Eine wunderschöne Frau, eine furchtbare Geschichte

Blanche Monnier war eine Schönheit. Umschwärmt. Begehrt. Wie eine Prinzessin aus dem Märchenbuch. Sie war aber kein Rapunzel. Schneewittchen. Dornröschen. Die junge Französin hatte nicht das Glück, aus einem Alptraum wach geküsst zu werden. Sie fand sich wieder als furchtbarer Schatten ihrer selbst. Und erkannte sich vermutlich lange schon nicht mehr.

Blanche, 1849 in Poitiers im Westen Frankreichs geboren, wurde entsorgt, als sie Mitte zwanzig war. Ausgelöscht, ihre Pläne, Hoffnungen, Pläne, Träume. Man nahm ihr komplett das Leben. Schreckliches wurde ihr angetan.

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Sophies Entscheidung

Sophies Geschichte ist furchtbar. Sie ist unfassbar traurig. Die Geschichte macht extrem betroffen. Auch extrem zornig. Und so verdammt hilflos, weil man sich unweigerlich selbst die schreckliche Frage stellt: Für welchen Menschen würde man sich entscheiden, könnte man nur einen retten? Wie verdammt glücklich dürfen wir uns schätzen, wenn wir niemals wählen müssen.

Von der jungen polnischen Mutter in Sophies Entscheidung wird das verlangt. Es ist der Zweite Weltkrieg, Sophie und ihre beiden Kinder Jan und Eva, sieben und vier Jahre alt, sind auf dem Weg nach Auschwitz. Ein SS-Arzt spricht sie vor der Rampe am Zug an. „Du bist so schön, ich möchte mit dir schlafen.“. Sie hat Angst, weicht aus, hält die Kleinen fest umklammert. Er wird wütend, fragt sie, ob sie „eine Polackin, eine dreckige Kommunistin?“ sei. Oder Christin? „Glaubst du an den Erlöser? – Du kannst eins deiner Kinder behalten. Los, wähle!“

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Jeanne Weber, die furchtbare Ogerin aus Paris

Gruselig: Sich selbst mit bloßen Händen zu erdrosseln. Überhaupt schwer vorstellbar. Sich zu erhängen, vergiften, erschießen, ertränken, erstechen…bildhaft in düstersten Farben und praktisch alles machbar. Aber erwürgen? Man sollte meinen, dass jeder instinktiv den Griff lockern würde, gar müsste, wenn die Luft wegbliebe, auch, wenn der Selbstmord beschlossene Sache wäre. Sei denn, man hätte den Wahnsinn im Blick. Im verkorksten Kopf. In den verkrampften Fingern.

1910 tötete sich Jeanne Weber, indem sie sich mit ihren eigenen Händen die Kehle zudrückte. Sie war sechsunddreißig, verschrien als „Ogerin aus der Goutte d’Or“, einer engen Passage in den Slums von Montmartre, und hätte den Rest ihres Lebens als unheilbar Geisteskranke hinter den Mauern der Irrenanstalt Mareville verbracht. Wäre sie nicht auf die Idee gekommen, sich selbst anzutun, was sie ihren völlig wehrlosen Opfern in den vergangenen Jahren mit dem schauerlichen Segen des verborgenen Bösen angetan hatte.

Nachstellung in einem Pariser Journal; links: Jeanne wird von zwei Polizisten abgeführt
Nachstellung in einem Pariser Journal; links: Jeanne wird von zwei Polizisten abgeführt
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„Scheiße, Mann, ich bin der geborene Killer!“

Im Frühsommer 1959 starb Charles Raymond Starkweather. Ein Serienmörder. Starkweather war einundzwanzig, als er in Nebraska auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wurde. Da war sein großes Idol James Dean bereits vier Jahre tot. Und François Truffaut drehte Sie küssten und sie schlugen ihn mit Jean-Pierre Léaud als Junge Antoine, der sich seine Welt besser denkt und gegen all das da draußen still rebelliert. Mag man das jetzt nachvollziehen können oder stirnrunzelnd darüber hinwegsehen, aber das Bild von diesem trotzigen Antoine taucht auf, wenn von der traumatisierten Kindheit der Mörder die Rede ist, die Revoluzzer in ihrem eigenen sinnverdrehten Krieg spielen. Eine erbärmliche Rolle. Keine Truffaut-Rolle.

