Das Geheimnis der Appalachen

Die Appalachen

Die Appalachen, eine beeindruckende Gebirgskette, erstrecken sich über den Osten der Vereinigten Staaten. Die natürliche Schönheit der Wälder und Berge ist unbestreitbar, doch die düstere, mystische Atmosphäre macht sie zu einem besonderen Ort. In dieser Region gibt es eine Vielzahl von dunklen Geschichten. Sie warnen den Wanderer nicht nur vor natürlichen Gefahren, sondern auch vor den unerforschten, mystischen Elementen des Landes. Das Sprichwort „Schau nicht in die Bäume“ ist ein markantes Beispiel für diese düstere Weisheit. Es verweist auf die tief verwurzelte Angst und den Respekt, die die Menschen gegenüber der Wildnis der Appalachen empfinden.

Appalachen

Die Bäume und Wälder der Region sind dicht und unübersichtlich. Sie bergen viele Geheimnisse. Für die ersten Siedler, die in dieser rauen Umgebung lebten, war der Wald sowohl Quelle des Lebens als auch potentiell tödlicher Ort. Die Appalachen-Warnungen spiegeln eine tief verwurzelte psychologische Vorsicht wider, abgesehen von den natürlichen Gefahren wie giftigen Schlangen, wilden Tieren und extremen Wetterbedingungen.

Die Ermahnung „Schau nicht in die Bäume“ mag auf den ersten Blick wie primitiver Aberglaube erscheinen. Aber wenn wir tiefer in das Herz der Appalachen-Folklore blicken, erkennen wir ein Muster von warnenden Geschichten, die Menschen vor Gefahren schützen sollen. Die Wälder in diesen Bergen sind dicht und schattenreich, mit hoch aufragenden Bäumen und dichtem Gestrüpp, das Gefahren – ob natürliche oder übernatürliche – leicht verdecken kann.

Es gibt ein weiteres Sprichwort: „Wenn du hörst, wie dein Name im Wald gerufen wird, reagiere nicht darauf“. Auch hier wird an den menschlichen Instinkt appelliert, sich vor potenziellen Bedrohungen zu schützen. Die Legende besagt, dass, wenn man seinen Namen hört, es nicht wirklich jemand ist, der einen ruft, sondern dass es sich um einen Trick oder eine Illusion handelt. Solche Phänomene werden oft Geistern, bösartigen Kreaturen oder unbekannten Kräften zugeschrieben, die die Wälder durchstreifen.

Appalachen

In einer Region, die reich an spirituellem Wissen und einer Geschichte der Volksmagie ist, fällt es nicht schwer, sich vorzustellen, dass die Warnung aus Geschichten über Dinge herrührte, die in den Bäumen verborgen waren – ob es sich nun um Geister oder außerweltliche Kreaturen handelte, die gerade außer Sichtweite lauerten. Es ist eine Erinnerung daran, dass die Wälder kein Ort sind, den man leichtsinnig und unvorsichtig erforschen sollte.

Ähnlich wie das vorherige Sprichwort bezieht sich die Warnung vor nächtlichem Pfeifen auf die unheimliche Qualität der Geräusche in den Appalachen. Pfeifen, insbesondere nachts, wird seit langem mit übernatürlichen Aktivitäten in Verbindung gebracht. In vielen Kulturen wird das Pfeifen als Mittel angesehen, um Geister zu beschwören oder, schlimmer noch, um böse Wesen überhaupt erst anzulocken. In den Appalachen galt das nächtliche Pfeifen als Vorzeichen für Gefahr oder Unheil, oft in Verbindung mit den geheimnisvollen Kreaturen in den Wäldern.

Die Redewandung, dass man den Pfiff „nicht“ gehört hat, bedeutet, dass man ihn nicht anerkennt oder darauf reagiert, was man tunlichst vermeiden sollte. Er dient als Erinnerung daran, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Genau wie der Ruf des eigenen Namens könnte das Pfeifen eine Illusion sein, die den Wanderer in die Irre führen oder verwirren soll. Es könnte natürlich auch nur der Wind sein, aber eben auch das Geräusch eines Wesens, das sich durch die Bäume bewegt, oder auch nur die eigene Fantasie. Aber im Zusammenhang mit der Folklore dient es als eine weitere Warnung, vorsichtig zu sein und sich nicht von Neugier oder Angst zu weiteren Nachforschungen treiben zu lassen.

