Brouillon

Abweichungen

Warum weicht meine Arbeit so sehr von dem ab, was ich lese? Es ist eine einfach zu beantwortende Frage: Ich benutze Sprache als ein Instrument der Wahrnehmung und der Magie. Diese Zeiten sind für den Mainstream aber längst passè. Wenn ich lese, interessieren mich andere Dinge, zum Beispiel, wie mein Unterbewusstsein auf die dargebotene Erzählung reagiert und was sich daraus ableiten lässt. Literatur ist eine völlig persönliche Entscheidung (oder eine völlig individuelle Suche), weshalb auch kein Zweiter jemals die gleichen Bücher lesen wird. Eine Bibliothek ist wie ein Abdruck des eigenen Geistes in der Matrize des Universums. Manches gleicht ihm, manches kommt ihm nahe, aber nichts wird ihm ganz entsprechen können.

Bis auf wenige Ausnahmen interessiere ich mich nicht für moderne Bücher; die Ausnahme sind eben jene, die zurückgreifen und die Erzählung dort ansiedeln, wo es noch Zeit gab, also vor dem Jahr 2000. Nun, das (angebliche) Fließen der Zeit ist nicht der Punkt, sondern die Substanz der Jahrzehnte.

Im Sinne von Brian Greene wird das so ausgedrückt:

„Wenn ich meine Teekanne bewege, ist dieses Gefühl absolut real. Aber das ist auch alles, was es ist. Es ist eine Empfindung.“

Brouillon

Verdrehte Nacht

Heute Nacht schlief ich zum Beispiel erst ein, als ich bereits wieder aufstehen wollte, gegen vier Uhr. Das sind ziemlich extreme Verlagerungen, und dementsprechend bin ich heute auf den Beinen. Aber die Sonne scheint gerade zum ersten Mal auf diese Weise durch die Fenster und kündigen den baldigen Frühling an. Zumindest ist das der Plan.

Verblüfft bin ich gegenwärtig von der baskischen Schriftstellerin Eva García Sáenz, deren „Stille des Todes“ von 2016 ich gerade lese, aber dazu werde ich gesondert noch kommen.

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Brouillon

Neuer Aktionismus

Now spinning: Herbie Hancock / Inventions & Dimensions. Zwar habe ich das Vinyl, aber die CD im nachhinein in einer Box noch einmal nachgekauft. Man kommt so wenig zum Plattendrehen.

Mein Aktionismus, täglich um 4 Uhr von der Matratze zu springen wurde auch heute wieder um zwei Stunden verlängert. Es scheint mir nur jeden zweiten Tag zu gelingen. Indes halte ich all meine Tätigkeiten mittlerweile für absurd. Aber mein Wesen ist natürlich auch völlig zerfetzt und verteilt über andere Seiten und Podcasts. Überall tauchen die gleichen Unzulänglichkeiten auf: das zersplittern in Themenfragmente, die ich nicht zusammenbekommen kann (oder will). Die Veranda war einst ein Hort, an dem sich alles fügte, aber mit der Zeit wurde die Themenpalette zu einem unkontrollierbaren Monster. Trotzdem bin ich versucht, das Ur wieder zu erreichen, aus dem dann folglich alles entspringt (oder wieder zurückkehrt). Da ich niemand bin, der mit seinen Inhalten Massen begeistert (dieser Kelch ist an mir vorübergezogen), dürfte es mir an und für sich (als Kind verstand ich immer „an und Pfirsich“, sobald meine Großmama diese Trope bemühte) egal sein, und ich bin bis heute nicht dahintergestiegen, warum es mir im Innern dann doch zu widerstreben scheint.

In den letzten Jahren habe ich mich (abgesehen von einigen Erzählungen für Magazine oder Bücher) mehr und mehr dem Essai verpflichtet gefühlt als meiner originären Arbeit, die gegenwärtig für mich abgeschlossen scheint. Es entstand vor in paar Tagen noch das „Tollhaus“, aber auch das war eher der Versuch, die Ebene hinter einem Essai zu erfassen und sie mit meiner Stilistik zu verknüpfen, als ein persönliches Werk der Wahrnehmung. Das ist vielleicht das, worauf ich mein Augenmerk künftig richten sollte: von Innen nach außen zu gelangen. Und das Journaling wieder aufzunehmen.

