Tempus fugit

Frühlingserwachen mit entferntem Honiggeruch, Kaffee weht schillernd durch den Flur, Schafscheiße ganz sanft im Rachen, prägnante Wolle, Pulloverpollen, der blühende Garten, tempus fugit.

Ich kann das Jetzt riechen, zumindest eine Femtosekunde lang, sogar die Linzer Torte von letzter Woche, deren Krumen im wasserblauen Kunstfaser-Flokati keimen. Und wer weiß: eines Tages hängen vielleicht Kuchennüsse an den jungen Trieben und man wäre bald von einem Schlaraffenland umzingelt, von dem mörderischen Wehklagen schmerzender Bäuche.

Ein unruhiges Flackern, wie es die Erinnerung manchmal inszeniert; der Versuch einer Verschleierung, weil all das Außen nur umgestülptes, ausgestülptes Innen ist – Nordgeschmack, erfüllt von diesen zutiefst entschlossenen Wassern; des Geistes Dämmerung sinkt nieder. Die Luft blaupauste für einen Sommerbrand.

Es ist immer das verlorene Paradies (Hy Brysail), das auch die Iren an klaren Tagen erblicken. Selbst in der zum Tausendsten Male gesehenen Häuserfront sehe ich ins Unendliche, sehe die Variation der Dinge.

Über dem Land liegt nichts als Raum, in den die Sonne an diesem Tag hineinstoßen wird, die ersten Vögel räuspern sich schon, das Hungergrollen der Mägen rollt von Wipf zu Wipf. Was vergangen ist, erwacht erneut, doch es weiß nichts von gestern und beginnt damit, alles so zu tun, wie es das große Unbekannte vorsieht.

Wenn nichts aus einem bestimmten Grund geschieht, dann ist der Anblick eines ruhenden Dorfes, bevor Eos erscheint, eine der schönsten Sinnlosigkeiten, die es gibt.

Ich schlafe nur, um mich zu rechtfertigen.

Ich komme aus vielen Generationen und Schmutz.

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