Schauer hinter Klostermauern

Eine wahrhaft böse Geschichte über einen Mönch namens Ambrosius schreibt 1796 Matthew Gregory Lewis. Moralische Schwäche, letztendlich Skrupellosigkeit bescheren Ambrosius ein arg verwerfliches Ende.

Es sei erzählt: Ambrosius, nach außen hin gebührlich sittenstreng, erliegt den Reizen der schönen Matilda, einer vom Teufel gesandten Hexe. Deren Herr und Meister zeigt sich bestätigt angesichts der Fleischelslust des wankelmütig Frommen, den nunmehr, da die Gier geweckt ist, weiteres Verlangen packt. Er lauert Antonia auf, einem fünfzehnjährigen Mädchen aus dem Dorf, und tötet die Mutter Donna Elvira, unverhofft Zeugin seiner versuchten Vergewaltigung, die ihm als Ordensmann zum Verhängnis geworden wäre.

Möge an dieser Stelle bereits das alte Sprichwort mahnend zitiert sein: Hat der Fuchs noch Zähne, geht er nicht ins Kloster.

Lügt das Sprichwort wohl?

Ambrosio
Ambrosio tötet Elvira
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Vincent Price & Poe

Ob es Poe gefallen hätte, dieses Diabolische, Irrsinnige, das Vincent Price auf der Leinwand so genial verkörperte? Gute Frage wohl. Auf jeden Fall hat der Ausnahmeschauspieler dem weltbekannten Ausnahmeschriftsteller eine spannende Extraportion an Popularität geschenkt, die dem literarischen Vermächtnis auf spezielle Art Respekt und Bewunderung zollt.

Vincent Price

Sieben Filme nach literarischen Vorlagen von Edgar Allan Poe drehte Vincent Price (1911-1993) in den 1960er Jahren, und seine unverwechselbare Art, mit seiner Darstellungskunst, seiner Sprechweise, seiner Mimik auf dem schmalen Grat zwischen (fast) idealem Genie und schleichendem, packendem, bezwingendem Wahnsinn balancieren zu können, machte ihn zu einem Idol der Horrorszene, zum Kultstar des Genres, zu einer der wenigen echten Ikonen der Nacht.

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Dracula Lee

So viele kamen nach ihm. Sie waren schön und grausam, hässlich und traurig, unerbittlich und zerstörend, sanft und voller Sehnsucht. Sie alle waren gierig darauf, uns in ihre Visionen, ihren Bann, ihre alptraumhafte Unwiderstehlichkeit zu ziehen. Manchen gelang es mit Bravour. Manche vergaßen wir, weil der Morgen die launige Nacht einfach verschluckte. Egal. Es folgten, folgen andere. Blutsauger im Roman, im Film…im Kopf…die Palette ist gewaltig. Und trotzdem: Der erste, wahre, große Vampir, Quell einer Furcht, die unsere Phantasie bis in die fantastischsten Sphären hinein nährte, war er: Christopher Dracula Lee.

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Geisterhaftes Grabgeflüster

Ich bettete in Grüften und auf Särgen mich.

Das klingt schaurig gut nach Grabgeflüster. Totengesang. Verhängnisvoller Sehnsucht gar. Soll so sein. Weiter heißt es noch:

(…) In einsam stillen Stunden,
Wenn durch der Nacht geheimnißvolles Schweigen
Ein geisterhaftes Flüstern nur erbebt,
Hab‘ ich, dem Alchymisten gleich, der kühn
Sein Leben setzt an eine finstre Hoffnung,
Seltsames Wort getauscht und ernste Blicke. (…)

Shelley
Shelley. Public Domain.

Fürwahr hübsch befremdlich. Zweifellos auf unheimliche Art schön. Sowas entspringt (natürlich!) nicht meinem bescheidenen Sinnieren. Percy Bysshe Shelley, früh durch einen tragischen Unfalltod verstorbener Ehemann der Frankenstein-Schöpferin Mary Shelley, englischer Romantiker, schrieb diese Zeilen am 14. Dezember 1815, nachzulesen in seinem Geist der Einsamkeit: Alastor. Geheimnisvoller Rachedämon. Flamme des Himmels.

