Anmerkung des Übersetzers: Fungi from Yuggoth besteht aus 36 Sonetten, die Lovecraft zwischen dem 27. Dezember 1929 und dem 4. Januar 1930 verfasste. Ausgewählte Sonette wurden im Weird Tales Magazine veröffentlicht. Erstmals komplett erschien der Zyklus in Lovecrafts Sammlung “Beyond the Wall of Sleep”, die von August Darleth 1943 herausgegeben wurde, sowie 2001 in “The Ancient Track: The Complete Poetical Works of H. P. Lovecraft”. Die erste Publikation, die den Zyklus in der richtigen Reihenfolge brachte, war “Fungi From Yuggoth & Other Poems”. Herausgegeben von Random House 1971. Lovecraft wählte für seinen Zyklus eine Mischform aus Sonetten-Stilen. Bei genauerem Hinsehen ist es schwierig, wirklich von Sonetten zu sprechen. Als Übersetzer habe ich mich dafür entschieden, auf die Endreime zu verzichten, um die von Lovecraft intendierte Erzählform beibehalten zu können. Wie immer bei Gedichten kann es sich nur um eine Nachdichtung handeln.
Anmerkung des Übersetzers: Fungi from Yuggoth besteht aus 36 Sonetten, die Lovecraft zwischen dem 27. Dezember 1929 und dem 4. Januar 1930 verfasste. Ausgewählte Sonette wurden im Weird Tales Magazine veröffentlicht. Erstmals komplett erschien der Zyklus in Lovecrafts Sammlung “Beyond the Wall of Sleep”, die von August Darleth 1943 herausgegeben wurde, sowie 2001 in “The Ancient Track: The Complete Poetical Works of H. P. Lovecraft”. Die erste Publikation, die den Zyklus in der richtigen Reihenfolge brachte, war “Fungi From Yuggoth & Other Poems”. Herausgegeben von Random House 1971. Lovecraft wählte für seinen Zyklus eine Mischform aus Sonetten-Stilen. Bei genauerem Hinsehen ist es schwierig, wirklich von Sonetten zu sprechen. Als Übersetzer habe ich mich dafür entschieden, auf die Endreime zu verzichten, um die von Lovecraft intendierte Erzählform beibehalten zu können. Wie immer bei Gedichten kann es sich nur um eine Nachdichtung handeln.
Drohend hing der große Hügel über der alten Stadt, Ein Abgrund, der sich über das Ende der Hauptstraße bog; Grün, hoch, und bewaldet blickte er düster auf den Kirchturm hinab, der an der Straßenkreuzung stand. Seit zweihundert Jahren hörte man nur Geflüster über das, Was einst auf dem menschgemiedenen Hang geschehen – Geschichten über auf grausame Weise verstümmelte Tiere, Einen Hirsch oder einen Vogel, oder über verschwundene Burschen, Deren Familien längst die Hoffnung aufgegeben hatten.
Eines Tages fand der Postbote das Dorf an dieser Stelle nicht mehr, Noch wurden die Bewohner oder Häuser jemals wiedergesehen; Leute kamen aus Aylesbury, um zu gaffen – doch sie sagten, Dass der Briefträger verrückt geworden sein müsse, wenn er behauptete, Die gefräßigen Augen des Hügels und seinen weit aufgerissenen Kiefer gesehen zu haben.
Wir müssen leider schon wieder darüber reden, wie die deutsche Übersetzung respektlos alles aus diesem beliebten Teil der drei Fragezeichen eliminiert hat, was den Roman eigentlich auszeichnet. Das war bereits bei Die silberne Spinne ein Skandal, den man aber hierzulande längst geschluckt hat, weil man sich an die hiesige Ignoranz und Respektlosigkeit gegenüber Originalwerken so dermaßen gewöhnt hat, dass sie den Leuten egal geworden ist. Hinzu kommt (wie so meist) die eigentlich grottenschlechte Übersetzung all dieser Bände. Aber kommen wir zu dem, was wir vorliegen haben.
Die Geschichte von einem Geisterhund
»Es war ein gewaltiger, halbverhungerter Hund, der Wolfsblut in sich haben mochte. Die Hundemeute des Adligen wurde bis auf das letzte Tier getötet, aber in dunklen Nächten strich ein hageres Untier durch die Straßen, winselnd und jaulend, und die Rippen stachen ihm unter dem Fell hervor. Die Leute hatten entsetzliche Angst. Manche stellten der Bestie Futter hin, aber sie konnte oder wollte nicht fressen. Wenn also dieser Hundedämon wirklich jener Edelmann war, dann war sein Fluch wahr geworden. Er suchte das Dorf heim. Allerdings waltete darin eine fürchterliche Gerechtigkeit, denn er war immer ausgehungert, wie es auch seine eigenen Hunde zuvor gewesen waren. Nach und nach zogen die Leute aus dem Dorf weg. Wenn der Hund noch dort spukt, dann in verlassenen Ruinen.«
Im Original
In der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr werden die Jungs von dem älteren Kunstliebhaber Fenton Prentice angeheuert, der glaubt, von einem Schatten heimgesucht zu werden, der in seiner Wohnung erscheint. Als Jupiter denselben Schatten sieht, den er zunächst für Pete gehalten hatte, stellt sich heraus, dass Mr. Prentice tatsächlich ein Problem hat, das sich noch verschlimmert, als herauskommt, dass seine Statue des Karpatenhundes gestohlen wurde. Bald werden die Jungen in die Jagd nach einem Einbrecher verwickelt und müssen herausfinden, was hinter einer Vergiftung, einer Brandbombe, einer Explosion und einer Geistererscheinung in der örtlichen Kirche steckt, während die Suche nach dem unsichtbaren Hund immer schwieriger wird.
Anmerkung: In der verunstalteten deutschen Fassung wird der Kunstsammler Fenton Prentice von mysteriösen Lichtblitzen in seiner Höhle heimgesucht (im Gegensatz zu einer schattenhaften Präsenz).
Dies ist der fünfte Band der M. V. Carey-Reihe, die seit langem zu den Lieblingsbüchern vieler Leser gehört. Die drei Detektive sollen den Schatten untersuchen, aber das eigentliche Rätsel beginnt, als sie am Tatort am Paseo Place eintreffen und in das Haus des verstorbenen Edward Niedland einbrechen. Er hatte für Prentice eine einzigartige Kristallskulptur geschaffen, den Karpatenhund, “eine wunderbare Skulptur. Die Augen des Tieres waren mit Gold umrandet, und auf den Lefzen war goldener Schaum aufgetragen”, und nun wird Lösegeld für ihn gefordert. Gleichzeitig ereignen sich in der Umgebung des Wohnkomplexes viele scheinbar voneinander unabhängige Vorfälle – in die Kirche nebenan wird eingebrochen, ein Nachbar wird vergiftet und kommt ins Krankenhaus, ein anderer ist in seiner Wohnung, als ein Feuer ausbricht, das ihn ins Krankenhaus bringt, und das Auto der Hausmeisterin explodiert, als sie auf dem Weg zum Markt ist (nach dem Bombenanschlag bemerkt ein Polizist: “In diesen Tagen geht es hier wirklich nicht mit rechten Dingen zu.“).
Es gibt einige großartige Szenen – die Begegnung in der Kirche, die Vergiftung von Gwen Chalmers, die Überwachungskameras, die Sache mit Mrs. Boggles Auto, das Feuer bei John Murphy, Justus im Pool -, während die erste Szene, in der der Einbrecher durch den Paseo Place flieht und von der Polizei verfolgt wird, und dann die Menschenmenge, die sich in der Kirche versammelt, um zu sehen, was vor sich geht, den Ton perfekt trifft. Die Charaktere sind durchweg gut ausgearbeitet – von den bereits erwähnten über Sonny Elmquist (der der Schatten zu sein scheint), Alex Hassell und seine Katzen, Pater McGovern, Earl, den Hausmeister, und Mrs. O’Reilly in der Kirche bis hin zu einem netten Cameo-Auftritt von Dr. Barrister (der erstmals in Die singende Schlange auftauchte und einen Cameo-Auftritt in Der Zauberspiegel hatte).
Das Buch ist trotz der deutschen Pfuscherei spannend und temporeich und zeigt ein ausgezeichnetes Gespür für den Schauplatz – 402 Paseo Place, abseits des Wilshire Boulevards – mit dem Apartmentkomplex, der mit seinem gepflasterten Innenhof, dem Swimmingpool, der Treppe und der Hintergasse lebendig ist, während das nahe gelegene Pfarrhaus und die Kirche von St. Jude eine weitere Inspiration darstellen. Jude’s Pfarrhaus und Kirche sind eine andere inspirierte Schöpfung, obwohl das Hauptquartier glücklicherweise doch noch erwähnt wird – Just hat dort ein “magisches Pulver” (eigentlich eine “magische Salbe”) hergestellt. Der Ton des Buches wird durch die wunderbare Atmosphäre unterstützt – es ist Vorweihnachtszeit und es ist kalt – und ein großer Teil der Handlung spielt nach Einbruch der Dunkelheit, und es gibt einige nette Momente, z.B. wenn Just in Prentices Wohnung ermittelt:
Bei zurückgezogenen Vorhängen konnte Justus die Kirche nebenan sehen. Die Orgel dröhnte jetzt nicht mehr, und auf der Straße hörte man Kinderstimmen; offenbar war die Singstunde des Chors zu Ende.
Noch besser ist, dass hier tatsächlich übernatürliche Elemente auftauchen – ein außerkörperlicher Wanderer und der Phantompriester. Diese werden als “einfach so” dargestellt, ohne dass versucht wird zu erklären, ob sie real sind oder nicht. Das ist dem deutschen Geiste ein Gräuel, also weg damit!
Die Jungs spielen gut zusammen, der Krimi ist solide, die Handlung baut sich gut auf und man spürt förmlich, dass ein frischer Dezember in der Luft liegt. Das Buch macht von Anfang bis Ende Spaß. Es ist eine hervorragende Lektüre mit gut entwickelten Charakteren, einem lebendig gestalteten Schauplatz, einer gut umgesetzten Atmosphäre und einem hohen Tempo, wenn nur … aber lassen wir das.
Wir haben also einerseits B-Ware, andererseits dennoch ein Buch, das zu den Höhepunkten der Serie gelegt werden kann. Wer nicht in Englisch liest, muss sich eben immer mit Zweitrangigkeit auseinandersetzen.