Diese Geschichten spiegeln alle auch etwas Tieferes wider – unser Bedürfnis, dem Unbekannten einen Sinn zu geben. Wenn Menschen in Abgeschiedenheit leben, umgeben von der unheimlichen Stille des Waldes, ist es nur natürlich, dass die Fantasie auf Reisen geht. Das Rascheln der Bäume, der Wind, das Knacken eines Zweigs – diese Geräusche könnten als das Werk von Geistern oder übernatürlichen Wesen interpretiert werden – und manchmal trifft das auch zu.

Der Appalachian Trail

In den tiefen, nebelverhangenen Wäldern entlang des Appalachian Trails ranken sich seit Jahrhunderten unheimliche Geschichten. Besonders in den abgelegenen Abschnitten des Trails, wo dichte Baumkronen das Tageslicht dämpfen und die Stille nur vom Knacken unbekannter Schritte durchbrochen wird, häufen sich Berichte über unerklärliche Phänomene. Die dichten Wälder, endlosen Berghänge und abgeschiedenen Täler schaffen eine Atmosphäre, die geradezu dazu einlädt, die Grenzen zwischen Realität und Mythos verschwimmen zu lassen.

Viele Mythen handeln von geheimnisvollen Wesen, die zwischen den Schatten lauern. Berüchtigt sind die „Flüsternden Schatten“, gesichtslose Gestalten, die sich im Nebel verbergen und Wanderer mit leisen, kaum verständlichen Stimmen tiefer in den Wald locken. Jene, die diesen Stimmen folgten, wurden nie wieder gesehen. Andere berichten von den Irrlichtern, einem mysteriösen Schein, der plötzlich zwischen den Bäumen auftaucht und ebenso rasch wieder verschwindet. Während Wissenschaftler diese Erscheinungen mit Reflexionen oder biolumineszenten Pilzen erklären, wissen die Einheimischen, dass es die Seelen verlorener Wanderer sind, die vergeblich einen Weg nach Hause suchen.

Ein bekanntes Wesen der Region ist der „Wood Booger“, eine Kreatur, die dem legendären Bigfoot ähnelt. Wanderer berichten von riesigen Fußabdrücken im Schlamm, von unerklärlichem Rascheln im Dickicht oder dem Gefühl, aus der Dunkelheit heraus beobachtet zu werden. Manche erzählen sogar von einem tiefen, durchdringenden Heulen, das in einsamen Nächten durch die Baumwipfel hallt. Ähnlich schaurig sind die Erzählungen über die „Schwarzen Hunde“, riesige, geisterhafte Kreaturen mit glühenden Augen, die plötzlich auf einsamen Pfaden auftauchen. Manche sehen sie als Warnung vor drohendem Unheil, andere als Vorboten des Todes. Ihr Auftreten wird oft von plötzlichen Wetterumschwüngen begleitet, als würde der Wald selbst auf ihre Ankunft reagieren.

Doch nicht nur Kreaturen sorgen für Gänsehaut. Auch die Geschichte des Trails birgt ihre eigenen Mysterien. Seit der Kolonialzeit gibt es Berichte über die „Verlorenen Seelen des Trails“ – geisterhafte Erscheinungen, die in altmodischer Kleidung durch den Nebel wandeln, nur um sich im nächsten Moment in Luft aufzulösen. Historiker vermuten, dass es sich um die Geister früherer Siedler oder um Überbleibsel alter Cherokee-Legenden handelt, doch keiner kann mit Gewissheit sagen, was es mit diesen Gestalten auf sich hat.

Neben diesen bekannten Legenden gibt es Berichte über ein noch unheimlicheres Phänomen: den sogenannten „Wächter des Waldes“. Während die meisten übernatürlichen Wesen des Trails eine physische Gestalt haben oder zumindest als Lichter oder Schatten erscheinen, ist der Wächter anders. Manche Wanderer berichten davon, dass sie sich beobachtet oder verfolgt fühlten, ohne jemals eine Spur eines Lebewesens zu entdecken. Sie sprachen von einer bedrückenden Präsenz, die sich wie ein unsichtbarer Schleier um sie legte. Wer sich umdrehte, sah nichts als die dunklen Bäume, doch das Gefühl der Bedrohung blieb bestehen.

Besonders beklemmend sind die Geschichten über die „Leeren Hütten“, verlassene Unterkünfte entlang des Trails, die ursprünglich als Schutzräume für Wanderer dienten. Viele dieser Hütten sind über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte hinweg dem Verfall überlassen worden, und manche gelten als verflucht. Wanderer, die dort übernachteten, berichteten von seltsamen Geräuschen in der Nacht – Kratzen an den Wänden, das Knarren unsichtbarer Schritte oder gar wispernde Stimmen, die aus der Dunkelheit drangen. Manche verließen diese Unterkünfte noch vor Morgengrauen, getrieben von einer plötzlichen, unerklärlichen Angst.

