Es gibt einen neuen Klang, einen Ton nach dem Lorebuch, die unter dem LIVEBOOK entstehen. In der Lorebuch-Endphase dachte ich noch, dass dieser 2018 begonnene Abschnitt weitergeführt werden müsste (und könnte), aber eines der merkwürdigsten Instrumentierungen (insofern ich mich als „bestückt“ bewerte), hat mit den unsichtbaren Grenzen zu tun, die eine Stimmung von der anderen trennt. Nie könnte ich zB wieder an den Stratumgedichten arbeiten, GrammaTau und Huntertprosa fielen etwas leichter, würden aber den Punkt nicht mehr treffen. Diese unidentifizierbaren Ströme sind es, die mich durch ein Dichterleben navigieren, das ich nun nicht umhinkomme, als solches endgültig zu akzeptieren. Meine vehemente Abwehr gegen jegliche Art des Schreibens war nicht ertragreich. Keine Gegenwehr hat sich als erfolgreich herausgestellt. Ich hasse das Schreiben nicht mehr, hasse nicht mehr die Destination, zu der es nicht führt. Ich bin kein Dichter wie irgendein anderer lebender Dichter. Ich bin das eigentliche Unikat in einer deformierten Welt.
Sie entdeckten die Ziege im Gewand einer Schlossdame, die selbst nirgends zu sehen war. Du kannst springen, wenn du mir deine Kleider gibst, du wirst springen, wenn du mir deine Kleider gibst. Jemand muss gesprungen sein, denn sonst hätte die Ziege keine Kleider angehabt. Könnte man jetzt, in dieser angespannten Situation, dazu übergehen, die Ziege wieder zu entkleiden, um die Blöße der toten Dame unten am Damm zu bedecken? „Ich weiß, wo ich dich finden kann!“ sagte Brunswick zur Ziege, die ihn zu hypnotisieren versuchte, was misslang, denn Egon Brunswick war ein Niemand in den Annalen der heutigen Zeit. „Heute back‘ ich, morgen brau‘ ich, kleine Klapperstelze.
Das kalte Gemäuer hat den Vorteil, auch die Helligkeit davon abzuhalten, kleine Unebenheiten in jeder Ritze ins Rampenlicht zu treten. Auf dem Boden steht – ganz plump – eine Truhe. Aber sie birgt nur den Wunsch, den du in ihr hast. Ein Vorher wird dich nicht retten, keine Erfahrung klafft hinter dir auf. Das Holz dringt in dich und schlägt dir viele Dinge vor – allesamt nutzlos und trocken – ein Kamin, der nicht nach Asche riecht.
Es ist nur der Gedanke einer langen großen Überfahrt, ein Verschwinden und ein beinahe-verschollen-sein. Eine reisende Truhe nimmt stets ein wenig Luft der alten Welt mit sich, und dadurch auch ein Stück unerzählter Geschichten, die sich mehr und mehr auflösen – es verdünnisiert sie der Trubel, manuell und ohne große Maschinenträume.
Ein weißer Schutz gegen die noch heißeren Sommernachtsträume. Es geht wohl überall hin mit dieser Barke – ein Drops auf steiler Bahn. Doch der Standort verändert sich nicht, er hat den Anspruch der Ewigkeit, konserviert durch das Vergessen monumentaler Merkwürdigkeiten.