Der Böhmwind – Dritter Teil

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Der Böhmwind – Zweiter Teil

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Der Böhmwind – Erster Teil

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Die nackten Ufer des Strandes

An den nackten Ufern, festgestampfter Sand und nass, stehe ich und rufe dich: Komm!
Du willst ankern, aber nirgendwo ist das Land fest genug, nirgendwo ist die Zeit stabil, eine Lücke, wo wir stehen. Fische erhüpfen sich kristallene Insekten, die Wasseroberfläche kocht. Ein Huhn ohne Kopf, vom Hunger der Menschen gerichtet, flappt gegen die Sonne, eine Mücke im Licht. Der Wille ist ein letztes Aufbäumen, der Kopf auf dem Hackstock döst. Ein Huhn, ein Ikarus, ein Sonnenstrahl. Der Kopf liegt auf dem Hackstock und döst, aber sein Körper flattert nach Süden, fällt über einer Holzwippe zu Boden. Sie zieht ihre karierten Strümpfe über ihre weiße Haut, trägt nichts mehr außer ihrem Flaum, der sich im Wind, der das Huhn noch einige Meter durch die Lüfte wirft, aufrichtet. Angelruten stecken fest in der Erde. Komm! Mit dem Blut werden wir uns reinigen von der Reise, die hier endet. Ich halte die Axt, die uns stützen wird.

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Vom Verschwinden

Das Verschwinden um uns herum ist bizarr. Es beginnt mit Kleinigkeiten: ein Café wird aufgegeben, die Adresse eines Freundes stimmt nicht mehr, oder die Erinnerung verblasst und reiht sich ein in die Prozession toter Clowns, die von der anderen Seite winken. Sie tun das nur in einer Stadt mit Fluss, wo sich das Rechts vom Links trennt, oder das Nord vom Süd. Gemeinhin nennt man das Verschwinden auch Veränderung. Die Worte sind jedoch nicht dasselbe; die Veränderung kann ohne Verschwinden auskommen, auch wenn trotzdem ein bestimmter Teil nicht mehr vorhanden ist, das Verschwinden aber hat etwas Geisterhaftes in seiner veränderten Form und bedeutet einen völligen Verlust. Ich kenne das Verschwinden sehr gut, es widerfährt mir in so vielen Gesichtern.

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Die Strophen der Glocke

Das Dorf war voller Figuren, die sich aus dem Schatten wölbten.
Damals konnte ich sie nicht sehen, erst sehr viele Jahre später
fiel es mir wieder ein. Es fiel mir zum ersten Mal ein, als ich
eine gedankliche Reise unternahm, um zu sehen, ob sich
meine Erinnerung schon verändert hat. Es war also immer
etwas da draußen, der Sommer stets nur eine Erwartung.

Einst ein Läuten, gar nicht fern vom Standort
des großen Klangspektrums; ein Ritter könnte klirren, aber
er könnte nicht seinen Kopf abnehmen
wie der Hesse im schläfrigen Dorf, dem der Lehrer die Leviten las –
oder etwas anderes las, das die Strafe bedingt. Ein
Landstrich der Feen, menschenschlächterisches Nichtmenschengeschlecht,
blutsäuferische Bluttäufer, rotgestrickt und ohne Ort.

Wir haben unsere Sicheln abgeschliffen, ein warnendes Syndrom,
um die Glocke zu begleiten durch den Lehm.
Ein festsitzender Strunk wird uns die Ausrede sein,
verzögert anzulangen. Die Schattengesichter federn
ihre fragilen Züge durch eine Reihe unüberlegter Handlungen.

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Die Gefilde Roms

Numa Pompilius, der sich mit der Nymphe Egeria verbuhlt hatte, studierte nicht wenig die Weisheiten der Assyrer. Er besaß von ihnen nun die Kunst der Erzeugung und Lenkung des Blitzes. Aber bereits sein Nachfolger im alten Rom, Tulius, lenkte den Blitz so schlecht, daß er von ihm erschlagen wurde und somit das Geheimnis verlorenging. Wenn es heute über mich hinweg donnert, dann zögere ich nun nicht mehr, der Karte zu folgen, die sich durch das Blitzgewitter erkennen lassen wird. Dahin habe ich mich gebracht, und all die angehäuften Schriften waren nur mehr Klatsch gegen die echten Grimoiren, Bücher, die so unscheinbar waren, daß man sich nicht einmal ihres Autors versicherte, sie nicht einmal in die Hand nahm; in so einem schlechten Zustand fanden sie sich. Um als Zauberbücher auch wirklich erkannt werden zu können, müßten sie jedoch auch mit ihrer Fertigung prahlen, man muß ihnen gleich ansehen, daß einen der Geist darin völlig erschlägt, man muß dem Buch ansehen, daß man es nicht begreifen wird, die ausschwitzende Aura muß das Gelüst nach Jahrhunderten entfachen, in die hinein wir uns dann breitbeinig zu stellen wagen, um zu rufen : »Kommet, ihr Weltgeschichtler! Streunt an mir vorbei! zwickt mich in mein fettes Hinterteil, ich will denn auch meinen Arsch aus der Träumerei erwachen sehen! – hier wird jetzt in die Geschichte hinein geschissen, geradewegs hinein in Napoleons Schlachten kacken wir! – in die Gefilde Roms hinein!«

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