In der Tat will ich herausbrechen aus dem Immergleichen. Dass Hölle ewige Wiederholung ist, kann sich mittlerweile als Tropus sehen lassen. Ich trinke nicht mehr, ich rauche nicht mehr und habe auch nichts mehr übrig für das Insektengift Kaffee, das ich jahrhundertelang in mich hineingegossen habe. Die einzige Erkenntnis daraus ist die, kein Insekt zu sein. Ich schreibe selbst seit Monaten nicht mehr mit der Schreibmaschine, die seit eben dieser Zeit zugedeckt wie ein Walross im Flur steht. Ich kann die absolute Technokratie, die uns umgibt, kaum mehr ertragen, allerdings räume ich ein, dass sie der einzige Weg ist, allen die Seele zu entziehen. Sollten wir wirklich in diesem Jahr noch umziehen, werden wir alles, was nach 1970 gebaut wurde, auf den Müll werfen. Ich hätte noch nicht einmal etwas gegen einen Heizkessel einzuwenden. Am schlimmsten sind mir jedoch diese Scheißhäuser aus Blech auf den Straßen. Gebannt hoffe ich dieser Tage auf Fahrverbote, auch wenn Kempten davon nicht betroffen ist, aber wann immer eine Entscheidung gegen diesen schlimmen Feind meiner inneren Ruhe getroffen wird, dann erleichtert mich das. Oh ja, ich bin ein gewaltiger Feind des heutigen Automobils. Das Geklacker von Pferden und ein verschissener Gehsteig wäre mir hingegen sehr angenehm. Ich würde in der Kacke Blumen pflanzen.
Urlust
Manchmal reicht der Tag für eine einzige Strophe, die man getrost auch Absatz nennen darf. Wie bei Schuhen. Urlust des Scheinens. Die Säfte wallen auf, jede Begegnung ist total, damit sie einen Abdruck hinterlässt. Sprachlosigkeit hingegen ist nicht der Tag, an dem man keine Worte mehr findet, sondern der Tag, an dem die Sprache nichts mehr nützt.
Im Haus des Kryptoporticus

Meister Vollpferd hat ein Ziel

Michael Perkampus ist ein Solitär der deutschen Literatur. Am Surrealismus und der Dekadenzliteratur geschult, wird die Sprache hier zu einem Instrument der Wahrnehmung. Seine Ausflüge in die Weird Fiction sind ebenso Programm wie das Zerschmettern jeglicher Realität.
Täglich Texte und Betrachtungen.
Vom Pfefferminzkwas recht stark betaumelt – so günstig kam ihm heut' die Wahrsagerei – stürzte er zunächst in die Hagebutte, ein »verdammichte Hatschepetsche« auf den violetten Lefzen, als es noch einen Stock tiefer ging, was ihn dann endgültig stürzen ließ, die Faust mit widerborstigen Nüsschen gefüllt, die ihn sofort an Ort und Stell' bejuckten.

Serial-Kuchner 1: Schokobanane in der Brachgasse
Nach dem Serial Killer ist jetzt der Serial Kuchner das neue Phänomen. Zugegeben, das ist eine etwas merkwürdige Umschreibung, wenn man bedenkt, dass ein Serial Killer seriell Leichen hinterlässt, die er gekillt hat. Man könnte jetzt nicht wirklich behaupten, dass ich andere Menschen kuchne, anstatt sie zu killen. Nun ja, ich kille sie natürlich auch nicht, aber viel weniger kuchne ich sie. Aber unterm Strich kuchne ich eben doch. Die Verwandtschaft zum Serial Killer besteht also darin, dass ich mir gerne Kuchen einverleibe. Ihr seht es? Leib, einverleiben? Das folgende Porträt ist schon etwas älter, aber als Beweis durchaus annehmbar, die Opfer eindeutig und klar zu erkennen.
Tesla

Michael Perkampus ist ein Solitär der deutschen Literatur. Am Surrealismus und der Dekadenzliteratur geschult, wird die Sprache hier zu einem Instrument der Wahrnehmung. Seine Ausflüge in die Weird Fiction sind ebenso Programm wie das Zerschmettern jeglicher Realität.
Täglich Texte und Betrachtungen.
Die Straße fließt dem Horizont entgegen, flimmernd, als wolle sie sich aufmachen, eine Halluzination aus dem Nichts zu heben.

Der Geruch der Fontanelle

Michael Perkampus ist ein Solitär der deutschen Literatur. Am Surrealismus und der Dekadenzliteratur geschult, wird die Sprache hier zu einem Instrument der Wahrnehmung. Seine Ausflüge in die Weird Fiction sind ebenso Programm wie das Zerschmettern jeglicher Realität.
Täglich Texte und Betrachtungen.
Es kam vor, dass die Strecke, die zurückgelegt wurde,
gar nicht die Strecke war, von der eine Skizze
existierte. Sie schlüpfte durch eine Ruinen-Lücke,
blieb in geisterhafter Manier verschwunden.

