Das erste Buch dieser Reihe – The Stranger Times – ist im Eichborn Verlag erschienen, von dem ich auch das Rezensionsexemplar habe. Der zweite Band ist im Original für Januar 2022 angekündigt (was sich auf den 22. September verschoben hat). Gleich vorweg: McDonnell hat hier ein dickes Eisen im Feuer. Dieser dunkle Humor, gepaart mit dem Seltsamen und dem Wunderbaren, mag oberflächlich betrachtet in die Fußstapfen von Terry Pratchett und Douglas Adams treten und andere an Ben Aaronovitchs „Die Flüsse von London“ erinnern, aber das ist nur eine ungefähre Markierung. McDonnells Ansatz und Weltenbau ist ein ganz anderer, nämlich der, dass die Realität seltsamer und fremdartiger sein kann als jede Fiktion.
„The Stranger Times“ stellt uns eine Reihe von Charakteren in einer wunderbaren Mischung von Persönlichkeiten vor, die von exzentrisch bis schlichtweg ungehobelt reichen und alles dazwischen. Die Stranger Times ist eine Zeitung für das Seltsame und Wunderliche in Manchester und wird von dem völlig heruntergekommenen Alkoholiker Vincent Banecroft geleitet, einem ehemals recht erfolgreichen Chefredakteur eines angesehenen Nachrichtenmagazins. Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Nach dem Verlust seiner Frau geriet Vincents Leben in eine Abwärtsspirale. Er verlor jeglichen Respekt vor sich selbst und anderen und legt seitdem die Whiskyflasche nicht mehr aus der Hand.
Aus Gründen, die er selbst nie ganz verstanden hat, wurde er als Redakteur der Stranger Times eingestellt, einer Zeitung, die zwar viel Spott ertragen muss, aber auch eine treue Fangemeinde hat.
„Unter dem zerrupften Vogelnest seiner Frisur saßen graugrüne, blutunterlaufene Augen in einem Gesicht von blasser, unrasierter Haut. Er trug einen Anzug, für den sich eine Kleiderkammer höflich bedankt hätte, nur um ihn sofort zu verbrennen, sobald man zur Tür hinaus war. Vermutlich war er in seinen Vierzigern, aber der insgesamt so ungesunde Eindruck des Mannes beeinträchtigte Hannahs Einschätzungsfähigkeit. Irgendwie schaffte er es, gleichzeitig fett und dürr auszusehen. Er hatte etwas von einem Aasgeier.“
Hannah versucht, nach einer gescheiterten Ehe wieder auf die Beine zu kommen. Sie hatte ein Leben in Luxus geführt, doch ein untreuer Ehemann setzte dem ein Ende. Nun ist sie auf sich allein gestellt und sucht einen Job. Bei Stranger Times wird eine Stelle frei, und ohne Vorbereitung oder Recherche stolpert Hannah unversehens in einen Job, den sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können.
Neben der Empfangsdame Grace, die im wahrsten Sinne des Wortes die Stellung hält, besteht das Team aus Ox und Reggie, einem jungen Mädchen namens Stella und einem etwas seltsamen nackten Rastafari namens Manny, der nur selten den Keller verlässt, in dem die mächtige alte Druckmaschine steht. Irgendwie schafft es diese bunt zusammengewürfelte Truppe immer, die Zeitung pünktlich am Freitag herauszubringen, aber ein paar Tage, nachdem Hannah zum Team gestoßen ist, nimmt das Ganze ungewöhnliche Ausmaße an.
Als ein Ereignis eintritt, das jeden im Team persönlich betrifft, ändert sich die Dynamik, und sogar Vincent Banecroft weckt sein schlummerndes journalistisches Talent, um der schrecklichen Tragödie auf den Grund zu gehen.
McDonnell hat seiner Fantasie freien Lauf gelassen und diese fantastische Serie mit einem großen Knall eröffnet. Er mischt das Übernatürliche mit dem Fantastischen in diesem rasanten Streifzug durch Manchester und hat das Kind in ihm entfesselt.
McDonnells Erfahrung als ehemaliger Stand-up-Comedian verleiht ihm ein Gespür für Timing und eine Ausgewogenheit, die sich in seinem Schreibstil widerspiegelt und die Lektüre fesselnd und spannend macht.
Eines kann man mit Sicherheit sagen: Dieses Buch ist ein absolutes Vergnügen. Eine hervorragende Geschichte, die gegen Ende mit den üblichen Problemen der Urban Fantasy zu kämpfen hat. Das Mysteriöse verblasst und wird in gewisser Weise zur Farce. Aber auch diese etwas krude Verquickung aller Fäden und Wege kann den grundsätzlich starken Eindruck nicht schmälern.