Der Glöckner von Notre Dame

Victor Hugo hat mit seiner berühmten Schauergeschichte, die zugleich als künstlerische Verneigung steht vor einem Paris des ausgehenden 15. Jahrhunderts mit einer Kathedrale, die (noch!) ursprünglich in ihrer Großartigkeit ist, Literatur der Weltklasse geschrieben. Hugo (1802 – 1885), gefeiert als „Shakespeare des Romans“ (Alphonse de Lamartine, 1790 – 1869), erschuf den missgestalteten, verstörten und verspotteten Quasimodo: Den Glöckner von Notre Dame.

Quasimodo ist von abartiger, bedauernswert scheußlicher Gestalt. Versehen mit „dieser vierkantigen Nase, diesem hufeisenartigen Maule“, entstellt „von diesem kleinen, hinter rotborstiger Augenbraue versteckten linken Auge, während das rechte ganz unter einer ungeheuren Warze verschwand, von diesen unregelmäßigen, hier und da abgebrochenen Zähnen, Schießscharten einer Festung vergleichbar, von dieser schwulstigen Lippe, über welche einer dieser Zähne, wie ein Elephantenstoßzahn herausfuhr, von diesem gespaltenen Kinn und dem Gesichtsausdruck, der unter alledem verborgen lag, von dieser Mischung von Bosheit, Stumpfsinn und Trübsinn.“

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Frankensteins Monster

Es war das Jahr 1896. Der kleine William Henry Pratt spielte im Schultheater den Dämonenkönig in Cinderella. Und sagte lange Zeit später: „Das war der Beginn eines langen und glücklichen Lebens als Monster.“

Aus William wurde der Schauspieler Boris Karloff, den Hollywood als „Boris the Uncanny“ auf das Podest der Einzigartigen, der Unvergesslichen stellte. Es war und blieb die Rolle seines Lebens: Frankensteins Monster, 1931 auf die Leinwand gebracht, erschaffen 1818 von der blutjungen Schriftstellerin Mary Shelley.

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Roanoke: Blutmond über der „Lost Colony“

Es war eine Insel namens Roanoke, die zum Flüsterort wurde. Zu einer von jenen geheimnisvollen Stätten, die wir lieben, ohne jemals dort gewesen zu sein. Roanoke könnte auch in Atlantis oder auf der Venus liegen, wir kämen damit klar, dass die Reise lang, vielleicht unmöglich sein könnte. Vorstellbar ist sie, das genügt. Was einen dort erwarten würde, wäre bizarre Bilder wert. Vielleicht höllische. Vielleicht würden die Farben auch ernüchtern. Allemal, der Kopf will Mystik. Er bekommt sie. Der Flüsterort hat mit dem unheimlichen Verschwinden von Menschen zu tun.

Roanoke ist die legendäre „Lost Colony“, 1585 von den Engländern im Namen der Krone gegründet, kurz darauf aufgrund von blutigen Fehden mit den aufgebrachten Indianern, – die sahen die Fremden auf ihrem Land nichts Gutes verheißen – , wieder aufgelöst und 1587 erneut besiedelt in primär nicht mehr militärischer, sondern ziviler, ergo eher friedlicher Absicht. So steht es denn geschrieben.

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Hol‘ Euch allesamt der Teufel!

Gott hat die Schlange verflucht, Noah den Enkelsohn, die böse Fee das Dornröschen. Und mit Flüchen erstmal vernünftig klar kommen müssen Christine Brown im Horror-Thriller Drag me to hell und Billy Halleck in Thinner (Stephen King). Desweiteren zahlreiche unbekannte Verdammte, die in speziellen Internet-Foren Stein auf Bein und Spucke neben der Katze schwören, schon einmal verflucht worden zu sein. Oder eine gewisse Person zu kennen, die jemand kennt, der gehört hat, was beim Leben der irgendwann untergetauchten Urmutter und des verfressenen Gatten wahr ist: Dass was dran ist am Verfluchen. Dreimal auf Holz geklopft und Maria geküsst, bevor der Teufel kommt und alle holt.

Fluche einem Nachbarn, und du gräbst zwei Gräber. (Japan)

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Psycho: Wie, wer, was, warum?

Alfred Hitchcock hat gemacht, was war und Psycho ist. Da nickt und schwärmt und schaudert sich gern zum wievielten ungezählten Mal der Cineast.

Robert Bloch ebenfalls. Auch (ein) Psycho. Ein literarischer.

Der Mitte der 1950er in vertraut dunklen Leserkreisen schon populäre Bloch (heute berühmt als einer der Besten) war es, der zuerst nach dem Schlachtermesser griff. Nur auf dem Papier, er war ja prinzipiell normal soweit. Das war recht bald, nachdem Ed Gein aus Plainfield in Wisconsin als (echter!) Serienmörder mit dem etwas anderen Faible für die Anatomie Ruhm der ganz besonders scheußlichen Art zuteil wurde. Gein grinste ständig, hockte auf einem mit Fleisch gepolstertem Stuhl und löffelte seine Suppe aus der oberen Hälfte eines Schädels. Ansonsten war er von unauffälligem Gemüt, ein etwas einfältiger Junggeselle von 51 Jahren, der allein auf einer abgelegen Farm lebte, wo er sich seine stumme Gesellschaft aus menschlicher Haut bastelte. Weiblicher.

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