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Das letztliebliche Tal

Last updated on 11. Juli 2024

Namen für Kieselsteine : Splitt, Gravel, Gneis, Schiefer, Griffel; in einer Zeit bevor Asphalt, in einer Zeit, da Wege begangen und nicht befahren wurden, in einer Zeit der Fotolinsenbeobachtung; nicht in dieser Zeit, sondern in dieser Möglichkeit.

Sie steht da in Pantoffeln aus zerfranstem Plüsch und verabschiedet mich im Auto, mich und das Auto, das viel früher zu ihr zurückkehren wird als ich. Die Kamera sieht den roten Horch, die Tür noch geöffnet, um keine Barriere entstehen zu lassen zwischen dem Gesichtsfeld und dem Handkuß; sie in einer Schürze aus Polyethylenterephthalat, ich in Baumwolle, nicht sichtbar, fast wie die Kamera blinzelnd, ohne auch nur im Ansatz mit ihrer starren Erinnerung konkurrieren zu können.

Sie hat den Abdruck geduzt, die Oberfläche geschaffen, die mich jetzt angeht. Sie steht dort; wenn der Weg beim Gehen erst entsteht, gibt es diesen Weg in jeden Augenblick, in dem ich aufstehe und das Haus verlasse, in Bewegung bleibe; ich muß nicht zu diesem Ort, ich muß den Moment erreichen; ich muß nirgendwo hin gehen, ich muß nur in Bewegung bleiben.

Ich erträumte mir das letztliebliche Tal neben Pfannenstiel und Nachtberg, das die Historienmacher längst aufgegeben haben wie jeden paphischen Hain der Fürsten in abgelegenen Regionen. Das Geheimnis eines Geheimnisses; im Traum wird hingebosselt, was der belebte Körperschmied gar nicht wissen kann, was der Wachzustand vergrämt und vergrätzt, was ihn eng an einer Schnur in der Zeit führt. Ich plündere mich in den Kellern, verpuppe den Plunder dort, der ohne Herzberührung selbst keinen Puls mehr spüren ließe, ein jedes Symbol ist mir Tür ins Weite, einer neuen Verlorenheit entgegen, die sich anhauchen lässt, Farbtöpfe vor einer gilb gewordenen Leinwand; nur : nein, ich male nicht, ich schreibe Bilder ein ins Leben, ein Bücherfutteral. Niemals schläft die Welt, die in der Erfindung zu finden ist. Niemals schläft. Wir müssten uns alle totmachen, um wie erfrischt und neu in unserer Einbildung nach einem Bilde zu leben, das wir uns vorbereitet in die Nachttischschublade oder einen verlegten Strumpf gestopft haben, der Entdeckung vorgreifend. Und : jetzt, ja, bin ich allein mit dem Bild, im Bild.

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