Kategorie: Poeme

weder kann ich dem begriff „gedicht“, noch der „lyrik“ etwas abgewinnen. das „poem“ ist internationaler ausgerichtet und definitiver, außerdem ist es ein fundamentaler begriff.

So kam es

Wir driften im wasserblauen Ozean
in wasserblauen Blumen fort von
allen Leibern, die wir bewohnt, die

wir an Tische setzten, und manchmal
kam uns das nur so vor. Aber eines
war unaufhaltsam aus uns geworden:

das Rinnsal, der Spuk, oder die
Bresche, die fast ausschließlich mit
wütenden Lücken gefüllt sich fand.

This is how it happened

We drift away in the water-blue ocean, 
in water-blue flowers, from
all the bodies we have inhabited,

which we set at tables. And sometimes
it just seemed that way. But one thing
had become unobtrusive:

the trickle, the haunting, or the
breach that found itself filled
almost exclusively with angry gaps.

Schluchten

Zerrüttet ist das Schiff
zersprungen an der Kehle
Ein
Gigant
der außer sich
die Taue kämmt

Eine Zahl wievieler Welten, den Nordwind
unterm Hemd, das den Applaus beginnt.
Beschwert sind die Lider, geduckt die Membran
wo Aberwitz ins Tal gelassen

Möchtest du deine
Schluchten schluckend schlürfen?

Und sie tanzten einen Tango

Kohortistan rümpfte die Nase, als er sah.
Vorher hatte er gut zu tun gehabt, aber sein Nasenwerk hielt die Balance. Niemand sollte ihn je von der Seite sehen müssen.
Ein frontales Gemetzel war ein Ereignis. Und oftmals gingen die Lieder aus und konnten kaum von den Umstehenden nachgefüllt werden.
Der Tanz der Säbel etwa. Da schnitten sich manchmal welche in mehrere Teile
und die Teile, die dann tanzten, waren schon längst in einer anderen Dimension zuhause.
Die Erde lechzte nach etwas verdorbenen Brei, in dem das Blut ein Stelldichein mit dem Sonnenlicht hatte.
Und sie tanzten einen Tango. Die Töpfe rasselten eine Habanera.

Das verschluckte Wort, das doch Gesang sollt‘ werden

Ich will es mir einbröteln
du ächzt und tremulierst
stöhnst und quinkelierst

Schon versaumbartet, versaumbeutelt
versandet’s im geweh trällernder tränen
man weiß nicht gleich, ob’s geheult oder
hingelacht aus dem lustroten rosenmund
aussteigt, auf der Zunge schnaltzt's

benutzt den rachenlappen als trambolin
und weiß noch nicht, ob es gesagt sich
nennen lassen will

Und als vom g'sang ich schon ganz blöd
sitz' ich da und hör’ noch nix
weil’s sich in dich hineinverschluckt

– da kann der magen zürnen

und der darm peitscht wie ein lindenwurm
statt dass du’s heute hast gesagt
musst du es morgen scheißen

Kältekontainer (Reprise)

Der Todesnebel wuchert, und
die Schweineleiber erzittern in diesem Dunst.
Darunter liegt gefesselt die Nackte, tot ist sie noch nicht.
Ihre Gedanken schweifen in dieser merkwürdigen Stunde
einem Leben entgegen, das sie glaubt, einst gehabt zu haben.

Sie denkt: „War ich nicht ein Mädchen von stillem Gemüt?
Nie aufsehenerregend eilte ich um die Eckpfeiler eines ganzen Lebens,
durch die Tore hindurch, die von den Träumen gebaut wurden,
die gleichen, die mich in die Welt entließen.“

Nope!