Wir wissen, wie Hexen aussehen. Was sie machen und wie sie ticken. Wir kennen Grimms Märchen. Hexen sind hässlich, böse und gefährlich. Unberechenbar zudem. Sie reiten auf Besenstielen durch die Luft, verwandeln Menschen in Kröten, fressen Kinder und tanzen nackt vor dem Teufel.
Hexen gelten in fast jeder Kultur, die ihre eigenen Märchen und Legenden hat, als finstere Wesen, vor denen man flüchten sollte. Sie sind mächtig. Grausam. Furchtbar in Erscheinung und Wirken. Und außerdem sind sie nicht echt. Sagt man und schwört darauf, ohne in die Nacht hinaus zu gehen. Hexen gibt es gar nicht. Sagt man und wartet drauf, dass die Sonne aufgeht.
Die wahre Geschichte ist noch irrsinniger, böser und länger als die erfundene. Die erfundene und gleichsam irrsinnige und böse Geschichte wird in Filmen erzählt: Wrong Turn handelt von Verrückten im finsteren Dickicht. Im Tunnel der lebenden Leichen verfallen Verschüttete dem Wahnsinn. Eine geisteskranke Sippe tobt sich in The Hills Have Eyes aus. Gemeinsamkeit: Allesamt sehen zum Totfürchten aus, schlachten vorbeikommende Leute ab und fressen sie auf.
So weit, so gut zu den Filmen. Vorerst wird das Augenmerk auf die wahre Geschichte gerichtet, die dahinter steckt. Die ist derart abgrundtief schaurig, dass man es trotz zutiefst dunkler Neigung schon wohltuender fände, wenn Alexander „Sawney“ Bean und seine verfressene Brut vielleicht doch nur eine Legende mit dem klassischen Wahrheitskern für den kleinen Nervenkitzel wären.
Mehr als nur ansatzweise wird das alles schon richtig sein, man hört und sieht ja viel. Zumal „Sawney“ im englischen Volksbuch, Klatschpresse des 18. Jahrhunderts, als einer der echten Kriminellen auftaucht, der zur Zeit der Hungersnot in Schottland gelebt haben soll. Fälle von Kannibalismus sind da belegt. Es mag natürlich mit Skepsis vernommen werden, dass eine ganze Familie 1000 Menschen auf diese Weise geschafft hat, wenn auch in immerhin fünfundzwanzig Jahren. Ins unnötige Straucheln bringt es uns nicht.
Wie es denn geschrieben steht, trieb der Bean-Clan im 15. Jahrhundert in abgeschiedener Ecke irgendwo in der Nähe von Galloway County ( South Ayrshire) sein Unwesen. „Sawney“, seine Frau, die „Schwarze Agnes Douglas“, nebst insgesamt 46 Kindern und Enkeln hausten in einer Höhle, betrieben Inzest in grotesker Vollendung und überfielen, beraubten und ermordeten Durchreisende. Die Getöteten schleppten sie in ihre unterirdische Behausung, beinten sie aus, bereiteten ihre Mahlzeiten zu, legten Reste in Salz und Essig ein oder räucherten Leichen als Vorräte.
„Verliebe dich nicht in die Nacht, damit du nicht den Weg verlierst.“
Das hört sich an wie singende Schokolade. Man seufzt und schmilzt dahin.
Es ist ein Vampir, der da spricht, Lestat de Lioncourt. Stark und ungefesselt, weil er kalt ist, böse und schwach, weil er fühlt. Ein stattlicher, stolzer, selbstgefälliger Mann, der die Sehnsucht nicht vergessen hat, die seinen Weggefährten in der Dunkelheit träumen lässt: Louis de Pointe du Lac, sensibel, schwermütig, erstklassig schön zudem. Den klugen Rat seines Lehrmeisters nimmt er an, doch die Verlockung bleibt.
