
Konstrukt, Relation
Keiner kann seine eigene Entdeckung gegen eine andere ausspielen, nur der poetische Wert hat hier Gewicht, warum sollte es nicht möglich sein, ein Labyrinth zu formen, wer das Sprache-Sein entschlüsselt, hat den Menschen entschlüsselt, man kann den Zufall nicht darstellen, denn in dem man das anstrebt, hält man bereits willentlich die Nichtdurchführbarkeit des Experiments in der Hand, auch wenn man machen kann, was man will, hat das nicht etwas mit Chaos zu tun, in einem Chaos, in einem Zufall können wir uns gar nicht mehr artikulieren, sämtliche Widersprüche wären dann momentan und unvergänglich, schreibe ich
- Ich gehe und gehe gleichzeitig nicht
entsteht bereits die Poesie der Unauflösbarkeit
(oder in einem Oxymoron)
der Unendlichkeit, nur so gelingt es, dem Irrsinn Ausdruck zu verleihen, Konstrukt, Relation, daran werden wir kaputt gehen
(die Liebe ist ohne Wenn und Aber)
weder ist sie relativ noch statisch, sie ähnelt deshalb der Geisteskrankheit, etwas Unverbindliches will sich verbinden, und scheitert bis in alle Ewigkeit, nur so entsteht Poesie, wenn die Poesie nun das eigentlich Schöne ist
(und damit meine ich nicht ausschließlich die Literatur)
ist sie überall zu finden, und es kommt nicht darauf an, wie sie dargestellt wird
(im Moment stabil)
Kafkas Prag

Michael Perkampus ist ein Solitär der deutschen Literatur. Am Surrealismus und der Dekadenzliteratur geschult, wird die Sprache hier zu einem Instrument der Wahrnehmung. Seine Ausflüge in die Weird Fiction sind ebenso Programm wie das Zerschmettern jeglicher Realität.
Täglich Texte und Betrachtungen.
Die Zigarette glimmt, obwohl sie im Wasser liegt, das Gesicht nach unten (die Strömung ist nicht schlimmer hier in Kafkas Prag).

Ewigkeit und Gegenwart
Die Ewigkeit ist absolute Bewegung, die selbst nichts mehr bewegen kann und die allein im Licht manifestiert ist. (Wo bist du?) Die masselosen Photonen könnten ebensogut als Stillstand ausgelegt werden, so dass Ewigkeit und absolute Bewegung zusammenfallen; Ewigkeit und Gegenwart als ein und derselbe Zustand (Plotin); oder: »Die Ewigkeit ist gegenwärtig überhaupt«; (Hegel).
Die Stunden tobten unter dem Eis. In Wärme nur, in Wärme nur: da könnten sie explodieren, doch bleiben unter Schollen; da geht es langsamer zu, langsamer die Welt, das Ganze, langsamer der Klang, die Fasern, das Echo, die Rückkehr dessen, was an der Oberfläche sucht; kriechender Nebel, immer entlang der tellurischen Ströme. Was lebt, ist wärmer; ich …, und das, was schmilzt, prallt ab, kommt nicht näher, kann nicht; nichts verbindet sich, stößt ab, wendet sich um, tastet fingerlos in Schwaden hinein, die aus mir bestehen. Ichgeist, spuke ich, gehe ich in Häuser; warte auf mich im Stroh! Meine Städte aus Schorf, Blumentöpfe im Garten; Felder Strunk; aus Nadeln spitzer Pflanzen perlt ockern der Duft des Narkotikums,vermischt sich mit den tobenden Stunden unter dem Eis; dein Azur ist Kälte. (Wo du bist?).
Das Vehikel, gefunden im Schrott der hiesigen Straßen, tauchte brummend empor wie eine Halluzination, postgelb zerhaut der Rumpf des schimpflichen Gefährts, die trübe Ästhetik, rollende Ankunft, Ausfahrt Nirgendwo West, City im Delirium, Katzen speisen Mäuse, ungesehen, kein Strafmaß, wenn die Pelztiger beginnen zu wursten, die Mausnuss abzuhängen, unter der Erde, jeder könnte es schwören, da stimmt nichts mehr, hinein in den Wahrnehmungszwang, Menschheit verwest, verrottet wie in baldiger Zukunft, ausgestopft, ich Wahrnehmender, ich reise gern, der Liebsten entgegen, die skelettiert unter Panzerstraßen meiner Rückkehr schmachtet.
»Weißt du noch, als wir das erste Mal am Rande des verrückten Gartens…?«
Es war doch nur ein Traum, der 6000 Jahre währt.
»Wir fanden uns vor Hallen goldener Locken!«
Ich weiß nicht, wie dein Geist in diese Wolken fahren konnte.
»Liebe ist doch unendlich!« schriebst du erst später, mein Herz, erst sehr viel später.
Goethe in Weimar

