Noch einmal Ikne. Skar ist in den Händen Velas.
Skar erwacht aus einer Bewusstlosigkeit, die von Tantors magischer Kälte verursacht wurde. Sein Körper ist in silberne, haardünne Ketten gefesselt, die ihm jede Bewegung erschweren und die aus dem gleichen Material geschmiedet wurden wie sein legendäres Schwert, ein Tschekal. Seine Erinnerungen kehren langsam zurück, und er denkt an den grausamen Moment, in dem die Kälte die Soldaten in der Gasse zu Eisskulpturen erstarren ließ. Tantor, der zwielichtige Zwerg, begrüßt ihn mit Spott und macht deutlich, dass er Skars Wut nicht fürchtet. Er behauptet sogar, dass sie noch Freunde werden könnten, was Skar nur mit Zorn und Verachtung quittiert.
Kurz darauf betritt Vela den Raum. Bei ihrer zweiten Begegnung ist ihr Gesicht von einem beweglichen, schleierartigen Gewebe verhüllt, das verhindert, dass man sich später genau an ihre Züge erinnert.
Skar verweigert sich natürlich noch immer, nach combat zu gehen und den Stein der Macht zu suchen. Doch Vela macht ihm unmissverständlich klar, dass sie ein Druckmittel hat: Sie hat Skars Freund Del in ihrer Gewalt. Falls Skar sich weigert, wird Del sterben. Zudem enthüllt sie, dass Tantor ihm bereits ein schleichend wirkendes Gift verabreicht hat. Die Kugeln in dem Lederbeutel, den sie ihm zuwirft, enthalten ein vorübergehendes Gegengift, das seine Lebenszeit um jeweils zwei Tage verlängert. Doch das vollständige Heilmittel gibt es erst, wenn er den Stein abliefert.
Skar ist wütend und verzweifelt. Er erkennt, dass Vela ihn in eine Falle gelockt hat, aus der es kein Entkommen gibt. Selbst wenn er sie töten könnte, würde es nichts nützen, denn Del würde weiterhin in ihrer Gewalt bleiben. Zudem hat sie sich abgesichert – sie wird die Stadt bald verlassen, und Skar hätte keine Möglichkeit, sie zu verfolgen. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich ihrer Forderung zu beugen.
Innerlich hadert er mit sich. Als Satai – ein Krieger mit festen Ehrenkodex – widerspricht es allem, woran er glaubt, sich erpressen zu lassen. Doch er erkennt, dass sein Tod und der Dels keinen Sinn hätten. Selbst wenn er sich weigerte, würde Vela einfach jemand anderen finden, um ihre Mission zu erfüllen. Er muss sich also auf die gefährliche Reise nach Combat einlassen, nicht nur um sein eigenes und Dels Leben zu retten, sondern auch um zu verhindern, dass der Stein in Velas Hände fällt. Doch ihm ist bewusst, dass er dabei auf dünnem Eis wandelt.
Combat
Der Rest der Gruppe um Skar hat mit letzter Kraft den Rückweg aus dem gefährlichen Tempel durch extreme Hitze und Hindernisse überstanden. Der Stein der Macht konnte sie vor den gefährlichen Feuerwesen schützen, jedoch nicht vor der Hitze und der Strapazen der Reise. Weil sie keinen wirkungsvollen Schutz mehr hatten, mussten sie einen großen Umweg durch die Feuerhölle von Combat machen. Skar und seine Gefährten, darunter die mysteriösen Sumpfmänner, sind schwer verletzt und erschöpft. Als sie ihr Ziel in den Katakomben erreichen, von wo aus sie gestartet sind, trifft sie der nächste Schock. Tantor hat sich mitsamt der Packpferde und der Vorräte aus dem Staub gemacht. Das hört sich nach einem sicheren Todesurteil an. Und tatsächlich zeigt sich Gowenna tief getroffen. Für sie bricht eine Welt zusammen, denn sie weiß, dass sie von Vela verraten wurde, im Stich und fallen gelassen.

Skar selbst war am Ende. Er hatte sich eingebildet, Vela überlisten zu können, doch letztlich war nur er selbst der Betrogene. Was ihn wirklich antrieb, war nicht ein kühner Plan oder gar Widerstand – es war Del, sein Freund, sein Anker. Der ominöse Stein in seinem Besitz war nur ein Vorwand, eine weitere Lüge in einem Netz aus Täuschung.
Während er den rauen Lederbeutel unter seinem Hemd ertastete, spürte er die kühle Härte der lebensspendenden Kugeln und den unscheinbaren, geheimnisvollen Stein. Keine Antwort kam aus seinem Inneren, keine Eingebung über dessen wahre Bedeutung. Er schien nutzlos zu sein, nur ein Stein.
Dann trat El-tra an ihn heran – eine Gestalt aus den Nebeln des Sumpfvolks, eine von den überlebenden zweien, und doch vielleicht nur ein Spiegelbild des anderen.
El-tra nennt ihn in diesem Gespräch “Geistbruder”, denn tatsächlich trugen dieses Wesen jetzt einen Teil von ihm in sich, auch wenn Skar das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht verstehen kann. Das folgende Gespräch ist aufschlussreich, denn die Sumpfmänner haben eine ganz andere Auffassung von Individualität. Sie sind nie nur zu zweit oder zu dritt, sondern Millionen Facetten eines großen Wesens. Das seien die Menschen zwar auch, aber sie wissen im Gegensatz der Sumpfleute nicht darum. Bedenkt man, dass die Sumpfleute nie nur sprechen, damit etwas gesagt ist, kommt dem Gespräch eine besondere Bedeutung zu, die sich später in der Saga noch weiter entfalten wird.
