Die Vampirin vom Amazonas

Habt ihr schon einmal von Marie Camille Monfort gehört?

Vor kurzem, im Juni 2023, tauchten in den sozialen Netzwerken Bilder einer angeblichen lyrischen Sängerin auf, die Ende des 19. Jahrhunderts lebte, aus Frankreich eingewandert war und sich in der Stadt Belém do Pará in Brasilien niedergelassen hatte.

Die Geschichte für diejenigen, die sie nicht gelesen haben, lautet wie folgt:

CAMILLE MONFORT, DIE VAMPIRIN DES AMAZONAS

Camille
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Die Anfänge der Schauerliteratur

Gleich zu Beginn müssen wir zunächst über eine übersetzungstechnische Definition sprechen. Schauerliteratur meint hier Gothic Fiction. Das ist – wie so oft – kein adäquater Ersatz, soll uns aber hier vorerst genügen.

Was genau ist Schauerliteratur?  Und auch hier stellen wir fest, dass es keine konkrete Definition gibt, ob wir das Genre nun Gothic nennen oder nicht. Aber es gibt einige Elemente, die Schauergeschichten tendenziell gemeinsam haben. Aber nicht alle Schauermären, ob nun als Literatur oder als Film, enthalten all diese Elemente.

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Die Blutlust der Elizabeth Bathory

Im Abendlicht bog sich das nur schemenhaft zu erkennende Gebäude in die Länge. Das im Nebel liegende Anwesen selbst verlor sich im Nichts der Karpaten. Der Horizont wurde beherrscht von einer drohenden, schwerfälligen Masse unbestimmter Formen, die kaum mehr von einer vergeblichen Sonne durchdrungen werden konnte. Jahrmillionen alte Berge bissen in das weiche, fahle Himmelsfleisch und bildeten einen Klumpen konzentrierter Bösartigkeit.

Durch das darunter liegende Schloss zog die Karawane der Träume, angeführt von allerlei absonderlichen Gestalten, Gauklern und Scharlatanen in dunklen Kleidern.

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Mercy Brown – Vampirin wider Willen

Die Geschichte der Vampire ist umstritten. Manche behaupten, sie seien „so alt wie die Welt“. Neuere Forschungen deuten jedoch darauf hin, dass unser Glaube an Vampire und Untote in 18. Jahrhundert entstand, als die ersten europäischen Berichte über dieses Phänomen erschienen.

Wir wissen, dass 1732 das Annus Mirabilis des Vampirs war. In diesem Jahr wurden 12 Bücher und 4 Dissertationen zu diesem Thema veröffentlicht. Laut dem Gothic-Experten Roger Luckhurst taucht der Begriff „Vampir“ in diesem Jahr zum ersten Mal auf. Archäologische Funde ungewöhnlicher Bestattungen in Europa in den letzten Jahren legen jedoch nahe, dass der Glaube an Vampirismus und Wiedergänger die Menschen schon vor 1500 beschäftigte.

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Die Welt bei Kerzenschein (Folklore und Legenden)

Folklore und Legenden sind Teil eines Vermächtnisses unserer ursprünglichen Ängste, die in der Morgendämmerung der Menschheit ihren Ursprung haben, als die Welt noch vom Übernatürlichen dominiert war: Wälder, Hügel, Berge und Flüsse waren der Lebensraum von alten, unsichtbaren Dingen. Leben bedeutete, im Schatten dieser Geheimnisse zu leben. Kerzen drückten die tiefe Angst des Menschen aus, nur in einem kleinen Lichtkreis inmitten einer riesigen, dunklen Welt zu leben.

Dieses Motiv ist eine Konstante in fast jedem Mythos. Hrothgar, der König der Dänen, erbaute eine große Festhalle in den wilden Mooren Dänemarks und brachte damit das Licht und das Lachen der Menschen in die dunkle Landschaft seines Reiches. Grendel, einer der drei Gegenspieler des Beowulf, zahlt es den Eindringlingen in sein Gebiet heim, indem er sich nachts in die Halle schleicht und alle Anwesenden ermordet. Die goldenen Tapeten sind abgerissen, die Lichter der Halle erloschen, und das Moor liegt wieder still und leise da.

