Der Glöckner von Notre Dame

Victor Hugo hat mit seiner berühmten Schauergeschichte, die zugleich als künstlerische Verneigung steht vor einem Paris des ausgehenden 15. Jahrhunderts mit einer Kathedrale, die (noch!) ursprünglich in ihrer Großartigkeit ist, Literatur der Weltklasse geschrieben. Hugo (1802 – 1885), gefeiert als „Shakespeare des Romans“ (Alphonse de Lamartine, 1790 – 1869), erschuf den missgestalteten, verstörten und verspotteten Quasimodo: Den Glöckner von Notre Dame.

Quasimodo ist von abartiger, bedauernswert scheußlicher Gestalt. Versehen mit „dieser vierkantigen Nase, diesem hufeisenartigen Maule“, entstellt „von diesem kleinen, hinter rotborstiger Augenbraue versteckten linken Auge, während das rechte ganz unter einer ungeheuren Warze verschwand, von diesen unregelmäßigen, hier und da abgebrochenen Zähnen, Schießscharten einer Festung vergleichbar, von dieser schwulstigen Lippe, über welche einer dieser Zähne, wie ein Elephantenstoßzahn herausfuhr, von diesem gespaltenen Kinn und dem Gesichtsausdruck, der unter alledem verborgen lag, von dieser Mischung von Bosheit, Stumpfsinn und Trübsinn.“

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Die grausamsten Vampire aus aller Welt

Wenn man sich die Fülle an schwächlichen, jugendfreien Vampiren ansieht, die uns Bücher und Filme in den letzten Jahren beschert haben, vergisst man leicht, dass Vampire ursprünglich etwas ganz anderes waren. Stephen King hatte den Kuschelvampir schon in den 70er Jahren angeprangert, bevor er „Brennen muss Salem“ schrieb, aber seitdem ist es immer lächerlicher geworden. Vor Jahrhunderten zitterten unsere Vorfahren schon bei der bloßen Erwähnung des Wortes Vampir vor Angst, was nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, wie beunruhigend und makaber ihre Mythologie sein konnte. Schauen wir uns doch ein paar von ihnen an.

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Homunkulus – Der künstliche Mensch

Das Handwerk der Alchemie reicht bis ins Alterum zurück, aber der Begriff selbst wurde erst im frühen 17. Jahrhundert geprägt. Abgeleitet vom Arabischen „kimiya“ und dem frühen Persischen Wort „al-kimia“ bedeutet es „die Kunst der Umwandlung von Metallen“.

Die Alchemisten

Im alchemistischen Denken waren Metalle perfekte Archetypen, die die grundlegenden Eigenschaften aller Materie repräsentierten. Die Alchemisten konnten unedle Metalle wie Eisen oder Blei in Gold, Silber oder Kupfer verwandeln, indem sie sie mit anderen Substanzen mischten und mit Feuer erhitzten. Zumindest hoffte man das, denn sie glaubten, dass die Prozesse der Umwandlung etwas über die Natur der Materie verrieten: Blei galt als eine unscharfe Version des Saturns, Eisen als Mars, Kupfer als Venus und so weiter. Die Suche nach einem „Lebenselixier“ wird heute von Biologen und Biotechnologen fortgesetzt, wenn sie zu verstehen versuchen, wie Zellen und Organismen altern.

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Waldfrauen, Beschützerinnen des Waldes

Dryade
Die Dryade von Evelyn De Morgan –
Public Domain

Die Waldfrauen der Folklore sind unter vielen verschiedenen Namen bekannt, je nach lokaler Tradition: grüne Frau, skoggra, skogsfru – Holzfrau, Wunschfrau, Holzmädchen und Waldfrauen. Man glaubte, dass sie zum gleichen Feenvolk wie Elfen, Zwerge und Geister gehörten und tief im Herzen der alten Wälder wohnten [1]. Sie scheinen eine ähnliche Rolle gespielt zu haben wie die Dryaden der antiken griechischen Mythen, da ihr Leben mit dem Wohlergehen des Waldes verflochten war. Es hieß, dass eine Waldfrau sterben würde, wenn der Stamm eines jungen Baumes so lange gedreht wurde, bis die Rinde abgerissen war [2].

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Max Seeck: Hexenjäger

Die Geschichte in „Hexenjäger“ ist so aufgemacht, dass sie zunächst wie ein nordischer Noir mit einigen okkulten Wendungen aussieht. Die zentrale Idee ist eigentlich interessant: Die Frau eines finnischen Thriller-Autors, der mit seiner sensationellen Trilogie über die Hexenjagd der Inquisition einen Weltbestseller gelandet hat, wird auf eine Weise ermordet, die zu einem Mord in einem seiner Bücher passt. Die Inszenierung ist spektakulär, der Autor selbst unsympathisch, und die Zahl der Leichen steigt weiter, da die Mörder all diese grauenhaften Morde nachstellen.

