Die Mumie. Eine vergessene Kreatur

Wenn man an klassische Monster denkt, fallen einem sofort einige ein. Dracula, Frankenstein, der Wolfsmensch. Die Mumie ist immer dabei, aber irgendwie abseits. Wie das Ungeheuer aus der Schwarzen Lagune spielt auch die Mumie im Universal-Pantheon eher eine Nebenrolle. Sie hatte sowohl in der klassischen Universal- als auch in der Hammer-Ära ihr eigenes Franchise. Aber das war sozusagen ihre Blütezeit. Seitdem humpelt die Mumie vor sich hin.

Genrewechsel

Tatsächlich musste sie das Genre wechseln, um am Leben zu bleiben. Die meisten Horrorkreaturen haben schon das eine oder andere Genre gekreuzt, sei es in den witzigen Zeitreise-Possen von Frankenstein Unbound oder den Goonies-artigen Abenteuern von Monster Busters. Aber wenn es um die Mumie geht, so scheint dieses Monster tatsächlich vom Horror- ins Action-Genre gewechselt zu sein, nur um sich über Wasser zu halten. Und wenn ich meine Mumien auf diese Weise bekommen muss, dann soll es so sein. Aber um ehrlich zu sein, ich vermisse die einfacheren Zeiten, in denen eine Mumie einfach nur eine watschelnde, vertrocknete Leiche war.

Für viele Leute ist das nicht besonders attraktiv. Aber ich konnte als Kind nicht genug davon bekommen. Genau wie Werwölfe brauchte ich Mumien, um mich richtig unbehaglich zu fühlen. Ich war und bin immer noch auf der Suche nach dem einen Film, der genau das trifft, was eine böse, untote Mumie ausmacht.

Der Klassiker

Jack Pierce verlieh der Mumie 1932 ein unschlagbares Aussehen. Das Make-up, das er für Boris Karloff kreierte, dauerte Stunden, aber das Ergebnis war verblüffend. Natürlich ist die Mumie nur ein paar Sekunden auf der Leinwand zu sehen, bevor Imhotep wieder jünger aussieht. Das war ein weiterer frustrierender Aspekt von Mumien für mich, besonders als Kind. Ich wollte gruselige Leichen, die in Bandagen eingewickelt sind, aber in manchen Filmen werden sie nur für ein oder zwei Minuten gezeigt, bevor die Leiche wieder wie ein normaler Mensch aussieht.

The Mummy
(c) Universal Picture

In Universals Originalfilm Die Mumie ist die Titelfigur ebenso großartig wie andere klassische Monster. Imhotep hat sich in eine neue Welt verirrt, seine ganze Zivilisation ist längst tot und wird aus Profitgründen ausgegraben und für Menschen ausgestellt, die er nicht als seine eigenen erkennt. Eine tragische Liebesgeschichte. Eine zum Scheitern verurteilte Reinkarnationsgeschichte, die ironischerweise die Zukunft der Dracula-Filme mehr prägte als die der Mumienfilme. Der Film ist einer der zögerlichen Einträge im Kanon der klassischen Monsterfilme, aber ich schätze ihn heute mehr als in meiner Kindheit. Die Idee der Mumie als gruselige, schlurfende, mörderische Leiche kam erst auf, als Universal mit den Fortsetzungen begann.

Hammer-Horror

Deshalb liebte ich Hammers Die Rache der Pharaonen, als ich ihn zum ersten Mal sah. Peter Cushing spielt einen anderen Van Helsing, der gegen die Mumie von Christopher Lee kämpft. Was mir an Lees Darstellung dieses Monsters besonders gefällt, ist, dass man von ihm nur die Augen sieht. Die meiste Zeit über schleicht er schweigend herum und ist schweigsam. Damit hat er die Rolle eines Vorläufers der wortlosen Slasher der 80er Jahre gespielt.

Rache

Aber diese Augen sind so ausdrucksstark und voller Qual. Zweifellos liegt das zum Teil daran, dass das Make-up so gut eingesetzt wurde. Auf jeden Fall funktioniert es.

