Die Natur spuckte aus, es war Stille im Universum. Nur die Steine sprachen miteinander. Fünfzehn Stufen lagen vor mir, und die erste fand ich hell erleuchtet. Nebel, die Stufen aus Knochenmark geformt, in der Mitte schwielig, braun zurückgelassener Fußabdrücke, Dornenstaub darüber, Gestalt des Wahnsinns.
Stille im Universum weiterlesenDer Tod des Sardanapal
Das verabscheuungswürdige Gemälde über den Tod des Sardanapal, das heute im Louvre zu sehen ist, hat Eugéne Delacroix für eine Ausstellung im Jahre 1827 gemalt. Er hatte dabei nicht bedacht, dass jedes Gemälde auch die Gefahr des Einfrierens eines gewissen Augenblicks birgt, eines rätselhaften Momentes, der die gewesenen Dinge verstärkt und die zukünftigen erfindet.
Der Tod des Sardanapal weiterlesenIch kenne eine Stadt
Ich kenne eine Stadt, älter als Tell Brak, Jericho, Uruk und Çatal Hüyük, die man weder ausgraben noch beweisen kann, die manchmal am Horizont auftaucht wie eine Fata Morgana, ganz gleich, wo auf der Welt man sich befindet. Straßenlos ging man über die Dächer, glitt durch eine Luke ins Haus, begrub die Toten unter dem Fußboden, aß auf ihnen, saß auf ihnen, ging wieder hinauf zum Basar, Kamelmilch zu tauschen gegen Datteln.
Ich kenne eine Stadt, die einsame Wanderer anlockt (ein Jerusalem der toten Seelen), kein Weg führt aus ihr heraus, man gerät immer wieder in ein anderes Quartier, so dass der Wanderer glauben mochte, diese Stadt sei endlos.
Die Entase der Engel
Im Traum sah Sebastian alle toten Menschen, aufgestapelt, über den Horizont der Erdscheibe schwappend wie ausgebeinte Rinderhälften in den abyssalen Rinnstein rutschen. Ihre Ausdünstungen verwesten die Luft, die sich in seine Lungen verirrte und seinen Körper lähmte. Sein Atem gerann und zerfiel in tausend Stücke, die sich von ihm fortbewegten. Die Bäume schwiegen. Er hörte keine Vögel und spürte keinen Wind. Dann aber betraten fünf Tänzer die Lichtung, auf der er stand, Engel in ihrer verkommenen Reinheit, die sich betrunken und wie von Sinnen bewegten. Ein schwarzgekleideter, dürrer Mann mit Borkengesicht näherte sich langsam von links. In seinen Augen waren ›Rote Kobolde‹ gefangen und taxierten die Umgebung. Er beugte sich nach vorne und spuckte aus, traf einen langgestreckten Käfer, der sich zum Trocknen auf den Rücken wälzte. Lange betrachtete Sebastian die ominösen Seraphim und dann die Gestalt, die ihren Zeigefinger in die Luft streckte. Sofort begann dieser, sich in einen Ast zu verwandeln, dessen knorriges Ende Zweige auffächern ließ, die sich mit einem nahegelegenen Baum verbanden.
Die Entase der Engel weiterlesenIn der Wüste (Sonnenhalfter)
In der Wüste wiederholen sich Traumbilder
In einem Kreis lockt die Energie
Die Sonne erhebt sich
Habe ich den Mut, eine Reise zu beginnen
Die Beine bewegen, vorwärts hinfort
(Wenn man ein Sandkorn versteht
Wenn man ein Sandkorn verstünde
Wenn man ein Sandkorn wäre)
Habe ich genug um jetzt schon zu gehen
Den Kopf zu bewegen, zu sehen, was war
Die Sonne geht auf und wird immer größer
Dort draußen ruft niemand meinen Namen
Dort draußen erwartet mich niemand
Eremitenberge weisen die Einsamkeit
(Dünen versanden, Wege verwehen)
Oasen evakuieren verdurstende
(Der Spiegel aus Sand)
Die Sonne hört auf, Morgenrot zu sein
An der Grenze wächst ein Gras Die Beine bewegen
das ohne Wasser weiterlebt Ich verlasse mich
Die Wurzeln in der Luft, Fächerleben Vorwärts hinfort
Fangen verdunstende Gedanken Zu sehen, was naht
Die Sonne speist zu Mittag
Wie weit gekommen im brüllenden Licht
Wohin gelangt, wo angekommen?
Die Sonne spuckt aus Himmeln folgendes:
Feuerdrachen (ich sehe das Rinnsal seines Atems)
Gold (das Leben flieht dem edlen Stuck)
Regenbogen (Sucht nach Farben)
Geister (sie zeigen sich geöffnet)
Trugbilder (optischen Lebens)
schnelle Verwesung (trocken)
Die Sonne sinkt
Ich kann nicht fort von mir
Komme immer wieder an
Dort, wo ich mich verließ
Die Sonne wird Mond
Habe ich den Mut eine Reise zu beenden
Die Beine anhalten, Stoppvorwärts Nichtfort?
Vom Almanach der Trance (Wolkenmedaillon)
Redner im Nirgendwo:
Ich könnte dir vieles sagen
von den Welten ohne Ursprung
ohne Grund, ohne Zeit, ohne Namen
Furcht ist ein Trabant
unnötig kreist er um das Leben
des Planeten Scheu
Über vielen Himmeln fragmentieren sich diese Wolken
Kumuluskleid; bedeuten Sehnsucht
Der Zeitenkelch bewegt sich träge
entläßt die Funken unbewußt
Purpurregen fällt weich und leise
wie der Watte Flug
Warum kaufst du dir nicht einen Garten
und pflanzt den Gnomen Stechapfel und Tollkirsch?
Das plötzliche Ich:
(Ich hatte diesen Traum von einer Begegnung
Es war ein intensives Reigenspiel
Die Farben des Traumes schienen mir apokalyptischer Natur)
Ich weiß, ich bin in mir
ich habe mich betreten
(-Wenn du der Redner bis
-der bin ich)
Deine Kraft
Vielleicht ein Märchen
Nicht erzählt
Es muß was sein im leeren Nichts EsmusswasseinimleerennichtsEs
Es muß, es muß Esmussesmuss muß
sawwas
niessein
miim
nereelleeren
sthcinnichts
sees
ssummuss
sees
ssummuss
Das Tunnelmartyrium (Nichtsahnende Willkür)
Am Ende das Licht der Begierde
bleibt dunkel, so dunkel, die Seele spricht:
Brustwarzenkleckermaul, Pillenphobie
Rußtränke
Abnachten im Moor
Empfangen in Kloaken
Schenken im Syph
und erzählen im Wurzelkeller
was war vor fließenden Stunden
Welchen Geist haben wir geschlachtet
um unser kühnes Mahl mit Erdbeerkraut zu garnieren?
Wo ist das Inlett der Warzen hingekommen
wer verlegte den Pfuhl?
Was tun sie?
Fürchten sich im Metall
Trinken sich selbst ihr Blut
Essen sich ihr Mark
werden zu Kadavern
in fernen Zeiten
verwesen sich ihr Fleisch
nachdem sie genossen ihr Selbst