Im Stollen, der unter den Stadtmauern von Combat ins Zentrum führt, macht Tantor, der Zwerg, eine Paste zurecht, die sie alle vor der Gluthitze schützen soll, zumindest teilweise, denn die Wirkung ist nur von kurzer Dauer, muss ihnen aber genügen. Also reibt sich das jeder (inklusive der drei Sumpfmänner) auf Haut und Haar, nichts darf vergessen werden. Tantor verkündet, dass er zurückbleiben wird, um auf die Pferde achtzugeben. Tja, und damit wären wir bereit, diese brennende Hölle zu betreten. Wir wissen nicht auch nur ansatzweise, was außer den Flammen dort lauern mag, aber wir werden es bald herausfinden.
In diesem Kapitel blicken wir jedoch noch einmal in die Vergangenheit, wo das Undenkbare geschehen ist: die Satai wurden bei einem Stadionkampf besiegt, scheinbar von zwei halbwüchsigen Kohonern, für die sich Cubic, der Lastar und damit Ausrichter des Kampfes vorher noch entschuldigt. Er hätte überall gesucht, aber es gäbe keine Kämpfer mehr, die einem Satai würdig wären. Auch hier sehen wir noch, dass jeder davon ausgeht, dass es gar keine Frage ist, wer diesen Kampf eigentlich gewinnen sollte.
Erinnert sich noch jemand an die Höhle, die unsere Heldengruppe auf dem Weg nach Combat durchlaufen musste? Da wurde eine tödliche Gefahr erwähnt, die sich dann als unbegründet herausgestellt hat, schließlich war das die Höhle einer Schneespinne, einem mächtigen Wesen, das seine Behausung im Grunde nie verlässt. Es gibt nur noch wenige von ihnen, denn sie mögen zwar groß und gefährlich sein, sind aber nachtaktiv und schlafen bei Tage, was heißt, dass man sei dann leicht töten kann. Skar und seine Gruppe begegnen ihr nicht und sind sichtlich froh darüber. Wahrscheinlich gibt es sie gar nicht mehr. Doch Hohlbein wendet hier technisch gesehen einen interessanten Stil an, indem er nämlich eine große Gefahr heraufbeschwört, sie sich dann als unbegründet erweist – nur um dann, wenn sich die Gemüter der Leser beruhig haben, die Schlinge noch heftiger anzuziehen.
Bevor die Gruppe die Brennende Stadt betritt und zur letzten Rast anhält, erblicken sie den toten, zerfetzten Körper der Spinne. Etwas noch weitaus mächtigeres muss sich die Spinne als Beute genommen haben. Ihr Blut ist noch warm, es kann also noch nicht lange her sein Was um alles in der Welt kann das gewesen sein? Ein Staubdrache, wie wir erfahren, ist ihnen auf der Spur und er wird auf den Fersen sein, bis er sie hat. Sie können also vom Glück sagen, dass ihm die Spinne vorerst genügt hat. Staubdrachen waren Legenden – übermächtige, uralte Bestien, von denen man sagte, sie hätten eine Spur aus Feuer und Tod hinterlassen.
Durch das Lesen von Comics wurde mir in den letzten Nächten meine Nähe zu den DMT-Realms offenbar, die nicht nur mit manchen meiner Arbeiten verknüpft sind, sondern auch mit Szenen aus meiner – linear gesprochen – Vergangenheit.
In einer Studie des Imperial College London zeigten detaillierte bildgebende Daten der Gehirne von 20 gesunden Freiwilligen, wie die starke psychedelische Verbindung DMT (Dimethyltryptamin) die Gehirnfunktion verändert. Während der Immersionserfahrung mit DMT kam es zu einer erhöhten Konnektivität im gesamten Gehirn, mit mehr Kommunikation zwischen verschiedenen Bereichen und Systemen. Die Veränderungen der Hirnaktivität waren in Bereichen, die mit “höheren” Funktionen wie der Vorstellungskraft in Verbindung stehen, am auffälligsten.
Mit DMT selbst hatte ich noch keinen Kontakt. Am stärksten ist dieses Psychedelikum in Ayahuasca enthalten, dem psychedelischen Gebräu, das aus Reben und Blättern zubereitet und bei Zeremonien in Süd- und Mittelamerika verwendet wird. Da ich in Mexiko auf völlig anderen Pfaden unterwegs war und mich eher für das Hippie-Hasch-Brauchtum interessierte, entging mir diese Möglichkeit aufgrund meines unzureichenden Wissens. Allerdings kommen Spuren davon auch im menschlichen Körper vor, so dass es theoretisch nur einer Aktivierung bedarf.
Im Gegensatz zu anderen klassischen Psychedelika wie LSD oder Psilocybin sind die Wirkungen von DMT auf das Gehirn relativ kurz und dauern eher einige Minuten als Stunden. DMT kann intensive und eindringliche veränderte Bewusstseinszustände hervorrufen, die durch lebhafte und bizarre Visionen den Besuch anderer Dimensionen zulassen und und sogar Ähnlichkeiten mit Nahtoderfahrungen haben. Es ist jedoch unklar, wie genau die Substanz die Gehirnfunktion verändert, um solche Wirkungen hervorzurufen.
Mir fiel nach meinem heutigen Erwachen auf, dass mir diese DMT-Realms schon länger bekannt sind, ohne dass mir das bewusst war. Ich erwähnte anfangs das Comic-Lesen, das ungewöhnliche Verknüpfungen im Gehirn zulässt, gepaart mit meinem Außenseiter-Bewusstsein, das ich mein Leben lang pflegte. Doch diesen Zuständen muss ich noch weiter nachforschen.
Die Brücke im Nebel ist einer der Romane, in denen Léo Malet als sein Alter Ego Nestor Burma am meisten von sich selbst und seiner Jugend verarbeitete. Von seinen Erinnerungen an anarchistische Milieus getrieben, begibt sich der Detektiv zusammen mit einer jungen, schönen Zigeunerin auf die Suche nach dem Mörder eines seit langem bekannten Trödlers. Es handelt sich um einen der düstersten Romane Malets, in dem die Nostalgie nie zu kurz kommt.
Den Schauplatz an der Tolbiac-Brücke wiederzufinden, ist angesichts der Veränderungen, die das dreizehnte Arrondissement seit dem Bau der Bibliothèque François Mitterrand in den 1990er Jahren erfahren hat, eine Herausforderung. Es ist quasi ein neues Viertel am Ufer der Seine, das heute Universitäten, Wohnungen und Geschäfte beherbergt.
Der Roman beginnt 1956 am Gare d’Austerlitz, wo Burma in einem Waggon der Metrolinie 5 sitzt, der unter einem Glasdach fährt, das von einer Eiffel’schen Stahlkonstruktion getragen wird. Der Detektiv fährt mehrmals mit dieser Linie, die sich über die Seine erhebt und dann eine lange Kurve macht, als würde die Metro absichtlich langsamer fahren, damit man die roten Backsteine des gerichtsmedizinischen Instituts besser bewundern kann. Das Krankenhaus Salpêtrière, das er später aufsuchen wird, um die Leiche seines ehemaligen anarchistischen Gefährten Abel Benoit zu identifizieren, ist nicht weit entfernt.
Nachdem Burma die Treppe zwischen der Rue du Chevaleret und der Rue de Tolbiac genommen hat, trifft er auf einen der Orte seiner Jugend, das 1932 von Le Corbusier erbaute Heim der Heilsarmee in der Rue Cantagrel, das Anfang 2016 nach einer Renovierung wiedereröffnet wurde. Am Ende der Rue du Loiret ist der Bahnhof Petite Ceinture in einem traurigen Zustand und die Rue Watt, die unter den Eisenbahngleisen hindurch zum ehemaligen Bahnsteig des Bahnhofs (heute Quai Panhard et Levassor) führt, ist nur noch ein anonymer Tunnel, seit Bürogebäude und Stadtentwicklungen die volkstümliche Wohnkultur verdrängt haben.
In der Geschichte kreuzen sich mehrere Handlungsstränge: die Ermittlungen von Inspektor Balin, die 1936 beginnen und 1955 mit seiner Ermordung enden; die Ereignisse, die mit dem Leben von Burma und anderen Protagonisten der Erzählung im “veganen Heim” im Jahr 1927 zusammenhängen; und die laufenden Ermittlungen (1955). Die einzige Verbindung besteht darin, dass sich alles im gleichen Arrondissement abspielt. Es geht also um die Einheit des Ortes. Und dieses Arrondissement gefällt dem Detektiv, der nach dreißig Jahren seine Vergangenheit wieder aufleben sieht, nicht besonders. Zu sehr riecht es nach Elend, Scheiße und Unglück. Malet gibt sich große Mühe, die Schauplätze seiner Erzählung genau zu lokalisieren (er selbst wohnte Mitte der 1920er Jahre in der Rue de Tolbiac 182). Wahrscheinlich will er damit zum Ausdruck bringen, dass es einen Determinismus der Orte gibt und dass es unter diesen Bedingungen schwierig ist, seinem Schicksal zu entkommen…
Die Brücke im Nebel wurde 1981 in der Zeitschrift A suivre veröffentlicht und ist Tardis erste Adaption eines Kriminalromans aus der Reihe Les Nouveaux Mystères de Paris von Léo Malet. Der Zeichner nutzt die Gelegenheit, um Paris in alle Richtungen zu durchstreifen, bevor er die urbane Atmosphäre der Hauptstadt in der Nachkriegszeit gekonnt einfängt. Glänzendes Kopfsteinpflaster, der Geruch von nassem Makadam, Metallarchitekturen: Tardis Grafik, in Schwarz-Weiß gehalten und mit grauen Flächen akzentuiert, ist unübertroffen, wenn es darum geht, die Atmosphäre der Stadt ins Bild zu setzen. Ein düsterer, faszinierender und schicksalhafter Krimi.
Seine Geistergeschichten veränderten das Genre wie ein galvanischer Schock. In seinem Universum – das ihn als erstklassigen Autor von Geistergeschichten berühmt gemacht hat – gibt es keine klaren Grenzen zwischen Gut und Böse, sondern einen Ort, in dem beide ineinander übergehen und sich vermischen, sich überschneiden und sich gegenseitig beeinflussen. Montague Rhodes James war zutiefst besorgt über die menschliche Korruption – sowohl in der Gesellschaft im Allgemeinen als auch in der Seele des Einzelnen – und dies kommt in seinen besten Geschichten auf erschreckende Weise zum Ausdruck. Die Besessenheit treibt seine Opfer dazu, sich von der Gesellschaft der Menschen zu entfernen und sich einem untoten, antiken Relikt oder Wissen zuzuwenden – einem Artefakt, das an einem windgepeitschten Strand gefunden wurde, einem Schatz, der in einem Klosterbrunnen versteckt ist, einem Buch mit einem geheimen Code, einem überwucherten Heckenlabyrinth mit einer düsteren Vergangenheit oder sogar einem gotischen Puppenhaus.
