Blau in Samt, beturtelt, den Weg hinauf gerumpelt worden, weil der Schlaf so besser kann. Der schöne Mittag sonnenbestrahlt, das holde Rauschen zweigbespielt. Ich kenne mich von Bildern dieser Zeit. Die Mütter pumpen Milch mit ihren Händen aus den Brüsten, stehen um den großen Bottich barbebust, daneben Barbecue, daneben bar die Flaschen, geschützt in eisigen Würfeln, in Plastikeimer (schon Plastikeimer!), pumpen Milch, baden dann die Kinderchen darin herum. Genügt das schwere Nass noch nicht, wird Buttermilch geholt vom Bauern rechts ums Eck, der hält der Kühe viele, mit Butter seifen sie die Haut, ein Geist des Fleisches zitiert der Nüstern Lust herbei, der Speichel lost und weckt die Zungen, bald der Zähne Speisʼ ist Brei.
Kanönchen=Böhnchen, Schlacht um Schlacht, noch sind die nicht satt, noch flutschen sie auf Mutter-Butter und grinsen alle Welt herbei.
Seht, seht, das ist doch sehenswert, wie sie ihr Badewasser schlürfen und wie sie dann (kommt ein Schrapnell) nicht ganz zerschnitten werden.
Es riecht so duft, es riecht so sanft nach Senf: und Gas ist unsere Erde auch.
Das junge Ding erblüht wie eine Rose und stinkt etwas nach Fischmehl. Ein Feuer für den Witchfinder Hopkins, samt peinlicher Befragung. Die Welt wird ja nicht mitgenommen; im Sande Mord und Totschlag. Das ästhetische Spiel wirft Sand wie Fragen auf, hübsche Glieder peitschen tintenfischartig unter einem groben Korpus hervor, noch ein Strumpf am Zeh (was will man sagen, sie wedelt, bekommt ihn nicht ab), die Hand auf ihren lauten Worten brennt so heiß wie frischer Kaffee auf der Zunge.
sagst du denn, ein jeder, der stirbt, der will es auch oder der soll oder der muss was ist denn der Tod, gegen den wir kämpfen in Ermangelung des Herzens Schau und ist denn der Tod das Ablegen des Körpers plötzlich oder vorbereitet oder warum weinst du?
oder wissen wir nicht, dass wir das Wasser sind und meine Hand bald deine Hand sein wird und mein Gesicht auch dein Gesicht, haben uns zwischen das Vergehen gemischt da können wir hindurch gehen wir müssen schnell sein (die mahlenden Wände wie Backenzähne) wir müssen schnell sein in der Zeit (ich mache dir zum letzten mal den Wein auf) oder warum weinst du?
dort ist doch nichts, ich schrieb Vorläufer des Schriftstellers sah ich am Pulte zerhockt wurzelschlagend Briefe verfassen. Secretaire á la mode in verschiedenen Gattungen der Malerei Still=Leben, Trompe-l’œil, Vanitas-Bildchen wurden allein die Gegenstände der Schriftkultur ohne die Gegenwart eines Menschen oft ganze Ensemble von Schreibgeräten- und formen neben dem Manuskript (Ozean) Feder Federmesser Brieföffner Tintenfass Wachsstange Notizbuch Brieftasche versiegelter Umschlag und versiegeltes Memorandum neben den Druckschriften ein Kupferstich und ein Almanach oder warum schreibst du?
unsere Erde wäre nichts als ein düsterer Kerker wenn wir nichts von der Macht des Geistes wüssten Geschichte sowieso ist ein Gewebe aus Unsinn für den höheren Denker, Amru der muselmanische Eroberer von Alexandria (mit der umfangreichsten Bibliothek des Altertums) benutzte die Schriftrollen als Brennstoffvorrat für die Heizung der viertausend öffentlichen Bäder der Stadt oder warum schreibst du?
