Die drei ??? und der magische Kreis / M. V. Carey

Wir haben die Halbzeit der Originalbücher mit der Nummer 27 natürlich längst überschritten und ich ziehe in Erwägung, dass auch die Höhepunkte der Serie langsam abglimmen, was dann ja 1989 auch zum Ende führte. Manche mögen Einwenden, dass es ja dann doch irgendwie weiterging, aber weder die Find Your Fait, noch die Crimebusters-Ära, noch die deutsche Fanfiction interessieren uns hier, sondern nur die eigentliche Reihe. Obwohl Der magische Kreis ein typisches Abenteuer aus der Feder von M. V. Carey ist, hat sie hier nicht gerade ihre Sternstunde abgeliefert, sondern eher einen Teig aus ihren Serienhighlights Der Zauberspiegel und Die singende Schlange. Allerdings wird das noch nicht Cereys Tiefpunkt gewesen sein, denn es folgt ja noch Die bedrohte Ranch, das dann aber auch mit Nick Wests Der unheimliche Drache um das Schlusslicht streitet. Hier stimmt zumindest noch die Richtung, aber man merkt, dass den Autoren langsam die Luft ausgeht,

Die drei Detektive, die den Sommer über in der Poststelle von Amigos Press arbeiten, werden schnell in ein Geheimnis um das (möglicherweise brisante) autobiografische Manuskript des inzwischen zurückgezogen lebenden Filmstars Madeline Bainbridge hineingezogen.  Während das Büro um sie herum in Flammen aufgeht, werden aus einem angrenzenden Filmrestaurierungslabor die Negative von Madeline Bainbridges Filmen gestohlen, die kürzlich an das Fernsehen verkauft wurden.  Beefy” Tremayne, der Verleger von Amigos Press, beauftragt die Jungs, das Manuskript zu finden, und die Spur führt sie zu einem einsamen Haus in den Hügeln, einem Hexenhain und mysteriösen Ereignissen in der Vergangenheit.

Das hört sich also alles nach einem echten Carey an, und es muss gesagt werden, dass ihr Schreibstil hier nach wie vor klasse ist. Das ist also nicht das Problem. Auch der Fall selbst zeigt sich zunächst von seiner besten Seite.

Mit nur einem kurzen Auftritt von Tante Mathilda und Onkel Titus (Just sieht sich mit ihnen die Morgennachrichten an, in denen das Feuer der Amigos Press gezeigt wird) und keiner Erwähnung des Hauptquartiers konzentriert sich die Handlung auf Santa Monica und Hollywood, und die Schauplätze werden gut genutzt, zumal einige von ihnen etwas düsterer sind, als man erwarten würde. Das Goldene Zeitalter Hollywoods ist gut beschrieben, und Madeline Bainbridge hat eine gut konstruierte und glaubwürdige Geschichte. Sie beschäftigte sich mit der Kunst der Hexerei, leitete einen Hexenzirkel und hielt regelmäßig einen Sabbat ab. Ihr Freund Ramon Desparto starb nach einem dieser Treffen bei einem Unfall, für den sie sich die Schuld gibt (und der dazu führte, dass sie sich aus der Öffentlichkeit zurückzog).  Sie ist eine großartige, wenn auch wenig bekannte Figur, und Justs Bemerkung an einer Stelle, dass sie “eine schlafende Schönheit in einem verwunschenen Schloss” sei, passt perfekt, obwohl sie im weiteren Verlauf des Buches für eine Einsiedlerin etwas schnell zu viel Vertrauen in die Jungs hat.

Die Geschichte hat tatsächlich einige hervorragende Schauplätze – den Sabbat, den die Jungs ausspionieren, den Vorfall auf dem Schrottplatz und das Feuer, das zur Aufklärung beiträgt – und auch die Charakterisierung ist lebendig und scharf, wobei selbst die unbedeutenden Mitglieder des Hexenzirkels unverwechselbare Persönlichkeiten haben. Beefy Tremayne ebenso wie Jefferson Long – ein ehemals unbedeutender Schauspieler im Dunstkreis der Bainbridge, der jetzt ein berühmter Kriminalreporter ist – und Marvin Gray, Bainbridges Manager, der von Anfang an eine unangenehme Ausstrahlung hat.  Das Buch beginnt mit einem Paukenschlag, hat ein gutes Tempo, eine prägnante Handlung, die sich gut auflöst, eine angenehm nostalgische Atmosphäre und das Zusammenspiel der Jungs ist ebenfalls völlig in Ordnung. Warum also zündet dieser Band nicht so wie die anderen von Carey, vor allem Der Zauberspiegel, Die singende Schlange und sogar Der Karpatenhund?

Collins Hardcover

Das liegt wahrscheinlich daran, dass man der Autorin zwar bescheinigen kann, hier einen schlüssigen Fall vorgelegt zu haben, aber vielleicht nicht ganz bei der Sache war. Irgendetwas fehlt, und das ist gar nicht leicht zu benennen. Legt man jedoch Careys Höhepunkte daneben, fällt auf, was es ist. Nämlich eine gewisse Lustlosigkeit bei der Umsetzung. Viele Leser werden das gar nicht merken, also ist das durchaus eine Kritik auf hohem Niveau. Schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass die Reihe für Kinder geschrieben wurde und ich mir sicher bin, dass mich das damals gar nicht gejuckt hat, was ich hier alles sage.

Für eine Weile sieht es wie eine einfache Geschichte aus, in der ein Bösewicht sich ziemlich früh offenbart und ein anderer schon ziemlich offensichtlich verdächtig ist. Aber wenn man dranbleibt, gibt es eine kleine Überraschung, die (gerade noch) aufgeklärt wird. Also, eine ganz passable Lektüre, aber wie gesagt sicherlich nicht bei den stärksten Büchern der Reihe zu finden.

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