Sherlock Holmes ist neben Dracula die am häufigsten adaptierte und inszenierte Kunstfigur der Popkultur. Dass der Detektiv weltweit bekannt ist, liegt jedoch nicht an den genialen Originalgeschichten, sondern an den unzähligen Filmen, Theaterstücken, Musicals und Comics. Fast alle Symbole und Phrasen, die aus den vielen Fernseh-, Film-, Theater- und anderen grafischen Reproduktionen stammen und heute scheinbar zum Kanon gehören – wie etwa der Deerstalker-Hut – kommen in den Texten überhaupt nicht vor. Doch während diese mit der Mode gehen, scheinen die Originalgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle, die immer wieder adaptiert werden, wie nichts zuvor oder danach in unserem kollektiven Bewusstsein verankert zu sein.
George Lucas gehört zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Popkultur. Unzählige Künstler haben sich von seinem Werk inspirieren lassen und seinen kreativen Kosmos mit neuen Geschichten, Szenarien und Figuren bereichert. Über Star Wars muss man kein Wort mehr verlieren, aber was ist mit Indiana Jones? Obwohl dieser Kanon naturgemäß kleiner ist als der von Star Wars, ist Indiana Jones eine epische Figur mit zeitlosem Charme und einer Abenteuermythologie, die weit über die fünf bekannten Filme hinausgeht. Von Comics und Büchern bis hin zu Videospielen und Fernsehsendungen – die Welt von Indiana Jones ist voll von mystischen Artefakten, exotischen Schauplätzen und waghalsigen Cliffhangern.
Seit es Comics gibt, sind Plagiatsvorwürfe, Ideenklau und Abzocke ein großes Thema. Ein früh bekannt gewordener Fall betrifft Marvels „Man-Thing” und DCs „Swamp Thing”. Beide Verlage kopierten dabei allerdings dieselbe Figur aus dem Goldenen Zeitalter. Marvel und DC sind bereits seit den 1940er Jahren Rivalen, doch erst im Silbernen Zeitalter verschärfte sich ihre Konkurrenz zunehmend. In den 1960er Jahren überholte Marvel dank Kreationen wie X-Men, Fantastic Four und Spider-Man DC und wurde Amerikas führender Comicverlag. Diese Vorreiterrolle hielt Marvel über Jahrzehnte, wobei beide Unternehmen immer wieder sehr ähnliche Figuren zur gleichen Zeit herausbrachten. Ein prägnantes Beispiel dafür ist das Erscheinen der sumpfartigen Kreaturen Man-Thing und Swamp Thing, die nur wenige Monate voneinander entfernt debütierten. Dies führte zu Anschuldigungen gegenseitiger Absprachen und Plagiatsvorwürfen. Tatsächlich aber wurden beide Monsterhelden von der Figur des Heap aus dem Goldenen Zeitalter inspiriert.
Wer hat wen inspiriert?
Quelle: PS Publishing
Das Goldene Zeitalter hat den Superhelden der späteren Jahrzehnte stark beeinflusst. Ein gutes Beispiel ist Will Eisners „Spirit”, der den klassischen Fedora-tragenden Privatdetektiv einführte und damit Helden wie Rorschach, Mr. A, Das Schemen und sogar Howard the Duck beeinflusste. Auch die Einbindung von Doc Savage in Supermans Geschichte zeigt, wie ungeniert Schöpfer bei klassischen Comics Anleihen nahmen. Viele Zeichner haben diesen Figuren ihren eigenen Stempel aufgedrückt, wobei einige Kreationen bis auf den Namen identisch blieben. Egal, ob Fans das als schmeichelhafte Nachahmung oder als unoriginelles Kopieren sehen, es ist üblich, dass Schöpfer ältere Figuren in ihren Werken überarbeiten. Jede Generation von Autoren wurde von den Comics ihrer Kindheit beeinflusst, was ganz normal ist. Marvel und DC zeigen eine hohe Bereitschaft, unoriginelle, gemeinfreie Figuren wie Dracula, Frankensteins Monster, Sherlock Holmes und Jekyll & Hyde zu nutzen und zu bearbeiten. Bei neueren Figuren mit gemeinsamer Inspiration verteidigen viele schnell einen davon als „originell” und unterstützen oft ihren bevorzugten Verlag. So auch bei Man-Thing und Swamp Thing, wo einige meinen, Marvel habe DCs Swamp Thing kopiert, und andere das Gegenteil. Beides ist jedoch falsch, da beide Figuren auf dem Heap basieren, ähnlich wie George, der aus dem Dschungel kam, und Ka-Zar sich eindeutig auf Tarzan berufen.