In Filmen wie Der Fluch der Mumie und Das Grab der blutigen Mumie spielte die Mumie weiterhin eine wichtige Rolle in der Hammer-Monsterserie. Letzterer ist meiner Meinung nach der beste dieser Filme, der auf Bram Stokers Roman Das Juwel der sieben Sterne basiert. Valerie Leon gibt eine der ersten weiblichen Mumien des Kinos, die sowohl Königin Tera als auch ihre Reinkarnation Margaret Fuchs spielt.

Zu dieser Zeit, in den 1970er Jahren, waren die Mumien bereits wieder in Vergessenheit geraten, zumindest als Filmmonster. Sie tauchten in anderen Fernsehfilmen und Anthologieserien auf, bis Universal in den 1990er Jahren begann, einen Neustart für die große Leinwand zu planen. Unter Beteiligung von Regisseuren wie George Romero und Clive Barker entwickelte sich das Projekt schließlich vom Horrorfilm zu einem weitaus zugänglicheren Action-/Abenteuerfilm. Der Rest ist Geschichte.

Der Reiz der Mumie

Aber was macht eigentlich den Reiz der Mumie aus? Diese Frage scheinen sich viele Horrorfans immer wieder zu stellen, denn es ist schwer, Leute zu finden, die sie zu ihren Lieblingsmonstern zählen. Für mich ist die Mumie jedoch eine Kreatur, die so viel Potenzial hat, das auf der Leinwand noch nicht ausgeschöpft wurde.

Erstens spricht sie Zombie-Fans an und so ziemlich jeden, der sich für besondere Make-up-Effekte interessiert. Wenn man es richtig macht, sehen Mumien cool aus.

Das hat mich als Kind zuerst begeistert. Ich fand das so cool. Wenn es um Zombies geht, vor allem als Kind, ist es ganz natürlich, dass man sich zu den ekligeren, verwesenden Untoten hingezogen fühlt. Das ikonische Plakat für Fulcis Zombie kommt einem sofort in den Sinn, genauso wie Tarman in Die Rückkehr der lebenden Toten.

Das sind die Zombies, die viele Fans sofort als ihre Lieblinge ansehen.

Mumien bieten uns etwas Ähnliches. Sie sind schon lange tot, sehen modrig und verwest aus, sind im Grunde Skelette mit Fleischresten, die noch an den Knochen hängen. Aber sie sind auch einige der einzigen Horrormonster, die uns ein faszinierendes Make-up bieten und gleichzeitig einen Hauch von Geheimnis vermitteln.

Immerhin sind sie bandagiert

Meistens sieht man nur Bruchstücke von dem, was wirklich unter der Mumie vor sich geht. Auch hier denke ich, dass die Mumie ein Vorläufer – in gewisser Weise ein Urahn – des klassischen Slasher-Bösewichts ist. Und ich denke, man kann eine direkte Verbindung herstellen zwischen dem bandagierten Gesicht einer verwesenden Mumie und der rituellen Demaskierung von Jason Voorhees am Ende einer jeden Folge Freitag, der 13.

Die Mumie hat auch eine andere Folklore und eine andere Geschichte als jedes klassische Wesen. Vampire und Werwölfe haben ihre eigene Mythologie, aber die Mumie ist das Tor zu den Mythen und Legenden einer ganzen Zivilisation, ja sogar zu ihrer Geschichte. Nachdem ich den Film zum ersten Mal gesehen hatte, begann ich mich für die ägyptische Mythologie zu interessieren, und ich glaube, dass nur wenige Horrorfilme – selbst die Klassiker – eine solche Wirkung haben.

Obwohl er nicht mein Favorit unter den Universal-Monsterfilmen war, interessierte er mich so sehr, dass ich anfing, die Bräuche und Legenden zu erforschen, von denen der Film handelte. Dabei stellt man fast immer fest, wie ungenau die meisten dieser Geschichten sind, aber das kann eben auch Spaß machen

Zombies sind unheimlich, weil sie in der Überzahl sind. Nicht ein Zombie macht Angst, sondern Hunderte. Mumien mögen auf den ersten Blick langsam und wenig einschüchternd wirken, aber sie sind eindeutig übernatürlich und mehr als nur wiederauferstandene Leichen. In gewisser Weise sind sie das fehlende Glied zwischen einem Zombie und einer Hexe. Eine Mumie wird in der Regel so dargestellt, als besäße sie magische Kräfte. Selbst wenn das nicht der Fall ist, wird sie von jemand anderem beschworen. Auf jeden Fall sind sie Kreaturen, die auf Magie angewiesen sind. Einer der Gründe, warum sie in Action- und Fantasyfilmen auftauchen, ist, dass man nur so eine Vorstellung davon bekommt, welche Kräfte (von Stürmen bis hin zu Seuchen) eine Mumie technisch entfesseln kann.