Michael Perkampus ist ein Solitär der deutschen Literatur. Am Surrealismus und der Dekadenzliteratur geschult, wird die Sprache hier zu einem Instrument der Wahrnehmung. Seine Ausflüge in die Weird Fiction sind ebenso Programm wie das Zerschmettern jeglicher Realität.
Täglich Texte und Betrachtungen.
Die Sauferei aus den dreckigen Grabkübeln war noch lange nicht beendet.

Die Straße in den Schlund
Bevor ich mich heute niedersetzen konnte, um das Typoskript weiterzutreiben, tingelten wir über den Markt und in die hier durchaus zu findenden skurrilen Läden hinein, die an Nippes überreich, auch ausgesprochene Gourmetesken zu bieten haben. So zu nennen das Spezialhaus für Kaffee – Weber, in dem es galt, mir 100g frischen Guatemala aus dem Sack zu besorgen.
Grundschule Marktleuthen



Arno Schmidts Schreibmaschine

Das Haar ist die Schere
Das Wasser ist der Seelenreiz, sein Fließen ist Gesetz. In den Tümpeln wartet das Wasser darauf, fließen zu können. Wer aber befreit es? Wer aber wäscht sich rein im stehen? Wer aber sieht das Wasser hinunter stürmen durch alle Schichten Gaias – Quarz und Feldspäte, da ich ihm folge wie ein Gedanke nur dem Magnesium folgt, der Aura also des Dings, das sendet, der klare Gedanke ist dann das Ding selbst, und nicht ich denke es sondern wir bedenken uns gegenseitig, der Stein, der mich sieht, das Wasser, das mich fließt, das Barbieren mit der Schere, das Haar ist die Schere
Untersuchung der Werwölfe

Michael Perkampus ist ein Solitär der deutschen Literatur. Am Surrealismus und der Dekadenzliteratur geschult, wird die Sprache hier zu einem Instrument der Wahrnehmung. Seine Ausflüge in die Weird Fiction sind ebenso Programm wie das Zerschmettern jeglicher Realität.
Täglich Texte und Betrachtungen.
Ich bin schon wieder ein Wolf, und ich muß mich dafür entschuldigen. Jetzt kommen sie, ich muss verschwinden!

Balzacs Kaffee
„Sie müssen nicht so viel Kaffee trinken, Sie sind doch kein Balzac, der jeden Tag dreißig Tassen trank“, sagte er und ich wunderte mich.
„Sie lesen Balzac?“
„Nein, ich kenne ihn nur vom Hörensagen“, sagte er. „Ist es deshalb? „
Ab Werk
Ferlingale hatte angeordnet, dass man alle Aufzeichnungen, die er jemals gemacht hatte, nach seinem Tode zu verbrennen habe. Die Poesie sollte nur sein Leben sein, darüber hinaus war sie nichts. Die Eitelkeit des Dichters reichte nicht aus, sich gefleddert zu wissen und bereits jetzt die Zukunft ob seines Namens zu lieben.
In der Totalen erinnert dieses Vorgehen an Kafka, in der Halbtotalen an Nabokovs Versuch, die Karteikarten zu Das Modell für Laura nicht erscheinen zu lassen. Das sind keine Einzelfälle – auch von Boccaccio wissen wir, dass er nach einer Krise selbst Hand an seine Arbeit legen wollte. Es mag eine Gerechtigkeit geben, die sich den literarischen Außenseitern annimmt, die ein Werk über einen gewissen Zeitraum, der zugegeben sehr lange währen kann, auf die Vorsprünge des Olymp legt. Es mag die Lesequalität ändern oder der verstaubte Text in die Hände eines Apologeten fallen, der eine Schlüsselrolle bekleidet. Wir kennen nur die glimpflichen Fälle (auch der Anton Reiser gehört dazu) und seufzen bei dem Gedanken, was uns verloren gegangen wäre, wenn die Katastrophe der Vergessenheit sich nicht dazu entschlossen hätte, eine kleine Lücke offen zu lassen. Für jene, die aufmerksam sind.