Der Appalachian Trail ist mehr als nur ein Wanderweg – er ist ein Ort, an dem die Natur und das Unbekannte miteinander verschmelzen. Ob Einbildung oder Realität, Legende oder Wahrheit – wer sich auf den Pfad begibt, sollte nicht nur auf die körperlichen Herausforderungen vorbereitet sein, sondern auch auf die Schatten, die zwischen den Bäumen lauern. Vielleicht sind es nur Geschichten, erzählt an flackernden Lagerfeuern, um die dunklen Nächte zu vertreiben. Oder vielleicht sind es Warnungen – Überlieferungen von jenen, die einst verschwanden und nie zurückkehrten.

Spurloses Verschwinden und mysteriöse Morde

Der Appalachian Trail, der sich über 2.190 Meilen durch diese wilde Landschaft windet, ist nicht nur für seine atemberaubende Schönheit bekannt, sondern auch für die Herausforderungen und Gefahren. Der Trail, der von den Abenteurern seit seiner Eröffnung im Jahr 1937 genutzt wird, hat nicht nur zahllose Geschichten von triumphalen Wanderungen hervorgebracht, sondern auch düstere Erzählungen von rätselhaften Vorfällen. Jedes Jahr verschwinden durchschnittlich sechs Wanderer, und seit 1974 wurden insgesamt 11 Morde registriert. Diese tragischen Ereignisse haben dem Trail eine unheimliche Aura verliehen, die ihn für viele zu einem geheimnisvollen, von Legenden durchzogenen Ort macht.

Ein besonders trauriger Fall in der Geschichte des Appalachian Trails ist das Verschwinden von Geraldine Largay im Jahr 2013. Die 66-jährige Wanderin verschwand während einer Wanderung in einem abgelegenen Teil von Maine. Trotz jahrelanger intensiver Suchaktionen wurde sie erst 2015 gefunden – zwei Jahre nach ihrem Verschwinden. Ihre Geschichte ist ein düsteres Beispiel für die Gefahren, denen Wanderer auf dem Trail ausgesetzt sind, und sie hat dazu beigetragen, das Sicherheitsbewusstsein unter den Wanderern zu schärfen. Largays tragisches Ende, das auf eine Orientierungslosigkeit zurückzuführen war, verdeutlicht die Herausforderungen, die der Trail bietet, insbesondere für jene, die unzureichend vorbereitet sind.

Ein anderer mysteriöser Vorfall, der den Appalachian Trail in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückte, war das Verschwinden von Thelma Marks im Jahr 1981. Ihre Überreste wurden erst Jahre später in einer Schlucht gefunden. Die genauen Umstände ihres Todes bleiben bis heute ungeklärt, was zu Spekulationen über die Risiken des Trails beiträgt. Der Fall von Marks, zusammen mit anderen ungelösten Verschwinden und Morden, wirft einen Schatten auf die sonst so friedliche Wandererfahrung und befeuert die Debatten über die Sicherheit auf dem Trail.

Ein besonders grausames Verbrechen war der Mord an Lollie Winans und Julianne Williams im Jahr 1996. Die beiden Frauen, die eine Wanderung auf dem Trail unternahmen, wurden brutal ermordet. Jahre später wurde der Serienmörder Richard Evonitz als Verdächtiger identifiziert, aber auch dieser Fall wirft Fragen über die Sicherheit und den Schutz der Wanderer auf, vor allem in abgelegenen Gebieten, in denen Verbrechen unentdeckt bleiben können.

Die Geschichten und Vorfälle rund um den Appalachian Trail, ob übernatürlicher oder menschlicher Natur, zeigen uns, dass die Natur nicht nur eine Quelle der Schönheit und des Staunens ist, sondern auch ein Ort, an dem Gefahr und Unsicherheit lauern können. Sie erinnern uns an die Notwendigkeit, vorsichtig und respektvoll mit der Wildnis umzugehen, die gleichzeitig friedlich und gefährlich sein kann. Diese Mischung aus Abenteuer und Gefahr ist es, die den Appalachian Trail zu einem solch schönen, aber auch geheimnisvollen Ort macht – ein Ort, an dem Legenden geboren werden und Abenteuer immer wieder auf das Unbekannte treffen.

