Die Buchfotze (dritter Schnitt)

Die Buchfotze (zweiter Schnitt)

Notiz an ihn mit Mondkindkrone
Geschrieben von A. Anders
Der einzige Grund,
warum Sie das Weiß unter meinem Rock sehen können, ist,
dass ich nicht bemerkt habe, dass mein Kleid feststeckt.
Das Blau reicht bis zum Boden,
aber es eignet sich nicht,
um einen Stern abzuklopfen,
weil ich Sie noch immer liebe.
Area Fifty Hun
Geschrieben von A. Anders
Befehl-Fokus in ihrem Zuhause,
mit den eigenartigen, rätselhaften detailgetreuen Vibes
der Area Fifty Hun. Mit einem wunderlichen
andersweltlichen Gast, der eins ist mit der Natur
und aus einem Blumenbeet guckt.
Blitzexpedition! Mondbeam!
Eine Sci-Fi-Überwurf-Decke für ihr Sofa:
Willkommen in der Allianz!
Der kreativen Vereinigung von Mensch und Maschine.
Allianz ist ein umwerfendes Projekt
für einen Raum, der einen Hauch von Staunen und Phantasie gebrauchen kann.
Durchqueren Sie die Galaxien
mit dem faszinierenden Design einer Frau zwischen den Sternen
und fangen sie die beeindruckende Schönheit des Kosmos
durch eine Retro-Science-Fiction-Linse ein.
Es wird ihre Sinne entzünden, ihre Freak-Flagge wehen lassen!
Das Ganze geht auf unsere Kosten.
Ohrendilemma
Es plagt mich seit einem halben Jahr in meinem rechten Ohr, was natürlich von den Anti-Lärm-Pfropfen stammt, die ich mir seit Jahren ins Ohr ramme. Anders ist in einer Welt voller Höllenlärm auch nicht zu schlafen.
Eric Basso: Der Pestarzt, Kapitel 1

Michael Perkampus ist ein Solitär der deutschen Literatur. Am Surrealismus und der Dekadenzliteratur geschult, wird die Sprache hier zu einem Instrument der Wahrnehmung. Seine Ausflüge in die Weird Fiction sind ebenso Programm wie das Zerschmettern jeglicher Realität.
Täglich Texte und Betrachtungen.
Anmerkung des Übersetzung: Diese bahnbrechende und legendäre Geschichte begann ich zu übersetzen, bevor Eric Basso überraschend am 10. Juni 2019 verstarb. Bisher konnte das Lizenzrecht nicht geklärt werden, so dass ich mein Vorhaben aufgeben musste. Tatsächlich gehe ich auch nicht davon aus, dass dafür in Deutschland einen Markt gegeben hätte, aber eine kleine Auflage für Kenner der Weird Fiction hätte mir eine gewisse Genugtuung verschafft. Ich erlaube mir dennoch, das erste Kapitel hier zu präsentieren. Ich verstehe das als einen Kulturauftrag. Wer die Novelle im Original lesen will, kann diese in Jeff & Ann VanderMeers The Weird finden.

Anmerkung des Übersetzung: Diese bahnbrechende und legendäre Geschichte begann ich zu übersetzen, bevor Eric Basso überraschend am 10. Juni 2019 verstarb. Bisher konnte das Lizenzrecht nicht geklärt werden, so dass ich mein Vorhaben aufgeben musste. Tatsächlich gehe ich auch nicht davon aus, dass dafür in Deutschland einen Markt gegeben hätte, aber eine kleine Auflage für Kenner der Weird Fiction hätte mir eine gewisse Genugtuung verschafft. Ich erlaube mir dennoch, das erste Kapitel hier zu präsentieren. Ich verstehe das als einen Kulturauftrag. Wer die Novelle im Original lesen will, kann diese in Jeff & Ann VanderMeers The Weird finden.
Straßenbau im Neunzehnten Jahrhundert