James McBryde
Doch irgendetwas steht der Freude am Fund im Wege: eine Chiffre, die gelöst werden muss, ein historischer Zusammenhang, der erforscht werden muss, oder ein intellektuelles Rätsel, das gemeistert werden muss. Das Schicksal sträubt sich oder – schlimmer noch – macht dem Suchenden den Weg frei, bis er das Rätsel entschlüsselt hat und dabei etwas Unangenehmes über sich selbst und das Universum um ihn herum erfährt. Anstatt ihnen innere Befriedigung zu verschaffen, enden diese mystischen Reisen in seltsamer und unerwünschter Gesellschaft: Ein haariger, spinnenartiger Dämon, ein schleimiger, tentakeliger Elementarier oder ein hagerer, mumifizierter Wiedergänger steht nun mit offenen Armen vor ihnen und eilt herbei, um diesen neuen Verwandten in eine Bruderschaft des Todes einzuweihen. Bis heute gilt M. R. James als der unbestrittene Meister der modernen Geistergeschichte.
Keine der Geschichten von M. R. James hat die Spannkraft oder Popularität von “Pfeife und ich komm zu dir (“Oh, Whistle and I’ll Come to You, My Lad”) erreicht. Sie steht bei Umfragen unter seinen Lesern fast immer an erster Stelle, hat bei weitem den größten Bekanntheitsgrad und gilt allgemein als sein Hauptwerk. In gewisser Hinsicht ist dies merkwürdig. Schon der Titel – der dem gleichnamigen Gedicht von Robert Burns über ein Liebespaar entnommen ist – ist zwar poetisch, aber klobig und lang. Die Erklärung dessen, was in dem surrealen Finale tatsächlich geschehen ist, ist bekanntermaßen schwer zu beschreiben. Dem Schrecken fehlt fast alles, was James’ typisches physisches Grauen ausmacht (es gibt keine schleimigen, tentakeligen Wächter oder mörderische Spinnen). Am Ende befindet sich der Protagonist in Sicherheit, wenn auch ein wenig erschüttert, aber nie in physischer Gefahr – eigentlich ein durchgängiges Merkmal vieler seiner weithin beliebten, aber ausgesprochen mittelmäßigen Geschichten (“Der Kupferstich”, “Das Puppenhaus”, “Der Rosengarten”). Trotz all dieser Beeinträchtigungen hat diese Geschichte die Phantasie von Generationen von Lesern in seinen Bann gezogen und zu seiner Vormachtstellung im Kanon geführt.
James McBryde (1874-1904).
Wir müssen uns also fragen, warum genau eine Geschichte mit so wenig makabren Andeutungen, so vagen Erklärungen und so wenig Gefahr konkurrenzlos an der Spitze steht? Die Antwort findet sich wahrscheinlich in jeder dieser Kriterien: Gerade wegen ihrer Vagheit, ihrer Formlosigkeit und ihrer surrealen, traumähnlichen Qualität zieht sie ihre Leser in ihren Bann. Jeder kann darauf hoffen, Killerspinnen mit einem scharfen, schweren Spaten abzuwehren oder Bibliotheken zu meiden, die von schwarz gekleideten Pfarrern mit grässlichen Schuppen besucht werden, aber was macht man mit einem Ding, das man nicht im Entferntesten verstehen kann – ein Ding, das man nicht einmal klar gesehen hat – und das die privatesten Winkel des eigenen Geistes bewohnt? Das Gespenst von “Oh Whistle” ist nichts weniger als der Verlust der Vernunft und der Schatten des Wahnsinns. Deshalb ist der Protagonist Parkins ein perfekter Kandidat für eine “gute Erschütterung”.
Die Erzählung mag also nicht den direkten Schrecken einiger seiner grausameren Geschichten haben, aber sie ist sicherlich nicht weniger beunruhigend, und ihre Kraft beruht eher auf Terror als auf Horror – auf psychologischer Spannung und Implikationen als auf physischen Monstrositäten und Enthüllungen. Es ist eine Studie über existenzielle Psychologie und vielleicht eine Parabel über intellektuelle Hybris und die verzweifelte Einsamkeit der menschlichen Seele – ob wir es wahrhaben wollen oder nicht. Das mag für Parkins zunächst abwegig erscheinen, denn seine große Sehnsucht scheint nichts Geringeres als die Einsamkeit zu sein: Er reist allein, wohnt allein, erkundet allein. Er lehnt Angebote zur Gesellschaft ab, verschmäht den einzigen Freund, den er in Burnstow findet, und schläft – fast trotzig – allein in einem Zweibettzimmer. Aber die übergreifende Moral der Geschichte erinnert an James’ Verarbeitung von Nietzsches Maxime, sich davor zu hüten, zu lange in den Abgrund zu blicken (denn “der Abgrund blickt in dich zurück”), und enthält die philosophische Warnung, dass es im Allgemeinen besser ist, in Gesellschaft zu sein, denn selbst wenn wir mit uns selbst allein sind, befinden wir uns immer noch in einer bestimmten Art von Gesellschaft, und das unerforschte Selbst ist das gefährlichste Selbst, das man als einen Mitbewohner haben kann.
Elizabeth Hand liebt Spukhäuser, die in ihrem Werk eine wichtige Rolle spielen. Tatsächlich hat das klassische Spukhaus in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt, aber die meisten dieser Geschichten sind nicht besonders gut. Bly Manor, das Overlook Hotel und natürlich Hill House stehen nach wie vor an der Spitze dieses unverzichtbaren Klassikers der Schauerliteratur, und es gibt auch einige kurze Beiträge wie natürlich das Usher House oder das Eel Marsh House, aber es ist kaum zu bezweifeln, dass Shirley Jackson mit „Spuk in Hill House“ die Trophäe gebührt.
Dieses Erbe wird von der Familie Jackson natürlich mit Argusaugen bewacht, und ein Nachfolger für den Klassiker wurde über die Jahre immer wieder diskutiert, kam aber nie zustande. Nun aber hat der Jackson Trust erstmals eine Fortsetzung lizenziert und die Rechte an die mehrfach mit dem Shirley Jackson Award ausgezeichnete Elizabeth Hand vergeben. Das kommt nicht von ungefähr, denn Hand steht seit langem in Kontakt mit Jacksons Agentin Mary Weiss und dem Nachlassverwalter Laurence Jackson. Das Konzept für den Roman entstand in mehreren Zoom-Sessions: Eine kleine Gruppe von Theaterleuten zieht für kurze Zeit ins Hill House, um dort ein Stück einzustudieren.
Es sind ganz andere Charaktere, die in das ikonische Herrenhaus einziehen. Weniger talentierte Autorinnen hätten daraus vielleicht ein Pastiche gemacht, aber hier haben wir einen Elizabeth-Hand-Roman mit einem Shirley-Jackson-Setting. Zumindest was Hill House selbst betrifft. Es ist das gleiche Haus, bis ins kleinste Detail. Jedes Fenster, jede Tür, jeder Raum ist identisch mit dem Original. Das liegt nicht nur daran, dass Hand das Original in- und auswendig kennt, sondern auch daran, dass ihr Scans von Jacksons Zeichnungen und Plänen des Hauses zur Verfügung standen.
Diesmal ist es nicht das wissenschaftliche Interesse am Paranormalen, das die Protagonisten verbindet, sondern ein Theaterstück über einen Hexenprozess, das sie gemeinsam entwickeln. Die Dramatikerin Holly Sherwin kämpft seit Jahren um ihren Durchbruch, aber jetzt, nachdem sie ein Stipendium für die Entwicklung ihres Stücks „The Witch of Edmonton“ erhalten hat, steht sie vielleicht endlich vor dem großen Durchbruch. Alles, was sie braucht, ist Zeit und Raum, um ihre Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Als sie bei einem Wochenendausflug auf Hill House stößt, ist sie sofort von dem verschnörkelten, wenn auch baufälligen gotischen Herrenhaus begeistert.
Zusammen mit ihrer Freundin, der Sängerin und Komponistin Nisa, und einer kleinen Gruppe von Schauspielern, die die Hauptrollen spielen, richtet sie sich in den Mauern von Hill House ein. Während die Spannungen zwischen den Künstlern wachsen und sie immer tiefer in ihre Rollen eintauchen, geschehen auf dem Anwesen seltsame Dinge. Es stellt sich heraus, dass der Ruf von Hill House als Ort des Wahnsinns und der Tragödie gerechtfertigter ist als erwartet… Es ist die Entscheidung, andere Themen und eine andere Richtung des Wahnsinns aufzugreifen, anstatt die bereits im Original perfekt umgesetzten Themen zu wiederholen. Shirley Jacksons Aufenthalt in Hill House war eher introvertiert, geprägt von Melancholie, Besessenheit und Isolation. Elizabeth Hands Wahnsinn ist eher theatralisch, extrovertiert und von Ehrgeiz getrieben. Sie ist sozusagen die Manie zu Jacksons Depression. Durch diesen Kontrast steht die Handlung für sich allein, während Hill House als Katalysator immer noch ihre Verbindung rechtfertigt. Das ist die beste Art, ein Meisterwerk zu würdigen: seinen Geist zu ehren und sein Territorium zu respektieren. Elizabeth Hand scheint verstanden zu haben, dass das Original nicht verbessert oder ergänzt werden muss. „Spuk in Hill House“ ist stark genug, um allein durch die Hallen seines eigenen Universums zu wandeln. Aber für diejenigen, die es erleben wollen, gibt es jetzt einen neuen Geist zu entdecken…
Willkommen zu einer neuen Ausgabe unserer Analyse der Werke von Edgar Allan Poe. Heute mit “Das Manuskript in der Flaschen”, im Original: “MS. Found in a Bottle”, neben “Ein Sturz in den Malstrom”, “Die längliche Kiste” und “Umständlicher Bericht des Arthur Gordon Pym von Nantucket” eine von Poes Seefahrergeschichten.
Unterm Strich begründete “Das Manuskript in der Flasche” Poes Karriere mit einem kleinen Paukenschlag.
