Von einigem Interesse scheint mir zu sein, dass jene, die sich gegenwärtig ins Nichts zurückgezogen haben, auch in der Vergangenheit tot sind. Es wäre leicht zu beweisen, uns aber fehlt die Finesse, die Vergangenheit durch unser Schattenauge losgelöst anzusehen, weshalb wir sie überhaupt erst erfinden. In der Erfindung sind wir lebensklug, wenn nicht gerade akribisch darin, jedes Teilchen dorthin zu legen, wo es zwar nie gewesen sich für unsere heutigen Augen gut ausmacht.
Kurz zog ich in Erwägung, einige Gedichte von Edith Sitwell zu übersetzen, aber von derartigen Vorhaben muss ich Abstand nehmen, das wurde mir bereits bei Eric Basso klar, dem ich dasselbe Vorhaben zukommen lassen wollte. Sitwell und Basso sind nun nicht miteinander zu vergleichen. Ich erwähne sie nur in einem gemeinsamen Satz, weil sie mich persönlich vor die gleichen Probleme des Mikrokosmos stellen, dem ich selbst genug schon zuarbeite, als dass ich durch Übersetzung eine neue Position einnehmen könnte.
Edith Sitwell war das ultimative Schaustück der Exzentrikerin in einer Zeit, die überdurchschnittlich viele davon hervorbrachte. Das mag daran liegen, dass sie aus einer notorisch exzentrischen Familie stammte – einer Familie, zu der eine Mutter gehörte, die wegen Betrugs im Holloway-Gefängnis saß, und ein Vater, der eine kurze Geschichte der Gabel und eine Geschichte der Kälte publizierte und eine Pistole zum Erschießen von Wespen erfand. Sie ging weit über das Bild der schrulligen, aber liebenswürdigen Landedelfrau hinaus.
In erster Linie war Sitwell natürlich eine Dichterin, eine Säule des künstlerischen Lebens in London und verkörperte eine heute allgemein unterrepräsentierte Seite der Moderne. „Guter Geschmack ist das schlimmste Laster, das je erfunden wurde“, sagte sie, stets im Widerspruch zu den herrschenden Geschmacksvorbildern, ob diese nun dem Establishment oder der Avantgarde angehörten.