Pemberton’s

Der Uerdinger Schienenbus ruckelt an, sein rotes Rot ist dreckigster Wein. Dem Alten hat er heute Nacht Geld aus der Tasche gezogen, kroch in sein Schnarchen hinein, zu seiner Hose hin, den dicken Lederranzen aus der Arschvoliere gezupft, und wirbelte, etwas schneller dann, auf den rettenden Flur zurück, belauschte noch einmal das Bierröcheln, ob es…

Das Experiment mit Eisen

Die großen Kriege haben auch dieses Land geprägt. Die Hussiten sind aus der Böhmischen Pforte bei Eger in die fränkischen Gaue ausgeschwärmt, Reform und Gegenreform haben tiefe Wunden in die Flanken geschlagen, der Dreißigjährige Krieg hat Bauerngehöfte bis auf die Grundmauern ausgebrannt. Voll schwerer Schicksale waren die Geschlechter in den beiden Weltkriegen da und dort…

Die Veranda: 9 Spurenkunde

Die spurenkundliche Bearbeitung des engeren Tatorts ist bereits in vollem Gange, als Egon Brunswik mit Fiffi vorgefahren kommt und vor der Absperrung hält. Felix Gerritzen ist nicht gerade derjenige, der sich darum reißt, mit Brunswik unterwegs zu sein, das tut, soweit er weiß, niemand. Und ›Fiffi‹ ist dann gleich die erste Attacke, die er zu…

Die Veranda: 8 Auf leisen Sohlen

The Four Aliberts spielen ein Tschingerassa, das Requiem für ihren Bassisten und für Ella (Requiem für Bigband und Chor, zum Schluss das Gedicht ›Herbst‹ von Rilke), zumindest wäre das zu wünschen gewesen). Der gehörnte Lebensgefährte, der die ganze Zeit darüber Bescheid gewusst hatte, was die Gourdasse seiner Wahl während seiner Nachtschichten so trieb, verabschiedete sich…

Die Veranda: 7 Raum-Café

Sie putzen das Inventar, die Gläser, ein Schluck hiervon, ein Schluck davon, die Theke. Im Pissoir wechseln sie sich täglich ab, philosophieren gummibehandschuht über die Wahrheit, die der Beweisbarkeit überlegen ist. Über dem Egertal pennen die Vaganten der Wohngemeinschaft, die anorektische Journalistin, der drogenabhängige Pizzabäcker. Der seine alkoholischen Getränke mit Aspirin anreichert. Die Mafiatorten fielen…

Die Veranda: 5 Die Drogen dein Honig

Heute sitzt Willi bei denkbar schönem Wetter auf seinem Balkon herum, der natürlich irgendwie auch Ilenes Balkon ist, trinkt Kaffee und blickt über den Eichenhain hinweg. Die leichte Betäubung seiner Nerven – durch das aufpeitschende, schwarze Gold kommt es ihm zumindest so vor, als sitze er auf seiner Veranda. Die Eichen zerlegen sich zu Dornensträuchern,…

Die Veranda: 4 Hypnose ist kein Schlaf

Die Hochzeit: Schlitten, die auf Rädern die Kufen nachstellten, schneelos den Asphalt berollten, klingelten herbei, schön geschmückt mit Glöckchen und Glocken und Bändchen, schöner gar als die Jungfern trugen. Hypnose ist kein Schlaf sondern ein Wachzustand. Achatne Kugeln pilgerten die künstlich angelegten Gartenwege entlang, die allein dem Zweck dienten, die Braut für fotodokumentarische Zwecke dort…

Die Veranda: 3 Jeu de Dames

»Ich weiß, es ist nicht deine Veranda, Schatz, aber es ist nicht weit davon entfernt, oder?« Dabei lächelte sie in einem ausgeklügelten System. Willi hätte Ilene am liebsten eine runtergehauen, eine wie Beethoven, die Bläser doppelt. Unter mondscheinbehangenen Trauben hatte er ihr erzählt, was ihm diese Veranda bedeutet, da waren sie noch nicht verheiratet gewesen,…

Die Veranda: 2 Wolkenpumpe

Willi hat zu viel Zeit zum Nachdenken, zu wenig Zeit, etwas zu verändern. Vielleicht hat sich die Tür, die offenstand, wie es uns das Unterbewusste lehrt, mit lautem Krachen geschlossen, vielleicht ist dies das Geräusch, das er hört, bevor er in Aufruhr gerät und stets zur selben Stunde erwacht : »Hier spricht die Zeit! Bleiben…

Die Veranda: 1 Nichts ist so trüb in die Nacht gestellt

überarbeitet Willi Kreutzmann erhebt sich nun doch endlich. Er kann nicht mehr richtig liegen, die ihm möglichen Stellungen sind verbraucht. In Bauchlage gelingt es ihm nicht, das zum Überleben nötige Sauerstoffvolumen durch das Federkissen zu saugen, auf dem Rücken liegend besitzt er die Angewohnheit, die Finger wie bei einer Leiche über dem Solarplexus zu verschränken…

Der Taubenfütterer: 3 Gurru, Gurru

»Gurru, Gurru!« Das ist natürlich Zufall, sie kann nicht wissen, dass er Tauben füttert, allein, um sich das Recht zu erwerben, sie auch zu verspeisen: Taubenfilet, Grilltaube, Taubeneintopf, nimmt dabei Kümmelbrot mit Kräuterbutter als Köder. Ihre Hand umfängt den Wetzkegel wie ein Kompressor, die Grobschlächtigkeit macht ihn richtig scharf. »Gurru, Gurru!« Von unten nach oben:…

Der Taubenfütterer: 2 Der Zufall des Duchamp

Es gibt sie freilich, die verruchten Fuchsmaschinen, die durch die Menschheitsgeschichte fimmeln. Damen, die so sonderbar in ihren Neigungen, dass sich dagegen so manches Menschheitsereignis wie kleines Gekekse ausmacht. Dem Weibe fällt es zu, uns mit dem Ende der Milch zu versöhnen. Ende der Milch bedeutet: schale Wasser für die Zukunft. Wir heiligen sie, die…