Wenige Geschichten in den Annalen der Musikgeschichte sind so von Geheimnissen und Intrigen umwoben wie die Geschichte von Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem. Das in den letzten Monaten von Mozarts Leben komponierte Werk ist nicht nur ein Meisterwerk, sondern auch ein ergreifendes Symbol für sein vorzeitiges Ableben. Die Umstände seiner Entstehung – geprägt von Geheimniskrämerei, Misstrauen und schließlich Tragödie – haben das Requiem als ein Werk von unvergleichlicher Schönheit und mythischer Anziehungskraft unsterblich gemacht.
Das Jahr 1791 war für Wolfgang Amadeus Mozart wie eine dunkle Dämmerung, in der sich das Licht des Lebens mit flüsternder Dringlichkeit verabschiedete. Wien pulsierte im Glanz seiner Vergnügungen, doch hinter den verschlossenen Fenstern seines Hauses kämpfte Mozart gegen unsichtbare Lasten – Krankheit, Schulden und die unausweichliche Vorahnung des Todes. In dieser Phase der Verzweiflung trat eine Gestalt in sein Leben, die ebenso fremd wie unheimlich war und die ohnehin brüchige Grenze zwischen Wirklichkeit und Mysterium völlig auflöste.
CIRCA 1989: William James Grant (1829-1866), Portrait von Wolfgang Amadeus Mozart beim Komponieren des Requiem , 1854. (Photo von DEA / A. DAGLI ORTI/De Agostini/Getty Images)
Im Sommer 1791, als sich Mozarts Gesundheit im Alter von 35 Jahren zu verschlechtern begann, bereitete ein merkwürdiges Ereignis den Boden für eine der rätselhaftesten Episoden der Musikgeschichte. Ein Unbekannter, der als gut gekleideter Mann mit “edlen und stattlichen Manieren” beschrieben wird, suchte Mozart auf und bat um ein Requiem. Er behauptete, einen “großen Mann” zu vertreten, der den Verlust eines geliebten Freundes mit einem jährlichen feierlichen Gottesdienst gedenken wolle. Der geheimnisvolle Auftraggeber bestand auf Anonymität, was Mozarts Neugier noch mehr weckte. Fasziniert von dem Auftrag und seiner Geheimhaltung, willigte er ein, das Werk innerhalb von vier Wochen zu komponieren. Von Anfang an schien der Auftrag mit einer Vorahnung behaftet zu sein. Seiner Frau Constanze vertraute Mozart an, er habe das Gefühl, sein eigenes Requiem zu komponieren. Ob dieses Gefühl von seiner sich verschlechternden Gesundheit, der unheimlichen Aura des Unbekannten oder einer Vorahnung seines nahenden Endes herrührte, bleibt ein Schleier vor den Toren der Geschichte. Sicher ist nur, dass Mozart trotz seiner körperlichen Gebrechlichkeit mit Dringlichkeit und Intensität an das Werk herangegangen ist.
Jede Note, jedes Motiv kam aus einem unbekannten Raum, einem Ort, an dem die Zeit selbst ihre Form verlor. Das „Lacrimosa“, jener Abschnitt, der die Tränen des Jüngsten Gerichts besingt, wurde zu einer der eindringlichsten Klagen der Musikgeschichte — und blieb unvollendet.
Je näher der ursprüngliche Termin rückte, desto deutlicher wurde, dass Mozarts ehrgeiziger Zeitplan nicht eingehalten werden konnte. Als der Fremde zurückkam, um die Arbeit zu überprüfen, erklärte Mozart, dass er einen weiteren Monat benötige, da das Projekt viel Inspiration und akribische Studien erfordere. Zu seiner Erleichterung willigte der Fremde ein und bot sogar eine zusätzliche Bezahlung an. Doch dieser Austausch steigerte nur Mozarts Faszination für den Mäzen. Er beauftragte einen Diener, dem Mann zu folgen und seine Identität herauszufinden, doch der Fremde verschwand spurlos. Dieses mysteriöse Verschwinden bestärkte Mozart in seiner Überzeugung, dass der Fremde kein gewöhnlicher Sterblicher war. Späteren Berichten zufolge begann Mozart zu vermuten, dass der Besucher ein Bote aus dem Jenseits war, der ihn vor seinem bevorstehenden Tod warnen wollte. Unabhängig davon, ob diese Überzeugung ihn motivierte oder seine Qualen noch verstärkte, arbeitete Mozart mit Inbrunst an dem Requiem weiter, oft bis an den Rand des Zusammenbruchs.
Im Spätherbst 1791 verschlechterte sich Mozarts Gesundheitszustand so sehr, dass er sein Bett für längere Zeit nicht mehr verlassen konnte. Trotzdem arbeitete er unermüdlich am Requiem, getrieben von Pflichtgefühl und dem Bewusstsein, keinen Augenblick mehr innehalten zu dürfen. Immer wieder wurde er ohnmächtig, weil sein Körper der Anstrengung nicht mehr gewachsen war. Von Tag zu Tag wurde er schwächer. Sein Fieber brannte, aber sein Geist schien hellwach, als wollte er gegen die Zerbrechlichkeit seines Körpers ansingen. Seine Augen, tief eingesunken und von Schmerz umrandet, blieben auf die Partitur gerichtet. Doch die Kraft reichte nicht. Am 5. Dezember 1791 verstummte Mozart, sein Requiem unvollendet vor sich liegend, wie ein letztes Geheimnis, das er der Welt hinterließ.
Als der Fremde zurückkehrte, musste auch er feststellen, dass der große Komponist keine einzige Note mehr zu Papier bringen würde. Constanze, hin- und hergerissen zwischen Trauer und Pragmatismus, übernahm die Aufgabe, das Werk zu vollenden. Sie wandte sich an Franz Xaver Süssmayr, einen Schüler Mozarts, der sich bemühte, die losen Fäden des Werkes wieder zusammenzufügen. In den Händen des jungen Komponisten nahm das Requiem eine neue Gestalt an, doch der Schatten Mozarts schwebte weiterhin über jeder neu gesetzten Note. Mozart konnte das Haus noch nicht verlassen haben, wunderte sich vielleicht über seine neu gewonnene Leichtigkeit und freute sich schließlich über seinen jungen Schüler, der durch seine besondere Aufmerksamkeit für den Geist Mozarts, der ihn umgab, empfänglich war.
Franz von Walsegg
Mozarts Schaffen und seine unvollendeten Skizzen müssen Süßmayr so sehr inspiriert haben, dass er sich fühlte, als würde er unter Mozarts Einfluss arbeiten. Inspiration hat etwas Geheimnisvolles an sich, weil niemand je sagen kann, was sie ist und woher sie kommt. Plötzlich ist sie da, unerwartet. Wer ihr zu folgen versteht, wird an geheimnisvollen Orten aufwachen. Aber nur für einen Augenblick, einen kurzen Schimmer, der sich in der Ewigkeit bricht.
Die Identität des Unbekannten, die lange Zeit Gegenstand von Spekulationen und Gerüchten war, wurde erst Jahre später bekannt. Es handelte sich um Graf Franz von Walsegg, einen Mann, der dafür bekannt war, Werke berühmter Komponisten in Auftrag zu geben und sie als seine eigenen auszugeben. Der Plan, das Requiem nach ihm zu benennen, scheiterte jedoch an Constanzes unermüdlichem Einsatz für die Bewahrung von Mozarts Erbe. Es dauerte fast zehn Jahre, bis Walsegg widerwillig die Wahrheit zugab.
Die Legende von Mozarts Requiem lebt nicht nur wegen der ergreifenden Schönheit seiner Musik, sondern auch wegen des Dramas und des Geheimnisses, das seine Entstehung umgibt. Das Bild eines sterbenden Genies, das seine Seele in ein Werk gießt, das sein eigenes Schicksal vorwegzunehmen scheint, fesselt die Phantasie ebenso wie die Musik das Herz. Ob man es nun als Zeugnis von Mozarts unvergleichlicher Kunstfertigkeit oder als Symbol seiner tragischen Sterblichkeit betrachtet, das Requiem bleibt eines der rätselhaftesten und verehrtesten Werke der abendländischen Musik. Letztlich ist die Geschichte von Mozarts Requiem mehr als eine Geschichte von künstlerischem Triumph und mysteriöser Intrige; sie ist eine Erinnerung an die ungebrochene Kraft der Musik, die Zeit zu überwinden, das Göttliche zu berühren und zu den tiefsten Winkeln des menschlichen Geistes zu sprechen.
Zunächst müssen wir uns fragen, wer Abdul Alhazred war und ob er überhaupt existiert hat. Es gibt keine Alles lag an diesem Buch, das, einmal aufgeschlagen, alles verschlang, was es zu verschlingen gab. Hatte ihn das Buch dermaßen in seinen Bann gezogen, dass er eingeschlafen war und jetzt mit den letzten Eindrücken der Zeilen in seinem eigenen Traumgebilde umherirrte?
Er hatte den alten Folianten zunächst in einem Antiquariat für seltene Bücher entdeckt und dieses wiederum nur durch einen Zufall ausfindig gemacht. Das war an einem dieser frühen Abende bei einem seiner Spaziergänge gewesen. Jetzt erinnerte er sich, wie er sich gewundert hatte, denn er kannte alle Buchläden in der Stadt, doch diesen kannte er nicht.
Inspiriert von den Werken Lovecrafts fertigt der Künstler Zorano fiktive Seiten aus dem Necronomicon an, die in seinem Shop auf Etsy gekauft werden können.
Das Antiquariat lag in einem Kellergewölbe verborgen, gemieden von den Bewohnern der behaglichen Umgebung, ihren trügerischen Schatten, fern von den Schritten des möglichen Willens, immer in der Nacht, denn tief unten, wo es sich ausdehnte und dem Erdmittelpunkt entgegenwankte, schien nur die Dunkelheit zu Hause zu sein, auch dann, wenn die Sonne ihre Pranken ausstreckte und sich demütig und schmerzlich zurückzog, sobald die Finsternis ihr Gebiss zeigte.
Beim Durchblättern der Seiten beschleicht einen ein beklemmendes Gefühl. Es ist, als strahle das Necronomicon eine böse Aura aus und flöße denen, die es wagen, seine Geheimnisse zu ergründen, Respekt und Schrecken ein. Man spürt das Erbe des Wahnsinns und der Verzweiflung, als wäre jedes Wort und jedes Bild mit der dunklen Geschichte seiner früheren Besitzer belastet. Das Necronomicon zu berühren ist nicht nur eine visuelle oder taktile Erfahrung, es ist eine Konfrontation mit einer uralten und unheilvollen Macht, ein Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten, als der Mensch noch nicht alleiniger Herrscher der Welt war. Das Schließen des Buches hinterlässt ein Gefühl der Flucht, aber auch eine beunruhigende Neugier, was passieren könnte, wenn sein Wissen genutzt wird. Es ist ein verbotenes Objekt des Wissens, dessen bloße Existenz Vernunft und Moral herausfordert, ein Testament der dunklen Abgründe, die sich unter der Oberfläche unserer Realität verbergen.
