Hexen: Die Jäger und ihre brennende Beute

Als die Hexenjäger im 17. Jahrhundert durch Europa zogen, warf die Macht dieser finsteren Männer bedrohliche Schatten voraus. Die Menschen versteckten sich hinter ihrer Religion, betonten ihre Gottesfurcht, verklärten ihre Vernunft und lebten ganz selbstverständlich mit ihrer Angst vor dem Teufel. Vor den strengen Agenten der Inquisition, beauftragt von Staat und Kirche, hatte die Bevölkerung kompromisslos Respekt. Wie auch sonst sollte sie damit umgehen? Alternativ war da nichts.

Der gewisse Blick

Die Hexenjäger, so wurde es ihnen eingebläut, kämen aus ordentlichem Grund: Sie würden das Richtige tun für Seelenheil, Erlösung und Reinigung ihrer Gemeinde. Wenn nötig, einige von ihnen ins Wasser werfen, strecken, auspeitschen, hängen oder brennen lassen. Verdientes Schicksal nach dem Wort des Herrn, sei es noch so furchtbar, so bleibe es gerecht und wahr. Eben. Hauptsache, – und gedankt sei Gott nebst dem argwöhnischen Nachbarn oder dem eigenen Ehepartner, dem nicht eingefallen war, einen besser mal anzuschwärzen – , man fiel nicht selbst durch das Netz. Das freilich passierte schneller, als so mancher erklären, handeln, kalkulieren und letztendlich beten konnte. Die Hexenjäger hatten diesen gewissen Blick. Man sagte, sie hätten Wissen und Gabe, Hexen identifizieren zu können. Wie auch immer, das musste niemand verstehen. Nur sich davor fürchten. Das mussten eigentlich alle. Die Männer. Und die Frauen sowieso.

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Hexen: Der Fluch, Lüge, Legende und Wahrheit zu sein

Wir wissen, wie Hexen aussehen. Was sie machen und wie sie ticken. Wir kennen Grimms Märchen. Hexen sind hässlich, böse und gefährlich. Unberechenbar zudem. Sie reiten auf Besenstielen durch die Luft, verwandeln Menschen in Kröten, fressen Kinder und tanzen nackt vor dem Teufel.

Hexen gelten in fast jeder Kultur, die ihre eigenen Märchen und Legenden hat, als finstere Wesen, vor denen man flüchten sollte. Sie sind mächtig. Grausam. Furchtbar in Erscheinung und Wirken. Und außerdem sind sie nicht echt. Sagt man und schwört darauf, ohne in die Nacht hinaus zu gehen. Hexen gibt es gar nicht. Sagt man und wartet drauf, dass die Sonne aufgeht.

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Oh eile, Katze, eil‘ herbei, und hilf mir bei der Zauberei!

Zum Fressen geboren, zum Kraulen bestellt
in Schlummer verloren gefällt mir die Welt.
Ich schnurr’ auf dem Schoße, ich ruhe im Bett
in lieblicher Pose, ob schlank oder fett.
(Johann Wolfgang von Goethe)

Hübsch selbstgefällig spricht die Katze aus des Dichters Munde.Sie weiß, was ihrem Gaumen gefällt. Sie weiß nicht, wie ihr eigenes Fleisch schmeckt. Im Süden Chinas und im Norden Vietnams weiß man das aber sehr genau: „Eigenartig süßlich“ soll es sein. Den Magen erwärmend. Und von „schlabbriger Textur“. Gegessen werden Fleisch und Innereien, den Kopf trennt man ab und wirft ihn weg. Wie beim Fisch.

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Die Hexe im Horror

Die Geschichte zeichnet ein blutiges und höchst abscheuliches Bild der modernen Hexe.

Maßgeblich daran beteiligt ist der geistesgestörte Eiferer Heinrich Kramer, der 1486 seinen Malleus Maleficarum oder Hexenhammer verfasste, in dem er die mörderische Teufelsfrau und unheilige Dienerin der gehörnten Bestie erschafft.