Hexenstunde, Geisterstunde, Teufelsstunde

Im zarten Tanz zwischen Nacht und Tag gibt es einen flüchtigen Moment, der von Legenden und Überlieferungen durchdrungen ist – eine Zeit, in der die Grenzen zwischen dem Physischen und dem Metaphysischen verschwimmen. Dieses flüchtige Intervall ist als Geisterstunde bekannt, ehemals als aber als Hexenstunde. Ein Begriff, der manchmal sowohl Angst als auch Staunen hervorruft. Die Geisterstunde wird gemeinhin als die Zeit zwischen Mitternacht und 3 Uhr morgens definiert, eine Zeit, von der man annimmt, dass übernatürliche Aktivitäten auf ihrem Höhepunkt sind.

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Das Rätsel der Overtoun Bridge: Mysteriöse Hundesprünge, Geister und Tragödien

Die Overtoun Bridge, ein eindrucksvolles gotisches Steinbauwerk nahe Dumbarton in Schottland, zieht seit über sechs Jahrzehnten nicht nur Spaziergänger und Touristen an, sondern birgt ein düsteres Geheimnis. Diese Brücke, die sich über eine schmale Schlucht erstreckt und zum Overtoun House führt, ist Schauplatz eines seltsamen und traurigen Phänomens: Zwischen 300 und 600 Hunde sollen hier in die Tiefe gesprungen sein – viele davon in den Tod. Dieses Ereignis hat weltweit Aufmerksamkeit erregt, inspiriert zu wissenschaftlichen Untersuchungen, urbanen Legenden und kulturellen Diskussionen über das Unheimliche.

Overtoun Bridge © Copyright Lairich Rig

Ein tragischer Trend: Die Chronologie der Vorfälle

Seit den 1950er Jahren berichten Einheimische und Touristen von Hunden, die plötzlich und unerwartet von der Overtoun Bridge springen. Die Zahl der Vorfälle ist erschreckend: Etwa 50 Tiere haben den Sprung nicht überlebt (bis heute dürfte diese Zahl weiter angewachsen sein), während Hunderte weitere schwer verletzt wurden. Besonders verstörend ist, dass manche Hunde, nachdem sie den Sturz überlebt hatten, erneut versucht haben von der Brücke zu springen. Das Phänomen geschieht fast immer an derselben Stelle der Brücke und betrifft hauptsächlich langnasige Hunde wie Collies, Labradors und Spaniels – und besonders an sonnigen Tagen.

Die wiederkehrenden Berichte haben der Brücke den bezeichnenden Spitznamen „Dog Suicide Bridge“ eingebracht. Die renommierte New York Times widmete dem Phänomen sogar eine eingehende Untersuchung und sprach mit Experten, Einheimischen und Augenzeugen, um mögliche Erklärungen zu finden.

Einheimische Geschichten und die „Weiße Dame von Overtoun“

Während Wissenschaftler nach rationalen Gründen für die Sprünge suchen, glauben viele Menschen in Dumbarton an eine übernatürliche Erklärung. Die Region ist bekannt für ihre Geistererscheinungen, und die Overtoun Bridge wird oft mit einer legendären Figur in Verbindung gebracht: der „Weißen Dame von Overtoun“.

Overtoun House © Copyright Lairich Rig

Nach lokaler Überlieferung handelt es sich bei der Weißen Dame um den Geist der Witwe des ersten Barons Overtoun. Sie soll 30 Jahre lang um ihren verstorbenen Mann getrauert haben, bevor sie selbst starb. Seitdem, so heißt es, wandelt ihr Geist unruhig über das Gelände und die Brücke. Die Weiße Dame wurde in Fenstern des Herrenhauses gesichtet und soll auf den umliegenden Wegen umhergestreift sein.

Einige Einheimische sind überzeugt, dass sie die Ursache für das Verhalten der Hunde ist. Marion Murray, eine Bewohnerin Dumbartons, erklärte der Times: „Ihr Geist treibt sich seither hier herum. Sie wurde in Fenstern gesichtet und ist auf dem Gelände herumgelaufen.“

Augenzeugenberichte: Eine seltsame Energie

Lottie Mackinnon, eine Hundebesitzerin, erlebte das Phänomen aus nächster Nähe. Sie berichtete von einem erschreckenden Vorfall vor drei Jahren: „Etwas überkam meinen Hund, sobald wir uns der Brücke näherten. Zuerst war er wie erstarrt, aber dann wurde er von einer seltsamen Energie erfasst rannte los und sprang direkt von der Brüstung.“

Diese Erlebnisse passen in das Bild, das viele Einheimische zeichnen. Alastair Dutton, ein weiterer Bewohner Dumbartons, fasste es gegenüber der Times zusammen: „Die Leute hier sind sehr offen für das Übernatürliche, weil sie schon alle Geister gesehen oder gespürt haben.“

Übernatürliche Erklärungen: Der Geist als Ursache?

