Wolf aus Erz: 1 Todesfels

Sie hörten vom Tod nur flüstern. In ihre Spanbrettbude, die sich den ausladenden Flur erobert hatte, drangen die Geräusche eines Zeitpunkts nur sporadisch ein, mischten sich mit Träumen, die noch vormundan das verwirrende Spiel mit ihrer gegenwärtigen Existenz trieben. Jedes Wochenende knallte mindestens ein Auto, für alle Insassen stets tödlich, gegen den Stein, auf dem…

Mistrabella

Tief hängen die Decken des Hauses, festgestampft wie der Gartenboden, der sich rund um das Haus findet, und auch wie der Gartenboden zeugen Fußspuren von verdreht angelegten Wegen. Teekessel baumeln an Ketten, in ausgehöhlten Hühnerköpfen leuchten Kerzen durch Augen und aufgesperrte Schnäbel, die Wände krummer Lehm. Katzen schleichen um Porzellanaccessoires herum, die auf Regalen und…

Fährabella

Nacht und Nebel schultern das Firmament, Esrabella wirft sich an den Hauswänden entlang, es ist spät. Sie sagt nicht, wer sie ist, aber offenbar ist sie bereits bekannt, wird durch einen Seiteneingang geschleust und mit einer Robe bedeckt. Sie täuscht sich über die Augenfarbe des Lakaien, ist es Bernstein oder Schwarz? Aus Steinfugen franst Efeu,…

Hexrabella

Sie traf ihre Vorbereitungen im Gestank verfaulender Abfälle. In der Nacht zankten sich Schatten um die Überreste des Tages, die unbedacht zurückgelassen wurden. Sie verschonten die Hütte nur weil Esrabella dort lebte. Schwarzes Leben meidet schwarzes Leben. Die Einladungen waren verschickt, sie würde die Geschichten der anderen zu hören bekommen. Sie würde nicht mehr allein…

Der Hungerleider am Straßenrand: 3 Ödmarken der Dunkelheit

Die Städte sind Wunden, eine ist so gut wie die andere. Sie bluten nicht, sie verwesen. Niemand ist imstande, sich vor den Fängern zu schützen. Der Geruch ist unbeschreiblich. Aus den Trümmern herauslugen: rechts eine Anhäufung aus Staub, sieht aus wie Vogelsand, darin winden sich noch Mauerreste, die Straße ist nur eine zerhackte, schwärende Schlange,…

Ein Hungerleider am Straßenrand: 2 Die Nasen blutiger Häuser

Es detonieren Bomben, aber nicht hier. Mächtige Rauchwolken treten aus dem Tal, von oben schön zu sehen. Tinte trifft auf Wasser, nur umgekehrt. Das Cydonia-Gesicht wühlt sich aus dem Dunst heraus, bläht die Flügel, verendet in einem Golfschläger. Die Milch: frisch und fett, euterwarm. Beinahe hätte der Wanderer sich erbrochen, beugte sich schon, die linke…

Bartholomäus: 5 Wie kam die Dunkelheit zustande?

Als sie den Schrei vernahmen und sahen, wohin Roland deutete, riss Ludwig sein Lasso von seiner Gürtelschnalle und sprintete augenblicklich los. Sie waren gerade so weit gekommen, um zu erkennen, dass keiner die beiden Toten kannte, was einerseits eine Erleichterung war, andererseits die Sache schwieriger machte, denn Fremde würde man unweigerlich suchen. Ludwig sah Bartholomäus…

Bartholomäus: 4 Dieses Land est Noir

Alvin Gerard war gerade damit beschäftigt, einen Kunststoffbottich, der einmal ein Rührwerk bekommen sollte, mit seiner Ameise zur Weiterverarbeitung durch das Tor in die Betriebshalle zurückzubefördern, als Roland laut rufend aus dem Waldstück gerannt kam. Eigentlich war der Franzose zuständig für den Karosseriebau der Firma Netzsch Kunststoff. Als ein Monteur von Citroen genoss er hier…

Bartholmäus 3: Mechanismus der Sublimierung

Die Gedanken hat man früher Vögel genannt, mächtige Steinadler hoch im Himmel, insektenfleißige Wintergoldhähnchen weiter unten, beide verschwindend in der rauen Nacht. In kanutischen Kreisen produziert der Malstrom undenkbare Wirren. Weit ist das rettende Ufer; wer es erreicht, der hat sich deshalb noch lange nicht in Sicherheit gebracht, der lässt sich vielleicht täuschen von den…

Bartholomäus: 2 Ein Hasentod

Dann schlief er ein – und erwachte mit steifen Gliedern. Sein Magen begann augenblicklich laut zu knurren. Er raffte schnell seine Decke zusammen und blinzelte aus der Tür heraus den frühen Morgen an. Über dem Tal verflüchtigte sich gerade der Nebel. Es konnte nicht später als sechs Uhr sein. Die grüngestrichenen Fensterläden ließen kaum Licht…

Ein Hungerleider am Straßenrand: 1 Zahnlose Minka

Er kam über die pittoreske, aber unnütze Steinbrücke, die mit zinnenähnlichen und auskragenden Absätzen verziert war und die sich seit vielen Jahrzehnten nur noch über Gneisbrocken, Schiefer und Unkraut beugte. Sein angestrebtes Ziel war der Hof, der aus dem wolkigen Dickicht reckte, und der von seinem Standort aus gesehen ganz genauso verlassen wie alle anderen…

Das blaue Kleid

Seit langem schon wollten wir das verfallene Haus in der Mühlgasse aufsuchen, und obwohl uns der Mut der Gruppe schon an manche unheimliche Orte gelenkt hatte, fehlte uns dazu bisher die Unerschrockenheit. Von der Straße aus konnten wir es im Herbst oder Winter durch die laubfreien Äste betrachten, immer aber schien es uns kein richtiges…

Der Weg nach Raha: 7 Evaluation

»Schau, wenn wir uns hier hinstellen, können wir den Zügen nachsehen!« Er träumt mit offenen Augen, erwartet kaum das sehnsüchtige Verlangen nach der Ferne, das reisende Objekte in ihm auslösen. »Ich dürfte überhaupt nicht hier sein mit dir!« Sie spielt mit dem Zeigefinger in ihren Locken, ringelt sie auf, sieht verlegen drein, betrachtet ihre Schuhe,…