(in Ermangelung des Herzens Schau) für Ägypter, Mesopotamier und Homer war das Herz der Sitz der Intelligenz Demokrit aber sah im Hirn den Wächter der Gedanken die Leber als Sitz der Begierden die Lust am Orientierungsverlust am Gebrochenen, Reflektierten, Raffinierten und Auflösenden. Plato gliederte die Seele in drei Teile, Aristoteles fror das Denken ein : ‚Das Gehirn besteht aus Wasser und Erde‘ (aus Wasser und Erde ?) – ‚Es ist ein Kühlaggregat, um die Temperatur des Blutes zu senken und den Schlaf einzuleiten‘ (den Schlaf einzuleiten ?) umgibt man sich (folgerichtig) mit den klügsten Köpfen, geschieht es dass man sich mit ihnen im Traumdialoge misst da tafeln wir des Öfteren (Abstinenz ist unsere Sache nicht) bis uns recht schlecht von der Völlerei geworden ist Minne zu erwerben, das ist ja des Dichters Sinn wir nennen’s heute Liebe, meinen aber Magen
im 17. Jahrhundert führt Descartes die einzelnen Komponenten wieder zusammen und brachte sie in der Zirbeldrüse unter er war der erste, der den Körper als eine Maschine sah (die mahlenden Wände wie Backenzähne) verglich ihn mit einer Orgel in deren Pfeifen die animalischen Instinkte zirkulieren (‚Three More Quarks for Mister Mark‘ / Joyce)
übern Tischrand dieser Erde wölbt der Sonnerich sich halb, in all Getöpfe fasst die lichte Hand in Weidenkörben goldets auf – auf Heldenfeldern trocknets Laub und zischelt beim Verwehen : ‚Oh Serpentina, hier entlang, oh Serpentina, dort!
ich sah sie nicht am Fenster stehn noch über die Schulter schnurrn ihr Schritt tickt immer weiter fort es atmet kaum ihr Schuh, heraus blitzt neonfarben neuester Tand und Modeschlick wer’s nicht hat (Acht und Bann) verwest sind ihre Schritte halb schon auf dem Asphaltschwarz, mich geht die Gier fürs Neue an
Die Straße fließt dem Horizont entgegen, flimmernd, als wolle sie sich aufmachen, eine Halluzination aus dem Nichts zu heben. Das Ende der Welt ist eine markante Stelle, immer gleich weit von mir entfernt. Komme ich ihrem Delta, dem die Welt entspringt, zu nahe, schiebt es sich unter den Rock zurück. Die Hieroglyphen sind der Ort, aus dem die Neonfragmente fallen, wenn geschüttelt wird, was nur in der Metapher lebt, sich von ihr benetzen lässt, sich von ihr ernährt. Tragen wir dieses Stück Eisenrohr zu ihr, wird sie es lesen können, verschweigen aber, was du gleich nachschlagen willst. Du weißt, wie die Dinge beschaffen sind, hast sie, sitzend im Schneidersitz, erfunden, ohne sie loszulassen. Sie fliegen nicht ohne dich davon, zumindest steht es so geschrieben. Noch einmal überwachen wir die rot andämmernde Landschaft, noch einmal erleben wir das Ritual des Schuhebindens. Nicht umsonst, sagst du – es klingt wie ein Versprechen. Danach wird der Eingang von einem Stromschlag geschlossen, von dem auch du abhängig bist. Die Volteinheit ist schwer zu beobachten.
Ich kann mich auf alles anwenden. Auf dich, auf mich, sogar auf alle Tiere, schleichende Schleichen, also Anguidae, Flügel faltende Falter, also Lepidoptera. Manche davon bin ich in Bernstein-Quadern, manche bin ich in den Lüften. Ob ich ein Ich bin, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Kein adäquater Ausdruck beschreibt den Zeitenkelch, der mich mottig anzieht, nichts kleidet mich mehr in ein Wunder als die Erinnerung, das erinnerte Ich. Als hätte ich erlebt, was ich zu erinnern fähig bin. Ich kenne keine andere Nähe als die Berührung zweier Oberflächen. Die Hand – was sind wir davon, was bist du davon? Ich spüre nur mich, du bist mein Widerstand. Gib mir deine Hand, ich habe nichts von dir an meinen Händen. Bevor ich dich ansehen kann, bist du verschwunden. Wir sind nur Kinder im Vorgarten der Hölle, unser Paradies aus Schwefel.