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Spring-Heeled Jack – Der Terror von London

Ende 1837 begann sich um Clapham in Südlondon eine Welle der Panik auszubreiten. Etwas Schreckliches taumelte aus dem Nebel und überfiel die Anwohner. Eine ältere Dame, die den Friedhof von Clapham besuchte, war eine der ersten, die auf die beängstigende Gestalt traf. In einen dunklen Umhang gehüllt, mit einem Hut, der über das Gesicht gezogen war, sah sie, wie er einen unmöglichen Sprung über den hohen Zaun machte und in der Dunkelheit verschwand.

Etwa zur gleichen Zeit berichtete ein junges Mädchen namens Mary Stevens von einer Begegnung mit derselben seltsamen Gestalt. Sie tat einen riesigen Sprung aus einer dunklen Gasse, griff das Mädchen an und riss ihre Kleidung mit ihren kalten, feuchten Krallen auf. Das Mädchen schrie um Hilfe und die Kreatur floh. In der nächsten Nacht sprang eine ähnliche Figur auf einen Pferde-Bus zu, der daraufhin verunglückte. Mehrere Zeugen sahen, wie das Wesen das Weite suchte, indem es über eine 3 Meter hohe Wand sprang und mit einem schrillen Lachen in der Ferne verschwand.

Bald erreichten die Nachrichten über die Angriffe auch die Behörden. Der Bürgermeister Sir John Cowan erhielt einen anonymen Brief, in dem er auf die Menge von Angriffen aufmerksam gemacht wurde. Cowan wies den Brief zunächst als wilden Unsinn zurück. Innerhalb weniger Wochen wurde er jedoch mit ähnlichen Berichten über Attacken in ganz London überflutet und war gezwungen, eine öffentliche Versammlung einzuberufen, um die Verbrechenswelle zumindest zu diskutieren. Mittlerweile war auch die Boulevardpresse involviert. Während die ersten Berichte sehr unterschiedlich ausfielen, wurden in diesen einschlägigen Zeitungen Aussehen und Vorgehensweise der Erscheinung definiert, und ihr berühmter Name – Spring Heeled Jack – wurde geboren.

Ein gefundenes Fressen für die Presse

Den Zeitungen zufolge hatte Jack spitze Ohren und eine hakenförmige Nase, heftige Krallen und leuchtend rote Augen. Unter einem dunklen Umhang trug er enganliegendes Ölzeug. Einig war man sich auch über seine wundersame Fähigkeit, über große Höhen zu springen. In den 1830er Jahren wurde die Besteuerung von Papier und Druck stark reduziert, was zu einem Boom billiger populärer Printmedien, Zeitungen und einer Art früher Graphic Novels namens Penny Dreadfuls führte. Diese Publikationen waren hungrig nach reißerischen Geschichten über Verbrechen und Horror, und die Geschichten von Spring Heeled Jack erregten sofort ihre Fantasie. In den Penny Dreadfuls wurde Jack zu einer Art frühem viktorianischen Superschurken, seine Fähigkeiten und sein Aussehen wurden massiv übertrieben. Jetzt machte er seine Sprünge über ganze Gebäude; manchmal konnte er sogar fliegen. Seine Augen leuchteten rot, und er konnte blaues Feuer aus seinem Mund spucken.

In der Zwischenzeit war der echte Spring Heeled Jack dabei, seinen berühmtesten und am besten dokumentierten Angriff vorzubereiten. Im Februar 1838 öffnete die Teenagerin Jane Alsop im Osten Londons die Tür, um von einer schattenhaften Gestalt begrüßt zu werden. “Ich bin Polizist. Um Himmels willen, bring mir ein Licht, denn wir haben Spring Heeled Jack hier in der Straße erwischt!”

Der berühmte Zwischenfall

Jane holte dem Mann eine Kerze und war erschrocken von seinem seltsamen Aussehen. Plötzlich warf er seinen Umhang ab und attackierte das Mädchen. Seine Augen leuchteten rot, und er spuckte blaue Flammen, als er sie mit seinen Metallkrallen packte. Mit Hilfe ihrer Schwester gelang es dem Mädchen schließlich, sich aus Jacks Griff zu befreien und sich in die Sicherheit des Hauses zurückzuziehen.

