Gundel Gaukeley (Die sexy Hexe aus Entenhausen)

Sie hat nichts Gutes im Sinn. Stiftet Unruhe, ist eine hinterlistige Diebin und macht richtig Ärger. Gundel Gaukeley ist eine Hexe. Aber nicht irgendeine finstersten Kalibers, die nur gründlich böse zu sein hat, um für Unbehagen zu sorgen. Sie gar ernsthaft fürchten zu müssen. Oder sie schlichtweg nicht leiden zu können. Denn so wirklich konsequent unsympathisch und gefährlich kann selbst die böseste Hexe nicht sein, wenn sie dem Disney-Kosmos entstammt. Zumal, wenn sie eine derart aparte Erscheinung ist: Glattes glänzendes schwarzes Haar, Kleid auf Figur, chice Pumps, ellenlange Wimpern, die Augen mit grünem Lidschatten geschminkt.

Morticia Addams im Visier

Morticia
Morticia; (c) kristenhurkes

Gundel Gaukeley ist schon ein Hingucker. Sollte sie auch sein. Der legendäre Carl Barks (1901 – 2000) hat sie 1961 kreiert und dabei einen bestimmten Typus Vamp aus Hollywoods Horror-Parade im Kopf gehabt: Die gruselig anziehende Matriarchin Morticia aus der Addams Family, schwarze Zauber-Lady par excellence, geheimnisvoll und unantastbar von der Norm in ihren höchst seltsamen Gepflogenheiten.

Ganz so mysteriös und magisch entrückt wie Morticia ist Gundel zwar nicht, aber primär ging es Barks schließlich auch darum, kein typisch hässliches Hexenweib zu erschaffen, dessen Bosheit man schon an seinen Schrumpeln, Warzen und Lumpen erkennt. Gundel sollte auch keineswegs so (relativ) harmlos und doch recht wundersam nett wie Hicksie (eng.: Witch Hazel) sein, die seit 1952 auf ihrem lebenden Besen Urian mit typisch hohem Hexenhut auf der grauen Zottelmähne durch die Comics fliegt.

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Die schwarze Gestalt: BLACK SABBATH

Zwei Finger, um die Welt zu verändern

Die Vorgeschichte des Riff-Meisters Tony Iommi, sein Aufstieg zur Legende und sein Einfluss auf die New Wave of Heavy Metal sind in den Annalen der modernen Gitarrengeschichte gut dokumentiert, und wir wissen, dass wahrscheinlich alles anders gekommen wäre, wenn Tony nicht zwei Fingerkuppen an Mittel- und Ringfinger verloren hätte. Für mich ist das immer noch eine der großartigsten Geschichten überhaupt, dass Tonys Arbeit in einer Metallwerkstatt zu einer Musik geführt hat, die zwar schon in den Kinderschuhen steckte, aber erst hier ihren Durchbruch erlebte. Gerade heute wird oft und gerne bestritten, dass Black Sabbath die erste Heavy-Metal-Band war. Es kommt immer auf den Blickwinkel an. Grundsätzlich kann man aber drei oder sogar vier Wellen unterscheiden. Die erste ist der so genannte Proto-Metal, also all jene, die versuchten, möglichst laut und hart zu spielen, ohne aber – gewollt oder ungewollt – einen technischen Fortschritt zu erzielen. Dann haben wir die erste Welle mit Black Sabbath, Deep Purple, Uriah Heep oder Led Zeppelin. Die zweite Welle begann Mitte der 70er Jahre mit Bands wie Judas Priest, Budgie, Rainbow oder Riot und die dritte Welle schließlich kennen wir als NWOBHM (New Wave Of British Heavy Metal). Was wir also heute haben, könnte nichts weniger als eine fünfte Welle sein, aber bisher hat sich noch nichts Wesentliches getan, deshalb sage ich das unter Vorbehalt.

Die ungleichen Vier

Black Sabbath
Sicher, es war eine Idee, die aus dem gleichnamigen Boris-Karloff-Film stammte, aber es war eine großartige Idee.
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Zu langsam für die Furcht

Zu langsam für den Kellerdämon. Für die Speicherhexe. Den schwarzen Mann. Den Bi-ba-butzemann. Den Bullemann. Buhmann. Kornmann. Wassermann. Ich hatte als Kind immer Angst davor, zu langsam zu sein. „Erst krieg ich dich, dann fress ich dich.“ Eine gruselige Drohung.

