Neben der offensichtlichen Verbindung zwischen einer Detektivgeschichte und Fantasyliteratur wie den Dresden-Files oder den Flüssen von London, gibt es die beinahe schon genrelos zu nennenden alternativ-historischen Kriminalromane, in denen entweder berühmte Persönlichkeiten wie Goethe oder die Gebrüder Grimm sich als Ermittler betätigen (und neuerdings sogar die Queen), oder sich die Kriminalgeschichten einfach nur in einer anderen Epoche abspielen.
Man könnte beides der Fantasy zuordnen, wenn man sich nicht gemeinhin einig darüber wäre, dass sich dieses Genre immer auch der Magie, in welcher Weise auch immer, zu verschreiben hat, mindestens aber paranormalen Phänomenen. Ob man das nun für Quatsch hält oder nicht (ich gehöre selbstverständlich dazu), gehören derartige Krimis (oder Rätselgeschichten) mindestens zur phantastischen Literatur, viele „historische Romane“ natürlich ebenfalls. Dazu muss man nicht erst die Tatsache bemühen, dass eine realistische Darstellung einer wie auch immer gearteten Epoche schlicht nicht möglich ist. Der Punkt ist vielmehr, dass es sich „wahrhaftig“ anfühlen sollte. Wenn Cäsar zum Beispiel über den Rubikon fliegt, dann ist dem nicht so. Der Punkt bei der historischen Fiktion ist das in vielen Fällen durch andere Narrative vorgegebene Setting, das gleichzeitig mit einer bestimmten Atmosphäre, die wir einer Epoche zuschreiben, verknüpft ist. Dass die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen besonders farbenfroh gewesen sein könnte, stimmt mit diesem Gefühl nicht überein. Der Reiz liegt vor allem darin, die Dinge nicht durcheinanderzuwerfen, das historische Handout nicht zu verlassen, während man sich in der reinen Fantasy das Setting so hinzimmern kann, wie man es für eine freie Entfaltung braucht. Zumindest so, dass die Geschichte funktioniert. Geschichten funktionieren aber nur dann gut, wenn sie unabhängig von ihrer Welt (oder Epoche) eine oder mehrere grundsätzliche Fragen der Existenz oder des menschlichen Verhaltens überhaupt aufwerfen. Das geschieht sogar notwendigerweise in Tiergeschichten (und natürlich auch in Dinggeschichten). Darüber hinaus ist jede Fiktion mit unserem Dasein verknüpft, allein schon deshalb, weil unser aller Leben aus Fiktion besteht. Besieht man es sich genau, gibt es nichts anderes. Jeder einzelne Mensch erzählt sich selbst 24 Stunden am Tag, wer er ist und was er ist. Das ist ein Narrativ. Kinder tun das recht sichtbar, indem sie Cowboys werden (zumindest in meiner weit zurückreichenden Kindheit; heute mögen die Figuren vielfältiger sein, am Prinzip ändert das nichts). Wir begegnen also ständig irgendwelchen Figuren, die meistens nur schlechter erzählt sind als in guten Romanen (aber nicht immer.)