Das Necronomicon, auch “Buch der Toten” genannt, taucht zum ersten Mal in Lovecrafts Kurzgeschichte “The Hound” aus dem Jahr 1922 auf. Lovecraft zufolge kam ihm die Idee zum Necronomicon in einem Traum. In seiner Übersetzung bedeutet Necronomicon “Ein Bildnis des Gesetzes der Toten”, eine bessere Etymologie wäre jedoch “Ein Buch zur Klassifizierung der Toten”.Seitdem ist es ein wiederkehrendes Motiv in Lovecrafts Erzählungen und in der Phantastik im Allgemeinen. Obwohl es sich um eine Zusammenfassung von Lovecrafts Gedanken handelt, hat es durch seine detaillierte Beschreibung, die erzählte Geschichte und die wiederkehrenden Anspielungen eine außergewöhnliche Wirkung entfaltet. Viele Menschen glaubten und glauben noch heute, dass dieses unheimliche Werk tatsächlich existiert.
Der ursprüngliche Verfasser des Necronomicon war Abdul Alhazred, ein arabischer Dichter, der um das Jahr 700 lebte. Alhazred, der in Damaskus lebte, wird in den Geschichten als “verrückter Araber” beschrieben, der nach dem Verfassen der schrecklichen Verse des Buches den Verstand verlor. Die Legende besagt, dass das Necronomicon nicht nur die Geheimnisse des Universums enthält, sondern auch Schlüssel zur Beschwörung uralter Götter und Wesen wie Cthulhu, Nyarlathotep und Yog-Sothoth – sowie Rituale, die den Kontakt mit ihnen ermöglichen sollen. Alhazred soll dieses Wissen in Blut auf Seiten aus menschlicher Haut niedergeschrieben haben.
Das Buch trägt ursprünglich den Titel “Al Azif”, was sich auf das summende Geräusch von Insekten bezieht, das in der arabischen Folklore mit den Stimmen von Dschinn und anderen übernatürlichen Wesen assoziiert wird. Lovecraft behauptete, dass der Autor durch seine Reisen und die Erkundung von Ruinen in der arabischen Wüste Zugang zu verborgenen Geheimnissen erhielt. Alhazred soll dort Erkenntnisse über uralte, kosmische Entitäten gewonnen haben, die weit über das menschliche Verständnis hinausgehen. Laut Lovecraft wurde es in verschiedene Sprachen übersetzt, darunter Griechisch und Latein. Übersetzer wie Theodorus Philetas und Olaus Wormius trugen zur Verbreitung bei, doch das arabische Original ging angeblich verloren. Besonders die lateinische Version, die als verflucht gilt, wird in Lovecrafts Geschichten immer wieder erwähnt. Sie ist leichter zugänglich, doch das Lesen soll den Verstand des Lesers gefährden. Lovecraft fügte später sogar eine fiktive englische Übersetzung durch den elisabethanischen Okkultisten John Dee hinzu, was die Geschichte des Buches mit der europäischen Geistesgeschichte verknüpft.
Das gefährlichste Buch der Welt
Die detaillierte Geschichte des Necronomicons ist eine Synthese vieler Einflüsse. Lovecraft ließ sich unter anderem von der Gothic-Literatur inspirieren, die oft geheimnisvolle, schimmlige Bücher mit verbotenen Überlieferungen thematisiert. Auch die arabische Erzähltradition, insbesondere die Märchen aus “Tausendundeiner Nacht”, prägten seine Vorstellung. Lovecraft liebte die farbenfrohen und mystischen Geschichten der mittelalterlichen muslimischen Welt. Hinzu kommt der zeitgenössische Einfluss des Fluchs von Tutanchamun, der in den 1920er Jahren durch die Entdeckung des Grabes weltweite Aufmerksamkeit erregte. Von diesem Fluch soll in einem alten arabischen Folianten berichtet worden sein, so überliefert es die exzentrische Schriftstellerin Marie Corelli, die einen Brief in den Zeitungen veröffentlichte, nachdem Lord Carnarvon kurz nach der Öffnung des Grabes von Tutanchamun auf mysteriöse Weise an einer Blutvergiftung gestorben war:
“Als jemand, der sich sein ganzes Leben lang mit der ägyptischen Mystik beschäftigt hat, kann ich sagen, dass es mich nicht überrascht, wenn den wagemutigen Forschern, die die Gräber der toten Monarchen des Landes ausgraben wollen, ein Unfall passiert. So steht es in der Bibel, ein seltsames Wort mit einer seltsamen Bedeutung dahinter. In einem seltenen Buch, das ich besitze und das nicht im Britischen Museum zu finden ist, mit dem Titel “Die ägyptische Geschichte der Pyramiden”, übersetzt aus dem arabischen Original von Vattie, dem Arabischlehrer Ludwigs XVI. von Frankreich, heißt es, dass jedem unvorsichtigen Eindringling in ein versiegeltes Grab die schlimmste Strafe folgt. Dieses Buch enthält lange und detaillierte Listen der Schätze, die mit einigen der Könige begraben wurden, und unter diesen werden “verschiedene geheime Tränke genannt, die in Kästchen eingeschlossen sind, damit diejenigen, die sie berühren, wissen, wie sie leiden werden”. Ich frage also: War es ein Mückenstich, der Lord Carnarvon so schwer getroffen hat? Könnte es sein, dass er etwas Giftiges unter dem Gewand oder den Juwelen des begrabenen Königs berührt hat? Jedenfalls empfinde ich das Eindringen des modernen Menschen in die dreitausendjährige Ruhe und den Todesschlaf der ägyptischen Könige als eine Art Entweihung und Sakrileg, und das wird und kann nicht gut gehen.”
Dieses Buch, das später als “Das Ägypten des Murtadi” identifiziert wurde, enthielt Legenden über Flüche und magische Geheimnisse des alten Ägyptens. Obwohl es keinen Beweis dafür gibt, dass Lovecraft Corellis Brief kannte, weist seine Beschreibung des Necronomicon bemerkenswerte Parallelen zu diesem Text auf.
Das Necronomicon selbst wird in den Erzählungen als ein Buch beschrieben, das sowohl Schrecken als auch Faszination auslöst. Schon die Berührung der Seiten, “die unter den Fingern knistern”, wird als unheimlich beschrieben. Die Tinte, schwarz wie die tiefste Nacht, formt unverständliche Worte und schreckliche Bilder. Jedes Umblättern setzt ein kaum wahrnehmbares Flüstern frei, so wie das Buch selbst atmet, durchdrungen von unheilvollem Leben.
Obwohl Lovecraft zu Lebzeiten betonte, dass das Necronomicon eine reine Erfindung sei, hat sich das Buch in der Popkultur verselbstständigt. Viele Leser nahmen die fiktionale Darstellung als Hinweis auf ein tatsächliches Buch, und bereits im 20. Jahrhundert erschienen vermeintliche „Übersetzungen“ dieses mysteriösen Buches.
Es wurde erstmals 1977 von Magickal Childe, einem der bekanntesten okkulten Läden in New York, in einer luxuriösen, in Leder gebundenen Ausgabe herausgegeben. Später wurde es als Taschenbuch veröffentlicht und erreichte so eine viel breitere Leserschaft.
Die bekannteste Version wurde 1977 von Magickal Childe, einem der bekanntesten okkulten Läden in New York, in einer luxuriösen, in Leder gebundenen Ausgabe herausgegeben. Später wurde es auch als Taschenbuch veröffentlicht und erreichte so eine viel breitere Leserschaft. Der anonyme Autor, der sich Simon nannte, behauptete, dass seine Übersetzung auf alten sumerischen Texten basiert, sie weist jedoch wenig Gemeinsamkeiten mit Lovecrafts Originalbeschreibung auf. Trotzdem fand es eine breite Leserschaft, insbesondere unter Anhängern des Okkultismus.
Nach Lovecrafts Tod 1937 führte sein Freund August Derleth sein literarisches Erbe fort. Derleth erweiterte den Cthulhu-Mythos und erwähnte das Necronomicon in seinen eigenen Geschichten. So bleibt das Buch ein Symbol für das Unaussprechliche und Verbotene. Es verkörpert Lovecrafts Grundgedanken, dass hinter der sichtbaren Realität Abgründe lauern, die das menschliche Verständnis übersteigen. Die Mischung aus fiktiver Geschichte, poetischer Beschreibung und kosmischem Schrecken macht das Necronomicon zu einem der eindrucksvollsten Werke der modernen Literatur.
Quellen:
Harms, Daniel and Gonce III, John Wisdom (1998). The Necronomicon Files: The Truth Behind Lovecraft’s Legend. Red Wheel/Weiser.
Tyson, Donald (2004). Necronomicon: The Wanderings of Alhazred. Llewellyn Publications.
Lovecraft, Howard Phillips (1984). The History of the Necronomicon. Necronomicon Press.
Napoleon und der Rote Mann waren zwei Figuren, die in der französischen Geschichte eine wichtige Rolle spielten. Napoleon war ein berühmter Kaiser, der viele Kriege führte und versuchte, ganz Europa zu erobern. Der rote Mann war ein mysteriöser Charakter, der Napoleon in seinen Träumen erschien und ihm Ratschläge gab. Manche glauben, dass der rote Mann ein Schutzgeist oder ein Dämon war, der Napoleon beeinflusste. Andere denken, dass er nur eine Einbildung Napoleons war, die seine Ängste und Hoffnungen widerspiegelte. Was auch immer die Wahrheit ist, Napoleon und der rote Mann hatten eine enge und geheimnisvolle Beziehung, die die Geschichte Frankreichs prägte.
Die Legende soll im Paris des 16. Jahrhunderts während der Herrschaft von König Heinrich II. entstanden sein. Heinrich II. heiratete Katharina von Medici, eine italienische Adlige aus einer sehr mächtigen Familie, die dann Königin von Frankreich wurde.
Es gibt zwei Versionen über den Ursprung des roten Mannes und in beiden steht Katharina dem Medici im Mittelpunkt. Die erste Version geht davon aus, dass sich die Ereignisse nach dem Tode Heinrichs zugetragen haben.
