Über die Veranda

Als im Jahre 2007 die Literaturgruppe (und das Forum) der Lärmenden Akademie zusammenbrach, gab es genügend Gründe, ein literarisches Weblog zu führen, das – wie damals üblich – als Werktagebuch gedacht war. Man hatte sich für ein literarisches Netzwerk viel versprochen, aber nichts davon hat sich auch nur ansatzweise erfüllt. Heute sind die Dichter so gut wie verschwunden aus dem Netz, sie haben dort eigentlich nichts mehr zu suchen. Für mich trifft das weniger zu, weil ich stets in weniger für Literatur geeigneten Städten zu finden war (abgesehen vielleicht von Winterthur, Bern, München, Zürich – obwohl auch diese Städte im besten Falle zweitrangig sind), kurz: ich gehörte keiner Seilschaft an und war – abgesehen von meinen Lesereisen in der Schweiz -,nirgends anzutreffen. Meine literarischen Versatzstücke sind nicht für die Welt, sind viel mehr für die geisterhaft Entschwundenen gedacht (und werden dort vollmundig rezipiert).

Präambel

Die Imago, die Erinnerung, das Phantasma – sind für den Menschen nicht nur nicht minder wirklich als die ›wirklichen Verhältnisse‹, sie sind zugleich beweglicher, transportabler, schneller und können ihn deshalb in der Zeit vor und zurück versetzen.

Phantasie und Gedächtnis sind Vision und Erinnerung. Diese können die Wirklichkeit ersetzen.

Erst im Angesicht des Phantastischen, wenn die Vernunft ihre Kontrollmacht verliert, vermag sich die tiefste Empfindung des Seins zu äußern, eine Empfindung, die im Rahmen der ›wirklichen Welt‹ nicht hervortreten kann und die keinen anderen Ausweg findet, als dem ewigen Reiz der Symbole und der Mythen zu erliegen.

Die Neigung, zu experimentieren, ist der Reiz, das Unbedeutende, Verkehrte und Richtige mit Aufmerksamkeit zu betrachten, darüber hin und her zu denken, wie es, anders gestellt, geändert, verkürzt und vermehrt etwas Besseres werden könnte.