Ich spaziere dahin und staune über die Gewalt; gleichzeitig aber bin ich ein Tier im Siechtum, am Ockermoos, im Fadenkreis, am Wiesengrund. Gleich wird es mir den Pelz ausziehen, gleich wird es mir die Eckzähne feilen, schreite durch die Räume aus Glas, meine erstarrten, skulpturiösen Gedanken, schwimmend in den Lavendelwassern, der Gebärbadewanne. Eine Zeitangabe, die nun in meinen Nüstern brennt, die Welt erzürnt das Glas ihrer Brille, dahinter stehen die erstarkten Tropfen.
Seriöses Gebaren beim Abspreizen eines anständigen Fingers.
In ihrer eigenen Dunkelheit kennt sie sich aus, eckt nirgends an; nur manchmal fühlt sie sich beklommen und bestraft sich für den Wunsch nach Licht, aber sie bestraft ebenfalls das Licht selbst, indem sie Steine nach der Quelle wirft; ein Wanderer begegnet im Wald dem Teufel, aber auch der Teufel begegnet dem Wanderer (der Wanderer denkt sich diese Geschichte aus, der Teufel nicht).
Ich war einmal ein Stein vor zweihunderttausend Leben, ein glücklicher Stein im Geröll, wasserdicht bis ins kleinste Mineral, unbedeutender war nie ein Stein. Doch fehlt er, bricht das Universum in sich zusammen und wird zu früh ein Schwarzes Loch.
Monat: April 2008
Der Turm der höchsten Trümmer
Dass man in der Veränderung steht, dass man in der Veränderung sich selbst nicht verändert, gestreift wird vom Verfall; andere verfallen und man selbst. Aber es sind nur Kleider; man hat eines ausgezogen, darüber hinaus ändert sich nichts.
Aus einem Ballon tranken wir Würze, wir tranken das Leben in einem einzigen Zug, installierten unsere Vergangenheit in dieser Gegenwart, für immer ein Gemälde auf Erde, Land, Zeit.
Der Turm der höchsten Trümmer liegt in Sprachen, sendet Mauerstein hinein in die brühende Melange. Zucksuppe gischtet brandig, sendet das schwarze Röcheln uteralwärts. Schaumige Maische verdreht die Worte. In diesem Blut erhebt sich Pflanzenseiber, darin gebettet befinden sich die Kehlen, die sich rühren, kleben finster, schlotig, kahl hochgereckt an der Wand, die sich farblos gen Norden neigt. Man hört sie röcheln, aber kein Wort formuliert sich. Schutt und Schlamm in inniger Umarmung.
Sie sitzt in einer Höhle und näht ihr Hochzeitskleid. Oh rühr mich an, zitternde Gestalt! Ich will Dich als einen Schatten sehen! Dein Haar, so gülden wuchernd, über alle Maßen schön im Zwielicht strahlend, mit Nebeln verbunden. Mein Augenstrahl erfaßt Dich, Nabel meiner Welt!
Zwei Gebirgsziegen werden um die Stadt geführt, begleitet von zwei zum Tode verurteilten. Ein Mann und eine Frau, die das gleiche aßen, in heilige Gewänder gehüllt, verschnürt mit Feigenbaumzweigen, kauernd vor Lichtschranken, betrachtend deinen Blütenmund.
Es ist heute kein guter Tag, um frohlockend durch die Spatzenmenge zu gehen, die sich ihren Teil aus dem Rinnstein zusammenträgt.
Frauen tragen die Statue der Athene zum Waschplatz, angeführt von einer, die einen Korb mit Feigen trägt. Berittene Epheboi befehlen die Prozession. Die Badenden warten schon und reinigen die Statue, mit der Stephane auf dem Kopf, im fließenden Wasser.
Sie zeigt sich ein weiteres Mal und sagt nicht ihren Namen. Flügelschlag, der ihren Federn weicht, sich auf mein Ohr setzt. Schild des Engels, schön wie Feuer. Menschentochter. Lichte Finger. Berühre mich mit diesen Händen; weiß dann endlich, wer Du bist.
Oh Sonnenkarawan, oh Nachtgeschick! Hin zu aller Tage Wiege! Hin zum Wolkenrest! Auch Nebel (Verwebung), Pfuhl, getanztes Licht. Dort streust du Wetter aus. Um sieben Säulen schwebt Dein Geist, fließt in meine Traumnatur (von Kelchen ausgeleert).