Ich strecke die Hände aus, auch im Geiste, die Hände aus nach dir. Du windest dich, ich halte es für einen Tanz. Manchmal tanzt du, windest dich nicht, ergibst dich dir selbst, und ich mache mich über dich her, beuge mich nach vorne, zu dir hin, in dich hinein, durch dich hindurch. Ein Ort, an dem deine Kräuter wachsen. Ich bin verloren. Wie ich mich in deinen Gewittern winde, Blitzfinder im Regen. Ich gehe den Weg unaufhörlich, finde mich auf mich selbst wartend vor, nur um mir zu sagen, geh weiter, wer immer du auch bist.
»Wer bist du?«, rufe ich und sitze bereits in dir, halte Kräuter in der Hand. Du wirst mich finden, die Orakel werden meinen Namen nennen, die Wurzeln werden nach dir greifen, die Vögel werden deine Ohrentrommel bersten lassen durch Lieder, Lieder, Lieder, die meinen Namen singen, die meinen Namen kreischen, die meinen Namen kennen.
Stets du die Biene, der geöffnete Kelch, der von der Sonne trinkt. Stets ich das Aufflattern der Pollen, stets wir der Honig des Leibes, golden flüsternd die Unendlichkeit zweier Körper bedeckend, gliederlose Schweißperlen rinnenden Harzes, das überbordende Weltenall, das sich selbst erblickt. Auf Stufensteinen hinauf zum Mond, in den Tann, in rätselhafte Momente, in Staub, ewigen Staub, des Leibes Durst, der Kehle Durst, der Kehlen Durst. die goldenen Eier des Widders. In den hinteren Auen, am Tanzplatz dort, an dir, nah an dir dran, dir dran. Ich komme aus allen Trögen, Flaschen, Fässern. O sprich mir in den Mund die Lieder, höre mir das Herz heraus!
Hatten nicht immer die Frowen die Kunst verstanden die in Stäbe eingeritzten ›Buohstaben‹ zu deuten, Buohstaben=Künstlerinnen, die das Raunen losten, die durch das, was sie durch das rizzan gelost, dem Reißer huldigen, wie heute noch, ob brüllig ob klein
ist die Alliteration geglückt, darf er sich im Bade mit ihr suhlen (schreibt nicht jeder für die Weps?) Kepse mio im Lande Ingwäoni: die Flattermannen, die Bernsteingefäße voller Rabenblut, ›dies martis‹ erzähle ich das Gerücht nun weiter, wir sind nicht an dem Städtebau interessiert, leben abseits lieber als in seiner Nähe, nicht wie ihr in Rom, die ihr gut und gerne aufeinander hockt, den Schweiß des anderen deutet (ein Moschusgeflecht auf Pergament) ihr habt sie lange nicht mehr gesehen: Druckgeister, Manwulfe, Alben und Wichte mit ihrem König Oberon, Alraunen, Feen und Wahl=Küren, eure Gespinster sind euer eigener Gestank schlanke Wirrnis Welt, stand auf dem Telegramm, ich hatte es mir selbst geschrieben, habe einen falschen Namen angegeben (Solipsismus und das Problem des Fremdseelischen) was ist der Mensch ohne Menschen, aussterbendes Tier, Nahrung der Unterdrückter (ganze Jahre lang, unendliche Tage) letzte löchrige Bibliothek, Chronik eines Überlebens, Fantasma, Biograf für niemanden mehr, Sucher nach dem Anderen (da wird doch wohl noch einer) für meine eigene Erinnerung, die aufsaugt, was ich fabriziere, in der eigenen Suppe wende ich mich (nachts) ich drehe mich um, es sind Geräusche da, sie stammen nicht von mir, die Gedanken lassen mich nicht schlafen, hängen von der Leber ab, die Säfte gären dort, Begierden, umfangen der Gipfel leuchtet ein Morgenrot, gewälzt in dampfrosschwerem Schweineschweiß, jetzt warten auf das Nimmerlein sakrosankt.