Hexenhammer
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Schauer hinter Klostermauern

Eine wahrhaft böse Geschichte über einen Mönch namens Ambrosius schreibt 1796 Matthew Gregory Lewis. Moralische Schwäche, letztendlich Skrupellosigkeit bescheren Ambrosius ein arg verwerfliches Ende.

Es sei erzählt: Ambrosius, nach außen hin gebührlich sittenstreng, erliegt den Reizen der schönen Matilda, einer vom Teufel gesandten Hexe. Deren Herr und Meister zeigt sich bestätigt angesichts der Fleischelslust des wankelmütig Frommen, den nunmehr, da die Gier geweckt ist, weiteres Verlangen packt. Er lauert Antonia auf, einem fünfzehnjährigen Mädchen aus dem Dorf, und tötet die Mutter Donna Elvira, unverhofft Zeugin seiner versuchten Vergewaltigung, die ihm als Ordensmann zum Verhängnis geworden wäre.

Möge an dieser Stelle bereits das alte Sprichwort mahnend zitiert sein: Hat der Fuchs noch Zähne, geht er nicht ins Kloster.

Lügt das Sprichwort wohl?

Ambrosio
Ambrosio tötet Elvira
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Vincent Price & Poe

Ob es Poe gefallen hätte, dieses Diabolische, Irrsinnige, das Vincent Price auf der Leinwand so genial verkörperte? Gute Frage wohl. Auf jeden Fall hat der Ausnahmeschauspieler dem weltbekannten Ausnahmeschriftsteller eine spannende Extraportion an Popularität geschenkt, die dem literarischen Vermächtnis auf spezielle Art Respekt und Bewunderung zollt.

Vincent Price

Sieben Filme nach literarischen Vorlagen von Edgar Allan Poe drehte Vincent Price (1911-1993) in den 1960er Jahren, und seine unverwechselbare Art, mit seiner Darstellungskunst, seiner Sprechweise, seiner Mimik auf dem schmalen Grat zwischen (fast) idealem Genie und schleichendem, packendem, bezwingendem Wahnsinn balancieren zu können, machte ihn zu einem Idol der Horrorszene, zum Kultstar des Genres, zu einer der wenigen echten Ikonen der Nacht.

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Geisterhaftes Grabgeflüster

Ich bettete in Grüften und auf Särgen mich.

Das klingt schaurig gut nach Grabgeflüster. Totengesang. Verhängnisvoller Sehnsucht gar. Soll so sein. Weiter heißt es noch:

(…) In einsam stillen Stunden,
Wenn durch der Nacht geheimnißvolles Schweigen
Ein geisterhaftes Flüstern nur erbebt,
Hab‘ ich, dem Alchymisten gleich, der kühn
Sein Leben setzt an eine finstre Hoffnung,
Seltsames Wort getauscht und ernste Blicke. (…)

Shelley
Shelley. Public Domain.

Fürwahr hübsch befremdlich. Zweifellos auf unheimliche Art schön. Sowas entspringt (natürlich!) nicht meinem bescheidenen Sinnieren. Percy Bysshe Shelley, früh durch einen tragischen Unfalltod verstorbener Ehemann der Frankenstein-Schöpferin Mary Shelley, englischer Romantiker, schrieb diese Zeilen am 14. Dezember 1815, nachzulesen in seinem Geist der Einsamkeit: Alastor. Geheimnisvoller Rachedämon. Flamme des Himmels.

Da werden Inspirationen geweckt. Tauchen Bilder von mythischen Wesen, dunklen Wäldern, Ruinen, von alten Gräbern und Grüften auf, über die der Nebel steigt. Von Geschichtenerzählern, die am lodernden Kaminfeuer sitzen und mit heiserer Stimme berichten von Friedhöfen, auf denen Statuen von engelsgleichen Frauen stehen, die bei Vollmond lächeln und seufzen. Oder deren in Stein gehauene Gesichter zu Fratzen werden mit dämonisch gelben Augen, deren Blicke verraten, dass sie gleich kommen, um einen zu holen. Die anderen zu rufen, die sich durch die faulende Erde nach oben graben.

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