Nachdem ihr Mann gestorben war, wurde Katharina wohl ein wenig zu Machthungrig und heuerte einen Gefolgsmann an, um ihre politischen Gegner zu ermorden. Der Name des Attentäters war Jean L’écorcheur, was übersetzt Jean der Häuter oder Jean der Schlächter bedeutet.
Nachdem er jahrelang für Katharina gearbeitet hatte, erfuhr Jean jedoch einige unschmeichelhafte Geheimnisse über die Königin, was ihr allerdings nicht entging. Aus Angst, dass er ihre Verfehlungen aufdecken könnte, beauftragte Katharina einen Mann namens Neville damit, Jean zu ermorden. Neville gelang es, Jean in den Gärten der Tuilerien zu töten, als Neville jedoch später zurück kam, um den Leichnam zu beseitigen, war er verschwunden. Nach diesem seltsamen Vorfall konsultierte Katharina einen Astrologen, der ihr sagte, dass Jean für immer in den Tuilerien spuken würde. Berichten zufolge, erschien der rote Mann den Bewohnern des Palastes jedes Mal bevor etwas Schreckliches basierte.
Die zweite Geschichte ist ein wenig zahmer.
Demnach soll Katharina der gnomenartigen Kreatur während der Bauarbeiten an den Tuilerien im Jahre 1564 begegnet sein. Der hochmütigen Katharina wurde bald klar, dass ihr unangekündigter Begleiter, kein Mensch aus Fleisch und Blut war, und sie deutete den seltsamen Besuch als Unglücksbringer.
Da Katharina bereits begonnen hatte, Unruhe zwischen Katholiken und Protestanten in Frankreich zu stiften und sie den König dazu veranlasste, das schreckliche Massaker an den Hugenotten namens Bartholomäus-Tag anzuordnen, war Scharlach wohl die passende Farbe für den Geist, der ihr außerdem Prophezeite, dass ihr Tod etwas mit Saint Germain zu tun haben würde.
Da der Tuilerien-Palast in der Gemeinde Saint Germain stand, verließ sie dieses Anwesen und kehrte nie dorthin zurück. Trotz ihres Versuches dem Schicksal zu entgehen, erfuhr sie auf dem Sterbebett, dass der Mönch, der ihr die letzte Ölung gab, Laurent de Saint Germain hieß
Wer ist der Rote Mann?
Unabhängig davon, ob es sich bei dem roten Mann um einen ehemaligen Gefolgsmann handelte, gegen den sich Katharina von Medici wandte oder um einen uralten Geist, der seit Jahrtausenden auf dem Gelände der Tuilerien haust, ähneln sich die meisten Berichte über das Aussehen des Gespenstes. Natürlich soll es ganz in Rot gekleidet sein.
Einige glauben, dass es sich bei diesem Wesen um einen Teufel handelt und dass er eine Hakennase, einen unförmigen Mund und sogar gespaltene Füße hat. Andere berichten, dass er einen Buckel hat oder sogar nur ein einziges Auge.
Dieses eine Auge soll jedoch so durchdringend und verschwommen sein, dass nicht einmal die tapfersten Menschen dessen Blick ertragen können. Der Legende nach erschien das Gespenst mehr als 260 Jahre lang einigen der bedeutendsten Persönlichkeiten des Landes und erwarb sich den Ruf eines Vorboten der Tragödie.
Das Gespenst schien seine Aktivitäten auf Paris zu konzentrieren, auf den Louvre und den Tuilerien-Palast. Es wird in zahlreichen Büchern, offiziellen Aufzeichnungen und sogar in den Tagebüchern Napoleons erwähnt.
Im Jahr 1610 erschien der kleine rote Mann Heinrich IV. kurz vor dessen Ermordung durch einen verrückten Schullehrer. 1792 entdeckten aufgeschreckte Zimmermädchen den Scharlachroten Gnom im Bett von Ludwig dem XVI., als der bedrohte König vergeblich versuchte, den Machenschaften der französischen Revolutionäre zu entkommen. Einige Monate später behaupteten Wärter, das kleine rote Gespenst in dem Gefängnis gesehen zu haben, in dem Ludwig und Marie Antoinette auf ihre Hinrichtung durch die Guillotine wartet.
1798 erschien das rot gefärbte Wesen zum ersten Mal Napoleon während des Ägyptenfeldzugs des Feldherren. Der Geist soll sich vor Napoleon materialisiert haben und mit dem ehrgeizigen Offizier einen Handel abgeschlossen haben. Der Vertrag sah vor, dass Napoleon ein Jahrzehnt lang den Sieg und Triumph auf den Schlachtwäldern Europas genießen sollte. Nach der Schlacht von Wagram bezog Napoleon sein Hauptquartier in Schönbrunn und sein geheimnisvoller Berater erschien ihm erneut. Napoleon hatte zehn Jahre lang erfolgreiche Feldzüge geführt und bat seinen übernatürlichen Berater um fünf weitere Jahre garantierten Triumphs. Der Geist bewilligte seine Bitte mit der Ermahnung, dass der gierige Eroberer keinen Feldzug starten sollte, der ihn auf russischen Boden führen würde. Napoleon ignorierte die Warnung und erlebte eine Katastrophe, die sich als bedeutsamer erwies als die Niederlage, die er bei Waterloo erlitt.
Der rote Geist erschien Napoleon zum dritten und letzten Mal am Morgen des ersten Januar 1814, kurz bevor der Kaiser zur Abdankung gezwungen wurde. Zuerst erschien der Gnom dem Staatsrat Molè und verlangte den Kaiser in dringendem Angelegenheiten sehen zu dürfen.
Molé hatte den strikten Befehl erhalten, den Kaiser nicht zu stören, doch als er Napoleon mitteilte, dass ein rote Mann ihn zu sprechen wünsche, bat der Kaiser darum, dem geheimnisvollen Fremden sofort Einlass zu gewähren.
Es heißt, dass Napoleon den Geist um Zeit bat, um die Ausführungen bestimmter Vorschläge zu vollenden, aber der prophetische Boote gab ihm nur drei Monate, um einen allgemeinen Frieden zu erreichen, sonst wäre alles vorbei. Anstatt zu versuchen, Europa in Frieden zu bringen, versucht, den Napoleon verzweifelt, einen neuen Ostfeldzug zu starten. Damit fiel Paris in die Hände der Alliierten. Drei Monate nach dem letzten Besuch des Rote Mannes beim Kaiser, forderte der Senat die Abdankung Napoleons.
1824 erschien der Geist noch einmal, als Ludwig der XVIII. im Tuilerien-Palast im Sterben lag. Das letzte Mal wurde das Wesen im Mai 1871 geschichtet, kurz bevor der Tuilerien-Palast niedergebrannt wurde. Dies geschah während der Niederschlagung der Pariser Kommune, als ein Mann namens Jules-Henri-Marius Bergeret, zwölf Männern befahl, den Palast mit Petroleum, flüssigem Teer und Terpentin zu überziehen. Der Palast entzündete sich, wie ein Haufen trockener Blätter und wurde bald in Schutt und Asche gelegt. Die mysteriöse gnomenartige Erscheinung hat sich also einen seltsamen, aber sicheren Platz in der französischen Geschichte verdient.
Schottlands Loch Ness ist annähernd 1000 Meter tief und 35 Kilometer lang. Von vielen wird der See als Heimat eines unbekannten Lebewesens angesehen, das man weltweit unter dem Namen „Nessie“ kennt. Die Öffentlichkeit wurde 1933 auf das Monster aufmerksam, seitdem ist das Phänomen zu einem regelmäßigen Medienereignis avanciert, zu einem regelrechten Wahrzeichen Schottlands geworden. Dutzende von Spielfilmen, Bücher, Zeitungsartikel und Dokumentationen haben Nessie zum Thema, so dass sich leicht behaupten lässt: sie ist die bekannteste kryptozoologische Kreatur der Welt.
Es gibt immer wieder Rückschläge auf der Suche nach Seeungeheuern ganz allgemein. Trotz vieler glaubwürdiger Augenzeugen, die die Monster gesehen haben wollen, wurden nach unzähligen Versuchen in den jeweiligen Seen noch keine lebenden Monster gefangen. Es wurden niemals irgendwo Kadaver gefunden, die etwas anderes als bereits bekannte Tiere sein könnten. Es ist eine Tatsache, dass gigantische Netze, U-Boote, Unterwasserkameras, Sonar- und Taucher es bislang versäumt haben, soliden Beweise dafür zu finden, dass es ein Monster von Loch Ness gibt.
Auf der anderen Seite macht es die große Anzahl von Augenzeugen, bei denen es kein Anzeichen eines Nachlassens gibt, schwer, Nessie, die Königin aller Seeungeheuer einfach zu ignorieren.
Die Sichtungen
Am 22. Juli 1933 fuhr das Ehepaar Spicer aus London die Loch Ness Lakeshore Road entlang, als sie gerade von einem Urlaub in Nordschottland zurückkehrten. Aufgehalten wurden sie von einer riesigen, schwarzen, langhalsigen Kreatur. Das “prähistorische Tier”, wie Georg Spicer es beschreibt, schlängelte sich durch das Unterholz und verschwand im trüben Wasser des Sees. Hatten die Spicers eine seltene Landbegegnung mit dem Monster von Loch Ness erlebt?
Bis heute gibt es laut dem Kryptozoologen Roy Mackal über 3000 aufgezeichnete Sichtungen des berühmten Monsters. Das mag eine nach oben korrigierte Zahl sein, aber es gibt keinen Zweifel, dass Nessie eines der am meisten gesichteten Monster der Welt ist.
Britische Zeitungen berichteten, dass am 17. Juni 1993 eine junge Mutter, Edna MacInnes, und ihr Freund David Mackay, beide aus Inverness, Schottland, behaupteten, das Monster von Loch Ness 10 Minuten lang beobachtet zu haben. MacInnes erzählte dem BBC Radio, dass das 40-Fuß-Monster herum schwamm, seinen langen giraffenartigen Hals schwenkte und dann in den trüben Wassern des Sees verschwand, was die erste größere Sichtung des Jahres war.
“Es war von einem sehr hellen Braun. Man konnte es sehr deutlich sehen”, erinnerte sich Edna MacInnes. Die Kreatur war schätzungsweise eine Meile entfernt, schien ihr aber riesig zu sein. Berichten zufolge lief MacInnes an der Küste entlang, um mit Nessie Schritt zu halten.
