Die Augen der Heather Grace / David Pirie

Die Augen der Heather Grace

Wir sind nie in den Genuss der bemerkenswerten Krimis gekommen, die David Pirie anfangs der 2000 für die BBC produzierte. Die zweiteilige Geschichte “Murder Rooms: The Dark Beginnings of Sherlock Holmes” wird auf der Insel zu den besten Präsentationen gezählt, die das Fernsehen auf diesem Sektor je geschaffen hat. Allerdings muss man dazusagen, dass es zu dieser Zeit die Sherlock-Serie noch nicht gab, die erst 2010 ausgestrahlt wurde.

Insgesamt sollte es die Serie, die an die frühen Hammer-Filme und den amerikanischen Film Noir der 1940er Jahre erinnert, auf sechs Filme bringen. Dass sie trotz des Erfolges eingestellt wurde, ist nach wie vor eines der großen Rätsel, hat aber wohl mit BBC-Interna zu tun. Sie kam viele Jahre zu früh und würde heute ganz anders behandelt werden.

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Geschichten in Geschichten in Scott Lynchs Gentelman-Bastard-Serie

Geschichten in Geschichten. Dies ist eine der ältesten Strukturen des Geschichtenerzählens, die bis ins alte Ägypten reichen. Allein der westliche Kanon hat – beginnend bei den Canterbury-Erzählungen über Hamlet bis zu Italo Calvons Unsichtbaren Städten – eine Fülle namhafter Werke hervorgebracht, die dem Reiz, Narrative ineinander zu schachteln, nicht widerstehen konnten. Autoren spekulativer Literatur wie Margarete Atwood oder Neil Gaiman sind ebenfalls in der Lage, diese Disziplin anzuwenden und dadurch mit einer wunderbaren Wirkung zu versehen.

Scott Lynch mag noch nicht ganz in dieser Elitegruppe mitwirken, aber es mangelt ihm weder an Talent noch an Ambitionen. Seine Gentleman Bastard-Serie (Die Lügen des Locke Lamora; 2006, Sturm über roten Wassern; 2007, Die Republik der Diebe; 2013 – und vier weitere geplanten Romane) besteht aus umfangreichen Büchern. In ihnen leben ein Gauner namens Locke Lamora und sein bester Freund, der Trickbetrüger Jean Tannen, in der flirrenden Metropole Camorr, die stark an das mittelalterliche Venedig erinnert. In dieser Hinsicht unterscheidet sich dieses Werk nicht von anderer zeitgenössischer Epic Fantasy, die George R. R. Martin oder Joe Abercrombie schreiben. Aber Lynch bringt in Die Republik der Diebe eine weitere Dimension in sein witziges, freches, pikareskes Epos ein: eben jene Geschichte in einer Geschichte, die mit Eleganz und Komplexität vorgetragen wird.

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