Paul Owens, ein Philosophieprofessor und Experte für lokale Geistergeschichten, hat 11 Jahre lang das Phänomen untersucht und ein Buch darüber geschrieben. Er ist ebenfalls davon überzeugt, dass die Weiße Dame für die Ereignisse verantwortlich ist. „Nach all meiner Forschung bin ich sicher, dass ein Geist dahintersteckt“, sagte er der New York Times.

Overtoun Bridge © Copyright Lairich Rig

Die Theorie, dass ein Geist die Hunde beeinflusst, mag für Dogmatiker spekulativ erscheinen, doch sie spiegelt die tiefe Verbindung zwischen den Bewohnern Dumbartons und ihrer mystischen Geschichte wider. Schottland ist reich an Mythen über „dünne Orte“ – also solche Orte, an denen die Grenze zwischen der physischen und der spirituellen Welt besonders durchlässig ist. Für viele ist die Overtoun Bridge ein solcher Ort.

Wissenschaftliche Untersuchungen: Was könnte Hunde anziehen?

Wissenschaftler haben ebenfalls versucht, das Verhalten der Hunde zu erklären. Im Jahr 2005 führten der Hundepsychologe Dr. David Sands und der Lebensraum-Experte David Sexton eine Untersuchung im Auftrag der Scottish Society for the Prevention of Cruelty to Animals (SSPCA) durch. Sie analysierten die visuellen, akustischen und olfaktorischen Reize in der Umgebung der Brücke und kamen zu einer etwas hilflosen Hypothese: Der Geruch von Nerzen sollte angeblich die Hunde anlocken.

Männliche Nerze hinterlassen einen starken Uringeruch, der für Hunde unwiderstehlich ist und ihren Jagdinstinkt auslösen könnte. Diese Theorie würde zwar erklären, warum besonders langnasige Hunde betroffen sind – sie besitzen einen besonders ausgeprägten Geruchssinn, aber die Sache hat einen Haken: es gibt in der Region überhaupt keine Nerze.

Eine weitere Möglichkeit, die Forscher in Betracht gezogen haben, ist, dass hochfrequente Geräusche die Tiere verwirren könnten. Quellen solcher Geräusche könnten nahegelegene Telefonmasten, ein Kernkraftwerk oder sogar das Mauerwerk der Brücke selbst sein. Doch bisher wurde kein eindeutiger akustischer Auslöser gefunden.

Die Psychologie der Hundesprünge

Tierpsychologen sind sich einig, dass Hunde instinktiv handeln und keinen Selbstmord begehen können, was natürlich nur eine weitere anthropozentrische Ansicht ist. Das bedeutet, dass die Sprünge auf eine Kombination von Umweltreizen und instinktivem Verhalten zurückzuführen sind. Hunde besitzen ein außergewöhnliches Geruchs- und Hörvermögen, sind jedoch visuell eingeschränkt. Die massive Steinbrüstung der Brücke könnte ihre Sicht behindern und sie daran hindern, die Tiefe der Schlucht zu erkennen.

Schutzmaßnahmen und Warnungen

Angesichts der wiederholten Vorfälle haben die Behörden Maßnahmen ergriffen, um weitere Tragödien zu verhindern. Ein Schild an der Brücke warnt Hundebesitzer: „Gefährliche Brücke – Führen Sie Ihren Hund an der Leine.“ Trotz dieser Warnungen bleibt die Brücke ein beliebtes Ziel für Spaziergänger und Touristen, die von der düsteren Mystik des Ortes angezogen werden.

Ein weiteres ungelöstes Rätsel

Die Overtoun Bridge bleibt ein weiters Mysterium unter Abertausend. Ob durch die Weiße Dame, einen unnatürlichen Reiz oder eine Kombination aus natürlichen und übernatürlichen Faktoren – die Ursache für die Hundesprünge ist bis heute ungeklärt. Doch die Legende der Brücke lebt weiter, als Mahnung und als Inspiration für all jene, die sich von den Grenzen zwischen Wissenschaft und Mythos angezogen fühlen.