Zum Fressen geboren, zum Kraulen bestellt in Schlummer verloren gefällt mir die Welt. Ich schnurr’ auf dem Schoße, ich ruhe im Bett in lieblicher Pose, ob schlank oder fett. (Johann Wolfgang von Goethe)
Hübsch selbstgefällig spricht die Katze aus des Dichters Munde.Sie weiß, was ihrem Gaumen gefällt. Sie weiß nicht, wie ihr eigenes Fleisch schmeckt. Im Süden Chinas und im Norden Vietnams weiß man das aber sehr genau: „Eigenartig süßlich“ soll es sein. Den Magen erwärmend. Und von „schlabbriger Textur“. Gegessen werden Fleisch und Innereien, den Kopf trennt man ab und wirft ihn weg. Wie beim Fisch.
Traumfabrik Hollywood, wir blicken weit zurück: 1931, der Tonfilm steckte (fast) noch in den Kinderschuhen, vielen populären Stummfilmstars hatte er aber bereits das Genick gebrochen. Der große „Rest“ träumte von großen Rollen. Einer von den Träumern, die Ehrgeiz hatten und hofften, war Boris Karloff, gebürtig William Henry Pratt (1887 – 1969), ein noch recht unbekannter britischer Theater- und Filmschauspieler. Ihm wurde eine Rolle angeboten, die sein Leben verändern sollte. Die ihn zur Legende machte.
Karloff war Frankensteins Monster in der ersten Ton-Verfilmung des weltbekannten Romans von Mary-Shelley. Er wurde über Nacht in der Monstermaske mit dem traurig-sehnsuchtsvollen Blick, die prägend war für das Bild, das wir immer noch kennen und kompromisslos als das richtige definieren, zum Leinwandstar. Man nannte ihn „Karloff the Uncanny.“ Master of Horror.“
Blond, kühl und chic, so wollte er die Frauen, der Master of Suspense. Kim Novak wollte er für Vertigo nicht. Diese Ausnahme-Schönheit, so genial antastbar unter ihrerer Makellosigkeit, war (trotzdem!) die Idelabesetzung. Perfekt als Madeleine, gleichsam authentisch als die brünette Judy, das nette Mädchen ohne Allüren, erkennbare Psychosen und Hitchcock-Eleganz. Den edlen Look trug die blonde Madeleine, gespielt von Judy, gelebt von der Novak, diesem Typ Frau, der wortlos eine Bar betritt, eine Zigarette aus dem goldenen Etui zieht…und ein Dutzend Männer lassen die Feuerzeuge aufschnappen und phantasieren, wo sie sitzen, was sie trinken, wen sie ansehen würde. Ein Blick. Der Himmel.
(c) Paramount Pictures
Aber eben nicht für Alfred Hitchcock. Der wünschte sich für Vertigo – Aus dem Reich der Toten (Vertigo: lat. Schwindel) Vera Miles in der Hauptrolle, seine Rose Balestrero aus Der falsche Mann (1956). Die aber war schwanger, musste absagen und machte damit den Weg für die Unwillkommene frei. Die war brillant, am Set zeigte man sich begeistert (bis auf einen). Am Ziel freilich stand, so fair es auch gewesen wäre, (noch) kein Siegertreppchen, Vertigo erfüllte kaum die hineingesteckte Hoffnung. Brutal gesagt, floppte er vor allem finanziell, und wenngleich auch Regiaarbeit und schauspielerische Leistung allseits positiv genannt wurden, so fehlte es vielen Kritikern und eben auch Zuschauern an Logik und konsequenterer Spannung. Ich selbst merke hier bescheiden an, dass ich Vertigo in noch recht jungen Jahren, – wie eigentlich die meisten Hitchcock-Filme, die damals im als Familientauglich geltenden (war aber nicht immer so!) Abendprogramm liefen – , zum ersten Mal gesehen und auch nicht so hundertprozentig verstanden hatte. Ich schiebe das auf noch kindliche Leichtigkeit im Umgang mit Angelegenheiten, die Konzentration erwarten dürften. Aber spannend fand ich ihn schon vor dieser Ewigkeit allemal. Nur nebenbei…
Die Geschichte vom kleinen Hund und dem großen Schatten habe ich noch nicht erzählt. Ich wüsste nicht, dass jemand sie kennt, zumindest nicht so, wie ich sie kenne. Vielleicht gibt es sie auch gar nicht. Was ich bedauern würde, weil sie diesen Hunger auf ihre ganz besondere Art erklären könnte. Diese Gier. Diese Verfressenheit. Wäre sie wahr wie all die anderen Geschichte, die den falschen, den guten Lügnern entstammt, dürfte die vom kleinen Hund und seinem Schatten Angst machen. Richtig Angst.