Ob Jane die seltsamen Aspekte von Jacks Auftritt übertrieben hatte, vielleicht beeinflusst durch Presseberichte, wird man nie klären können, aber das Geschehen ging in die Geschichte ein, denn die Polizei und der Richter beurteilten ihren Bericht als authentisch. Trotz der scheinbaren übernatürlichen Qualitäten, die Jack besaß, waren sich John Cowan, der Oberbürgermeister und die Metropolitain Police sicher, dass die Angriffe von einem Menschen aus Fleisch und Blut begangen wurden. In den Wochen vor dem Fall Alsop hatte es ähnliche Sichtungen gegeben, und es wurden mehrere Täter verdächtigt – ein Maurer namens Payne war ebenso darunter wie ein Schreiner namens Millbank. Es gab jedoch keinerlei Beweise für deren Schuld.

Eine aufkommende Theorie besagte, dass die Angriffe von einer Gruppe dekadenter Adliger ausgeführt wurden, die miteinander wetteiferten. Die Vorstellung, dass der verkommene junge Adel eine Bedrohung für die Gesellschaft sein könnte, war damals sehr weit verbreitet, besonders in der populären Presse der Arbeiterklasse.

Der wilde Marquess

Die am häufigsten in der Presse erwähnte Person war jedoch der 3. Marquess von Waterford, Henry de La Poer Beresford.

Beresford war im Volksmund als der “Mad Marquess” bekannt, wegen seiner ungeheuerlichen Streiche und Possen, zu denen er sich im betrunkenen Zustand hinreißen ließ. Zum Zeitpunkt der ersten Vorfälle hielt er sich in London auf. Steckte er hinter den mysteriösen Taten des Spring Heeled Jack? Aristokraten wurden erstmals 1838 in einem anonymen Brief an den Lord Major als Verdächtige genannt. In Folge dessen wurde auch der Name des Marquess von Waterford mit dem Fall in Verbindung gebracht.

Der Marquess of Waterford
Der Marquess of Waterford (1840)

Es ist nicht schwer zu verstehen, warum er als Verdächtiger galt. Ende der 1830er Jahre war er für seine Trunkenheit, seinen Vandalismus, seine Streiche und sein ungeheuerliches Verhalten berüchtigt. Viele seiner höllischen Possen wurden in der Presse ausführlich dargestellt, insbesondere der berühmte Vorfall in Melton Mowbray, der zu dem Satz “die Stadt rot färben” führte. Nach einer Fuchsjagd verwüsteten Waterford und sein Gefolge während ihrer Randalen im volltrunkenen Zustand das Stadtzentrum mithilfe roter Farbe.

Der Marquess, ein ehemaliger Boxer, war zum Zeitpunkt der Sichtungen jung und athletisch und hätte Jacks weniger ausgefallene körperliche Leistungen durchaus ausführen können. Auch wurde gesagt, dass er eine besonders grausame Ader habe. Es scheint also nicht weit hergeholt zu sein, ihn auch hinter Spring Heeled Jack zu vermuten.

1880 nannte E. Cobham Brewer, Autor des “Brewer’s Dictionary of Phrase and Fable”, Waterford Jack, auch wenn es unklar ist, worauf er sich genau bezieht und wie er zu diesem Schluss kommt. Brewer schrieb, dass der Marquess – „… sich amüsierte, indem er überraschend auf Reisende losging, sie erschreckte, und von Zeit zu Zeit andere seinem dummen Beispiel folgten„.

Der Autor Peter Haining schrieb 1977 den einflussreichsten modernen Artikel über das Spring Heeled Jack-Phänomen. Sein Buch “The Legend and Bizarre Crimes of Spring Heeled Jack” nannte ebenfalls den Marquess von Waterford als Täter. Allerdings wurde die Zuverlässigkeit von Hainings angeblichen Beweisen von einigen Historikern in Frage gestellt. Haining vermutete, dass sich der Marquess durch schlechte Erfahrungen, die er mit Frauen und der Polizei gemacht hatte, gedemütigt gefühlt hatte. Zusammen mit seinen reichen Gefährten träumte er von der Idee des Spring Heeled Jack, um Rache zu nehmen. Mit Hilfe von Freunden, die Erfahrung mit Mechanik hatten, hätte Waterford spezielle Stiefel mit Federabsätzen konstruieren können, um Jacks unglaubliche Sprungkraft zu erreichen.

Laut Haining hatte der Marquess sogar das Feuerspucken gelernt!

