Eva García Sáenz de Urturi entführt uns mit „Das Schweigen des Todes“ in die mystische Atmosphäre der baskischen Stadt Vitoria und in einen komplexen, vielschichtigen Kriminalfall, der Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwebt.
Ein Serienmörder kehrt zurück
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Vor zwanzig Jahren erschütterte eine grausame Mordserie die sonst so beschauliche Stadt Vitoria. Der brillante Archäologe Tasio Ortiz de Zárate wurde als Hauptverdächtiger verurteilt und sitzt seitdem hinter Gittern. Doch kurz vor seinem ersten Hafturlaub geschieht das Unfassbare: Die Morde gehen weiter. In der alten Kathedrale von Vitoria wird ein junges Paar tot aufgefunden, nackt und mit mysteriösen Bienenstichen in Mund und Rachen. Kurz darauf geschieht ein weiterer Doppelmord in einem mittelalterlichen Gebäude der Stadt.
Der Ermittler: Ein Getriebener auf der Jagd
Inspektor Unai López de Ayala, besser bekannt als „Krake“, ist Experte für Täterprofile und besessen von seiner Arbeit. Für ihn ist dieser Fall nicht nur eine berufliche Herausforderung, sondern auch eine persönliche Obsession, denn eine Tragödie aus seiner Vergangenheit lässt ihn nicht los. Gemeinsam mit seiner Kollegin Estíbaliz Ruiz de Gauna macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit. Doch ihre unorthodoxen Methoden stoßen bei ihrer Vorgesetzten Alba Díaz de Salvatierra, die gerade nach Vitoria versetzt wurde, auf Skepsis. Während die Zeit gegen sie arbeitet, wächst die Bedrohung: Wer wird das nächste Opfer sein?
Ein Geflecht aus Vergangenheit und Gegenwart
Der Roman entfaltet seine Handlung auf mehreren Zeitebenen. Die Geschehnisse in der Gegenwart, die im Juli 2016 beginnen, sind eng mit den Verbrechen von vor zwanzig Jahren verknüpft. Rückblenden liefern entscheidende Hinweise und führen tief in die Vergangenheit der Ermittler und Verdächtigen. Diese Struktur macht den Thriller nicht nur spannend, sondern auch vielschichtig und tiefgründig.
Authentische Charaktere mit Ecken und Kanten
Eine besondere Stärke des Romans sind seine Figuren. Sie sind weder perfekte Helden noch Klischeefiguren, sondern Menschen mit Stärken, Schwächen und persönlichen Konflikten. Unais Großvater, der ihn und seinen Bruder großgezogen hat, ist eine der herausragenden Figuren: ein pragmatischer, willensstarker Mann, der trotz seines Alters eine große Präsenz ausstrahlt. Auch die Beziehungen zwischen den Ermittlern, ihre familiären Hintergründe und persönlichen Herausforderungen sorgen für eine erzählerische Tiefe, die weit über einen klassischen Krimi hinausgeht.
Vitoria als lebendiger Schauplatz
Eva García Sáenz de Urturi macht die Stadt Vitoria zum Protagonisten der Geschichte. Ihre detaillierten Beschreibungen der historischen Gebäude, der engen Gassen und der kulturellen Besonderheiten der Region lassen die Handlung atmosphärisch lebendig werden. Auch wer die Stadt noch nie besucht hat, wird Lust bekommen, sich selbst auf die Spuren zu begeben.
Komplex, aber leicht zugänglich
Obwohl die Geschichte mehrere Zeitebenen und Handlungsstränge umfasst, bleibt sie stets gut nachvollziehbar. Die Rückblenden sind geschickt platziert und enthüllen nach und nach die Zusammenhänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Neben der zentralen Mordermittlung gibt es auch eine subtile romantische Handlung, die sich harmonisch in das Geschehen einfügt, ohne die Spannung zu mindern.
„Die Stille des Todes“ ist ein intelligenter, atmosphärischer Thriller, der mit seiner Mischung aus archäologischen, historischen und psychologischen Elementen überzeugt. Die vielschichtige Handlung, die authentischen Charaktere und die kunstvolle Einbettung in die baskische Kultur machen ihn zu einem besonderen Leseerlebnis. Obwohl es sich um den ersten Band einer Trilogie handelt, kann er problemlos für sich allein stehen. Wer jedoch einmal in diese Welt eingetaucht ist, wird unweigerlich auch die Fortsetzungen lesen wollen. Eine klare Empfehlung für alle, die anspruchsvolle Kriminalliteratur bevorzugen!
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