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Der Weg nach Raha: 7 Evaluation

Last updated on 15. Juli 2024

»Schau, wenn wir uns hier hinstellen, können wir den Zügen nachsehen!« Er träumt mit offenen Augen, erwartet kaum das sehnsüchtige Verlangen nach der Ferne, das reisende Objekte in ihm auslösen.

»Ich dürfte überhaupt nicht hier sein mit dir!« Sie spielt mit dem Zeigefinger in ihren Locken, ringelt sie auf, sieht verlegen drein, betrachtet ihre Schuhe, betrachtet seine Schuhe, seine Knie.

»Wir haben kein schönes Leben!«

Nur weil sie sich so gern haben, ist es kein schönes Leben.

»Vater sagt, wenn ich dich noch einmal treffe, schickt er mich ins Internat.«

Er beißt an seinen Fingernägeln, frisst sie auf, sieht verlegen drein, betrachtet ihre Schuhe, betrachtet seine Schuhe, ihre Knie, die sich wie reife Äpfel färben, wie Wangen in der Glut; die Kniescheibe zuckt, dann ein Schritt in seine Richtung, Augen begegnen sich auf ihrem weiten Weg zueinander, ein langer Zug rast vorbei, schwermütig – riecht nach Eisen und Kohle. Von weitem schon vibriert das Land wie ehemals unter dem Hufschlag einer Rinderherde, wird stärker, wird lauter, fährt durch die jungen Leiber wie ein Stromstoß.

»Könnten wir doch einmal selbst darin sitzen und der Zeit entfliehen!« sagt sie laut in den ratternden Wind, der ihr Haar mitreißt.

Das gereifte Unglück! Sie wurden zu Gespenstern zwischen all dem Fortschritt der anderen, die mit ihren Beinen jonglierten und davontrampelten, während sie im aufgewühlten Sand verblieben, zwischen Gebäuden eingeklemmt, die sich leerten und einander näherten, an Grashalme gefesselt, die ihre Grashalme und Ginsterflächen waren, ihr flirrendes Grün, das abfärbte auf die schlanke Haut, ihre Bänke mit den eingekerbten Herzen, im Herbst, Frühling, Sommer, das Ausderstadtherauswollen in ihren Blicken, die sie sich auch im Wind stehend schenkten, in ihren Küssen, naß wie trocken, tief wie flüchtig. Das gereifte Unglück saßen sie aus und winkten den Endlichtern der Eisenschlangen zu, die sich durch Reste von Buschnestern wanden, kleiner wurden, verschwanden, sie vergaßen, nie wiederkehrten.

Manchmal legten sie sich auf den Bauch, mit dem Kopf ganz nahe bei einem Schienenstrang, so dass der Sog des vorbeirasenden Ungetüms sie beinahe einsaugte. Das Räderwerk zerschnitt fast ihre Lippen, es war so nah der Tod, so nah das Eisen. Brüllende Vorwärtsbewegung, die Oszillation der Wagen, nicken und galoppieren vor den besessenen Gesichtern. Wie laut doch die Hölle ist, ein Geräusch unsäglicher Erschütterung!

»Was soll ich ohne dich anfangen!?«

Ihre Schuhe, ihre Knie, seine Schuhe.

»Warum kommen manche Menschen nie zurück?« fragt sie, statt zu antworten. »Ich meine, sie gehen aus dem Haus und kommen einfach niemals wieder zurück! Sie gehen fort, für immer, verstehst du?«

»Vielleicht ist die Welt sehr groß.« sagt er.

»Aber sie müssten doch eines Tages wiederkommen! Sie könnten wieder die Eisenbahn nehmen; die kennt den Weg, wo immer man auch ist!«

»Meinst du, wir könnten ebenfalls fortgehen?« Er setzt sich in die Wiese und hofft, dass sie es ihm gleich tun wird. Er beobachtet sie gerne dabei, wie sie sich nach unten beugte, das blaue Sommerkleid rafft, sich dann abwesend die Strümpfe hochzieht. Er selbst lässt seine immer nach unten rutschen, denn sie hatte ihn unterrichtet, dass ein Junge die Strümpfe niemals bis zu den Knien ziehen dürfe.

Sie sagten nie, dass sie sich lieben würden, sie sagten nie, sie seien füreinander geschaffen, sie sprachen nie von ihrem Herzen, nie von ihrem Leben, nie von ihren Plänen, nie von ihrem Tod. Dass sie weggehen würden, das sagten sie oft.

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