Genaugenommen ist sie der Geschichte vom großen schwarzen bösen Hund nicht unähnlich. Die ist uns bekannt. Wir schreiben immer noch an ihr. Es ist die uralte Geschichte. Unsere eigene. Wir lauschen, starren, flüstern:
Siehst du den schwarzen Hund durch Saat und Stoppel streifen? … Betracht ihn recht! für was hältst du das Tier? … Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise Er um uns her und immer näher jagt? Und irr ich nicht, so zieht ein Feuerstrudel Auf seinen Pfaden hinterdrein…
Faust. Auch er. So zieht ein Feuerstrudel…so finster wird es, so bedrohlich. Wer spürt? Wer ahnt? Wer fürchtet sich vor der Höllenbrut? Vor Gwyllgi, der walisischen Bestie, Hund der Finsternis, mit stinkendem Atem und rotglühenden Augen? Vor Ronguer d’Os, dem Knochennager? Vor Moddey Dhoo, der den Tod bringt? Vor dem Teufelstrommler von Tedworth, der sich als schwarzer Hund zeigt, um Unheil zu verkünden? Vor ihm, dem Schrecken längst vergangener Tage, der auftauchte, als Edgar Wallace sprach, und der in irgendeiner Ecke wartet, die in unserer Erinnerung immer dunkel, immer böse bleiben wird? Der Hund von Baskerville. Ich drückte mir ein Kissen vor das Gesicht. Es hat Spuren hinterlassen. Es war nicht zur Hand, als ich ihm begenete. Dem großen bösen schwarzen Hund. Es sollte wohl so sein.
MsGolightly
Ich ging damals in den Blockflötenunterricht mit Mechthild Schlicht aus dem Kirchenhaus, das wir so nannten, weil sie direkt neben Pastor Strümpke wohnte, dem Frau Schlicht Plätzchen backte, wenn er zum Tee kam. Meine Mutter hätte an sowas nicht im Traum gedacht, obwohl sie Pastor Strümpke duzte. Alle im Kirchenchor duzten ihn, und meine Mutter sagte: „Es reicht, wenn ich den Wilhelm in der Messe und beim Singen seh, einen Pastor brauch ich nicht auch noch im Wohnzimmer.“
Der Blockflötenunterricht bei Fräulein Röhl, die lila Haare hatte und der ein kleiner Finger fehlte, fand im Klassenzimmer der 3b in unserer Grundschule an der Ahornwiese statt. Wir aus der 3a verglichen die selbstgemalten Bilder an den Wänden mit unseren eigenen und fanden sie deutlich schlechter. Den fehlenden Finger betrachteten wir als Kriegsverletzung, Mechthilds Onkel, der an der Front gewesen war, hatte auch nur noch ein Bein. Wir, das waren Mechthild Schlicht, Thorsten Kremmer, Michael Sonderbaum, Susanne Dattermann und ich. Die anderen waren prinzipiell Namenlose aus der großen Pause.
Das Klassenzimmer der 3b lag im Erdgeschoß ganz hinten im Gang, wo die Treppe war, die in den Keller führte. Da unten befand sich eine Tür mit Holzbeschlägen und einer schweren Klinke, und immer, wenn der Unterricht vorbei war, stieg einer von uns die Treppe hinunter und sah nach, ob Hausmeister Bierstätt vielleicht dieses eine Mal vergessen hatte, abzuschliessen. Meistens ging einer von den Jungs, während wir anderen dort oben warteten und uns überlegten, was wir Ungeheuerliches machen würden, wenn wir tatsächlich hineinkämen. Eine wirklich gescheite, bahnbrechende Idee hatte niemand, aber wir fanden es wahnsinnig aufregend, uns vorzustellen, diesen verbotenen Keller zu betreten. Vor der Tür hing eine einzige kleine Glühbirne an einem Kabel von der Decke, die nur recht schwach brannte, und der Schalter war am letzten Treppenabsatz.