Hier gibt es jede Menge Potenzial: viele Morde in einem sehr kurzen Zeitraum, Morde, die so kompliziert und genau choreographiert sind, dass sie wie eine für die Polizei inszenierte Oper wirken, ein Expertenteam von talentierten, aber schrulligen Polizeibeamten aus Helsinki, die unermüdlich die Hinweise abarbeiten, von denen sie wissen, dass die Bösewichte sie an der Nase herumführen. Das ist alles gut, aber es kristallisiert sich im Laufe der Lektüre immer mehr heraus, dass die Verfolgung von Serienmördern mit einer Besessenheit für das Okkulte und einem Gespür für das Dramatische nicht wirklich das ist, worüber Max Seeck eigentlich schreiben will.

Sein Interesse gilt der Hauptermittlerin Jessica Niemi, einer Frau mit einer dunklen Vergangenheit, die ihr Vermögen und sogar ihren richtigen Namen vor allen Kollegen außer ihrem direkten Vorgesetzten verbirgt.

Auch dieser Ansatz war vielversprechend. Es war klar, dass Jessica und ihre dunkle Vergangenheit irgendwie der Schlüssel zum Verständnis des Motivs hinter den Morden sind, so dass die beiden Erzählstränge sich gegenseitig hätten verstärken sollen.

Aber das taten sie nicht. Die Hintergrundgeschichte, die die traumatische Zeit der neunzehnjährigen Jessica in Venedig beschreibt, wurde ungeschickt in die „Fangt den Mörder“-Erzählung hineingeschoben, und zwar auf eine Art und Weise, die sich eher wie eine Unterbrechung anfühlt, als dass sie etwas erhellt. Die Hintergrundgeschichte plätschert vor sich hin, wird in scheinbar willkürlichen Abständen erzählt und ist zunächst ein wenig flach und dann mehr als nur ein wenig unangenehm, hat aber nie wirklich Fahrt aufgenommen.

Jessica Niemi selbst hat kaum etwas Interessantes an sich hatte, auch wenn es im Text ständig behauptet wird. Die langsame Enthüllung ihrer tragischen Vergangenheit hat nicht die Empathie aufgebaut, die sie hätte haben können, weil es sehr wenig Tiefe in ihrer Gegenwart gab, das sie interessant gemacht hätte.

Nach etwa drei Vierteln der Lektüre nahm das Buch an Fahrt auf und lässt vermuten, dass es auf ein großes Finale zusteuert. Wir hatten herausgefunden, wer die Bösewichte waren. Wir wussten, warum sie getan hatten, was sie getan hatten, und wie sie es getan hatten, und wir hatten mehrere Ermittler in tödlicher Gefahr. Wir wussten sogar, wie Jessicas Zeit in Venedig endete.

Doch dann verpufft plötzlich alles. Das Ende kommt unerwartet und wird kaum wirklich erklärt, so als hätte jemand den Stecker gezogen und „Feierabend!“ gerufen, ohne dass man sein Glas austrinken durfte.

Die Hexe der Bells

Im frühen 19ten Jahrhundert beschloss ein Mann namens John Bell dem Beispiel vieler anderer Amerikaner jener Zeit zu folgen und nach Möglichkeiten eines besseren Lebens im Westen zu suchen. Er entwurzelte seine Familie aus den Carolinas und zog in die Gemeinde Red River in Tennessee, dem heutigen Adams, Tennessee. John war in Tennessee sehr erfolgreich. Er erwarb eine große Menge Land und ein großes Haus, um seine Familie zu beherbergen. Außerdem wurde er ein hochrangiger Beamter seiner örtlichen Kirche. Leider hatte sein Erfolg einen unerträglichen Preis zur Folge.

Bell Haus
Haus der Familie Bell
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Baba Yaga (Die alte wilde Mutter)

Baba Yaga und die slawischen Folklore

Oft werden Hexen als böse, hässlich und gefährlich dargestellt, die mit dunkler Magie und teuflischen Mächten paktieren. Doch nicht alle Hexen sind gleich. In der slawischen Folklore gibt es eine besondere Hexe, die viel mehr ist als nur eine alte Frau mit einem spitzen Hut und einem Besen: Baba Yaga.

Baba Yaga
 Ivan Bilibin: „Vasilisa the Beautiful and the Baba Yaga“ (Detail)
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