Die Erinnerung ist aus den Gegenständen herausgeblasen, ihre Be deutung leer. Es scheint für alles einen Zwilling zu geben, jeder real existierende Gegenstand ist gleichzeitig das Requisit eines Traumes. Diese Regale hier unten sind müde Bretter, aus einem toten Forst gebrochen, verwandelt, unseren Knochen so ähnlich, wenn sie zerstoßen, zermahlen, genagelt oder verschraubt die Flaschen Wein umkrallen, im Kellerstaub auf Nachschub warten, denn es sind noch Plätze frei.
Der Mond leuchtet den Wichteln, Trollen, Barstukken, leuchtet je nen, die selbst nicht glühen und in ihrer hölzernen Hand keine La terne mitspazieren lassen. Stock und Stein, Wurzeln, Farne: leuch tet der Prozession hinunter ins Dorf! Wölfe küssen feucht.
»Was ist mit den Räubern?« Sie lercht, lächelt nicht in ihren Gum mistiefeln, die ihr bis knapp unter die Knie reichen; sie bie gen sich noch kaum, starren um ihr schmales Gesöck herum, stempeln die halbtrockene (halbnasse) Erde, ritzen Dagewesenes hinein.
Und dann gibt die Erde nach; sie stampft noch etwas tiefer, blickt mit gemarterten Augen auf zu den Gesichtswipfeln, die vor einem aschfahlen Himmel wippen, Bärte daran gekauert.
In der Nacht wollte sie die Erinnerungen zähmen. Am Tage, sagte sie, gelänge ihr das nicht, weil sie ständig in die Einsamkeit hin einsehen müsse, die sie zwischen zwei Menschen entdecke. Sie sagte, sie suche gern Dinge oder Orte, mit denen sie einen Pakt zur Animation ihres persönlichen Dramas geschlossen habe, wieder auf.
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