Die Tanzwut (Veitstanz)

In den Annalen der Geschichte gibt es einige Ereignisse, die sich einer rationalen Erklärung entziehen. Ein solches Ereignis ist die Tanzwut von 1518. Während dieses bizarren Ereignisses begannen mehrere Menschen in Straßburg unkontrolliert zu tanzen, und einige tanzten sich sogar zu Tode. Das Phänomen dauerte etwa einen Monat lang an und ist bis heute ein faszinierendes Rätsel.

Die Tanzwut von 1518 begann im Juli, als eine Frau namens Troffea in den Straßen von Straßburg (damals eine freie Stadt im Heiligen Römischen Reich, heute in Frankreich liegend) eifrig zu tanzen begann. Was als einsamer Akt begann, entwickelte sich bald zu etwas viel Größerem. Frau Troffea tanzte erstaunliche 6 Tage lang ununterbrochen und zog die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich. Das wirklich Bemerkenswerte war jedoch, dass sich ihr bald andere anschlossen, die dem Zwang, sich in einem unsichtbaren Rhythmus zu wiegen, nicht widerstehen konnten.

Innerhalb einer Woche hatten sich 34 Personen Troffea bei ihrem Tanzmarathon angeschlossen. Die Zahl wuchs schnell weiter an, und innerhalb eines Monats waren etwa 400 Personen von dieser unerklärlichen Tanzmanie erfasst. Die betroffenen Tänzerinnen und Tänzer machten keine Anstalten, aufzuhören, auch wenn ihre Körper müde und erschöpft wurden. Einige tanzten, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrachen, andere erlagen Herzinfarkten, Schlaganfällen oder dem Hungertod. Die Straßen von Straßburg waren erfüllt von der Kakophonie der Schritte und den verzweifelten Schreien derjenigen, die sich nicht aus dem Griff dieses seltsamen Zwangs befreien konnten.

Die Tanzepidemie von 1518 verwirrte sowohl die medizinische Fachwelt als auch die breite Öffentlichkeit. Ärzte und Behörden suchten verzweifelt nach Antworten, um ein Heilmittel für diese unerklärliche Krankheit zu finden. Zunächst wurden astrologische und übernatürliche Ursachen in Betracht gezogen, aber die örtlichen Ärzte verwarfen diese Theorien schnell.

Der Schriftsteller Sebastian Brant, hatte der Torheit des Tanzes ein Kapitel in seinem Werk Das Narrenschiff gewidmet. Verblüfft über das Chaos in den Straßen, konsultierten er und seine Ratskollegen die örtlichen Ärzte, die das Tanzen gemäß der üblichen medizinischen Weisheit als Folge von „überhitztem Blut“ im Gehirn erklärt, einer natürlichen Krankheit, die nur durch mehr Tanzen geheilt werden könne.

Sie ordneten die Räumung eines Getreidemarktes unter freiem Himmel an, beschlagnahmten Zunftsäle und errichteten eine Bühne neben dem Pferdemarkt. Dorthin eskortierten sie die verrückten Tänzer in dem Glauben, dass sie durch die ständige Bewegung die Übelkeit abschütteln würden. Die Bürger heuerten sogar Pfeifer und Trommler an und bezahlten „starke Männer“, die die Erkrankten aufrecht hielten, indem sie sich an ihren Körpern festhielten, während sie wirbelten und schwankten. Auf dem Getreidemarkt und dem Pferdemarkt tanzten die Menschen in der prallen Sommersonne weiter.

Ein Gedicht im Stadtarchiv erklärt, was dann geschah: „In ihrem Wahnsinn tanzten die Leute weiter, bis sie bewusstlos wurden und viele starben.“

Schließlich erkannte der Rat, dass er einen Fehler begangen hatte, und beschloss, dass die Tänzer eher unter dem Zorn des Heiligen litten als unter einem brutzelnden Hirn, und so entschied man sich für eine Zeit der erzwungenen Buße und verbot sowohl Musik als auch Tanzen in der Öffentlichkeit. Schließlich wurden die Tänzerinnen zu einem dem heiligen Vitus geweihten Schrein gebracht, der sich in einer modrigen Grotte in den Hügeln oberhalb der nahe gelegenen Stadt Saverne befand, wo ihre blutigen Füße in rote Schuhe gesteckt und sie um eine Holzfigur des Heiligen herumgeführt wurden. In den folgenden Wochen, so berichten die Chroniken, hörten die meisten von ihnen mit ihren wilden Bewegungen auf. Die Epidemie hatte ein Ende gefunden.