Die schwarze Gestalt: BLACK SABBATH

Zwei Finger, um die Welt zu verändern

Die Vorgeschichte des Riff-Meisters Tony Iommi, sein Aufstieg zur Legende und sein Einfluss auf die New Wave of Heavy Metal sind in den Annalen der modernen Gitarrengeschichte gut dokumentiert, und wir wissen, dass wahrscheinlich alles anders gekommen wäre, wenn Tony nicht zwei Fingerkuppen an Mittel- und Ringfinger verloren hätte. Für mich ist das immer noch eine der großartigsten Geschichten überhaupt, dass Tonys Arbeit in einer Metallwerkstatt zu einer Musik geführt hat, die zwar schon in den Kinderschuhen steckte, aber erst hier ihren Durchbruch erlebte. Gerade heute wird oft und gerne bestritten, dass Black Sabbath die erste Heavy-Metal-Band war. Es kommt immer auf den Blickwinkel an. Grundsätzlich kann man aber drei oder sogar vier Wellen unterscheiden. Die erste ist der so genannte Proto-Metal, also all jene, die versuchten, möglichst laut und hart zu spielen, ohne aber – gewollt oder ungewollt – einen technischen Fortschritt zu erzielen. Dann haben wir die erste Welle mit Black Sabbath, Deep Purple, Uriah Heep oder Led Zeppelin. Die zweite Welle begann Mitte der 70er Jahre mit Bands wie Judas Priest, Budgie, Rainbow oder Riot und die dritte Welle schließlich kennen wir als NWOBHM (New Wave Of British Heavy Metal). Was wir also heute haben, könnte nichts weniger als eine fünfte Welle sein, aber bisher hat sich noch nichts Wesentliches getan, deshalb sage ich das unter Vorbehalt.

Die ungleichen Vier

Black Sabbath
Sicher, es war eine Idee, die aus dem gleichnamigen Boris-Karloff-Film stammte, aber es war eine großartige Idee.
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Bramshott – Die Hauptstadt der Geister

Bramshott ist eine Gemeinde mit mittelalterlichen Ursprüngen im Bezirk East Hampshire in England. Das Dorf liegt nördlich von Liphook, fast auf halber Strecke an einer alten Postkutschenstraße, die von London nach Portsmouth führt. Das ehemalige Herrenhaus Chiltlee Manor, sowie zwei weitere Herrenhäuser sind seit dem Jahre 1086 verzeichnet und befanden sich im Besitzt von Wilhelm dem Eroberer. Die viel befahrene Straße von London nach Portsmouth machte Bramshott zu einem idealen Haltepunkt für die Wagen und Reiter, die die lange Reise antraten. Die Reisenden wurden an Ständen versorgt, die später durch Fachwerkläden und ein Gasthaus ersetzt wurden, das rund um den Platz entstand. Bis zum 14. Jahrhundert wuchs das Dorf aufgrund seiner Lage und seiner Verbindung zur Krone schnell, wurde dann aber durch den Schwarzen Tod verwüstet. Die Pest und die anschließende Erhöhung der Steuern führten dazu, dass die wenigen verbliebenen Einwohner in das nahe gelegene Dorf Liphook zogen.

Spaniard; (c) Martyn Pattison

Die „große Eiche“ bei der Kirche von Bramshott, die mitten auf der Straße stand, wurde nach der Pest im 14. Jahrhundert für Hinrichtungen genutzt. Das Bevölkerungswachstum in Bramshott nahm wieder zu, als die alten Fuhrwerke durch Postkutschen ersetzt wurden, die die Strecke von London nach Portsmouth befuhren. Bramshott als Postkutschenstation war um 1660 fest etabliert. Die Beliebtheit der Postkutschenhaltestelle zog bald einige der berüchtigtsten Wegelagerer Englands an.

