Fairy Tale / Stephen King

Fairy Tale Cover

Wenn ein Roman in jüngster Zeit sich gut in das hier besprochene Stephen-King-Multiversum einfügt, dann ist es dieser, den man am ehesten im King-Kanon in eine Reihe mit „Die Augen des Drachen“, die Romane um den dunklen Turm, dem Talisman oder „The Wind through the Keyhole“ (bei uns „Wind“) stellen kann.

Die alternative Märchenwelt des Buches kombiniert Grimmsche Märchenelemente mit Lovecraftschem kosmischem Horror, aber es dauert eine Weile, bis man dort ankommt. Charlie Reade, der Protagonist des Buches, beginnt seine Reise durch den Weltbrunnen erst nach etwa einem Viertel des Buches. Zunächst aber baut King das sorgfältige Porträt von Charlies Leben in der kleinen Stadt Sentry in Illinois auf. Dann aber fließt alles von Rumpelstilzchen bis zu den drei kleinen Schweinchen über Star Wars und den Hunger Games in diese mitreißende Coming-of-Age-Geschichte, die eine Erzählung von menschenfressenden Riesen, elektrischen Zombies, Duellen auf Leben und Tod, einem grausamen Herrscher und einer schönen Prinzessin umspannt.

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Stephen King Re-Read: Nachtschicht

Zu Beginn seiner Karriere wollte niemand wollte eine Kurzgeschichtensammlung von Stephen King veröffentlichen. Als aber Shining, sein erster Hardcover-Schlager, gleich nach Carrie einschlug wie eine Bombe, begann seine Karriere auf Hochtouren zu laufen. Doubleday hatte King unter Vertrag und verlangte einen weiteren Roman im folgenden Jahr, aber King war mit einem Buch zugange, von dem es schien, als könne er es niemals beenden: Das letzte Gefecht. Ohne vorhersagen zu können, wie lange er noch brauchen würde, schlug er seinem Verlag vor, eine Sammlung mit Kurzgeschichten herauszugeben, die er für verschiedene Magazine wie Cavalier, Penthouse und Cosmopolitian geschrieben hatte, zusammen mit einem Vorwort von King selbst und vier neuen Storys.

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Fritz Leiber: Hexenvolk

Er war ein brillanter Schachspieler, Prediger, Lehrer, ein Meister im Fechten, Theaterschauspieler (vornehmlich für Shakespeare-Rollen), und hatte sogar einen Film mit Greta Garbo zusammen gedreht. Der große Wurf allerdings gelang ihm im Zusammenhang mit einem Spiel: Dungeons & Dragons, dem Klassiker des Rollenspiels, für das die bahnbrechende epische Heldengeschichte von Fafhrd und dem Grauen Mausling Pate stand. Bis heute sind deren Abenteuer die bekanntesten Geschichten des großen amerikanischen Autors.

Dabei legte Leiber den Fokus gar nicht so sehr auf das Schreiben, begann damit erst in seinem dreißigsten Lebensjahr, freilich unter dem Einfluss von Autoren wie Lovecraft (der sein Mentor wurde), Carl Jung, Robert Graves oder Joseph Campbell.

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Genretalk über Phantastik

Genretalk

Zauberwelten-Online ist ein phantastisches Magazin, auf dem Games, Tabletop, LARP und Anderes besprochen wird. Aber es gibt eben auch eine literarische Sektion. Relativ neu ist da der Genre-Talk, den Andreas Giesbert in gewissen Abständen mit Protagonisten unterschiedlichster Genres führt, um an Ende eine reichhaltige und diverse Kolumne zu erhalten. Mich hat es sehr gefreut, dass ich mit ihm über das Thema der Phantastik ganz allgemein plaudern durfte. Networking ist ja nicht unbedingt unser aller Stärke hierzulande. Umso notwendiger sind solche Rubriken.

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Jörg Kleudgen(Hg.):Xulhu (Blitz Verlag)

Jörg Kleudgen - Xulhu
Blitz

Wenn man sich etwas im Netz umsieht, dann gibt es eine unüberbrückbare Kluft zwischen den Anhängern von Festas „Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ und „H.P. Lovecrafts Schriften des Grauens“ aus dem Blitz-Verlag, obwohl beide Titelreihen eigentlich bei Blitz entstanden sind. über diese Querelen möchte ich mich an dieser Stelle nicht auslassen, aber während Festa mit seiner Reihe einen Schlussstrich gezogen hat, konnte Blitz keinen Geringeren als Jörg Kleudgen für die Redaktion gewinnen.

Die Anthologie „Xulhu“ ist eine der neueren Veröffentlichungen dieser Reihe, allesamt schön aufgemachte Taschenbücher. In vorliegendem Fall wurde das Cover von Ernst Wurdack gezeichnet, und ich gehe wirklich selten auf Cover ein, aber wenn man sich die meisten Cover heutzutage anschaut – vor allem bei den Publikumsverlagen – wird einem schlecht. Da ragt der Blitz-Verlag wie ein gewaltiges Felsmassiv hervor.

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Tiefe Schatten und lichter Schrecken: Auftakt zu „Echos aus dem Hades“

Hallo Freunde draußen an den Radiogeräten, ich begrüße euch zum Auftakt einer Sendereihe über die Frage nach dem, was Horror eigentlich ist. Im Phantastikon-Magazin, das 2014 gegründet wurde und aus dem sich dann der Podcast herausschälte, war dies eine Artikelserie, an der sich viele englischsprachige Autoren und Herausgeber beteiligt hatten. Und weil ich die hervorragenden Texte nicht unter den Tisch fallen lassen wollte, habe ich mich dazu entschlossen, sie jetzt auch als Sendung anzubieten. Das heutige Skript stammt von Richard Gavin, und von ihm werden auch die ersten sechs dieser Sendungen stammen. In unserer Rubrik „Horror Vacui“ war das eine kleine Miniserie mit dem Titel „Echos aus dem Hades“.

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Die alte Angst

H.P. Lovecraft schrieb einst den berühmten Satz:

„Das älteste und stärkste Gefühl der Menschheit ist Angst, und die älteste und stärkste Angst ist die Angst vor dem Unbekannten.“

Ich bin weit davon entfernt, dem Propheten aus Providence zu widersprechen, will allerdings anmerken, dass die älteste Angst die Angst vor dem Tod ist. Das Unbekannte ist in der Regel nur beängstigend, wenn Sie der Meinung sind, es könnte Sie verletzten – oder Schlimmeres. Unsere prähistorischen Vorfahren ängstigten sich vor einem Geräusch in der Dunkelheit, weil sie, oft aus gutem Grund, fürchteten, die Ursache des Geräuschs könnte sie töten. Und diese Urangst hat uns nie verlassen. Es steckt fest verankert in unseren Köpfen als ein Mechanismus der Selbsterhaltung. Die Angst vor dem Tod hat uns überleben lassen. Und sie hört nicht auf, uns zu faszinieren.

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