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Die denkwürdigen Morde der nörgelnden Frauen

Dies ist die unglaubliche Geschichte der 50 Frauen aus Nagyrév, die über 300 Menschen ermordeten. Tatmotive: Wut, Überdruss, Enttäuschung. Langeweile. Sex. Richtig. Hier und da wohl auch Verzweiflung. Kaltschnäuzigkeit allemal. Mangel an Respekt vor dem Leben des anderen in jedem Fall. Die Frauen mordeten, als würden sie sich in einem makabren Wettbewerb befinden. Eine von ihnen war Juliane Libke. Sie tötete ihre Stiefmutter, Tante, Schwägerin, ihren Bruder und zu Weihnachten ihren Mann. Und noch einige Familienmitglieder, die ihr lästig waren und Grund zum nörgeln gaben. Derart geübt bot sie der unzufriedenen Nachbarin Maria Koteles gern ihre Hilfe an. Auf der Anklagebank senkte Juliane, laut Gerichtsprotokoll „stämmig und ungestalt, mit bösestem Gesichtsausdruck“, etwas kleinlaut das Haupt, zuckte vermutlich ratlos mit den Achseln und erklärte schlicht:

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The Crow (Liebe, die zu Wut wurde)

Stell dir vor, du bist verliebt, und es ist diese alles verzehrende Liebe, die dich völlig durchdringt. Stell dir die Freiheit vor, die damit einhergeht, dass es jemanden gibt, der dich vollständig kennt, und die damit verbundene erstaunliche Offenbarung, dass dein Gegenüber dich für all die Dinge liebt, die dich ausmachen.

Nun stell dir vor, dass diese Liebe im Nu gewaltsam von dir genommen wurde. Du hast von einem Augenblick auf den nächsten alles verloren. Was würdest du tun? Würdest du verzweifeln? Drogen und Selbstzerstörung über dich stülpen? Jeden, den du triffst, deinen Hass spüren lassen? Oder würdest du etwas anderes machen? Dich etwa in Kunst ausdrücken?

Sein Name ist James, und ihr Name war Bethany. 1978 wurde sie von einem Fahrzeug erfasst und getötet. Laut dem Archiv einer James O’Barr / The Crow-Fanseite war „Beth allein auf einem Bürgersteig in Detroit unterwegs, als ein betrunkener Fahrer in einem Lieferwagen sie erfasste und sie durch mehrere Vorgärten schleifte.“ Dieses Ereignis prägte James O’Barr so gewaltig, dass das Ergebnis Comicgeschichte geschrieben hat und bei all jenen auf Widerhall stieß, die ein Exemplar des Comics The Crow von 1989 besitzen oder den gleichnamigen Film von 1994 sahen oder, wenn alles gut läuft, dem Neustart des Films in naher Zukunft entgegenfiebern. Über all die Jahre hat es fünf Filme über The Crow gegeben, und lange schon kursieren Gerüchte über einen weiteren. Das Projekt, das jetzt von Regisseur Corin Hardy (Hallow) geleitet wird, sichtete für die Rolle der zentralen Figur Eric Draven bereits eine Menge möglicher Darsteller.

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Dr. Mabuse (Superhirn des Bösen)

Dr. Mabuse ist eine vielschichtige Figur, die seit 1920 die Fantasie von Lesern und Zuschauern anregt. Er ist ein Superschurke, ein angesehener Arzt, ein Meister der Verkleidung und der Hypnose, ein Utopist und ein Wahnsinniger. Er ist der Schöpfer und das Opfer seiner eigenen Welt, die er nach seinen Plänen gestaltet oder zerstört.

Die Geburt des Dr. Mabuse

Norbert Jacques war der Schöpfer von Dr. Mabuse. Der Autor wurde 1880 in Luxemburg geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Bonn wurde er Journalist und Weltreisender. Seine Erfahrungen führten ihn zum Schreiben von Reiseberichten und Abenteuerromanen. War Norbert Jacques ein Autor von Groschenromanen? Er selbst würde das wahrscheinlich bestreiten. Immerhin wurden seine Geschichten in respektablen Tageszeitungen veröffentlicht. Und Jacques war kaum ein Schmierfink, wenn man bedenkt, dass sogar Thomas Mann seine Fähigkeiten als Schriftsteller lobte. Trotzdem haben viele seiner Werke einen gewissen Ruf. Dies gilt insbesondere für den Roman, der Jacques berühmt machen sollte, „Dr Mabuse, der Spieler“, der zwischen dem 25. September 1921 und dem 29. Januar 1922 in der Zeitung Berliner Illustrierte Zeitung veröffentlicht wurde.

Dr Mabuse
Rudolf Klein-Rogge als Dr. Mabuse in Dr. Mabuse, der Spieler (1921)
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