Die Bagger werden zwar nicht mehr mit Dampf betrieben, weil die Kessel, in denen er produziert werden kann, mittlerweile kaum noch auf einem Flohmarkt zu finden sind und die Beschaffungskosten astrale Höhen zeitigen, aber das trübt das Gesamtbild nur marginal. Die Zeitreisenden freut es sicherlich zu erfahren, dass Kempten in diesem Jahr damit begonnen hat, sämtliche Straßen und Bürgersteige abzureißen, damit die Bevölkerung sich wieder am Matsch und am naturbelassenen Schlagloch erfreuen kann. Kinder werden ihre Papierschiffe wieder mitten auf der Straße kentern lassen können und auch Pferdescheiße wird bald wieder die glückliche Luft um uns herum erfüllen. Gegenwärtig ist das Pilotprojekt in der Haggenmüllerstraße zu bewundern, und ich kenne niemanden, der nicht vor Aufregung zittert, weil es endlich wieder in ein Jahrhundert voller Sonnenschein und Muse geht. Brechen wir gemeinsam auf.
Gedankenmätzchen (nicht das erste)
Ich käme an mit einer Tasche ohne Gold und würde mir das Weibchen abspenstig machen, so mit zwanzig mich besuchen, um mich nicht mich mögend wieder in die Vergangenheit zu verziehen.
Die Vergangenheit sah so aus: Ich schrieb Gedichte auf meinen Körper (so weit die Stifte trugen) und präsentierte sie der Fotolinse. Wir sprechen von 1991 und mein erster Buch kotete gerade die Stufen voll.
Charlie Lovett: Das Buch der Fälscher
Das Leben eines Antiquars

Charlie Lovetts Roman „Das Buch der Fälscher“ erzählt eine Geschichte, die Buchliebhaber direkt ansprechen wird. Die fesselnde Handlung ist eine Art geisterhafte Liebesgeschichte, die nicht nur durch die schmerzhaften Neurosen ihres Protagonisten Peter Byerly bereichert wird, eines Mannes, der – als wir ihm begegnen – tief in der Trauer über den Tod seiner Frau Amanda etwa neun Monate zuvor steckt.
Der Protagonist ist ein Antiquar und fühlt sich mit Büchern wohler als mit Menschen. Wenn er mit den Sondersammlungen der Ridgefield University arbeitet, befindet er sich in dieser Welt der seltenen Bücher in allerbester Gesellschaft. Dort lernt er das knifflige Handwerk der Buchrestauration und auch einiges über das Fälschen von Büchern. Nach dem Tod seiner geliebten Frau führt er noch mehr das Leben eines Einsiedlers in England. Beim Versuch, sein Leben zurückzugewinnen, stößt er auf ein jahrhundertealtes Aquarell-Porträt in einem Buch über Shakespeare-Fälschungen, das seiner Frau Amanda verblüffend ähnlich sieht. Als Byerly nach dem Künstler des Gemäldes sucht, stolpert er über ein Buch, das – wenn es echt wäre – nicht weniger als ein literarisches Erdbeben auslösen könnte – den “Pandosto”, jenem Buch von Robert Greene, in dem sich eine der wenigen Zeugnisse, die wir von William Shakespeare haben, finden und das dem großen Dramatiker als Vorlage seines “Wintermärchens” diente. Dieser Fund könnte den ewigen Streit zwischen Stratfordianern (jene, die glauben, der ungebildete Shakespeare habe diese Werke wirklich alle selbst geschrieben) und Oxfordianern (jene, die glauben, ein anderer hätte diese Werke geschrieben und Shakespeare wäre nur ein “Strohmann” gewesen) für immer begraben, so es denn echt wäre, denn Shakespeare hat es mit unzähligen Randnotizen versehen, als er sein eigenes Stück daraus machte. Byerly versucht also zwanghaft, die Authetizität des Buches zu klären. Wie es aber bei einer Rätselgeschichte so ist, ist nichts wie es zunächst scheint.
Say cheese
Geschrieben von A. Anders
Tragen Sie diese niedlichen Ohrringe,
die aus dem Knochen einer Amsel geformt sind,
und treten Sie ein, in einen unheimlichen Schnappschuss,
der den Zuschauer einlädt,
über das eindringliche Flüstern der Vergangenheit
nachzudenken,
in einen sofortigen Download
sanfter Erinnerungen.
Die Modelle sind spontan
und in bester Laune entworfen,
gefertigt von unseren Handwerkern,
eingerahmt bis zum Tod,
bestückt mit nach vorne und nach hinten
gerichteten Schmetterlingen.
Das Rätsel warum
Das Rätsel warum
man in den Gedanken
anderer ist
warum das ein
Rätsel ist
Lethe im Schwarzwasserpark

Die Wölfe wortostwärts
Geschrieben von A. Anders
Weißbärtig und mit langen, sich zuspitzenden Zähnen setzte sich der Frost nur eine Mannshöhe über dem Boden an jenen Stellen der Stadt fest, an denen sich noch immer vergangene Morde leibten, die von niemandem, so hatte es sich herausgestellt, wegzukarren waren.