Dieses seltsame Kapitel der Menschheitsgeschichte wirft viele schwer zu beantwortende Fragen auf. Warum verschrieben die Bürger mehr Tanzen als Behandlung für verkochte Gehirne? Warum mussten die Tänzerinnen und Tänzer rote Schuhe tragen? Und wie viele Menschen starben? (Ein Schriftsteller, der in der Nähe der Stadt lebte, schätzte, dass es zumindest eine Zeit lang 15 pro Tag waren, aber das wurde nicht bestätigt).

Eine Zeit lang im 20. Jahrhundert hielt man Mutterkorn für einen guten Anwärter. Diese Krankheit entsteht durch den Verzehr von Lebensmitteln, die mit einer Schimmelpilzart kontaminiert sind, die auf feuchtem Roggen wächst und einen LSD-ähnlichen Stoff produziert. Sie kann zu schrecklichen Halluzinationen und heftigen Zuckungen führen. Diese Theorie ist jedoch sehr umstritten, da Mutterkorn extrem giftig ist und eher tödlich wirkt als einen Tanzwahn auszulösen. Genauso unwahrscheinlich ist die Behauptung, dass die Tänzer religiöse Außenseiter waren. Für Beobachter war klar, dass sie nicht tanzen wollten.

In den vorangegangenen Jahrhunderten hatte es mehrere andere Ausbrüche von Tänzen gegeben, an denen Hunderte oder nur wenige Menschen beteiligt waren, fast alle in Städten in der Nähe des Rheins. Mit den Kaufleuten, Pilgern und Soldaten, die auf diesen Gewässern unterwegs waren, reisten auch Nachrichten und Glaubensvorstellungen. Eine bestimmte Vorstellung scheint sich im kulturellen Bewusstsein der Region festgesetzt zu haben: dass der Heilige Veit die Sünder bestrafte, indem er sie tanzen ließ. Ein Gemälde im Kölner Dom, mehr als 200 Kilometer flussabwärts von Straßburg, stellt den Fluch dramatisch dar: Unter einem Bild des heiligen Veit tanzen drei Männer fröhlich vor sich hin, ihre Gesichter tragen die realitätsfremden Züge von Wahnsinnigen.

Der Glaube an eine übernatürliche Macht kann dramatische Auswirkungen auf das Verhalten der Menschen haben. Ein klassischer Fall ist die „Geisterbesessenheit“, bei der Menschen sich so gebärden, als ob ihre Seele von einem Geist oder einer Gottheit übernommen worden wäre.

Das Aufwachsen in einem „Glaubensumfeld“, in dem Geisterbesessenheit ernst genommen wird, kann die Menschen in einen dissoziativen Geisteszustand versetzen, in dem das normale Bewusstsein ausgeschaltet ist. Sie handeln dann nach den kulturell vorgegebenen Vorstellungen, wie sich Besessene zu verhalten haben. Dies geschah in europäischen Klöstern vor dem frühen 17. Jahrhundert, als sich die Nonnen krümmten, zuckten, Schaum vor dem Mund hatten, obszöne Gesten und Andeutungen machten, auf Bäume kletterten und wie Katzen miauten.

Ihr Verhalten erschien seltsam, aber die Nonnen lebten in Gemeinschaften, die sie dazu ermutigten, von der Sünde besessen zu sein, und die von einem mystischen Übernatürlichkeitsdenken durchdrungen waren. Diejenigen, die davon überzeugt waren, dass Dämonen in ihre Seelen eingedrungen waren, neigten dazu, in dissoziative Zustände zu fallen, in denen sie genau das taten, was Theologen und Exorzisten den teuflisch Besessenen nachsagten. In solchen Fällen griff die Besessenheitstrance auch auf Zeugen über, die dieselben theologischen Ängste teilten.

Der Fluch des heiligen Veit ist genau die Art von übernatürlichem Glauben, der die beeinflussbaren Personen in dissoziative Zustände treiben kann. Die Chroniken stimmen darin überein, dass die meisten Menschen schnell davon ausgingen, dass ein wütender Heiliger die Krankheit verursacht hatte. Es genügte also, dass einige der frommen und emotional schwachen Menschen glaubten, der heilige Veit habe sie im Visier, um in einen Trancezustand zu geraten, in dem sie sich tagelang zum Tanzen gezwungen fühlten.