Konstrukt, Relation
Keiner kann seine eigene Entdeckung gegen eine andere ausspielen, nur der poetische Wert hat hier Gewicht, warum sollte es nicht möglich sein, ein Labyrinth zu formen, wer das Sprache-Sein entschlüsselt, hat den Menschen entschlüsselt, man kann den Zufall nicht darstellen, denn in dem man das anstrebt, hält man bereits willentlich die Nichtdurchführbarkeit des Experiments in der Hand, auch wenn man machen kann, was man will, hat das nicht etwas mit Chaos zu tun, in einem Chaos, in einem Zufall können wir uns gar nicht mehr artikulieren, sämtliche Widersprüche wären dann momentan und unvergänglich, schreibe ich
- Ich gehe und gehe gleichzeitig nicht
entsteht bereits die Poesie der Unauflösbarkeit
(oder in einem Oxymoron)
der Unendlichkeit, nur so gelingt es, dem Irrsinn Ausdruck zu verleihen, Konstrukt, Relation, daran werden wir kaputt gehen
(die Liebe ist ohne Wenn und Aber)
weder ist sie relativ noch statisch, sie ähnelt deshalb der Geisteskrankheit, etwas Unverbindliches will sich verbinden, und scheitert bis in alle Ewigkeit, nur so entsteht Poesie, wenn die Poesie nun das eigentlich Schöne ist
(und damit meine ich nicht ausschließlich die Literatur)
ist sie überall zu finden, und es kommt nicht darauf an, wie sie dargestellt wird
(im Moment stabil)
Kafkas Prag

Michael Perkampus ist ein Solitär der deutschen Literatur. Am Surrealismus und der Dekadenzliteratur geschult, wird die Sprache hier zu einem Instrument der Wahrnehmung. Seine Ausflüge in die Weird Fiction sind ebenso Programm wie das Zerschmettern jeglicher Realität.
Täglich Texte und Betrachtungen.
Die Zigarette glimmt, obwohl sie im Wasser liegt, das Gesicht nach unten (die Strömung ist nicht schlimmer hier in Kafkas Prag).

Ewigkeit und Gegenwart
Die Ewigkeit ist absolute Bewegung, die selbst nichts mehr bewegen kann und die allein im Licht manifestiert ist. (Wo bist du?) Die masselosen Photonen könnten ebensogut als Stillstand ausgelegt werden, so dass Ewigkeit und absolute Bewegung zusammenfallen; Ewigkeit und Gegenwart als ein und derselbe Zustand (Plotin); oder: »Die Ewigkeit ist gegenwärtig überhaupt«; (Hegel).
Die Stunden tobten unter dem Eis. In Wärme nur, in Wärme nur: da könnten sie explodieren, doch bleiben unter Schollen; da geht es langsamer zu, langsamer die Welt, das Ganze, langsamer der Klang, die Fasern, das Echo, die Rückkehr dessen, was an der Oberfläche sucht; kriechender Nebel, immer entlang der tellurischen Ströme. Was lebt, ist wärmer; ich …, und das, was schmilzt, prallt ab, kommt nicht näher, kann nicht; nichts verbindet sich, stößt ab, wendet sich um, tastet fingerlos in Schwaden hinein, die aus mir bestehen. Ichgeist, spuke ich, gehe ich in Häuser; warte auf mich im Stroh! Meine Städte aus Schorf, Blumentöpfe im Garten; Felder Strunk; aus Nadeln spitzer Pflanzen perlt ockern der Duft des Narkotikums,vermischt sich mit den tobenden Stunden unter dem Eis; dein Azur ist Kälte. (Wo du bist?).
Das Vehikel, gefunden im Schrott der hiesigen Straßen, tauchte brummend empor wie eine Halluzination, postgelb zerhaut der Rumpf des schimpflichen Gefährts, die trübe Ästhetik, rollende Ankunft, Ausfahrt Nirgendwo West, City im Delirium, Katzen speisen Mäuse, ungesehen, kein Strafmaß, wenn die Pelztiger beginnen zu wursten, die Mausnuss abzuhängen, unter der Erde, jeder könnte es schwören, da stimmt nichts mehr, hinein in den Wahrnehmungszwang, Menschheit verwest, verrottet wie in baldiger Zukunft, ausgestopft, ich Wahrnehmender, ich reise gern, der Liebsten entgegen, die skelettiert unter Panzerstraßen meiner Rückkehr schmachtet.
»Weißt du noch, als wir das erste Mal am Rande des verrückten Gartens…?«
Es war doch nur ein Traum, der 6000 Jahre währt.
»Wir fanden uns vor Hallen goldener Locken!«
Ich weiß nicht, wie dein Geist in diese Wolken fahren konnte.
»Liebe ist doch unendlich!« schriebst du erst später, mein Herz, erst sehr viel später.