Aus kaleidosopierenden Bildern entsteht (wenn es kein Gedankenstrom ist, was ist es dann?) ein Murmel=Relief aus feinstem Aloe Vera nicht in Gestalt eines finsteren Schattens aus der Zukunft, über den Weiden in (zwischen) den Basteien, den Zimmern also des Grabens (Grabes), der mit Zuckerschaum sein Bestes tut zu gefallen (Fallen), den Gefallenen, die sich bucklig durch die Gassen (unter ihren Flechtenmänteln versteckt) bringen, die großen Adern meiden (zum Beispiel die Cechbrücke oder den Wenzelsplatz). Immer wieder schallt ein Ruf körperlos aus offenstehenden Türen. Der Kapaun, gebunden in Seehundhaut. Es ist wichtig, nur in Geschichten zu leben. Ein Haus zerfällt und ein neues entsteht. In den Geschichten verbirgt sich die Welt, Glockentöne rinnen über das Land (die Flucht über die Dächer), unter der Brücke sagt sie: »Sprich nicht!« Die Zigarette glimmt, obwohl sie im Wasser liegt, das Gesicht nach unten (die Strömung ist nicht schlimmer hier in Kafkas Prag). Es ist jetzt Vierundzwanzig Uhr und Null Minuten, die Pflicht ist im Herzen der Schönheit ein Dorn … … also war schon wieder eine neue Tageszeit angebrochen, Anbruch überhaupt (mit erstaunlich viel Bewegungsfreiheit) der stille Tisch voller dampfender Teller, also lehnte ich an der Brüstung meines Balkons nachts und war so groß wie der einzige Baum – … nur soundsoviel Tage später, in der Luft schweben Paradiesgeister, betören mit einer Sprache des Glücks, an dem der Mensch stirbt, was nicht gemein, alltäglich, abgenutzt ist, dass, wer die Schönheit angeschaut hat mit Augen, dem Tode schon anheimgegeben ist, ich war ja homerischer Heros, die Hetäre Aspasia, der Kyniker Krates, war König und Bettler, Pferd, Dohle, Frosch und mehrmals ein Hahn.
Wenn ich das Kinsky-Palais in Prag betrachte, in dem sich unten rechts das Geschäft Herman Kafkas befand, gelingt es mir, das Wetter des Tages zu erfühlen, das an diesem Tage der Stadt einen gewissen lapidaren Gesprächsstoff liefern konnte und so dazu beitrug, dass vielleicht gerade inmitten von Kafkas Galanteriewarenladen darüber gesprochen wurde, denn über das Wetter redet man unverfänglich. Ich stehe vor den vergitterten Fenstern, bin zu früh dran, denn der Laden hat geschlossen.