Mein Großvater sagte das gern. „Erst krieg ich dich, dann fress ich dich.“ Ich fürchtete mich, wenn er das sagte und lachte und nach mir griff. Meist entkam ich. Er war uralt und müde. Das war mein Glück.

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Urban Fantasy – Teil 3: Die Chronik der urbanen Fantasy

Im vorherigen Beitrag sprachen wir über die ersten Autoren, die sich in den 80er und 90er Jahren in das Neuland der urbanen Fantasy wagten: Charles de Lint, Emma Bull, Laurell K. Hamilton, Neil Gaiman und andere. Nun wollen wir sehen, wie sich die urbane Fantasy im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts entwickelt hat.

Kinderbücher, Jugendbücher und neue Belletristik für Erwachsene

In den 90er Jahren wurden urbane Fantasy-Bücher hauptsächlich für Erwachsene geschrieben. J.K. Rowling änderte das, indem sie urbane Fantasy-Themen in ihre Harry-Potter-Serie integrierte. Die Grundidee der Serie ähnelt derjenigen, mit der Neil Gaiman in Niemalsland gespielt hat, nämlich der Koexistenz zweier Realitätsebenen, einer technologischen und einer magischen . Man kann sogar sagen, dass Harry Potter und der Stein der Weisen (1997) ein Niemalsland für Kinder und Jugendliche ist.

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Urban Fantasy – Teil 2: Geburt eines Genres

Im vorigen Beitrag sprachen wir über die Definition der urbanen Fantasy und ihren Ursprüngen. Nun wollen wir mal sehen, wie dieses Genre entstanden ist und warum es so populär wurde.

Charles de Lint, der Pionier der urbanen Fantasy

Das allererste Werk der Urban Fantasy war wahrscheinlich der 1984 erschienene Roman „Moonheart: A Romance“ von Charles de Lint. Den Begriff Urban Fantasy gab es damals allerdings noch nicht. Urban Fantasy wurde 1997 von John Clute und John Grant in ihrer Encyclopedia of Fantasy als Texte definiert,

„in denen die phantastische und die herkömmliche Welt interagieren, sich kreuzen und zu einer Geschichte verschränken, die sich signifikant um eine reale Stadt dreht.“

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Es ist angerichtet!

Ich habe diese sonderliche Sache von der jungen Frau gelesen, die ihre Zehen abschneidet, um sie zu essen. Genaugenommen isst sie nur die Hälfte, die verbleibenden fünf bietet sie guten Freunden an. Sie macht das nicht, weil sie dazu gezwungen wird. Oder einfach nur, krass und klar gesagt: Weil sie hungrig ist. Sie hat andere Gründe. Die spielen jetzt allerdings prinzipiell keine Rolle.

Entscheidend für mich ist an der ganzen bemerkenswerten Angelegenheit, dass ich, während ich das las, spontan dachte, dass an solch einem Zeh ja eh‘ nichts dran ist. Jedes noch so mickrige Hühnerbein ist da ergiebiger. Dachte ich und erschrak. Nicht unbedingt fürchterlich, dafür bin ich zu sehr Stammesschwester, aber immerhin recht eindrucksvoll. Innerlich schalt ich mich einen groben Klotz. Folter, Messer, Scheren, Rasierklingen, Beile, Qual und Blut…das war alles nicht auf meinem Bild zu sehen. Knochen, Sehnen, Schmerzen, Schreie, Ekel, Angst, Zorn, Unsinn, Schwachsinn, Irrsinn,Wahnsinn und noch mehr Blut…ist mir alles nicht eingefallen. Zumindest nicht sofort. Ich hatte einzig im Kopf, dass solch ein Zeh nicht sättigen kann. Auch nicht fünf.

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Der Hutmann: Der Schatten, der sich von deiner Angst ernährt

Schlafparalyse und der Hutmann

Alpträume überfallen uns, wenn wir am verwundbarsten sind – im Schlaf, in der Dunkelheit der Nacht. Zu wissen, dass sie unserer eigenen Fantasie entspringen, ist ein schwacher Trost, wenn wir mittendrin stecken. Noch schlimmer ist es, wenn man zu den Unglücklichen gehört, die unter Schlaflähmung leiden. Gefangen zwischen Wachen und Schlafen, ist man bei einer Schlaflähmung unfähig, sich zu bewegen, da die Träume in die reale Umgebung übergehen.

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