An diesem Tag, an dem der schwarze Hund sich mir zu erkennen gab, stieg Thorsten Kremmer in die Dunkelheit hinab, schaltete das schummerige Licht ein und sagte: „Ich wette, der Bierstätt hält hier ein schreckliches Tier gefangen.“ Ich war zehn, irgendwie vernünftig und protestierte. Schwach nur. „Das würde man aber hören.“ Insgeheim dachte ich, dass es auch boshaft still auf uns lauern könnte. Sich verstecken, dann hervorspringen, uns anfallen und fressen. Zumindest einen von uns. Dem Hausmeister traute ich gewisse Sonderlichkeiten durchaus zu. Er sah aus wie Peter Lorre als Herman Einstein, das genügte, um anzunehmen, dass er sich vielleicht da unten im Keller etwas Gefährliches halten könnte.
Thorsten Kremmer sagte: „Da kratzt was an der Tür. Seid mal still.“ Er legte seinen Kopf an das Holz, nickte uns verschwörerisch zu und drückte langsam die Klinke hinunter. Natürlich rechnete er damit, – wir alle – , dass die Tür verschlossen sein würde. Aber sie ging auf. Thorsten stand da unten und sagte: „Na sowas. Die ist offen.“ Und wir standen dort oben, sahen uns betreten an und freuten uns kein Stück darüber, dass es endlich geklappt hatte. Fräulein Röhl war im Klassenzimmer mit den Akkordeonspielern beschäftigt, die ahnte gar nicht, dass wir uns noch im Gebäude herumtrieben. Wäre sie jetzt zufällig auf den Flur gegangen, vielleicht, um zur Toilette zu gehen, hätte sie uns ausgeschimpft und hinaus beordert. Das hätten wir uns gewünscht. Niemals sonst. In diesem Moment aber wäre sie unsere Ausrede gewesen. Eine kompromisslose.
Fräulein Röhl kam nicht. Wir mussten da runter. In den Keller. In die Nacht. Zu dem Tier. Oder Monster. Geist. Weiße Frau. Schwarzer Mann. Großer schwarzer böser Hund. Hund von Baskerville. Schlimmer noch.
An den dachte ich. Und als wir geschlossen durch die Tür in diesen Kelleraum gingen, in dem kein Licht brannte und der nach Kalk und Moder und muffiger Erde und faulem Wasser roch, – so habe ich das in meiner Nase, immer noch, und ich behaupte: es roch auch nach Tod. – , da sagte Susanne: „Gruselig hier.“ Und dann: „Ich seh was! Da ist was!“ Mechthild kreischte „Wo? Wo denn?“ und irgendwas von Mutter und Ratten, und Michael lachte und schrie: „Gleich kommt er. Gleich hat er Euch.“ Thorsten, der neben mir stand, sagte: „Waschweiber. Der Michael auch.“ Und ich stand dort stocksteif an seiner Seite, roch tröstende Vanilleseife und sagte: „Ich will hier weg. Sofort.“ Sagte es und rührte mich nicht.
Ich sah ihn. Sein Blick war kalt, er hockte sprungbereit vor mir, und sein Atem stank nach altem rohen Fleisch. Er war so riesig, so kräftig, so zornig, wie es schien, dass ich wusste, vor ihm zu fliehen hätte keinen Zweck, er würde die Tür, selbst wenn ich sie wieder verschließen könnte, mit seinem Schädel einschlagen, er würde mich auf der Treppe packen, meine Kehle durchbeißen, mich zerfetzen. Mich. Oder Thorsten. Susanne. Michael. Oder Mechthild? Warum eigentlich nicht? Es war meine Geschichte. Ich hatte das Recht, mir die Opfer auszusuchen. Und die Art, wie sie sterben.