Einer der Gründe, warum Waterfords Name als Verdächtiger aufgetauchte, war die Tatsache, dass seine Präsenz in London mit den ersten Spring Heeled Jack-Angriffen zusammenfiel. Der Marquess von Waterford lebte in den Jahren 1837 und 1838 im Umkreis der ersten Überfälle, und als er 1842 aus London abreiste, gingen die Berichte über weitere Jack-Sichtungen zurück.

Der sanfte Marquess

Waterford kehrte mit seiner neuen Frau nach Irland zurück und wandte sich Berichten zufolge von grausamen Witzen ab, um bis zu seinem Tod 1859 ein respektables Leben zu führen. Dennoch gab es weitere Augenzeugenberichte über Spring Heeled Jack. Wenn Waterford also für die frühen Angriffe verantwortlich war, dann müssten diese Fälle auf Nachahmer zurückzuführen sein.

Ein weiterer Beweis dafür, dass der Marquess von Waterford der ursprüngliche Spring Heeled Jack gewesen sein könnte, gründet sich auf der Ähnlichkeit zwischen den Wappen auf Jacks Brust und dem von Waterford. Eines von Jacks Opfern, ein junger Dienerjunge in einem Haushalt in Südlondon, entkam der Begegnung mit dem Monster mit nicht mehr als einem Schrecken. Jedoch bemerkte er angeblich ein aufwendig besticktes Wappen auf dem Kostüm des Angreifers, das mit dem Buchstaben W versehen war. Hätte das W für Waterford stehen können? Vielleicht hatte sich der Marquess ein altes Stück Familiengewand mit Wappen angeeignet, um sein Kostüm zu vervollständigen?

Das Hauptproblem bei der Identifizierung des Marquess von Waterford als Spring Heeled Jack ist das Fehlen von überprüfbaren historischen Beweisen, die ihn als Täter untermauern. Wie ein Großteil der Geschichte sind Fakten und Fiktionen im Laufe unzähliger Nacherzählungen zu einer Einheit verschmolzen. Ende des 19. Jahrhunderts wurden regelmäßig wilde Geschichten über Jack als historische Figur erzählt. Vor allem die Groschenromane übertrieben die echten Angriffe und erfanden völlig neue hinzu. Viele der angeblichen übernatürlichen Attribute von Jack stammen ebenfalls aus diesen Veröffentlichungen.

Nach Ansicht einiger Historiker basieren viele der Fakten, die Waterford mit Spring Heeled Jack in Verbindung bringen wollen, mit ziemlicher Sicherheit auf späteren fiktiven Verzierungen. Die Geschichte des jungen Dieners, der den Buchstaben W auf Jacks Kostüm erkannte, ist in keinem zeitgenössischen Zeitungsbericht zu finden. Sie stammt wahrscheinlich aus einer der unzähligen späteren Nacherzählungen, die versuchten, die Verbrechen Waterford unterzuschieben.

Eine weitere häufig zitierte Spring Heeled Jack-Begegnung scheint ebenfalls völlig aus der Luft gegriffen zu sein. Ein junges Mädchen namens Polly Adams erinnerte sich an einen “teuflischen Adligen” mit wulstigen Augen, der sie auf der Blackheath Fair angriff. Auch hier gibt es keine Aufzeichnungen über diesen Angriff in zeitgenössischen Quellen. Der Zweck dieser klar fiktiven Geschichte wird deutlich, wenn man die physische Erscheinung des Marquess von Waterford in Betracht zieht. Dem irischen Aristokraten wurden ungewöhnlich hervorstehende Augen nachgesagt, was darauf hindeutet, dass der apokryphe Polly Adams-Angriff ein weiterer skurriler Versuch war, die Verbrechen mit Waterford in Verbindung zu bringen.

Die Erzsébet Báthory-Besessenheit im Zeitalter des Internets

1996 war das Internet noch jung, und niemand interessierte sich für Erzsébet Báthory, eine ungarische Gräfin, die um die Jahrhundertwende lebte und starb und möglicherweise Hunderte von Dienstmädchen ermordete. Niemand, bis auf den 47-jährigen Dennis Báthory-Kitsz, der eine Oper über sie schreiben wollte. Er hatte Material gesammelt – eine Skizze, eine Bibliografie und einige Fotos von einer Reise zu einem ihrer Schlösser. Um das alles zu organisieren, richtete er die Website bathory.org ein. Sie sollte eine private Ecke im Internet sein, in der Dennis seine Gedanken sammeln konnte – „im Grunde ein Dokument“, sagt er. Aber dann kamen die Fangirls.

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