“Ich hatte Angst, als die Wellen ihres Kielwassers ans Ufer schwappten, aber ich rannte einfach weiter. Als es unter die Oberfläche tauchte, rannte ich so schnell ich konnte”, erzählte sie. Sie und ihr Freund holten eine Kamera und ein Fernglas aus dem Haus eines Angehörigen in der Nähe, und kehrten zum See zurück. Kurz darauf hatten sie eine weitere Sichtung. Diesmal war die Kreatur nur wenige Meter vom Ufer entfernt und David versuchte, Nessie zu fotografieren. Unglücklicherweise zeigten die Fotos eine farbige Schliere, aber kein Monster.
Am 12. November 1933 beobachtete ein britischer Aluminiumarbeiter namens Hugh Gray, dass “ein Gegenstand von beträchtlicher Größe” aus den trüben Wassern des Loch aufstieg, und als er sich aus dem Wasser hob, fotografierte Grey das unbekannte Ding. Grays unklares Foto wurde von der internationalen Presse freudig aufgenommen. Im Jahr nach der Veröffentlichung der Gray-Fotografie gab es über fünfzig Nessie-Sichtungen.
Was ist Nessie?
Die meisten Nessie-Zeugen beschreiben eine Kreatur mit zwei Buckeln, einem Schwanz und einem schlangenartigen Kopf. Oft wurde auch eine V-förmige Flosse erwähnt, und manchmal wurden Details wie ein “klaffender roter Mund” und Hörner oder Antennen oberhalb des Kopfes beobachtet. Nessies Bewegungen wurden studiert und die Filme und Fotos analysiert, um herauszufinden, was Nessie sein könnte, wenn sie denn existiert.
Es gibt zahlreiche Theorien über Nessies Identität, darunter: ein schlangenartiger primitiver Wal, der als Zeuglodon bekannt ist, eine Art Langhalsrobbe, Riesenaale, Walrosse, dahintreibende Pflanzenreste, riesige Weichtiere, Otter, eine “paraphysische” Entität, Luftspiegelungen und Tauchvögel, aber viele Seemonsterforscher scheinen die Plesiosaurier-Theorie zu bevorzugen. Die meisten Wissenschaftler glauben, dass diese Meeresreptilien seit 60-70 Millionen Jahren ausgestorben sind, andere halten es jedoch für möglich, dass der See nach der letzten Eiszeit mit dem Meer verbunden gewesen und einige dieser Dinosaurier gestrandet sein könnten.
Nur eines ist bei Nessie sicher: Es gibt so viele Theorien über ihre Identität wie es Theoretiker gibt.
Es gibt jedoch einen Aspekt des Rätsels um das Monster von Loch Ness, über den nicht so viel berichtet wird. Nämlich den paranormalen Aspekt des ganzen Rätsels. Es ist ein Bereich der Geschichte, den viele Nessie-Sucher (eigentlich die meisten) ignorieren. Es geht um die Möglichkeit, dass die Bestien von Loch Ness übernatürliche Ursprünge haben könnte. Klingt seltsam? Sicherlich! Aber sehen wir uns doch einmal die verfügbaren Daten an. St. Adomnáns Vita Columbae an. Das ist eine faszinierende gälische Chronik über das Leben des Heiligen Columba. Er war ein irischer Abt aus dem 6. Jahrhundert, der einen Großteil seines Lebens damit verbrachte, die Pikten aus der Eisenzeit zum Christentum zu bekehren, und der Abt von Iona war. Im Jahr 563 segelte Columba nach Schottland und besuchte zwei Jahre später zufällig Loch Ness, als er mit einigen Kameraden unterwegs war, um König Brude von den Pikten zu treffen. Es war eine erstaunliche und bemerkenswerte Erfahrung, wie die Vita Columbae beweist. Adomnán begann seine Geschichte so:
“… als der selige Mann einige Tage in der Provinz der Pikten verweilte, fand er es notwendig, den Fluss Ness zu überqueren; und als er an dessen Ufer kam, sah er, wie einige der Einwohner einen armen, unglücklichen kleinen Burschen begruben, den, wie diejenigen, die ihn begruben, selbst berichteten, ein Wassermonster kurz zuvor beim Schwimmen geschnappt und mit einem äußerst wilden Biss getötet hatte, und dessen unglücklichen Leichnam einige Männer, die in einem Boot kamen, um Hilfe zu leisten, obwohl es zu spät war, durch das Auswerfen von Haken aus dem Wasser fischten. “
Wenn es sich bei den Worten Adomnáns nicht um eine Übertreibung oder Verzerrung handelt, dann war dieser Fall nicht nur der älteste, der überliefert ist, sondern er ist auch einer der wenigen Berichte, die wir haben, in denen eine der Kreaturen einen Menschen gewaltsam angegriffen und getötet hat. Angeblich rief der legendäre Heilige den christlichen Gott an, um sicherzustellen, dass niemand mehr von einer solch gewalttätigen Bestie getötet würde. Mit anderen Worten: Das Übernatürliche wurde ins Spiel gebracht.
Nach der Columba-Affäre gab es lange Zeit so gut wie keine Berichte über seltsame Kreatur im Loch Ness. Das heißt, bis das Phänomen des Kelpie auftauchte. In der Folklore von Loch Ness und weiten Teilen Schottlands gibt es jahrhundertealte Legenden und Mythen über übernatürliche, gewalttätige, gestaltwandelnde Kreaturen, die als Kelpies oder Wasserpferde bekannt sind. Obwohl man davon ausgeht, dass es sich um ein und dieselbe Kreatur handelt, gibt es einen bemerkenswerten Unterschied zwischen den Sagen, die sich speziell auf Kelpies beziehen, und denen, die von Wasserpferden handeln. In der Regel sind Wasserpferde eher in tiefen, weitläufigen Seen zu Hause, während Kelpies Tümpel, Flüsse, Sümpfe und Seen der besonders kompakten Art bevorzugen. Dann gibt es noch eine Variante der Kelpies, die als Each-Uisge bekannt ist, ein weitaus mörderischeres Ungeheuer als der Kelpie, das aber eindeutig aus demselben übernatürlichen Bestand stammt.
Die Herkunft des Begriffs Kelpie ist unklar; die wahrscheinlichste Erklärung ist jedoch, dass es sich um eine Verzerrung des gälischen calpa handelt, was übersetzt Färse bedeutet. Kelpies sind furchterregende, mörderische Kreaturen, die in den Tiefen der schottischen Seen, Kanäle und Flüsse lauern – und nicht wenige von ihnen sollen im Loch Ness hausen. Und nicht nur das: Ähnlich wie Werwölfe sind Kelpies definitiv Gestaltwandler; Kreaturen, die eine Vielzahl von Gestalten annehmen können, darunter scheußliche Schlangenmonster, behaarte Humanoide, schöne Meerjungfrauen und pferdeähnliche Kreaturen. Der Kelpie wird einzig und allein von dem verrückten Ziel angetrieben, die Unvorsichtigen zu ertränken, indem er sie in die Tiefe lockt. Der Glaube an die Kelpies hielt sich bis in die jüngste Zeit – ein weiterer Beweis dafür, wie sehr das Übernatürliche des Mysteriums die Oberhand behielt. Wenden wir uns nun den 1960er Jahren zu.
Es war 1962, als ein Mann namens Frederick “Ted” Holiday, ein erfahrener Angler, die Reise seines Lebens machte. Er tat dies in einem alten Lieferwagen, vollgepackt mit allem, was man für eine Nessie-Jagd braucht, wie Kameras, einen Schlafsack und sogar Angelruten. Obwohl man vermuten kann, dass eine Angelrute wohl kaum das geeignete Werkzeug gewesen wäre, um einen riesigen, marodierenden Leviathan der Tiefe an Land zu ziehen, der möglicherweise übernatürliche, tödliche Ausmaße hat. In seiner allerersten Nacht am See, als er unter dem Sternenhimmel kampierte, erlebte Holiday etwas, das ihn bei fast jedem weiteren Besuch am Loch Ness plagen sollte. Es war ein dunkles Gefühl der Vorahnung. Ein geisterhaftes Frösteln in der Luft. Ein Gefühl, dass die Dinge nicht ganz richtig sind. Etwas Verdorbenes und Bösartiges lauerte direkt vor seiner Nase. Er konnte es praktisch schmecken – was immer es auch war. Holiday gab gegenüber Freunden und Kollegen zu, dass er dies rätselhaft fand. Schließlich hatte er die Tierwelt im Irak, in Indien und in Afrika studiert – und manchmal auch ziemlich gefährliche Tiere. Aber am Loch Ness war irgendetwas anders, etwas, das Holiday beunruhigte und einen Beigeschmack des Paranormalen hatte. Holiday sagte über diese seltsame Situation:
“Nach Sonnenuntergang ist Loch Ness kein Ort, an dem man sich gerne aufhält. Das Gefühl ist schwer zu definieren und unmöglich zu erklären… Nach Einbruch der Dunkelheit hatte ich das Gefühl, dass Loch Ness besser in Ruhe gelassen werden sollte.”
Für Ted Holiday waren die Theorien über Plesiosaurier, Riesenaale und Salamander fehlerhaft und entbehrten jeder Grundlage. Er kam zu dem etwas ungewöhnlichen und sicherlich einzigartigen Schluss, dass die Nessies gigantische Versionen von gewöhnlichen Schnecken waren. Das größte Problem an Holidays Theorie war, dass sie höchstwahrscheinlich nicht besonders stichhaltig war. Zum Beispiel wird die spezielle Art von Wirbellosen, die Holiday im Sinn hatte – Tullimonstrum – nur bis zu einer Länge von etwa dreißig Zentimetern groß. Außerdem lebte sie ausschließlich in den schlammigen Landschaften von Pennsylvania, USA. Ach ja, und noch etwas ist zu beachten: Das Tier ist vor etwa 300 Millionen Jahren ausgestorben. Keiner dieser scheinbar wichtigen Punkte schien Holiday im Geringsten zu stören, der seine Theorie mit großem Enthusiasmus weiter verfolgte.
Es sollte jedoch nicht lange dauern, bis Holiday seine Ansichten über die Natur des Ungeheuers von Loch Ness änderte – und zwar radikal. Er stellte fest, dass bei mehr als nur ein paar Gelegenheiten am Loch Ness Leute berichteten, dass ihre Kameras klemmten oder die Fotos vernebelt herauskamen. Auch der Zeitpunkt war verdächtig – alles ging gerade dann schief, wenn die Leute das Foto ihres Lebens machen wollten. 1969 wurde Holidays Leben von seltsamen Synchronizitäten beherrscht – sinnvolle Zufälle, um es einfach auszudrücken – etwas, das Holiday dazu brachte, sowohl seinen Verstand als auch das Wesen der Realität selbst in Frage zu stellen. Was als aufregende Jagd nach einem unbekannten Tier begonnen hatte, mutierte nun schnell zu etwas ganz anderem. Etwas Gefährlichem und Übernatürlichem. Und etwas, das Holiday in das Herz von Aleister Crowleys altem Wohnsitz Boleskine House führte.