Da werden Inspirationen geweckt. Tauchen Bilder von mythischen Wesen, dunklen Wäldern, Ruinen, von alten Gräbern und Grüften auf, über die der Nebel steigt. Von Geschichtenerzählern, die am lodernden Kaminfeuer sitzen und mit heiserer Stimme berichten von Friedhöfen, auf denen Statuen von engelsgleichen Frauen stehen, die bei Vollmond lächeln und seufzen. Oder deren in Stein gehauene Gesichter zu Fratzen werden mit dämonisch gelben Augen, deren Blicke verraten, dass sie gleich kommen, um einen zu holen. Die anderen zu rufen, die sich durch die faulende Erde nach oben graben.

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‚Komische‘ Clowns

Joker
Joker

Wir kennen King’s Clown Pennywise. Sein verschlagenes Grinsen, die bösen Augen, die spitzen Zähne. Wir wissen vom Joker, Gegenspieler des großen Batman. Permanent grotesk belustigt. Ein ewig grinsender Oberschurke, genial, verrückt und de facto ein übler Kerl, faszinierend durchaus und gerade deswegen so herrlich böse abgefahren. Wir haben vom Serienkiller John Wayne Gacy gehört, der als Clown Pogo in seiner Heimatstadt den allseits beliebten Spaßmacher spielte und Jungs für seine Lust ermordete, wenn die Maske fiel.

Irgendwann, irgendwo mal haben wir auch von den Hofnarren aus längst vergangener Zeit erfahren, die als Urväter des modernen Clowns gelten dürften: Die waren prinzipiell von Natur aus mit physischen und psychischen Defiziten belastet, Randfiguren der Gesellschaft, Prügelknaben und Entertainer der Herrschaften, Zielscheiben oft kleingeistiger Spötter, zugleich selbst Verspottende, da sie sich in Wort, Sinn und Tat so einiges an Frechheiten und Dreistigkeiten herausnehmen durften.

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Der Ghul

Ein Ghul sieht merkwürdig und vor allem scheußlich aus. Bleibt festzuhalten. Er riecht nach Verwesung und frisst traditionell Leichen. Das ist Gebot. War Gebot. Denn wie das nun mal so ist mit der Tradition, manchmal staubt sie, langweilt und braucht frischen Anreiz. In diesem Fall sind das die Lebenden. Der Ghul ist ergo auch ein Menschenfresser. Verbleibt die Frage, was so ein Ghul macht, wenn er grade nicht giert, auf der Jagd ist oder bereits frisst. Vorerst einmal dürfte er einfach nur mächtig Angst machen, wenn er denn vor Ort wäre.

Der Ur-Ghul/Ghoul, da von Haus aus ein grausamer Wüstengeist, finsteres Clanmitglied des uns zumindest flüchtig bekannten Leichengotts Mordiggian und grundsätzlich fest verwurzelt in persisch-arabischer Schauer-Kultur, ist aber hierzulande eher selten anzutreffen. Deshalb wurde für Brut gesorgt.

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Bela Dracula

Er war eine spektakulär gekleidete Leiche. Elegant, aber denkwürdig. Sollte so sein. Vielleicht regnete es ausnahmsweise in Kalifornien am 16. August 1956, und die aufgespannten Regenschirme waren solidarisch schwarz und glänzten wie sein Umhang. Wie der Lack seines Sarges. Vermutlich erklang düstere Trauermusik. Mozarts Requiem oder Wagners Schwere hätten gepasst. So schaurig gut. Das eine Lied, sein Lied wurde erst dreiundzwanzig Jahre nach Bela-Draculas Tod geschrieben. Hätte ihm (auch) gefallen.

The bats have left the bell tower, the victims have been bled, red velvet lines the black box…(Bauhaus, 1979, Bela Lugosi’s Dead)

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