Jetzt aber sind die Probleme völlig andere, denn sie haben nicht nur keine Chance, ohne Pferde und Vorräte das Gebirge noch einmal zu überqueren, es zeigen sich auch endlich die Verfolger am Horizont. Zehn Reiter, und zu Skars Entsetzen werden sie von einem Satai in voller Rüstung angeführt. Und Skar verdächtigt Gowenna erneut, von all dem gewusst, aber geschwiegen zu haben. Diesmal kommt es zur Eskalation, und Skar lässt keinen Zweifel aufkommen, wie wütend er über diese ganzen Lügen ist. Hätte Arsan nicht eingegriffen, hätte Skar Gowenna vielleicht nicht nur verprügelt, sondern sogar getötet. Hohlbein steigert hier das Drama, indem er von den El-tra erfährt, dass sie eigentlich den Befehl hatten, Skar nach der Mission zu töten, es aber nicht taten, weil Gowenna es ihnen verbot.
Das lässt diese angebliche Hass-Beziehung zwischen Gowenna und Skar in einem völlig anderen Licht erscheinen, und sorgt natürlich dafür, das sich Skar, nachdem er gegenüber Gowenna die Fassung verloren hatte, noch mehr verachtet.
Skar suchte den Blick Gowennas. Aber sie schien das, was um sie herum vorging, gar nicht mehr wahrzunehmen. Sie starrte aus leeren Augen an ihm vorbei zu Boden, die verletzte Wange mit der Hand bedeckend. Der Schnitt hatte längst aufgehört zu bluten; er war nicht sehr tief und würde keine Narbe hinterlassen. Aber Skar wußte auch, daß weder der Schmerz noch die körperliche Niederlage, die er ihr zugefügt hatte, das wirklich Schlimme war. Irgend etwas war mit ihr geschehen, kurz bevor sie aus Combat zurückgekehrt waren. Er wußte nicht, was, aber er wußte, daß er sie endgültig zerbrochen hatte, ohne es zu wollen, dafür aber brutal und endgültig. Mit einem Mal kam er sich gemein und niederträchtig vor, schmutzig. Er empfand fast so etwas wie Abscheu vor sich selbst, wie ein Mann, der ein Kind schlug und erst zu spät merkte, was er überhaupt tat. Von dem Triumph, den er für wenige kurze Momente gespürt hatte, war nichts geblieben. In ihm war nichts als Leere, Leere und ein bitterer, harter Geschmack. Er hatte gesiegt, aber es war ein billiger Sieg gewesen, ein Sieg, der eines Satai unwürdig war.

Inzwischen sind die Krieger heran und gruppieren sich um den Kraterrand, wo Skar und sein klägliche Rest seiner Gruppe in der Falle sitzen. Aber noch griffen sie nicht an. Es schien, als würden sie auf etwas warten. Natürlich ist es der schwarze Satai. Ein Kampf, der unausweichlich ist. Beide erkennen einander als ebenbürtige Gegner – und doch weiß Skar, dass sein Feind ihm überlegen ist. Als sie aufeinandertreffen, entfesselt Skar eine dunkle, unheimliche Kraft in sich, eine Seite, die er selbst fürchtet.und die er aus der Nonakesh-Wüste mitgebracht hat. Er besiegt den Satai, aber nicht aus eigener Stärke, sondern weil in ihm etwas erwacht ist, das weit über menschliche Fähigkeiten hinausgeht.
Doch der eigentliche Gegner wartet noch: Vela erscheint auf einem mächtigen Staubdrachen. Sie hatte den Kampf beobachtet, und sie war ihnen stets näher, als sie dachten. Mit gnadenloser Berechnung nimmt sie Skar den Stein ab, das Objekt all ihrer Mühen. Der Zwerg Tantor, entreißt ihm zudem noch den Beutel mit den lebensspendenden Kugeln.
Dann folgt Velas grausame Machtdemonstration: Arsan stirbt als erster in den ätzenden Nebeln des Staubs, den der Drache speit. Sein Körper zerfällt. Gowenna, die einst starke Kriegerin, wird entstellt – eine Hälfte ihres Gesichts bleibt unversehrt, die andere wird zu einer grausigen Wunde. Skar fühlt sich leer, ausgebrannt. Alles, wofür sie gekämpft hatten, scheint sinnlos gewesen zu sein.
Doch Gowenna gibt nicht auf. Sie bietet Skar einen neuen Zweck: Rache. Sie will Vela finden, koste es, was es wolle. Und Skar, seiner letzten Hoffnung beraubt, hat nichts mehr zu verlieren. So bricht er mit Gowenna auf – gezeichnet vom Verlust, aber mit einem letzten Ziel vor Augen: den endgültigen Kampf gegen Vela.
Ende
In diesem Buch geschieht viel, das sich erst in den folgenden Bänden erschließt. Wie gesagt, hätte Hohlbein das Buch heute ganz anders geschrieben, aber so, wie es ist, ist es gut und repräsentiert eine Zeit, in der Fantasy ganz allgemein in einer Krise steckte. Deutschsprachige Fantasy war so gut wie überhaupt nicht vorhanden und die Autoren tasteten nach neuen Möglichkeiten, weg von der ewigen Tolkien-Blaupause.