Im Juni 1969 stieß ein Trio amerikanischer Studenten, die das Gelände des alten Friedhofs neben Aleister Crowleys Boleskine untersuchten, auf ein uraltes Stück Wandteppich, das um ein Muschelgehäuse gewickelt war. Er war etwa einen Meter mal einen Meter groß und mit schlangenähnlichen Motiven und türkischen Worten verziert, die übersetzt Schlange bedeuten. Einer derjenigen, die die Gelegenheit hatten, den Wandteppich persönlich zu sehen und anzufassen, nachdem er gefunden worden war, war Ted Holiday, der eingeladen worden war, ihn zu untersuchen. Dies war ein weiteres Beispiel für die zunehmende und beunruhigende Seltsamkeit in Holidays Leben. Ihm fiel auf, dass der Wandteppich mit Goldfäden verziert war, und zwar in Form von dicken, wurmartigen Wesen mit langen Hälsen. In dieser Zeit begann Ted Holiday zu vermuten, dass die Entdeckung des Wandteppichs mit den Schlangenmotiven in Verbindung mit Boleskine House und Aleister Crowley auf einen streng geheimen, sehr mächtigen und vielleicht sogar tödlichen “Drachenkult” hindeutete, der in der Gegend von Loch Ness lebendig war. Ein Kult, der nachts die übernatürlichen Nessies anbetete und den Bestien vielleicht sogar Opfer unter einem sternenklaren, kalten Himmel darbrachte. Möglicherweise sogar Menschenopfer – obwohl es zugegebenermaßen nur Hörensagen war, was diese letzte Behauptung untermauerte, was die Kontroverse allerdings anheizte.
In der Nacht des 2. Juni 1973 war Loch Ness Schauplatz von etwas wirklich Außergewöhnlichem. Es war nichts Geringeres als ein regelrechter Exorzismus, der die bösartigen Monster für immer aus den tiefen und dunklen Gewässern verbannen sollte. Es war das Werk von Donald Omand, einem Arzt und Geistlichen. Er war ein Mann, der über umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich des Übernatürlichen verfügte. Und Omand war sich sicher, dass auch die Kreaturen des Sees übernatürlich waren. Dieser besondere Exorzismus hatte eine tiefgreifende Wirkung auf Ted Holiday:
“Ich spürte, wie sich eine deutliche Spannung in die Atmosphäre einschlich… Es war, als hätten wir einige unsichtbare Hebel umgelegt und warteten auf das Ergebnis.”
Es ist sicher kein Zufall, dass Holiday am nächsten Tag mit einem eindeutig paranormalen “Schwarzen Mann” konfrontiert wurde – einer unheimlichen Gestalt, die sich vor dem schockierten Holiday buchstäblich entmaterialisierte. Im April 1974 – und in einer privaten Antwort auf einen Brief, den Holiday an ihn geschickt hatte und in dem er die jüngsten seltsamen Vorkommnisse am See beschrieb, einschließlich des Exorzismus und der unheimlichen “Man in Black”-Affäre – hatte der anerkannte Monstersucher Tim Dinsdale einige bemerkenswerte Dinge zu sagen. Er räumte gegenüber Holiday ein, dass er auf etwas gestoßen sei, das eine paranormale Komponente des Mysteriums der Monster von Loch Ness zu sein schien, aber er blieb ratlos, wie etwas Übernatürliches solche Dinge wie Wellen im Wasser, Fotos und Sonaraufzeichnungen hervorrufen konnte.
Es besteht kein Zweifel, dass die übernatürliche Seite des Phänomens von Loch Ness in den 1970er Jahren ihren Höhepunkt erreichte. In der Tat haben heute nur noch wenige Forscher Zeit für die paranormale Theorie.
Lon Chaney war nicht nur ein Schauspieler, sondern auch ein Meister des Make-up. Er revolutionierte dessen Verwendung im Film, indem er komplizierte und transformative Looks kreierte, die es ihm ermöglichten, eine breite Palette von grotesken Charakteren darzustellen, vor allem in Filmen wie Der Glöckner von Notre Dame, Das Phantom der Oper und Die unheiligen Drei. Sein Koffer, gefüllt mit Schminke, Werkzeugen und Schnüren, wurde legendär.
Lon Chaney in London After Midnight
In London After Midnight schlüpfte Chaney gleich in mehrere Rollen; in einem Stummfilm aus dem Jahr 1927, geschrieben und inszeniert von Tod Browning, mit Lon Chaney in der Hauptrolle. Die Geschichte handelt von Inspektor Edward Burke (gespielt von Chaney), der in London den Mord an Sir Roger Balfour untersucht. Nachdem er einen Abschiedsbrief gefunden hat, wird der Fall zu den Akten gelegt und scheint vergessen zu sein, doch fünf Jahre später wird Balfours Haus von einem Mann mit Biberfellmütze, dunklen, eingefallenen Augen und Reißzähnen wieder bewohnt. Die Leute fragen sich, ob es sich dabei um den von den Toten auferstandenen Balfour handelt, aber in Wirklichkeit ist es Inspektor Burke selbst, der sich verkleidet hat, um den Mörder zu fassen.
Der Film zeigt einen der besten Make-up-Looks von Lon Chaney, mit einem Mund voller Haifischzähne und Drähten, die seinen Augen einen hypnotischen, aber versunkenen Blick verleihen.
Die wahre Macht des Films wird wohl ein Rätsel bleiben, denn die letzte bekannte Kopie wurde 1967 bei einem Brand in den Metro-Goldwyn-Mayer-Gewölben zerstört. Doch eine aus Fotografien rekonstruierte Fassung ist noch zu sehen. Einer der Gründe für ein Wiederaufkeimen des Interesses an diesem Films ist auch, dass Chaney die Rolle des Dracula in dem Film von 1931 spielen sollte, aber vor Beginn der Dreharbeiten starb und Bela Lugosi dadurch seinen großen Auftritt bekam.
Die ersten Jahrzehnte des Kinos waren im Wesentlichen der Wilde Westen. Es war eine Zeit des Experimentierens und wenig bis gar keiner Reglementierung, die Filmfans bis heute fasziniert – vor allem, wenn man bedenkt, wie viele dieser frühen Stummfilme durch Vernachlässigung oder Feuer verloren gegangen sind. Der Horror-Mystery-Film galt schon bei seiner Veröffentlichung als umstritten. Berühmt wurde der Film jedoch durch einen Mord im Jahr 1928, bei dem der Mörder behauptete, er habe Visionen von Lon Chaneys Figur gesehen, die ihm angeblich befohlen habe, eine Frau mit einem Rasiermesser zu zerstückeln. Dieser Mord sorgte für Schlagzeilen und trug zum düsteren Charme des Films bei. War in London After Midnight eine böse Macht am Werk? War es ein verfluchter Film oder nur eine bequeme Ausrede für einen geistesgestörten Verbrecher?
Am 23. Oktober 1928 wurde im Londoner Hyde Park ein blutbesudelter, verwirrter Mann namens Robert Williams gefunden. Neben ihm lag ein blutverschmiertes Rasiermesser und der leblose Körper einer Frau, Julia Mangan. Als die Polizei eintraf, zeigte Williams auf Mangan und schrie: “Ich war’s, sie hat mich geärgert.” Williams wurde verhaftet und später im Old Bailey vor Gericht gestellt. Er behauptete, er und Mangan seien Freunde gewesen und er habe sie heiraten wollen, aber sie habe abgelehnt. Williams sagte, das Letzte, woran er sich in jener Nacht erinnere, sei, dass er Mangan pfeifen hörte:
“Dann fühlte ich mich, als würde mein Kopf explodieren, als käme Dampf aus beiden Seiten. Alles Mögliche ging mir durch den Kopf. Ich dachte, ein Mann hätte mich in die Enge getrieben und schnitt Grimassen. Er drohte mir und schrie mich an, und sagte mir, was ich tun sollte!”
Wer war dieser Mann? Kein anderer als der Schauspieler Lon Chaney, den Williams kürzlich in London After Midnight gesehen hatte. Williams behauptete, Chaneys unheimlicher Charakter habe irgendwie von ihm Besitz ergriffen und ihn zum Mord getrieben. Die Geschworenen konnten kein Urteil fällen, aber in einem Wiederaufnahmeverfahren 1929 wurde Williams für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Im letzten Moment wurde er jedoch dazu verurteilt, den Rest seines Lebens in einer psychiatrischen Anstalt zu verbringen.
Schon vor dem Mord von 1928 erregte London After Midnight Aufsehen. Denn darin ging es auch um Selbstmord, ein Thema, das in der höheren Gesellschaft im Allgemeinen nicht erwähnt wurde. Nachdem Williams sein Verbrechen begangen hatte, wurde der Film mit unaussprechlicher Gewalt assoziiert.
London After Midnight war dann auch nicht gerade ein Kritikerliebling. Es wurde bemängelt, dass die Zusammenarbeit zwischen Lon Chaney und Regisseur Tod Browning nicht ihre beste war. Außerdem ergebe die Handlung einfach keinen Sinn. Warum sollten schaurige Freaks plötzlich ein Haus bewohnen, in dem ein Mann ermordet worden war? Das Kinopublikum war, wie so oft, ganz anderer Meinung als die Kritiker. Der Film spielte fast 1 Million Dollar an den Kinokassen ein, eine beeindruckende Zahl für die damalige Zeit. Es war der erfolgreichste gemeinsame Film von Chaney und Browning.
Aus der Stummfilmzeit sind nicht viele Filme erhalten; die Library of Congress schätzt, dass nur 14 % dieser Filme in ihrem Originalformat erhalten sind. Ein Teil davon ist auf die Praktiken der Studios zurückzuführen, die die Filme nach ihrem kurzen Kinostart oft zerstörten. Und dann gab es da noch die unglücklichen Unfälle – Zelluloid ist leicht entflammbar, und Brände vernichteten häufig die gelagerten Filmrollen. So auch das Schicksal von London After Midnight. Die Popularität von London After Midnight stieg noch weiter an und wird heute von einigen als der “Heilige Gral” der verlorenen Filme angesehen.