Possenspiele

Kategorie: Brouillon (Seite 9 von 69)

der BROUILLON ist tagesgeschäft, nicht mehr als journaling über unwichtige persönliche befindlichkeiten.

Unvorhersehbares

Ich weiß nicht, wann ich den Kurs aus den Augen verloren habe. Natürlich war und ist der Weg auf kein Ziel aus (vielleicht, die Verdammnis abzustreifen), er schlängelt und mäandert (was in etwa dasselbe ist), aber was wäre die Sprache ohne mich? Sie scheint eine Göttin zu sein, nicht nur eine Muse. Dass die Welt aus den Fugen geraten wird, war mir bereits bei meiner Ankunft klar. Es war notwendig, ein Bein hier und ein Bein dort zu haben, aber ich war auf das Ende der Welt nicht gut vorbereitet. Ich kann weitere Zauber folgen lassen, denn sie sind alles, worum sich mein Leben dreht. Es gibt zwei Schreiber in mir: einen, der billig vor sich hin brütet (wie jetzt gerade), und einen, der die Sprache als Treppe nutzt – nicht hinaus, nicht hinab, sondern überallhin. Vielleicht haben mich die Exzesse verlassen; was wollen sie auch von einem alternden Dichter. Wohin ging mein Protagonist, nachdem er Raha erreicht hatte, und vor allem: was ist Raha überhaupt. Natürlich geraten die Sumerer wieder in den Fokus, weil sie schließlich die Wiege unserer Neuzeit sind.

Die Gedanken sind gut – sie sind wie Wasser und sie müssen vollendetes Chaos sein. Kommen und gehen. Unvorhersehbar.

Abweichungen

Warum weicht meine Arbeit so sehr von dem ab, was ich lese? Es ist eine einfach zu beantwortende Frage: Ich benutze Sprache als ein Instrument der Wahrnehmung und der Magie. Diese Zeiten sind für den Mainstream aber längst passè. Wenn ich lese, interessieren mich andere Dinge, zum Beispiel, wie mein Unterbewusstsein auf die dargebotene Erzählung reagiert und was sich daraus ableiten lässt. Literatur ist eine völlig persönliche Entscheidung (oder eine völlig individuelle Suche), weshalb auch kein Zweiter jemals die gleichen Bücher lesen wird. Eine Bibliothek ist wie ein Abdruck des eigenen Geistes in der Matrize des Universums. Manches gleicht ihm, manches kommt ihm nahe, aber nichts wird ihm ganz entsprechen können.

Bis auf wenige Ausnahmen interessiere ich mich nicht für moderne Bücher; die Ausnahme sind eben jene, die zurückgreifen und die Erzählung dort ansiedeln, wo es noch Zeit gab, also vor dem Jahr 2000. Nun, das (angebliche) Fließen der Zeit ist nicht der Punkt, sondern die Substanz der Jahrzehnte.

Im Sinne von Brian Greene wird das so ausgedrückt:

„Wenn ich meine Teekanne bewege, ist dieses Gefühl absolut real. Aber das ist auch alles, was es ist. Es ist eine Empfindung.“

Verdrehte Nacht

Heute Nacht schlief ich zum Beispiel erst ein, als ich bereits wieder aufstehen wollte, gegen vier Uhr. Das sind ziemlich extreme Verlagerungen, und dementsprechend bin ich heute auf den Beinen. Aber die Sonne scheint gerade zum ersten Mal auf diese Weise durch die Fenster und kündigen den baldigen Frühling an. Zumindest ist das der Plan.

Verblüfft bin ich gegenwärtig von der baskischen Schriftstellerin Eva García Sáenz, deren „Stille des Todes“ von 2016 ich gerade lese, aber dazu werde ich gesondert noch kommen.

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