Einer der berühmtesten psychologischen Kriminalfilme, die Hitchcock je gedreht hat, ist zweifellos „Der Fremde im Zug“ (Strangers on a Train), die Verfilmung des ersten Romans der Krimiautorin Patricia Highsmith, die 1951 in die Kinos kam. Auch wenn der Film im Laufe der Jahre von vielen Filmwissenschaftlern als Hitchcocks bahnbrechenden Filmen wie „Vertigo“ oder „Das Fenster zum Hof“ unterlegen eingestuft wurde, blieb die fesselnde Geschichte zweier Menschen, die sich in einem Zug treffen und über die Durchführung eines perfekten Mordes diskutieren, für Filmfans in aller Welt ein beliebtes Thema für Analysen und Debatten. Was Strangers on a Train von ähnlichen Filmen selbst innerhalb des Hitchcock-Kanons unterscheidet, ist die faszinierende Idee, die im Mittelpunkt steht – das Motiv des Doppelgängers, der innere Kampf zwischen Gut und Böse in jedem Menschen – sowie die beeindruckende technische Virtuosität, an die wir uns gewöhnt haben, wenn wir über die Werke des britischen Künstlers sprechen.
Die Spannung ist so stark, dass man sie auf der Leinwand spürt, die Schauspieler sind großartig, vor allem dank Hitchcocks altem Freund Farley Granger und seinem Gegenspieler Robert Walker, und das Drehbuch… oh, das Drehbuch. War es ein Kinderspiel, die Rechte an Highsmiths Roman zu erwerben – Hitchcock ließ seinen Namen bei den Verhandlungen bewusst unter den Tisch fallen -, so glich die Suche nach dem richtigen Drehbuchautor und das Verfassen eines zufriedenstellenden Skripts einer Wanderung über den Himalaya.
Obwohl Spirou nicht von Franquin erfunden wurde, ist es kein Geheimnis, dass er die Figur mit etlichen weiteren Charakteren umgab und die Comics rund um den Pagen und seinen Freund Fantasio zu einem Klassiker der Franko-Belgischen Schule machte. Der Zauberer von Rummelsdorf stellt im Spirou-Kosmos auch gleich eine Revolution dar, denn es ist das erste große Abenteuer der beiden Helden.
Spirou und Fantasio beschließen, in der Nähe des kleinen Dorfes Champignac (das bei uns nun „Rummelsdorf“ heißt) zelten zu gehen. Durch die Übersetzung geht einerseits die Verniedlichung der Champagne verloren, die auch gleichzeitig eine Anspielung an die Zauberpilze ist, mit denen wir es hier unter anderem zu tun bekommen. Trotzdem darf man mit „Rummelsdorf“ zufrieden sein, denn in klanglicher Hinsicht passt er natürlich besser in den Titel, als wenn irgendeine erzwungene Übersetzung hier versucht hätte, das Wortspiel zu retten.
Der Film Das Haus der Dämonen aus dem Jahr 2009 gehört zu den Filmen, die mit dem berühmten Slogan „Basierend auf einer wahren Geschichte“ werben. Doch wie wahr ist die Geschichte? Und wer sind die weltberühmten paranormalen Ermittler, die diese Geschichte berühmt gemacht haben?
Das Haus der Dämonen basiert auf der Geschichte der Familie Snedeker, die 1986 nach Southington zog, um ihren an Krebs erkrankten ältesten Sohn Phillip behandeln zu lassen. Auf der verzweifelten Suche nach einer Unterkunft zogen sie unwissentlich in ein ehemaliges Beerdigungsinstitut.
Der Tisch ist festlich gedeckt, die Familie, ordentlich frisiert und gekleidet, versammelt sich, betet gemeinsam. Kerzen brennen, in der Terrine dampft es, Brot wird gereicht, die älteste Tochter greift schweigend nach dem Schöpflöffel und verteilt bräunliche, dickflüssige Suppe auf den Tellern. Es wird gegessen. Stille im Raum. Fleischgeruch in der Luft. Ekel im Kopf.
Die Leute verzehren soeben die in feinste Bröckchen zerlegte Leiche einer aus dem Ort entführten Frau. Die zuvor im Schuppen angekettet war, um sie zur Feier des ersten Tages nach Beendigung einer familiären Fastenzeit zu erschlagen, zu schlachten, auszunehmen, zu zerschneiden, portionieren, anzurichten und zu verspeisen. Zu kauen. Schlucken. Zu fressen eben.