Numa Pompilius, der sich mit der Nymphe Egeria verbuhlt hatte, studierte nicht wenig die Weisheiten der Assyrer. Er besaß von ihnen nun die Kunst der Erzeugung und Lenkung des Blitzes. Aber bereits sein Nachfolger im alten Rom, Tulius, lenkte den Blitz so schlecht, daß er von ihm erschlagen wurde und somit das Geheimnis verlorenging. Wenn es heute über mich hinweg donnert, dann zögere ich nun nicht mehr, der Karte zu folgen, die sich durch das Blitzgewitter erkennen lassen wird. Dahin habe ich mich gebracht, und all die angehäuften Schriften waren nur mehr Klatsch gegen die echten Grimoiren, Bücher, die so unscheinbar waren, daß man sich nicht einmal ihres Autors versicherte, sie nicht einmal in die Hand nahm; in so einem schlechten Zustand fanden sie sich. Um als Zauberbücher auch wirklich erkannt werden zu können, müßten sie jedoch auch mit ihrer Fertigung prahlen, man muß ihnen gleich ansehen, daß einen der Geist darin völlig erschlägt, man muß dem Buch ansehen, daß man es nicht begreifen wird, die ausschwitzende Aura muß das Gelüst nach Jahrhunderten entfachen, in die hinein wir uns dann breitbeinig zu stellen wagen, um zu rufen : »Kommet, ihr Weltgeschichtler! Streunt an mir vorbei! zwickt mich in mein fettes Hinterteil, ich will denn auch meinen Arsch aus der Träumerei erwachen sehen! – hier wird jetzt in die Geschichte hinein geschissen, geradewegs hinein in Napoleons Schlachten kacken wir! – in die Gefilde Roms hinein!«
Es ist keineswegs so, dass die Zeit schneller vergeht als früher; beschleunigt sind nur die Informationen, die innerhalb der verstreichenden Sekunden lauern; sie teilen sich mit dem Unrat den Platz und wirbeln sinnlose Masse neu auf.
Aus den Lüstern rieseln Lichter in die Allnacht. Mauern drücken das Weltgeschrei von mir fort.
Wenn alles fällt, kann der Tanz auf glattpolierten Tischen ein Ausweg sein. Die verrenkten Glieder am Morgen (oder doch schon in der Nacht?), der Tanz, der das Gefäß verlässt, spricht von blinder Haut.
Ich will jetzt also singen, was ich noch an Liedern weiß, wo Wolken, Türen, Bäume, Büsche in die Runde sich gesellen. Licht ist längst nicht mehr das Wort für uns.
Flieh mit mir, wenn ein tauber Schuss in die Asche stiebt. Dein Gesicht so rosenlieb, auf deinem Lippennetz ein verbliebener Trank. Gib mir nicht ein Wort, wir dürfen keine Wörter mehren, vor allem verzeih‘ mir dies: mein Lustgebaren, das mich zur Lohe macht. Das Licht mit mir verbunden, heimlich nur; so heiß der Tag, der heute ist. Sei mir gut und folge mir, ich kenne einen ungenannten Weg, schüchterner Ofen Korsette, Fesseldung. In Häusern peitscht das Wasser aus den Kellern, spült den Häusern die Gedanken ab.
Angeschirrt sind schon Vulkan und Berg, wir reiten still in den Nachtpulsar, um fernem Weh zu klagen, in den Himmel getupft reiten wir uns wund in Schemen, blätterblau, abgezupft. Des Lebens Rausch – mein Babelturm – die Knute des Kusses stets entfesselt, der sanfte Druck ein Peitschenhieb.
Betanze meinen Leib mit deinen fetten Küssen, die Brust verziert: so schmecken Leiber (sintig, hechelnd, gierig). Willst du mich wiedersehen, komm in mein Gestirn, ich hab’s gebaut, in den mitternächtlichen Himmel, dir zur Ehrʼ, weil schön du bist.
Ein Ort, in Länge und Breite begrenzt, nach oben unendlich. Die Abende schossen aufs Dach, also setzten sich die Schindeln auf die Fensterbank, um Goldvögel zu beobachten, von oben nach unten.
Auf diesen Straßen führen die Löcher an einen Platz, der verborgen im Herzen des Wahrnehmenden liegt, ums Bezaubernde, Zaubern, um Allmagie um uns herum.
Movemento: bewegt im Raum, Zeitketten anorganisch, Urgesichter, Uhrengesichter, Wildwechselmimik, die schönsten Regenschauer auf einen Blick. Ich bin jetzt niemand mehr und das ist die Knute der Vergeltung.
Aufgepelltes Rosenrot, die tonnenschwere Last des unbeachteten Geschirrs, die molesten Stufen; kein Stock wird mich führen, kein Geländer mich hangeln.
