Geschrieben von Renate Ginderklops

Der Gesundheit zuliebe habe ich alle Konserven runter zum Fluss gebracht. Ich hab sie da natürlich nicht reingeworfen, sondern am Ufer vergraben, vorher aber überall ein Loch reingemacht, damit das Ungeziefer besser ran kann. Die können ja scheinbar gut mit Giften, sonst würden sie ja viel öfter auch auf unseren Krankenstationen landen. Tun sie aber nicht. Ich weiß, das ist eine fürchterliche Beweiskette, aber ich hab ja auch nur eine einfache Schule besucht, und vom Maschen aufnehmen und fallen lassen versteht man keine höhere Mathematik.

Der Kurt hat seinen Quark erst nicht wollen, weil er ihm zu sehr nach Pampe ausgesehen hat. Er hats ja eh mit dem Magen und kennt Pampe daher ziemlich gut aus dem Bad. Mehr sag ich nicht, damit ihnen ihr Essen – völlig nutzlos – nicht mehr schmeckt.

Zu meiner Zeit war Fleisch das Größte, vielleicht noch ein paar Erdäpfel, damit der Teller nicht so leer wirkt, aber heute basteln wir das alles aus Gummistiefeln und Erbsen, was den Vorteil hat, dass wir uns nicht mehr mit dem Herz eines Serienkillers ausstatten müssen, um die Familie satt zu kriegen. Wenn meine Mutter mit dem Messer in die Scheune schlich, um zukünftige Würstchen vorzubereiten, fragte ich sie einmal: „Hast du deine Tage oder warum klebt überall Blut an dir“. Ich weiß noch, dass ich eine richtig fette Ohrfeige davontrug, so dass mein jugendliches Gebiss noch tagelang den Radetzky-Marsch klapperte, nur weil ich immer so neugierig war. Das konnte meine Mutter gar nicht gut leiden. Heute versuche ich es natürlich an Kurt auszulassen, er bietet sich ja als Ehemann auch so einfach an. Aber kleben kann ich ihm keine, da müsste ich schon auf einen Stuhl steigen. Dafür gibts jetzt ein paar Tage lang Quark, und ich überlege mir, ob ich den nicht auch ins Bad stelle, damit er mal sein Gesicht damit einreibt. Es heißt, große Poren würden dann zuckerzart verschwinden und die Haut einem Stück gegerbten Leder gleichen.


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