Ich hatte diese wahnsinnige Angst, die dich zwingt, Steine schlucken zu müssen. Aber ich streckte meine Hand nach ihm aus. Fast war es so, als würde ich in ein Spinnennetz greifen. Das war es nicht. Er leckte meine Finger. Die Zunge war rau. Ich spürte seine Zähne. Ich hütete mich. Er ließ mich wissen und versprach mir die Dämmerung. Ich nannte ihn Zeberus.
Den Keller überstand ich unbeschadet. Der Hund folgte mir. Er wich nie wieder von meiner Seite. Er ist der Lean Dog aus Hertforshire, der spukt, wo einst der Galgen stand. Er ist ein Nachtgespenst, Leichenfresser. Hüter der Unterwelt, wo man ihn ruft: Cŵn, Amwn, Garm. An der Küste Norfolks kommt er aus dem Meer, wandert ruhelos umher, zeigt sich bei Gewittern, auf alten Pfaden. Er ist der traurige Hund von West Peak, der Glück bringt, sieht man ihm zu ersten Mal. Unglück beim zweiten. Den Tod beim dritten. Er ist der Gurt Dog aus Sommerset, der nur gut zu Kindern ist. Mag sein, er hat mich nicht alt werden sehen. Ich zeige ihm nicht mein Spiegelbild.
Manchmal ist der Hund in meiner Geschichte, die ich gar nicht geschrieben habe, ein kleiner Hund, dessen Schatten Furcht einflößt. Manchmal hat er keinen Schatten. Manchmal ist er einer. Dann sollte man Angst haben.
Siehst du den schwarzen Hund durch Saat und Stoppel streifen? … Betracht ihn recht! für was hältst du das Tier? … Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise Er um uns her und immer näher jagt?
Elfriede Pollesch, eine Freundin meiner Großmutter, sagte am Kaffetisch kurz vor einer Zugfahrt nach Süddeutschland, wo sie ihre Enkel besuchen wollte, sie hätte den schwarzen Hund gesehen. Meine Großmutter dachte vermutlich, ich würde ihn nicht kennen, deshalb bekreuzigte sie sich heimlich, seufzte nur und schwieg. Sie wollte wohl nicht, dass ich frage, aber Elfriede Pollesch erzählte dann die Sache mit der alten Magda und dem Fensterputzer, und meine Großmutter vergass, dass ich dort saß und zuhörte. Und wie klein ich noch war. Und wie aufmerksam. Die alte Frau wurde von dem Fensterputzer überfallen und ausgeraubt. Der Polizei erklärte sie, es sei ein großer schwarzer böser Hund gewesen. „Aber senil“, sagte Elfriede Pollesch, „war die Magda nicht. Die war noch rüstig und bei gutem Verstand. Und trotzdem…sie beharrte darauf. Ein schwarzer Hund. Auch, als sie den Kerl festgenommen hatten. Und dann starb sie. Einfach so.“
„Tja nun“, sagte meine Großmutter, „da muss ja nicht immer was dran sein.“ Drei Tage später fiel Elfriede Pollesch im Zug nach München tot um. Als meine Großmutter davon erfuhr, weinte sie sich bei meiner Mutter aus. Die nahm sie in den Arm und meinte: „Wie kann das nur? Sie hatte doch nichts.“ Und ich lehnte im Türrahmen und sagte: „Das war der Hund, Mama.“
Und irr ich nicht, so zieht ein Feuerstrudel Auf seinen Pfaden hinterdrein…
So endet die Geschichte vom kleinen Hund und dem großen Schatten nicht. Ähnlich vermutlich. Oder ganz anders. Erzählt habe ich sie nicht. Würde ich das machen, könnte man Angst kriegen. Richtig Angst. Würde ich…
(Essay veröffentlicht in Zwielicht Classic 17, 2022, ursprünglich erschienen in: IF Magazin für angewandte Fantastik, Whitetrain, Hrsg. Tobias Reckermann, 2017)