Wieso haben Sie ihre Hände in sein Blut getaucht?

F: Weil es das einzig Warme an ihm war. Es ging mir nicht um seine Seele.

M: Wieso nicht um die Seele?

F: Sie war ihm nie heilig.

M: Sie war ihm nie heilig? Was hat Sie das vermuten lassen?

F: Es ist keine Vermutung!
Er wollte Verständnis von mir. Immer wieder Verständnis.
Aber das ist etwas, dass ich nie entwickeln konnte.
Selbst wenn ich es gewollt hätte, ich konnte es nicht, kann es auch jetzt nicht.

M: Wieso nicht?

F: Weil ich nicht in der Lage bin solch eine Sicht auf´s Leben anzunehmen,
wie er sie sich hatte beibringen lassen.
Wer hat dich nur so zugerichtet, habe ich ihn zuvor noch gefragt.
Das fühlt sich nicht an!
Ich dachte auch, als sein Körper dann ganz blutleer und ausgekühlt da lag,
das ist grauenhaft, was ich da getan habe.
Aber ich konnte doch nicht, nur damit wir uns verstehen, anfangen leicht zu werden.
Das wäre nicht richtig gewesen. Zumal ich schwanger war.
Ich hätte ihn gar bitten müssen, mir zuvorzukommen.
Hätte darauf hoffen müssen, dass er zuvorkommend ist.
Aber das hätte er noch weniger gekonnt.
Deswegen musste ich können. Und dass ich kann, das wusste ich immer.
Nur dass ich irgendwann muss, das hatte ich gehofft, würde nie passieren.
Als er aber verstanden hatte, dass es nun wirklich keine Möglichkeit mehr gibt,
da hat er sich völlig in meine Arme zurücksinken lassen.
Verstehen Sie?

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