Kluge Hausfrau

Der Gesundheit zuliebe

Geschrieben von Renate Ginderklops

Der Gesundheit zuliebe habe ich alle Konserven runter zum Fluss gebracht. Ich hab sie da natürlich nicht reingeworfen, sondern am Ufer vergraben, vorher aber überall ein Loch reingemacht, damit das Ungeziefer besser ran kann. Die können ja scheinbar gut mit Giften, sonst würden sie ja viel öfter auch auf unseren Krankenstationen landen. Tun sie aber nicht. Ich weiß, das ist eine fürchterliche Beweiskette, aber ich hab ja auch nur eine einfache Schule besucht, und vom Maschen aufnehmen und fallen lassen versteht man keine höhere Mathematik.

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Bouquinist

Rebecca / Daphne DuMaurier

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Brouillon

Kein Jammer

In den letzten Monaten waren hier viele Anomalien am Nachthimmel zu beobachten gewesen. Seltsam scheint es mir, dass dieses weltweite Phänomen hierzulande nicht wahrgenommen wurde; wobei: was man nicht wahrnimmt, darüber kann man schwerlich sprechen. Gerade die Deutschen sind ein sehr dummes Volk. Das Mond tat ebenfalls, was er wollte, obwohl das nicht stimmen kann, weil sonst alle Wasser aus der Büchse geschwemmt wären, unser eigenes hätte uns wohl das Gehirn zertrümmert. Kein Jammer.

Hundertprosa

Tempus fugit

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Poeme

Worauf du achten wirst

I,

Wenn wir wirklich sehr vorsichtig sind mit
Der Wahrheit, dürfen wir unsere Laster behalten,
Zumindest behaupten das die alten Bücher,

Die hinter der Kommode in der Küche
Deiner Mutter sitzen, ihre Flügel strecken, flattern.
Aufmerksam wurde ich durch ein knarzendes

Dielenbrett. Worauf spielt es an? Im
Universum geht Energie nur dann verloren,
Wenn wir nicht mehr sind.

II,

Der gespannte Gummi wäre lieber die Saite
Einer Konzertguitarre, erträgt das Spiel
Der hüpfenden Beine jedoch klaglos, denn

In der Vergangenheit gab es einige Vorkommnisse,
Von denen die Mädchen wussten. Wer in einem
Solchen Ausmaß Bescheid weiß, ist längst

Kein Gegner mehr, sondern jemand, der
Die weite Reise tun muss, und ahnt,
Dass er selbst viele künstliche Stoffe enthält.

III,

Ich springe nicht gern in dieses Wasser hinein,
Das vor Entengrütze steht; verloren
Geglaubt das Schmuckstück, eine Vermutung nur.

Könnte man hineinsehen, hätte man
Überhaupt Augen, um Vergessenes zu betrachten,
Stünde ich nicht hier im Regen, um darauf

Zu warten, bis das Geschmeide mir
Auf den Kopf fällt. Jetzt reichst du mir
Meine Badehose und sagst, es wäre besser so.

Poeme

Wer sagt nun seinen Namen?

: und dann pfählen wir
die Nacht vielleicht
ihren Schmetterling. Lass

es fahren, wir wissen es doch
ohnehin niemals genau! Kannst
du dich erinnern?

Das Feuer sang, es sang
atonale Giguen
auf dem Rücken des Holzes,
die Glut eine Stadt im Fluge. Je

mand spielte die Grasflöte memorierend, tat
Klänge hinein, einer Flüssigkeit entnommen,
die durch Dachleisten nieselt. Sonderbare

Keimlinge, nabelfrei, trugen
Schlachtplatten durch ein
Gewirr tiefer Stimmen, lose,
majestätisch, kühn. Ach,

der Luftzug einer Seele, ein
fünfter Wind im Würfel einer Kluft. Die
Augenzahl wie die Tage unbekannt.