Wenn es sich bei der Tanzmanie tatsächlich um eine psychogene Massenerkrankung handelte, ist auch klar, warum sie so viele Menschen erfasste: Nur wenige Handlungen waren für die Auslösung einer regelrechten psychischen Epidemie geeigneter als die Entscheidung des Stadtrats, die Tänzer an den öffentlichsten Orten der Stadt zu versammeln. Die Sichtbarkeit der Tänzerinnen und Tänzer sorgte dafür, dass andere Stadtbewohner anfällig wurden, da sie sich mit ihren eigenen Sünden und der Möglichkeit, dass sie die nächsten sein könnten, auseinandersetzten.

Das Leben in Straßburg zu Beginn des 15. Jahrhunderts erfüllte eine weitere Grundvoraussetzung für den Ausbruch psychogener Krankheiten: Die Chroniken berichten viel über die Not, die eine erhöhte Empfänglichkeit hervorruft. Soziale und religiöse Konflikte, furchterregende neue Krankheiten, Missernten und steigende Weizenpreise verursachten weit verbreitetes Elend. Ein Chronist beschrieb das Jahr 1517 in ergreifender Kürze als ein „schlechtes Jahr“. Im darauffolgenden Sommer waren die Waisenhäuser, Hospitäler und Notunterkünfte überfüllt mit verzweifelten Menschen. Dies waren ideale Bedingungen für einige der Bedürftigen in der Stadt, sich vorzustellen, dass Gott auf sie zornig sei und der Heilige Veit in ihren Straßen herumspuken würde.

Die Tanzwut von 1518 bleibt dennoch ein Rätsel, umhüllt von Geheimnissen und Vermutungen. Trotz jahrhundertelanger Spekulationen und Forschungen ist die wahre Ursache dieses unerklärlichen Phänomens nach wie vor unklar. Ob es nun durch eine giftige Substanz, Aberglauben oder den kollektiven Stress der damaligen Zeit ausgelöst wurde, die Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen sind unbestreitbar. Die Tanzpest von 1518 ist ein Zeugnis der seltsamen und komplexen Funktionsweise des menschlichen Geistes und eine Erinnerung daran, dass selbst die rationalsten Individuen von der Flut unerklärlichen Verhaltens mitgerissen werden können.

Von der Existenz des Teufels

Vom christlichen Satan über den islamischen Iblis und den hinduistischen Ravana bis hin zum zoroastrischen Angra Mainyu taucht die Idee eines singulären Wesens, das das Böse repräsentiert, immer wieder auf. Diese kulturelle Allgegenwart lässt auf einen universellen Archetyp schließen, der in einer gemeinsamen psychologischen oder metaphysischen Realitäten verwurzelt ist, eine gegnerische Kraft, die sich im Kontext bestimmter Traditionen und Gesellschaften auf einzigartige Weise manifestiert.

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Die Louisiana-Legende vom Grunch: Die halbmenschliche Bestie des Bayou

Es ist nicht verwunderlich, dass es in Louisiana wahrscheinlich mehr urbane Legenden gibt als in jedem anderen Bundesstaat der USA. Die Landschaft Louisianas ist voll von dichten, dunklen Bayous, die unzählige Geheimnisse bergen können. Die Mischung aus kreolischen und Voodoo-Einflüssen auf die Kultur Louisianas hat dem Staat und seinen Bewohnern einen ganz eigenen Charakter verliehen. Wenn es einen Staat in den Vereinigten Staaten gibt, der magisch ist, dann ist es Louisiana. Wer einmal die berühmte Stadt New Orleans besuchen will, der sollte unbedingt an einer Geistertour teilnehmen.

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Der letzte Sündenesser

Wenn Teile der Kulturgeschichte über die Zeit hinweg von Generation zu Generation geflüstert werden, verändern sich die Einzelheiten der Erzählung jedes Mal ein wenig – die Bedeutung verschiebt sich, wird manchmal verschleiert oder geht ganz verloren – bis die Geschichte ein köstliches Gewirr aus Tatsache, Erfindung und Magie ist.

Die Folklore der Sündenesser ist die geflüsterte Variation eines Spiels, das wir als „Stille Post“ kennen, und irgendwie trifft das auf alles zu, was früher einmal geschehen sein soll. Wir kennen es nur aus Erzählungen und unserer Imagination, die uns dabei hilft, die Dinge in unterschiedlichen Variationen ständig neu zu gestalten. So auch hier.

Schottisches Begräbnis
Schottisches Begräbnis im 19. Jahrhundert: The Print Collector/Print Collector/Getty Images
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