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Horror Queen Barbara Steele

Barbara Steele
Barbara Steele

Barbara Steele. Barbric für Fans. Die eigenwillig schöne Britin mit den grünen Katzenaugen und dem rabenschwarzen Haar hinterließ bahnbrechenden Eindruck, als das Leben sie in die ewige Nacht zurück holte. Sie erwachte in einer Gruft. Und wurde berühmt. So herrlich unkompliziert läuft es manchmal.

Dieses erste Zucken, dieser Wimpernschlag, dieser einmalige Blick, den sie in gruselige Finsternis wirft…das haftete an, das Bild war gemalt und ging um die Welt: Eine Hexe mit einer auf ihr Gesicht geschlagenen Dornenmaske steigt, versehentlich mit Frischblut erweckt, in dem Film Die Stunde, wenn Dracula kommt (Kinostart: 1960) nach 200jährigem Pseudo-Schlaf aus ihrem steinernen Grab und hat (natürlich) Finsteres im Sinn: Rache nehmen, ihren getöteten Liebhaber zurück ins Leben holen und eine Verwandte (Doppelrolle für Steele) aussaugen, um sich selbst optimal wieder herzustellen.

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Karloff the Uncanny

Traumfabrik Hollywood, wir blicken weit zurück: 1931, der Tonfilm steckte (fast) noch in den Kinderschuhen, vielen populären Stummfilmstars hatte er aber bereits das Genick gebrochen. Der große „Rest“ träumte von großen Rollen. Einer von den Träumern, die Ehrgeiz hatten und hofften, war Boris Karloff, gebürtig William Henry Pratt (1887 – 1969), ein noch recht unbekannter britischer Theater- und Filmschauspieler. Ihm wurde eine Rolle angeboten, die sein Leben verändern sollte. Die ihn zur Legende machte.

Karloff war Frankensteins Monster in der ersten Ton-Verfilmung des weltbekannten Romans von Mary-Shelley. Er wurde über Nacht in der Monstermaske mit dem traurig-sehnsuchtsvollen Blick, die prägend war für das Bild, das wir immer noch kennen und kompromisslos als das richtige definieren, zum Leinwandstar. Man nannte ihn „Karloff the Uncanny.“ Master of Horror.

Frankensteins Monster
(C) Universal Pictures
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Vincent Price & Poe

Ob es Poe gefallen hätte, dieses Diabolische, Irrsinnige, das Vincent Price auf der Leinwand so genial verkörperte? Gute Frage wohl. Auf jeden Fall hat der Ausnahmeschauspieler dem weltbekannten Ausnahmeschriftsteller eine spannende Extraportion an Popularität geschenkt, die dem literarischen Vermächtnis auf spezielle Art Respekt und Bewunderung zollt.

Vincent Price

Sieben Filme nach literarischen Vorlagen von Edgar Allan Poe drehte Vincent Price (1911-1993) in den 1960er Jahren, und seine unverwechselbare Art, mit seiner Darstellungskunst, seiner Sprechweise, seiner Mimik auf dem schmalen Grat zwischen (fast) idealem Genie und schleichendem, packendem, bezwingendem Wahnsinn balancieren zu können, machte ihn zu einem Idol der Horrorszene, zum Kultstar des Genres, zu einer der wenigen echten Ikonen der Nacht.

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Der Ghul

Ein Ghul sieht merkwürdig und vor allem scheußlich aus. Bleibt festzuhalten. Er riecht nach Verwesung und frisst traditionell Leichen. Das ist Gebot. War Gebot. Denn wie das nun mal so ist mit der Tradition, manchmal staubt sie, langweilt und braucht frischen Anreiz. In diesem Fall sind das die Lebenden. Der Ghul ist ergo auch ein Menschenfresser. Verbleibt die Frage, was so ein Ghul macht, wenn er grade nicht giert, auf der Jagd ist oder bereits frisst. Vorerst einmal dürfte er einfach nur mächtig Angst machen, wenn er denn vor Ort wäre.

Der Ur-Ghul/Ghoul, da von Haus aus ein grausamer Wüstengeist, finsteres Clanmitglied des uns zumindest flüchtig bekannten Leichengotts Mordiggian und grundsätzlich fest verwurzelt in persisch-arabischer Schauer-Kultur, ist aber hierzulande eher selten anzutreffen. Deshalb wurde für Brut gesorgt.

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