Auf und Ab ekstatischer seelischer Zustände, Gleichnisse, Traumgesichte in einem absoluten Tanz.
Am 18. März 1856 löste eine Magd, die einen Brief, der ihr zu Boden gekullert war, suchte und dabei die Kerze verlor, den › Selber Brand‹ in ihrer Stube aus. Dabei dachte sie nicht an die ›Pudding Lane‹, Herrschaften, sondern an ihren Goich, den man auch ›Höllengoich‹ – Freier der Mägde – nannte.
Mitternacht in einer perfekten Welt.
Durch kreischjauchzende Feuervorhänge, unter Glutstrahlen geschwärzter Fensteröffnungen eines brennenden Hauses; und noch viel höher, und noch viel mehr.
Mitternacht in einer perfekten Welt
vom Ramschladen ausgespiene Torheit, in den Keller-Rinden feststeckend, angebacken, rücksichtslos Schlieren ziehend aus dem Vakuum (dem Inhalt der blonden Fee, die einer Tasse Kaffee ähnlich sieht); und noch viel höher, über den beringten Streifen letzten Tageslichts, der ein weiteres, ein letztes Mal auf sich aufmerksam machen möchte:
– Hierher!
(denn ›dorthin‹ ist keine Option)
die spinn-tappichten Beine fingerdürr, lang wie Lulatsch, taktil, forsch, unangenehm schaudernd, klaglos pochend, schuhlos staubraffend, lochkrabbelnd tiefer schwitzen
(Wasserhöhlenornamentik in einem Sesamsemmelteig)
und schöne ranzige Blumen, so fett, so schleimglänzend angelustert, langbetrachtet, handgewalgt
(die Fregatte draußen in der Bucht streift tonnenweise Netz aus)
unter einer Kopfhautschwarte leuchten Blutbilder hervor für Einemillionundsexundsechzich, eine billige Bronzekordel ist dabei zu ziehen, von zwei Schrauben gehalten
(der Spuk-Napf in der Wand)
schon taucht das orientalische Zirkuszelt aus der Grünkohlsuppe und räuspert sich gelungen, fugendicht; im Takt graphischer Disposition korrespondieren die einzelnen Stimmen, wartend auf die Parusie
(das Planetenwalzwerk dünnt die Zeitbänder aus dieser scharfsinnigen Dummheit)
der Schlängelgraben ist jetzt besser denn je zu sehen, die Legeröhre, den sich verwölbenden sprungreifen Follikel im Schlepp
(komm nur näher ohne Eile, kommnurkomm)
bei den Augenornamenten liegen geflochtene Hüte im Staub, geraffte Decken aus Bergziegenwolle und Hundehaar verraten die Behausungen aus Zedernbrettern, zerschlagene Kupferplatten, kaltgehämmert, verteilt (Mitternacht); oder eine binnenländliche Flußkultur
(kristallene Oktaeder zerbersten in der Biozönose)
– Welch schöner Schlankbär!
und tritt mit deinem Bundschuh Flammen aus, wir müssen noch das Nischelwerk zum Vorgarn runden.
Es ist der Sog der großen Städte, deren Gravitation auf die feinen Geister wirkt und sie schließlich zerstört.
Verlorenheit ist im Tumult besser zu ertragen als unter der schweren Last vom Blitz getroffener Schneisen, Flurschäden, den Monokulturen der Einzugsgebiete. Die Natur repariert nicht, sie reißt alles ein. Die Feuer brennen, gezähmt vom Verwaltungsapparat der Vernunft, in den ausbetonierten Kuhlen, in fremde Bahnen gelenkt (wie auch das Wasser, das jene Planeten begattet, die in einer abgewogenen Entfernung um ihre Sonne kreisen) – auserkoren, das Leben zu bergen, das andere jagen – schlüpfirg, aus dem Urnest gespeichelt. Gesucht werden Aminosäuren, zuletzt gesehen auf der Erde (und auf Gliese 581 c).