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Montsegur (Prosa)

Last updated on 14. Juli 2024

In dieser Nacht wird sie das Leben verlassen, es wird ihnen aus den Höhlen gerissen, die unter ihren Gärten lagen.
Der Teer des Harzbaumes, die Pechtröge der Hölle entsprangen hier. Aufgrund der wenigen Zeit, die den Verteidigern zur Verfügung stand, war es noch stark terpentinhaltig und somit dünnflüssig, auch ging das Brennholz zur Neige. Man schaffte bereits die Linnenkleidung heran, zunächst das, was man nicht am Leibe trug. Als aller Brennstoff verbraucht war, legte man schließlich Hand an sich und rieb, da man nun nackt zu kämpfen bereit war, die Muskeln aber in der Kälte nicht starr werden durften, den Körper mit dem nicht mehr wehrfähigen, bereits in den Gießpfannen angetrockneten Resten des Pechs ein. Auch deshalb ging das Gerücht durch die Jahrhunderte, die Mohren hätten den Heiligen Gral entführt. Wahr ist hingegen, daß er an diesem denkwürdigen Tag, dem 16. März 1244, das Castrum Montsegur verließ und nie mehr gefunden werden konnte. Sechs von pechschwarzer Gestalt wagten sich hinaus in die Mördergrube aus Piken, Schwertern, Rammböcken, den Katapulten der königlichen Armee, entkamen ungesehen, weil die Nacht sie als die ihren erkannte, ihnen anbot, von nun an Schatten zu sein, aber Schatten bleiben zu müssen. Tief ins Blut taucht ein Zahn, betrinkt sich, gerinnt Blut im Castrum Montsegur. Aus dem Burggraben kriecht ein schwarzes Reptil, nimmt die legendäre Schale für immer in seinen Magen, während die Katharer auf dem Feld des Vorgebirges brennen. Und die Sonne verdunkelt sich und auch die Nebel werden schwarz. Die Register der Orgelpfeifen werden später erfunden und später verstummen. Das Blut hat die Möglichkeit genutzt, sich mit dem edelsten der Metalle zu verbinden und ein neues Element sickert durchs Geröll, der Reptilienhain verschwindet geschützt vom Aschefall. Nur wenige Gewänder blähen sich auf und stoßen gegen den Wind. Kein Körper ziert die Nahten, die im Hitzewall zerschmelzen. Die Vortex-Reise hat begonnen.

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